Marxistisches Glossar zum Studium des Antiimperialismus

Das folgende Glos­sar ist eine Samm­lung von Begrif­fen zum Thema Inter­na­tio­na­lis­mus und Anti­im­pe­ria­lis­mus. Sie spie­geln die marxis­tisch-leni­nis­ti­sche Analyse der DDR zwischen den 1960er und 1980er Jahren wider. Wir veröf­fent­li­chen sie hier ohne kriti­sche Kommen­tare, um eine wich­tige Quelle für alle Inter­es­sier­ten zu Verfü­gung zu stel­len. Analy­sen zu den Stra­te­gien und der Praxis der sozia­lis­ti­schen Staa­ten sind auf der Forschungs­platt­form „Freund­schaft!“ zu finden.

 

Die Defi­ni­tio­nen stam­men größ­ten­teils aus den Wörter­buch­rei­hen des Dietz-Verla­ges, die von Kollek­ti­ven sozia­lis­ti­scher Wissen­schaft­ler mitver­fasst wurden. Wo es notwen­dig ist, bezie­hen sich die Defi­ni­tio­nen auch auf die Arbei­ten einzel­ner Wissen­schaft­ler. Alle Quel­len sind entspre­chend vermerkt. Am Ende befin­det sich eine voll­stän­dige Bibliographie.

 

Bei Inter­esse an bestimm­ten Begrif­fen, die hier nicht aufge­führt sind, schreibt uns gerne: kontakt@ifddr.org

Stichwortverzeichnis 

Bewegung nichtpaktgebundene Staaten

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Gesamt­heit von rund einhun­dert Ländern, die das Prin­zip der Nicht­pakt­ge­bun­den­heit verfol­gen und glei­che oder ähnli­che Forde­run­gen wie die sozia­lis­ti­schen Staa­ten zur Gestal­tung der inter­na­tio­na­len Bezie­hun­gen stellen.“

D. Weide­mann, Zur Evolu­tion der Non-alignment-Poli­tik afro-asia­ti­scher Staa­ten mit kapi­ta­lis­ti­scher Entwick­lungs­rich­tun­gen (1974):

„Das Nona­lignment kann in seiner Grund­kon­zep­tion nicht mit Passi­vi­tät, mit der tradi­tio­nel­len bürger­li­chen mili­tä­ri­schen Neutra­li­tät gleich­ge­setzt werden, sondern wurde als natio­nal und inter­na­tio­nal aktive Poli­tik formu­liert. Am deut­lichs­ten kommt dieser Anspruch im Termi­nus „posi­tive Neutra­li­tät“ zum Ausdruck. Wenn man die Krite­rien analy­siert, ergibt sich, daß der Nicht­pakt­ge­bun­den­heit unab­weis­bar eine anti­ko­lo­niale und anti­im­pe­ria­lit­si­che Grund­ten­denz eigen ist. … Ande­rer­seits wird deut­lich, daß die Poli­tik der Nicht­pakt­ge­bun­den­heit in eini­gen Grund­fra­gen – Haltung zu den sozia­lis­ti­schen Staa­ten, Erkennt­nis der prin­zi­pi­el­len Unter­schiede zwischen Sozia­lis­mus und Impe­ria­lis­mus, […] – sicht­bar und bei einer Reihe von Staa­ten in der außen­po­li­ti­schen Praxis auch folgen­schwer hinter dem histo­risch und poli­tisch Notwen­di­gem zurückbleibt. […]

Zunächst muß unter­stri­chen werden, daß die Nicht­pakt­ge­bun­den­heit eine außen­po­li­ti­sche Konzep­tion ist, der die Klas­sen­in­ter­es­sen der bürger­li­chen Kräfte zugrun­de­lie­gen und deren ideo­lo­gi­sche Basis der Natio­na­lis­mus ist. Ein über den Klas­sen stehen­des Nona­lignment exis­tiert nicht. […] Das Nona­lignment ist also ein vom Charak­ter her bürger­li­ches bzw. klein­bür­ger­li­ches, viel­fach vorder­grün­dig natio­na­lis­ti­sches Heran­ge­hen an die Grund­fra­gen der inter­na­tio­na­len Poli­tik und an die außen­po­li­ti­schen Erfor­der­nisse der natio­na­len Befrei­ungs­re­vo­lu­tion. Aus diesem bürger­li­chen Klas­sen­we­sen resul­tie­ren die Schwan­kun­gen und Inkon­se­quen­zen in der Außen­po­li­tik der nicht­pakt­ge­bun­de­nen Staaten. […]

Es wird also deut­lich, daß man das Nona­lignment trotz seiner großen inter­na­tio­na­len Bedeu­tung und seiner herr­schen­den Rolle in Asien und Afrika keines­wegs als konse­quent anti­im­pe­ria­lis­ti­sche Außen­po­li­tik bezeich­nen kann und auch nicht unab­hän­gig von Zeit und Raum mit der Außen­po­li­tik der Staa­ten Asiens und Afri­kas gleich­set­zen kann. Die gesetz­mä­ßige sozi­al­öko­no­mi­sche und poli­tisch-ideo­lo­gi­sche Diffe­ren­zie­rung dieser Staa­ten führt ebenso gesetz­mä­ßig und unver­meid­lich zu einer Diffe­ren­zie­rung ihrer Außenpolitik. […]

Die außen­po­li­ti­sche Grund­hal­tung der nicht­pakt­ge­bun­de­nen Staa­ten hat trotz vieler Schwan­kun­gen und Inkon­se­quen­zen und unab­hän­gig vom Willen der bürger­li­chen Führungs­kräfte eini­ger Länder objek­tiv anti­im­pe­ria­lis­ti­sche Wirkun­gen hervor­ge­bracht, hat die impe­ria­lis­ti­sche Stra­te­gie und Poli­tik erschwert, hat die Posi­tion des Impe­ria­lis­mus in den inter­na­tio­na­len Bezie­hun­gen geschwächt.”

Die Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Längere Zeit­ab­schnitt in der Geschichte der Mensch­heit, dessen Haupt­in­halt die Ablö­sung der kapi­ta­lis­ti­schen Gesell­schafts­for­ma­tion durch die kommu­nis­ti­sche Gesell­schafts­for­ma­tion im Welt­maß­stab ist. Während der Bera­tung der kommu­nis­ti­schen und Arbei­ter­par­teien 1960 in Moskau wurde die wissen­schaft­li­che Bestim­mung der Epoche kollek­tiv erarbeitet.

‚Unsere Epoche, deren Haupt­in­halt der durch die Große Sozia­lis­ti­sche Okto­ber­re­vo­lu­tion einge­lei­tete Über­gang vom Kapi­ta­lis­mus zum Sozia­lis­mus ist, ist die Epoche des Kamp­fes der beiden entge­gen­ge­setz­ten Gesell­schafts­sys­teme, die Epoche der sozia­lis­ti­schen Revo­lu­tion und der natio­na­len Befrei­ungs­re­vo­lu­tio­nen, die Epoche des Zusam­men­bruchs des Impe­ria­lis­mus und der Liqui­die­rung des Kolo­ni­al­sys­tems, die Epoche des Über­gangs immer neuer Völker auf den Weg des Sozia­lis­mus, die Epoche des Trium­phes des Sozia­lis­mus und Kommu­nis­mus im Welt­maß­stab. Es ist das Haupt­merk­mal unse­rer Zeit, dass das sozia­lis­ti­sche Welt­sys­tem zum ausschlag­ge­ben­den Faktor der mensch­li­chen Gesell­schaft wird.‘

Der Charak­ter unse­rer Epoche wird durch die soziale Haupt­kraft der gegen­wär­ti­gen Epoche, die Arbei­ter­klasse, in stets wach­sen­dem Maße geprägt. … Die Arbei­ter­klasse und das von ihr geschaf­fene sozia­lis­ti­sche Welt­sys­tem brin­gen mit ihren Inter­es­sen und ihrem Kampf für Frie­den, Demo­kra­tie und Sozia­lis­mus alle progres­si­ven Bestre­bun­gen unse­rer Zeit am konse­quen­tes­ten zum Ausdruck.

Der Über­gang vom Kapi­ta­lis­mus zum Sozia­lis­mus voll­zieht sich inter­na­tio­nal und wird von den drei revo­lu­tio­nä­ren Haupt­strö­men voran­ge­führt, durch die bereits wesent­li­che Verän­de­run­gen errun­gen wurden. […] Der Grund­wi­der­spruch zwischen Kapi­ta­lis­mus und Sozia­lis­mus bildet den grund­le­gen­den Gegen­satz unse­rer Epoche. […] Die allsei­tige Stär­kung des Sozia­lis­mus, die Akti­ons­ein­heit der drei revo­lu­tio­nä­ren Haupt­strö­men und das Bünd­nis aller Kräfte, die für die elemen­tars­ten Exis­tenz­be­din­gun­gen der Mensch­heit kämp­fen, das alles ist entschei­dend für die weitere progres­sive Verän­de­rung des inter­na­tio­na­len Kräf­te­ver­hält­nisse, für den Ausgang des Kamp­fes zwischen Krieg und Frie­den, der für lange Zeit im Zentrum der Mensch­heits­in­ter­es­sen unse­rer Epoche steht. Die gegen­wär­tige Epoche ist durch einen erbit­ter­ten inter­na­tio­na­len Klas­sen­kampf gekenn­zeich­net, in dessen Verlauf sich das Klas­sen­ver­hält­nis weiter zuguns­ten des Sozia­lis­mus verän­dert und die Poli­tik der fried­li­chen Koexis­tenz als einzige Alter­na­tive zur Poli­tik der impe­ria­lis­ti­schen Konfron­ta­tion und des Wett­rüs­tens unter gewal­ti­gen Kraft­an­stren­gung gegen­über dem Impe­ria­lis­mus immer umfas­sen­der durch­ge­setzt werden kann. Die Verfäl­schung des Charak­ters der gegen­wär­ti­gen Epoche durch bürger­li­che und anti­kom­mu­nis­ti­sche Ideo­lo­gen ist Bestand­teil ihres ideo­lo­gi­schen Kamp­fes gegen die revo­lu­tio­näre Arbeiterbewegung.“

Friedliche Koexistenz

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Fried­li­ches Neben­ein­an­der­be­stehen und Zusam­men­ar­beit zwischen Staa­ten unter­schied­li­cher Gesell­schafts­ord­nung in der Epoche des Über­gangs vom Kapi­ta­lis­mus zum Sozia­lis­mus. Sie ist die dem Sozia­lis­mus gemäße Form der Klas­sen­po­li­tik in den inter­na­tio­na­len Bezie­hun­gen zwischen Staa­ten unter­schied­li­cher Gesell­schafts­ord­nung. Die f. K. verlangt die Anwen­dung von fried­li­chen Mitteln in den Bezie­hun­gen auf poli­ti­schem, wirt­schaft­li­chem und kultu­rel­lem Gebiet. Sie dient auf der Grund­lage der Gleich­be­rech­ti­gung und Achtung der staat­li­chen Souve­rä­ni­tät dem gegen­sei­ti­gen Vorteil und schließt die Anwen­dung mili­tä­ri­scher Macht­mit­tel aus. Lenin entwi­ckelte die Poli­tik der f. K. als ein Grund­prin­zip sozia­lis­ti­scher Außen­po­li­tik, abge­lei­tet aus dem Gesetz der ungleich­mä­ßi­gen ökono­mi­schen und poli­ti­schen Entwick­lung des Kapi­ta­lis­mus und der daraus resul­tie­ren­den Möglich­keit der Exis­tenz von Staa­ten unter­schied­li­cher gesell­schaft­li­cher Systeme. […]

Die Poli­tik der f. K. entspricht dem Wesen des Sozia­lis­mus und seinem Inter­esse am Frie­den. Durch die Verän­de­rung des inter­na­tio­na­len Kräf­te­ver­hält­nis­ses zuguns­ten des Sozia­lis­mus und der ande­ren anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Kräfte ist es möglich, den Impe­ria­lis­mus zur f. K. zu zwin­gen, obwohl er gemäß seinem aggres­si­ven Wesen immer wieder zur Expan­sion und zum Krieg drängt und versucht, die gesetz­mä­ßige Entwick­lung zum Sozia­lis­mus und die Befrei­ung der Völker auch mit mili­tä­ri­scher Gewalt zu verhin­dern oder rück­gän­gig zu machen. F. K. ist entspre­chend den bestehen­den Gegen­sät­zen zwischen den beiden Gesell­schafts­sys­te­men Sozia­lis­mus und Kapi­ta­lis­mus eine Form des inter­na­tio­na­len Klas­sen­kamp­fes und des damit verbun­de­nen Wett­be­werbs zwischen Staa­ten unter­schied­li­cher Gesell­schafts­ord­nung, die jedoch den Kampf mit mili­tä­ri­schen Mitteln ausschließt. Die f. K. schafft güns­tige Bedin­gun­gen für den Klas­sen­kampf der Werk­tä­ti­gen gegen das Kapi­tal, für ihre soziale Befrei­ung, für den natio­na­len Befrei­ungs­kampf der vom Impe­ria­lis­mus unter­drück­ten Völker sowie durch für die Unter­stüt­zung dieses Kamp­fes den Sozialismus.

Eine Über­tra­gung der Poli­tik der f. K. auf den Klas­sen­kampf inner­halb der kapi­ta­lis­ti­schen Staa­ten, auf den anti­ko­lo­nia­len Kampf und auf den ideo­lo­gi­schen Klas­sen­kampf ist nicht zuläs­sig, weil es sich hier­bei um völlig andere gesell­schaft­li­che Bezie­hun­gen handelt. F. K. bedeu­tet deshalb nicht, den sozia­len Status quo festzuschreiben.

Bürger­li­che Ideo­lo­gen diskre­di­tie­ren die Poli­tik der f. K., indem sie die Koexis­tenz dieser Staa­ten in fried­li­cher Form von den ideo­lo­gi­schen Bezie­hun­gen zwischen ihnen abhän­gig machen wollen. Die Poli­tik der f. K. schließt die ideo­lo­gi­sche Ausein­an­der­set­zung ein, weil es auf dem Gebiet der Ideo­lo­gie keine Kompro­misse, kein Zwischen­ding (Lenin, Band 5, S. 396) geben kann. Gegen­wär­tig ist zu verzeich­nen, dass mit der Durch­set­zung der f. K. der ideo­lo­gi­sche Klas­sen­kampf an Schärfe zunimmt, weil die Rolle der bewusst handeln­den Volks­mas­sen gewach­sen ist und der Impe­ria­lis­mus für seine begrenz­ter werden­den Möglich­kei­ten der Einfluss­nahme auf die Welt­po­li­tik viel­fäl­ti­gere und raffi­nier­tere ideo­lo­gi­sche Mittel einsetzt.“

Die Hallstein-Doktrin

Inter­na­tio­nale Forschungs­stelle DDR:

Außen­po­li­ti­scher Grund­satz der BRD, der die staat­li­che Aner­ken­nung der DDR durch Dritt­län­der verhin­dern sollte. Die nach Walter Hall­stein (dama­li­gen Staats­se­kre­tär im Auswär­ti­gen Amt) benannte Doktrin drohte jedem Land, das die Souve­rä­ni­tät der DDR aner­kannte, mit umfas­sen­den diplo­ma­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Sank­tio­nen. Sie führte so zur diplo­ma­ti­schen Isolie­rung der DDR bis Anfang der 1970er.

Die Doktrin stand im Zusam­men­hang mit dem west­deut­schen Allein­ver­tre­tungs­an­ma­ßung, mit dem die BRD den Anspruch erhob, der einzige völker­recht­lich exis­tie­rende deut­sche Staat zu sein und allein berech­tigt, das „ganze deut­sche Volk“ zu vertre­ten. Sie erhielte die direkte und offene Auffor­de­rung zur Miss­ach­tung und Verlet­zung der terri­to­ria­len Inte­gri­tät der DDR, da die BRD bean­spruchte die Rechts­ho­heit über das Terri­to­rium des ehema­li­gen Deut­schen Reiches. Ganz Ostdeutsch­land, Teilen Polens sowie Teilen der Sowjet­union waren laut Allein­ver­tre­tungs­an­spruch „unrecht­mä­ßig vorent­hal­te­nes Terri­to­rium“, wo „fremde Will­kür“ herrscht. Die nach dem Zwei­ten Welt­krieg an Polen abge­tre­te­nen Gebiete wurden von der west­deut­schen Regie­rung zurück­ge­for­dert. Die Gren­zen des Drit­ten Reiches von 1937 soll­ten wieder­her­ge­stellt werden. Ein weite­rer Aspekt war die Nicht­an­er­ken­nung der DDR-Staats­bür­ger­schaft, was bedeu­tete, dass Über­sied­ler aus der DDR sofort einen bundes­deut­schen Pass und Renten­an­sprü­che für in der DDR gear­bei­tete Jahre erhal­ten konnten.

Die Hall­stein-Doktrin wurde in erster Linie zur Abschre­ckung entwi­ckelt, aber sie wurde rigo­ros gegen Jugo­sla­wien (1957) und Kuba (1963) und zeit­weise auch gegen andere Staa­ten wie Guinea, Ghana, Irak und Ägyp­ten einge­setzt. Die Durch­bre­chung dieser diplo­ma­ti­schen Isola­tion und des west­deut­schen Allein­ver­tre­tungs­an­spruchs wurde für die DDR zu einem zentra­len außen­po­li­ti­schen Ziel, da sie nicht nur eine direkte Bedro­hung der natio­na­len Sicher­heit darstellte, sondern auch die inter­na­tio­nale Zusam­men­ar­beit der DDR im wirt­schaft­li­chen, diplo­ma­ti­schen, medi­zi­ni­schen und kultu­rel­len Bereich massiv behinderte.

Die DDR konnte die Hall­stein-Doktrin unter­mi­nie­ren, indem sie ab Mitte der 1950er Jahre zunächst Handels­mis­sio­nen in mehre­ren Dritt­staa­ten einrich­tete, z. B. in Ägyp­ten, Indien, Syrien und Finn­land. Dem Soli­da­ri­täts­ko­mi­tee der DDR gelang es auch, Bezie­hun­gen zu natio­na­len Befrei­ungs­be­we­gun­gen und Regie­run­gen aufzu­bauen, um deren Kämpfe zu unter­stüt­zen und dem west­li­chen Einfluss auf dem Trikon­ti­nent entge­gen­zu­wir­ken. Gegen Ende der 1960er Jahre began­nen zahl­rei­che neube­freite Staa­ten, sich gegen West­deutsch­land zu stel­len und die DDR offi­zi­ell anzu­er­ken­nen (z. B. Irak, Syrien, Ägyp­ten, der VR Kongo und Alge­rien). Die BRD gab schließ­lich 1972 die Hall­stein-Doktrin zuguns­ten eines “Wandel durch Handel”-Ansatzes gegen­über der DDR auf.

Hegemonie der Arbeiterklasse (in der Bündnispolitik)

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„(führende Rolle der Arbei­ter­klasse) eine objek­tive Gesetz­mä­ßig­keit der sozia­lis­ti­schen Revo­lu­tion und des sozia­lis­ti­schen Aufbaus und ergibt sich aus der objek­ti­ven Stel­lung der Arbei­ter­klasse im System der gesell­schaft­li­chen Produk­tion, aus ihrer histo­ri­schen Mission als Toten­grä­ber des Kapi­ta­lis­mus und als Schöp­fer der neuen, sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft. […] Die H. wurde von Marx und Engels im »Mani­fest der Kommu­nis­ti­schen Partei« erst­ma­lig begrün­det. Lenin entwi­ckelte unter den geschicht­li­chen Bedin­gun­gen des Impe­ria­lis­mus eine geschlos­sene Theo­rie von der H. im Ringen um Frie­den, Demo­kra­tie und natio­nale Befrei­ung, im Kampf um die Errich­tung der Dikta­tur des Prole­ta­ri­ats und den Aufbau der sozia­lis­ti­schen Gesellschaft.

Lenin wies in Ausein­an­der­set­zung mit dem Oppor­tu­nis­mus nach, dass unter den Bedin­gun­gen des Impe­ria­lis­mus die H. die einzige Gewähr dafür ist, dass die bürger­lich-demo­kra­ti­sche Revo­lu­tion bis zu Ende durch­ge­führt werden kann und dass sie die notwen­dige Bedin­gung für deren Hinüber­wach­sen in die sozia­lis­ti­sche Revo­lu­tion ist. […]

Die H. schließt das feste Bünd­nis der Arbei­ter­klasse mit den werk­tä­ti­gen Bauern sowie mit allen ande­ren anti­im­pe­ria­lis­ti­schen, demo­kra­ti­schen Kräf­ten ein. Obwohl die H. eine objek­tive Gesetz­mä­ßig­keit ist, reali­siert sie sich nicht auto­ma­tisch, sondern muss im Klas­sen­kampf gegen den Impe­ria­lis­mus und bei der Errich­tung der sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft stän­dig neu errun­gen werden. »Es genügt nicht, sich ‚Avant­garde‘, Vortrupp zu nennen — man muss auch so handeln, dass alle übri­gen Trupps erken­nen und gezwun­gen sind anzu­er­ken­nen, dass wir, an der Spitze marschie­ren.« (Lenin, Band 5, S. 440) Die H. wird verwirk­licht, indem die revo­lu­tio­näre Partei ein mit den gesell­schaft­li­chen Entwick­lungs­ge­set­zen über­ein­stim­men­des wissen­schaft­li­ches Programm erar­bei­tet und sie zugleich die Fähig­keit entwi­ckelt, alle gesell­schaft­li­chen Kräfte für dessen Reali­sie­rung zu mobi­li­sie­ren, zusam­men­zu­schlie­ßen und sich selbst an die Spitze des revo­lu­tio­nä­ren Kamp­fes stellt. […]

In den kapi­ta­lis­ti­schen Ländern wird die H. zu einer der wich­tigs­ten Bedin­gun­gen für den Erfolg des anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Kamp­fes, des Kamp­fes für die Erhal­tung und Siche­rung des Frie­dens und des Kamp­fes zur Siche­rung und Erwei­te­rung der demo­kra­ti­schen Rechte und Frei­hei­ten. Eine wesent­li­che Voraus­set­zung dafür ist das einheit­li­che Handeln der Arbei­ter­klasse unter Führung einer revo­lu­tio­nä­ren Partei und deren Fähig­keit Werk­tä­ti­gen durch die entschlos­sene Vertei­di­gung ihrer Inter­es­sen um sich zusam­men­zu­schlie­ßen und ihr Vertrauen zu gewin­nen. Die Hete­ro­ge­ni­tät der Arbei­ter­klasse, ihre wach­sende Diffe­ren­ziert­heit, die zuneh­mende Breite des Bünd­nis­ses und die raffi­nierte Stra­te­gie des Impe­ria­lis­mus, auf die verän­der­ten Kampf­be­din­gun­gen zu reagie­ren, erschwe­ren diese Aufga­ben und stel­len höhere Anfor­de­run­gen an die H. und ihre revo­lu­tio­näre Partei. […]

Die H. wird im Sozia­lis­mus unter quali­ta­tiv neuen Bedin­gun­gen verwirk­licht. Die Arbei­ter­klasse reali­siert ihre führende Rolle vor allem in Form der staat­li­chen und poli­ti­schen Leitung der Gesell­schaft. »Bei der Gestal­tung der entwi­ckel­ten sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft wächst die führende Rolle der Arbei­ter­klasse und ihrer marxis­tisch-leni­nis­ti­schen Partei … Je weit­rei­chen­der und kompli­zier­ter die Aufga­ben der Leitung und Planung werden, desto mehr erhöht sich die Rolle der poli­ti­schen Führung der Gesell­schaft durch die marxis­tisch-leni­nis­ti­sche Partei. Sie ist der wich­tigste Faktor der erfolg­rei­chen Gestal­tung der von der sieg­rei­chen revo­lu­tio­nä­ren Arbei­ter­klasse gepräg­ten Gesell­schaft.« (Programm der SED, S. 50, 93)

Auch in den Ländern der natio­na­len Befrei­ungs­be­we­gung ist die Arbei­ter­klasse trotz ihres noch gerin­gen Umfangs aufgrund ihrer objek­ti­ven Stel­lung im Produk­ti­ons­pro­zess und ihrer quali­ta­ti­ven Eigen­schaf­ten die fort­schritt­lichste und revo­lu­tio­närste Kraft und muss im Kampf um natio­nale Unab­hän­gig­keit und um Demo­kra­tie, Frie­den und sozia­len Fort­schritt ihre führende Rolle verwirk­li­chen. Mit dem weite­ren quan­ti­ta­ti­ven und quali­ta­ti­ven Anwach­sen, der zuneh­men­den Orga­ni­siert­heit und ideo­lo­gi­schen Reife, der Heraus­bil­dung und Entwick­lung einer revo­lu­tio­nä­ren Vorhut­par­tei, die die führende Rolle über­nimmt, wird die H. immer besser wahr­ge­nom­men. »Letz­ten Endes wird gerade die Arbei­ter­be­we­gung auch in diesem Bereich der Welt eine bestim­mende Rolle spie­len.« (Moskauer Bera­tung 1969)“

Kosmopolitismus

Grund­la­gen des Marxis­mus-Leni­nis­mus (1963):

„Nicht der Patrio­tis­mus, sondern der Kosmo­po­li­tis­mus ist die Ideo­lo­gie der impe­ria­lis­ti­schen Bour­geoi­sie. […] Es handelt sich dabei natür­lich nicht um jene alte, im 19. Jahr­hun­dert verbrei­tete Anschau­ung vom Kosmo­po­li­tis­mus, wonach man unter diesem Begriff oftmals eine umfas­sende, von natio­na­ler Enge befreite Welt­auf­fas­sung verstand. Hier ist die von den Impe­ria­lis­ten geför­derte Ideo­lo­gie gemeint, dass das Souve­rä­ni­täts­prin­zip „veral­tet“ sei. Das ist eine Ideo­lo­gie, die die Einschrän­kung der staat­li­chen Unab­hän­gig­keit als „gesetz­mä­ßig“ ausgibt, die Gleich­gül­tig­keit gegen­über den natio­na­len Tradi­tio­nen und die Miss­ach­tung der natio­na­len Kultur propa­giert und behaup­tet, dass unter den heuti­gen Bedin­gun­gen der Begriff des Heimat­lan­des [Vater­land] keiner­lei Bedeu­tung mehr besitze. […]

Der moderne Kosmo­po­li­tis­mus äußert sich auf verschie­dene Weise. Die Riesen­pro­pa­ganda zum Beispiel, die betrie­ben wird, um die bestehen­den euro­päi­schen Mono­pol­ver­ein­ba­run­gen zu verherr­li­chen und den Abschluss weite­rer derar­ti­ger Abkom­men zu fordern, ist eine Erschei­nungs­form des Kosmo­po­li­tis­mus. Die Mono­pol­ver­bände werden als Verkör­pe­rung der Idee der “Einheit der euro­päi­schen Völker”, als Weg zur Über­win­dung der „natio­na­len Beschränkt­heit“ hinge­stellt. Es ist darum nicht verwun­der­lich, dass eine solche Propa­ganda von den großen Mono­po­len offen unter­stutzt wird. […]  Eine beliebte These der Ideo­lo­gen des Kosmo­po­li­tis­mus, beson­ders aus dem Lager der rech­ten Sozia­lis­ten, besagt, dass das Souve­rä­ni­täts­prin­zip einem Hinder­nis für die Entwick­lung der Produk­tiv­kräfte gewor­den sei.

Auf welche Weise aber können auf berei­ter zwischen­staat­li­cher Grund­lage güns­tige Bedin­gun­gen für die Entwick­lung der Produk­tiv­kräfte geschaf­fen werden? Das kann natür­lich nicht durch Beschnei­dung der Souve­rä­ni­täts­rechte und der Inter­es­sen der einen oder ande­ren Staa­ten gesche­hen, sondern nur in gegen­sei­ti­ger Abstim­mung dieser Inter­es­sen auf der Basis gleich­be­rech­tig­ter und für alle Part­ner vorteil­haf­ter Zusam­men­ar­beit. Eine wich­tige Rolle könnte in diesem Zusam­men­hang die größt­mög­li­che Entwick­lung und Ausdeh­nung des inter­na­tio­na­len Handels spie­len. Auch die Entwick­lung der Zusam­men­ar­beit auf dem Gebiet der Wissen­schaft und Tech­nik (der Austausch von Spezia­lis­ten und wissen­schaft­lich-tech­ni­schen Infor­ma­tio­nen, die Durch­füh­rung gemein­sa­mer Produk­ti­ons­pro­jekte usw.) ist in dieser Bezie­hung sehr wichtig.

Natür­lich garan­tiert all dies noch keine freie und unge­hin­derte Entwick­lung der Produk­tiv­kräfte im inter­na­tio­na­len Maßstab. Dafür bedarf es verschie­de­ner grund­le­gen­der Maßnah­men zwischen­staat­li­chen Charak­ters: der Abstim­mung der Wirt­schafts­pläne, der indus­tri­el­len Koope­ra­tion zwischen den verschie­de­nen Ländern, der Koor­di­nie­rung der Ausbil­dung der Fach­kräfte usw. Solche Maßnah­men können aber nur in einer Plan­wirt­schaft, in der es keine Anar­chie der Produk­tion und keinen Konkur­renz­kampf gibt, in einem Wirt­schafts­sys­tem, das auf dem Vertrauen zwischen den verschie­de­nen Völkern und Staa­ten aufge­baut ist, verwirk­licht werden. Ein solches System ist der Sozialismus.

Die Feinde des Marxis­mus behaup­ten, dass die Kommu­nis­ten, wenn sie für die Prin­zi­pien der Unab­hän­gig­keit und der Souve­rä­ni­tät der Staa­ten eintre­ten, sich den Tenden­zen der gesell­schaft­li­chen Entwick­lung entge­gen­stemm­ten und die Zerstü­cke­lung der Staa­ten und die Isolie­rung der Natio­nen im inter­na­tio­na­len Maßstab zu erhal­ten wünsch­ten. Aber schon Lenin hat seiner­zeit solche Hirn­ge­spinste wider­legt. Er schrieb: „Wir fordern das Selbst­be­stim­mungs­recht, d. h. die Unab­hän­gig­keit, d. h. die Frei­heit der Sepa­ra­tion der unter­drück­ten Natio­nen nicht deshalb, weil wir von der wirt­schaft­li­chen Zerstü­cke­lung oder vom Ideal der Klein­staa­ten träu­men, sondern im Gegen­teil, weil wir Groß­staa­ten und die Annä­he­rung, ja die Verschmel­zung der Natio­nen wünschen, aber auf wahr­haft demo­kra­ti­scher, wahr­haft inter­na­tio­na­lis­ti­scher Grund­lage, die ohne die Frei­heit der Sepa­ra­tion undenk­bar ist.“ (Lenin, Band 21, S.420)

Die Kommu­nis­ten setz­ten sich auch heute konse­quent für die ökono­mi­sche und poli­ti­sche Zusam­men­ar­beit und die allsei­tige Annä­he­rung der euro­päi­schen und der ande­ren Völker ein. Sie sind aber entschei­den gegen eine solche „Inte­gra­tion“, die von den kapi­ta­lis­ti­schen Mono­po­len, die von den kapi­ta­lis­ti­schen Mono­po­len zur Errei­chung ihrer profit­süch­ti­gen Inter­es­sen durch­ge­setzt wird. Ein „Europa der Trusts“ ist kein Bund gleich­be­rech­tig­ter Völker. Und wenn die Kommu­nis­ten eine solche „euro­päi­sche Einheit“ ableh­nen, so treten sie nicht gegen die Idee der Annä­he­rung der Völker über­haupt auf, sondern dage­gen, dass der „Gemein­same Markt“ ausge­nutzt wird zur Vertie­fung der Spal­tung Euro­pas, zur Bildung abge­schlos­se­ner ökono­mi­scher Blocks und ihrer Umwand­lung in Aggressionsbasen. […]“

Nationaldemokratische Revolution

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Eine aus dem Kampf gegen natio­nale Unter­drü­ckung erwach­sende demo­kra­ti­sche Revo­lu­tion. Sie ist gekenn­zeich­net durch die Vertie­fung des sozia­len Inhalts der natio­na­len Befrei­ungs­re­vo­lu­tion. Ihre Aufga­ben bestehen in der Besei­ti­gung der ökono­mi­schen Abhän­gig­keit vom Impe­ria­lis­mus, in der Konso­li­die­rung der staat­lich-poli­ti­schen Souve­rä­ni­tät und in der Lösung gesell­schaft­li­cher Entwick­lungs­fra­gen im Inter­esse der werk­tä­ti­gen Klas­sen und Schich­ten. Die Lösung dieser Aufga­ben voll­zieht sich aufgrund viel­fäl­ti­ger äuße­rer und inne­rer Fakto­ren in einem kompli­zier­ten, wider­sprüch­li­chen und ungleich­mä­ßig verlau­fen­den histo­ri­schen Prozess von länge­rer Dauer, der Klas­sen­kampf­cha­rak­ter trägt. Im Verlauf tief­grei­fen­der ökono­mi­scher, sozia­ler, poli­ti­scher und geis­tig-kultu­rel­ler Umge­stal­tun­gen anti­im­pe­ria­lis­ti­schen, demo­kra­ti­schen und zuneh­mend anti­ka­pi­ta­lis­ti­schen Charak­ters werden die objek­ti­ven und subjek­ti­ven Bedin­gun­gen für das Heran­kom­men an die sozia­lis­ti­sche Revo­lu­tion geschaffen.

Trieb­kräfte der natio­nal­de­mo­kra­ti­schen Revo­lu­tion sind dieje­ni­gen Klas­sen­kräfte, die an der Festi­gung der natio­na­len Unab­hän­gig­keit und an tief­grei­fen­den gesell­schaft­li­chen Umge­stal­tun­gen inter­es­siert sind: Arbei­ter­klasse, werk­tä­tige Bauern­schaft, progres­sive Teile der klein bürger­li­chen Mittel­schich­ten einschließ­lich der patrio­ti­schen Intel­li­genz. Die Führung inner­halb dieses Bünd­nis­ses liegt in Händen nicht-prole­ta­ri­scher Klas­sen­kräfte in Gestalt der revo­lu­tio­nä­ren Demo­kra­tie. Ihre Fort­schritt­lich­keit wird entschei­dend dadurch bestimmt, inwie­weit sie sich einem demo­kra­ti­schen Bünd­nis mit den werk­tä­ti­gen Massen zuwen­den, freund­schaft­li­che Bezie­hun­gen zu den sozia­lis­ti­schen Staa­ten entwi­ckeln und sich auf den wissen­schaft­li­chen Sozia­lis­mus orientieren.

 

Verstärkt sich der Einfluss proim­pe­ria­lis­ti­scher Kräfte, kann eine zeit­wei­lige Stagna­tion bzw. ein Rück­schlag der n. R. eintre­ten, was seinen Ausdruck in der Heraus­bil­dung eines vom impe­ria­lis­ti­schen Welt­sys­tem abhän­gi­gen Kapi­ta­lis­mus findet. Für die konse­quente Entwick­lung der n. R. im Sinne des histo­ri­schen Fort­schritts ist es erfor­der­lich, dass die Arbei­ter­klasse im Bünd­nis mit den ande­ren werk­tä­ti­gen Klas­sen und Schich­ten die Hege­mo­nie übernimmt.”

Nationale Befreiungsbewegung

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Gesamt­na­tio­nale, anti­im­pe­ria­lis­ti­sche und demo­kra­ti­sche Bewe­gung kolo­nial unter­drück­ter und abhän­gi­ger sowie natio­nal befrei­ter Völker und Staa­ten Asiens, Afri­kas und Latein­ame­ri­kas für natio­nale Unab­hän­gig­keit vom Impe­ria­lis­mus und sozia­len Fort­schritt. Die n. B. ist in unse­rer Epoche im Bünd­nis mit dem sozia­lis­ti­schen Welt­sys­tem und der Arbei­ter­be­we­gung in den kapi­ta­lis­ti­schen Ländern einer der Haupt­ströme des revo­lu­tio­nä­ren Welt­pro­zes­ses. Auf die Dauer vermag sie nur im Bünd­nis mit den ande­ren revo­lu­tio­nä­ren Strö­men erfolg­reich zu sein. Der Vormarsch der n. B. ist eng verknüpft mit den Erfol­gen des Sozia­lis­mus im Kampf für Frie­den und Entspan­nung, für wirt­schaft­li­chen Aufschwung und soziale Sicher­heit, die den Spiel­raum impe­ria­lis­ti­scher Poli­tik im Welt­maß­stab einschrän­ken und immer güns­ti­gere Bedin­gun­gen für den Kampf der natio­nal befrei­ten Staa­ten um poli­ti­sche und ökono­mi­sche Unab­hän­gig­keit vorn Impe­ria­lis­mus schaf­fen. Stel­lung und Rolle der n. B. im revo­lu­tio­nä­ren Welt­pro­zess erge­ben sich aus dem Charak­ter unse­rer Epoche als Epoche des Über­gangs vom Kapi­ta­lis­mus zum Sozia­lis­mus. Ihre histo­ri­sche Aufgabe besteht in der natio­na­len Befrei­ung von der impe­ria­lis­ti­schen Herr­schaft und in der Schaf­fung von Bedin­gun­gen für die soziale Befrei­ung der werk­tä­ti­gen Klas­sen und Schichten.

Träger der n. B. sind die Volks­mas­sen: Arbei­ter­klasse, Bauern­schaft, Teile der Mittel­schich­ten und der natio­na­len Bour­geoi­sie. Diesem brei­ten Bünd­nis progres­si­ver natio­na­ler Kräfte stehen der Impe­ria­lis­mus und die mit ihm paktie­ren­den inne­ren reak­tio­nä­ren Klas­sen­kräfte (Feuda­la­ris­to­kra­tie, Kompra­doren­bour­geoi­sie u. a.) gegenüber. […]

Nationale Befreiungsrevolution und ihre zwei Etappen

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Anti­im­pe­ria­lis­tisch-demo­kra­ti­sche Revo­lu­tion, deren Wesen durch den Charak­ter unse­rer Epoche des welt­wei­ten Über­gangs vom Kapi­ta­lis­mus zürn Sozia­lis­mus bestimmt wird. Ihr allge­mein­de­mo­kra­ti­scher und anti­im­pe­ria­lis­ti­scher Charak­ter resul­tiert aus dem Haupt­wi­der­spruch, der zwischen dem Impe­ria­lis­mus und den Völkern der natio­na­len Befrei­ungs­be­we­gung besteht.

Die Inter­es­sen der verschie­de­nen Klas­sen und Schich­ten inner­halb der n. B. sind diffe­ren­ziert, ihre innere Wider­sprüch­lich­keit wird aber lange Zeit durch den haupt­säch­li­chen Gegen­satz zum Impe­ria­lis­mus überdeckt.

Die n. B. ist Bestand­teil des revo­lu­tio­nä­ren Welt­pro­zes­ses. Unter den Bedin­gun­gen unse­rer Epoche sind die n. B. dadurch gekenn­zeich­net, dass sie, wie die bürger­li­chen Revo­lu­tio­nen in Europa und Amerika, die Aufgabe haben, die natio­nale Unab­hän­gig­keit zu errin­gen und die feuda­len Verhält­nisse zu besei­ti­gen, und zugleich in ihnen eine revo­lu­tio­när-demo­kra­ti­sche, anti­im­pe­ria­lis­ti­sche und teil­weise anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche Tendenz hervor­tritt, die den Rahmen bürger­li­cher Revo­lu­tio­nen sprengt. Der Haupt­in­halt der n. B. besteht darin, die natio­nale Unab­hän­gig­keit vom Impe­ria­lis­mus zu errin­gen und grund­le­gende Voraus­set­zun­gen für die soziale Befrei­ung der werk­tä­ti­gen Klas­sen und Schich­ten zu schaf­fen. Der konkrete Verlauf der n. B. und ihre Formen sowie Tempo und Tiefe im jewei­li­gen Land sind von der Gesamt­heit viel­fäl­ti­ger Fakto­ren — den konkret-histo­risch gege­be­nen Bedin­gun­gen, vom Kräf­te­ver­hält­nis der Klas­sen im Inne­ren und im Welt­maß­stab — bestimmt.

Die n. B. besteht aus zwei Etap­pen, die sich hinsicht­lich ihrer Dauer und Aufga­ben grund­sätz­lich unter­schei­den. In der ersten Etappe der anti­ko­lo­nia­len — wird der Kampf für die Verwirk­li­chung des Selbst­be­stim­mungs­rechts kolo­nial unter­drück­ter Völker durch die Besei­ti­gung der Impe­ria­lis­ti­schen Fremd­herr­schaft geführt. Mit der Errin­gung der staat­li­chen Unab­hän­gig­keit wird die anti­ko­lo­niale Etappe been­det. Die n. B. tritt in ihre zweite, quali­ta­tiv neue Etappe ein. Vor der natio­na­len Befrei­ungs­be­we­gung stehen Aufga­ben anti­im­pe­ria­lis­ti­schen und allge­mein­de­mo­kra­ti­schen Charak­ters: Siche­rung und Festi­gung der Selb­stän­dig­keit durch grund­le­gende gesell­schaft­li­che Umge­stal­tun­gen in Basis und Über­bau; Errin­gung der ökono­mi­schen Unab­hän­gig­keit vom Impe­ria­lis­mus; Natio­na­li­sie­rung der Mono­pole; Agrar­re­form; Über­win­dung der kolo­nial gerb­ten Rück­stän­dig­keit; anti­im­pe­ria­lis­ti­sche, auf ein Bünd­nis mit dem sozia­lis­ti­schen Welt­sys­tem und ande­ren demo­kra­ti­schen Kräfte orien­tierte Außenpolitik.

Der Kampf um die Lösung dieser Aufga­ben voll­zieht sich äußerst lang­wie­rig, kompli­ziert und zugleich wider­spruchs­voll. Es kommt zu einer Pola­ri­sie­rung und Diffe­ren­zie­rung der Klas­sen­kräfte. Bei Domi­nanz des Haupt­wi­der­spruchs zum Impe­ria­lis­mus treten die inne­ren Klas­sen­wi­der­sprü­che — in Abhän­gig­keit von Stand und Reife des Klas­sen­kräf­te­ver­hält­nis­ses — deut­li­cher hervor. Es verschärft sich der Klas­sen­kampf zwischen den progres­si­ven natio­na­len Kräf­ten — Arbei­ter­klasse, Bauern­schaft, städ­ti­sche Mittel­schich­ten und Teile der natio­na­len Bour­geoi­sie — einer­seits und dem Impe­ria­lis­mus und der mit ihm paktie­ren­den inne­ren Reak­tion — Feuda­la­ris­to­kra­tie, Kompra­doren­bour­geoi­sie — andererseits.

Die Lösung der grund­le­gen­den Aufga­ben der zwei­ten Etappe der n. B. ist eng verknüpft mit der Frage nach der weite­ren Perspek­tive des Landes. Die Wahl des Entwick­lungs­we­ges — kapi­ta­lis­tisch oder sozia­lis­tisch orien­tiert — wird vom Klas­sen­kräf­te­ver­hält­nis im Innern bestimmt. In den Ländern, wo die Bour­geoi­sie stark genug ist, die Hege­mo­nie auch in dieser Etappe zu behaup­ten, wird die Lösung der Aufga­ben der n. B. im Rahmen einer kapi­ta­lis­ti­schen Orien­tie­rung in Angriff genom­men. Histo­ri­sche Erfah­run­gen bele­gen, dass auf diesem Weg die Grund­auf­ga­ben dieser Etappe nicht gelöst werden können und sich die inne­ren Klas­sen­wi­der­sprü­che verschärfen.

Inner­halb der sozia­lis­ti­schen Orien­tie­rung (Rück­schläge sind nicht ausge­schlos­sen) werden — zunächst unter Hege­mo­nie klein­bür­ger­li­cher revo­lu­tio­nä­rer Klas­sen­kräfte — allge­mein­de­mo­kra­ti­sche und anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche Umge­stal­tun­gen durch­ge­führt. Dieser Prozess ist uner­läss­lich damit verbun­den, dass die Arbei­ter­klasse die führende Rolle bei der Weiter­füh­rung der n. B. in die sozia­lis­ti­sche gewinnt.“

Nationales und Internationales (Strategie und Taktik)

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Natio­na­les und Inter­na­tio­na­les wider­spie­geln im wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus objek­tiv bedingte, in einem dialek­ti­schen Wech­sel­ver­hält­nis stehende Seiten der Verwirk­li­chung der histo­ri­schen Mission der Arbei­ter­klasse, des sozia­lis­ti­schen und kommu­nis­ti­schen Aufbaus. In diesem Prozess verkör­pert das Inter­na­tio­nale das allge­mein­gül­tige Wesen der Arbei­ter­klasse, ihre grund­le­gen­den und gemein­sa­men Aufga­ben und Haupt­ziele in allen Ländern und im Welt­maß­stab, die auch in den allge­mein­gül­ti­gen Gesetz­mä­ßig­kei­ten des Klas­sen­kamp­fes der Arbei­ter­klasse und des sozia­lis­ti­schen und kommu­nis­ti­schen Aufbaus zum Ausdruck kommen. Das Natio­nale stellt sich dar als die konkre­ten Kampf­be­din­gun­gen, Aufga­ben, Formen, Metho­den und Erfah­run­gen, die bei der Durch­set­zung der allge­mein­gül­ti­gen Gesetz­mä­ßig­kei­ten in einem Lande auftreten.

Der wissen­schaft­li­che Kommu­nis­mus ist wie der Marxis­mus-Leni­nis­mus insge­samt eine inter­na­tio­nale Lehre. Das ist objek­tiv bedingt und ergibt sich aus dem Charak­ter der histo­ri­schen Mission der Arbei­ter­klasse. Der Haupt­in­halt des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus sind — auf der Grund­lage der Verall­ge­mei­ne­rung der Erfah­run­gen der gesam­ten inter­na­tio­na­len Arbei­ter- und anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Befrei­ungs­be­we­gung — die allge­mein­gül­ti­gen Gesetz­mä­ßig­kei­ten des revo­lu­tio­nä­ren Prozes­ses, des sozia­lis­ti­schen und kommu­nis­ti­schen Aufbaus, die allge­mein­gül­ti­gen Erfah­run­gen und Prin­zi­pien, das Grund­le­gende und Wesent­li­che bei der Verwirk­li­chung der histo­ri­schen Mission der Arbei­ter­klasse allen Ländern.

Der wissen­schaft­li­che Kommu­nis­mus beach­tet zugleich das dialek­ti­sche Wech­sel­ver­hält­nis von Natio­na­les und Inter­na­tio­na­les, das in den dialek­ti­schen Wech­sel­be­zie­hun­gen von prole­ta­ri­schen Inter­na­tio­na­lis­mus und sozia­lis­ti­schem Patrio­tis­mus zum Ausdruck kommt, berück­sich­tigt die spezi­fi­schen Bedin­gun­gen und Erfah­run­gen eines jeden Landes und lehrt die Notwen­dig­keit, schöp­fe­risch die Prin­zi­pien des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus auf die konkre­ten Bedin­gun­gen und Aufga­ben des Kamp­fes der Arbei­ter­klasse anzuwenden.

Der wissen­schaft­li­che Kommu­nis­mus ist mit jegli­chem natio­na­len Nihi­lis­mus unver­ein­bar. Die Verfäl­schung des inter­na­tio­na­len Charak­ters des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus und der Dialek­tik von N. gehört zu den Haupt­me­tho­den der bürger­li­chen und revi­sio­nis­ti­schen Angriffe auf die Theo­rie und die Poli­tik der marxis­tisch-leni­nis­ti­schen Parteien. Jeder Versuch, die Theo­rie des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus in natio­nale oder regio­nale »Vari­an­ten« oder »Modelle« künst­lich zu unter­tei­len, führt zur Revi­sion der Grund­prin­zi­pien dieser Theo­rie und scha­det dem prak­ti­schen Kampf der Arbei­ter­be­we­gung für Frie­den, Demo­kra­tie und sozia­len Fortschritt.“

Nationalismus

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Bürger­li­che Ideo­lo­gie, Poli­tik und Psycho­lo­gie im Bereich der natio­na­len und inter­na­tio­na­len Bezie­hun­gen, welche die natio­na­len Klas­sen­in­ter­es­sen der Bour­geoi­sie, ihr Stre­ben nach einem natio­na­len Markt, einem eige­nen Natio­nal­staat und nach Unter­drü­ckung der eige­nen sowie ande­rer Natio­nen beinhal­tet. […] Er dient der Mono­pol­bour­geoi­sie, die Volks­mas­sen vom Kampf um revo­lu­tio­näre Verän­de­run­gen fern­zu­hal­ten und die aggres­si­ven Bestre­bun­gen gegen andere Völker zu unter­stür­zen. In der natio­na­len Befrei­ungs­be­we­gung kann der Natio­na­lis­mus als Ausdruck der anti­im­pe­ria­lis­ti­schen und anti­ko­lo­nia­lis­ti­schen Bestre­bun­gen vor allem bürger­li­cher und klein­bür­ger­li­cher Kräfte zeit­wei­lig eine progres­sive Rolle spielen.

Die sozi­al­öko­no­mi­schen Grund­la­gen des Natio­na­lis­mus sind das kapi­ta­lis­ti­sche Privat­ei­gen­tum an den Produk­ti­ons­mit­teln und die Ausbeu­tung schwä­che­rer durch stär­kere kapi­ta­lis­ti­sche Natio­nen; sozia­ler Träger ist die Bour­geoi­sie und das Klein­bür­ger­tum. Der heutige N. unter­schei­det sich wesent­lich vom Natio­nal­be­wusst­sein des aufstre­ben­den Bürger­tums im Kampf gegen feuda­lis­ti­sche Zersplit­te­rung, für einen kapi­ta­lis­ti­schen Nationalstaat.

Charak­te­ris­tisch für den reak­tio­nä­ren bürger­li­chen Natio­na­lis­mus ist die einsei­tige Über­be­to­nung natio­na­ler Beson­der­hei­ten, die Glori­fi­zie­rung der eige­nen kapi­ta­lis­ti­schen Nation gegen­über ande­ren, das Entfa­chen von natio­na­lem Hader und Rassen­hass, die Igno­rie­rung der sozia­len, klas­sen­be­ding­ten Wider­sprü­che. Der Natio­na­lis­mus stellt die Inter­es­sen der herr­schen­den Klasse der kapi­ta­lis­ti­schen Nation sowohl über die Inter­es­sen der eige­nen Nation als auch über die Erfor­der­nisse der inter­na­tio­na­len Zusam­men­ar­beit der Natio­nen, Staa­ten und Völker. […]

Als Element der Poli­tik und Ideo­lo­gie des natio­na­len Befrei­ungs­kamp­fes unter­drück­ter und abhä­ni­ger Völker kann der Natio­na­lis­mus bei der Weckung des Natio­nal­be­wusst­seins und der Mobi­li­sie­rung der Massen zum Kampf gegen impe­ria­lis­ti­sche Unter­drü­ckung und Ausbeu­tung zeit­wei­lig eine posi­tive Rolle spiele. »Jeder bürger­li­che Natio­na­lis­mus einer unter­drück­ten Nation hat einen allge­mein demo­kra­ti­schen Inhalt, der sich gegen die Unter­drü­ckung rich­tet, und diesen Inhalt unter­stüt­zen wir unbe­dingt, wobei wir das Stre­ben nach eige­ner natio­na­ler Exklu­si­vi­tät streng ausschal­ten.« (Lenin, Band 20, S. 415)

Die sozia­lis­ti­sche Revo­lu­tion besei­tigt die sozia­len Wurzeln des Natio­na­lis­mus und Chau­vi­nis­mus zwischen den sozia­lis­ti­schen Ländern, die von Freund­schaft, Gleich­be­rech­ti­gung, gegen­sei­ti­ger Achtung und brüder­li­cher Zusam­men­ar­beit geprägt werden. Die kommu­nis­ti­schen und Arbei­ter-parteien erzie­hen die Werk­tä­ti­gen im Geiste des sozia­lis­ti­schen Patrio­tis­mus und prole­ta­ri­schen Inter­na­tio­na­lis­mus, sie bekämp­fen kompro­miss­los alle Versu­che des Klas­sen­geg­ners, den Natio­na­lis­mus zu beleben.“

Nichtkapitalistischer Entwicklungsweg (oder sozialistische Orientierung)

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Gesell­schaft­li­cher Über­gangs­pro­zess ehemals kolo­nial unter­drück­ter, ökono­misch rück­stän­di­ger Länder zum Sozia­lis­mus unter Umge­hung des Kapi­ta­lis­mus bzw. bei Abbruch einer bereits begon­ne­nen kapi­ta­lis­ti­schen Entwick­lung. Er ist einer der mögli­chen Wege für junge Natio­nal­staa­ten, an die sozia­lis­ti­sche Revo­lu­tion heran­zu­kom­men. Seine histo­ri­sche Haupt­auf­gabe besteht darin, im Verlauf anti­im­pe­ria­lis­ti­scher und allge­mein-demo­kra­ti­scher Umge­stal­tun­gen die objek­ti­ven und subjek­ti­ven Voraus­set­zun­gen für den Über­gang zum Sozia­lis­mus zu schaffen.

Die Klas­si­ker des Marxis­mus-Leni­nis­mus entwi­ckel­ten die Konzep­tion vom nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lungs­weg für Länder, in denen sich die kapi­ta­lis­ti­schen Produk­ti­ons­ver­hält­nisse noch nicht voll entfal­tet haben, sondern vorka­pi­ta­lis­ti­sche über­wie­gen und die Produk­tiv­kräfte auf einem nied­ri­gen Niveau stehen. Die Möglich­keit, die kapi­ta­lis­ti­sche Gesell­schafts­for­ma­tion zu umge­hen, knüpf­ten sie daran, dass ein sozia­lis­ti­sches Land oder mehrere exis­tie­ren. Lenin konkre­ti­sierte in Ausein­an­der­set­zung mit rechts- und links­op­por­tu­nis­ti­schen Auffas­sun­gen (II. Kongress der Kommu­nis­ti­schen Inter­na­tio­nale 1920) diese Konzep­tion und begrün­dete die Möglich­keit des nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lungs­we­ges unter der Bedin­gung eines engen Bünd­nis­ses zwischen der inter­na­tio­na­len Arbei­ter­klasse und der natio­na­len Befrei­ungs­be­we­gung, die heute in der wach­sen­den Einheit der drei revo­lu­tio­nä­ren Haupt­ströme unse­rer Epoche ihre Bestä­ti­gung findet. Erst­mals wurde diese Konzep­tion in den mittel­asia­ti­schen Gebie­ten der Sowjet­union sowie in der Mongo­li­schen Volks­re­pu­blik prak­tisch verwirk­licht und in den Jahren nach dem zwei­ten Welt­krieg durch weitere Beispiele vor allem auf dem afri­ka­ni­schen Konti­nent bereichert.

Der sozia­lis­tisch orien­tierte Entwick­lungs­weg ist ein Umge­stal­tungs­pro­zess von länge­rer Dauer, eine histo­ri­sche Peri­ode von mehre­ren Über­gangs­stu­fen in der gesell­schaft­li­chen Entwick­lung. Formen, Tempo und konkre­ter Verlauf werden von den ökono­mi­schen, poli­ti­schen und sozia­len Bedin­gun­gen der jewei­li­gen Länder und vorn inter­na­tio­na­len Kräf­te­ver­hält­nis bestimmt. Der Inhalt der revo­lu­tio­nä­ren Umge­stal­tun­gen ergibt sich aus dem Haupt­wi­der­spruch zwischen dem Impe­ria­lis­mus und den um natio­nale Unab­hän­gig­keit und sozia­len Fort­schritt ringen­den Völkern sowie den sich verschär­fen­den, vom Haupt­wi­der­spruch über­deck­ten inne­ren Klas­sen­wi­der­sprü­chen. Ihre Lösung erfor­dern anti­im­pe­ria­lis­ti­sche, anti­feu­dale und anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche Umge­stal­tun­gen unter Berück­sich­ti­gung der sozia­lis­ti­schen Perspek­tive, die alle Berei­che des gesell­schaft­li­chen Lebens erfassen.

Folgende Grund­züge charak­te­ri­sie­ren die NKEW: stufen­weise Besei­ti­gung der ökono­mi­schen Herr­schaft des Impe­ria­lis­mus durch Natio­na­li­sie­rung der Mono­pole; Aufbau einer natio­na­len Wirt­schaft mit einem star­ken staat­li­chen Sektor als ökono­mi­sche Basis der revo­lu­tio­när-demo­kra­ti­schen Macht; Einschrän­kung und Kontrolle des privat­ka­pi­ta­lis­ti­schen Sektors; Einfüh­rung von Metho­den der Leitung und Planung der natio­na­len Wirt­schaft; konse­quente Durch­füh­rung einer Agrar­re­form im Inter­esse der werk­tä­ti­gen Bauern­schaft und Entwick­lung des Genos­sen­schafts­we­sens; Verdrän­gung konser­va­ti­ver und reak­tio­nä­rer Kräfte von der poli­ti­schen Macht und Aufbau revo­lu­tio­när-demo­kra­ti­scher Macht­or­gane; Gestal­tung fester anti­im­pe­ria­lis­ti­scher Bünd­nis­be­zie­hun­gen zu den Ländern des Sozia­lis­mus und zur inter­na­tio­na­len Arbei­ter­be­we­gung; Entwick­lung und Festi­gung des Bünd­nis­ses aller progres­si­ven und patrio­ti­schen Kräfte (Arbei­ter­klasse werk­tä­tige Bauern­schaft, Mittel­schich­ten) durch den Zusam­men­schluss in einer anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Einheits­front; Mobi­li­sie­rung und Einbe­zie­hung der werk­tä­ti­gen Klas­sen und Schich­ten in die gesell­schaft­li­che Umge­stal­tung als Ausdruck eines brei­ten Demo­kra­tis­mus; Schaf­fung revo­lu­tio­nä­rer Avant­gar­de­par­teien, die sich auf den wissen­schaft­li­chen Sozia­lis­mus orien­tie­ren; Erhö­hung des Lebens­ni­veaus, einschließ­lich Aufbau eines natio­na­len Gesund­heits- und Bildungs­we­sens; Entwick­lung der natio­na­len Kultur.

Im Mittel­punkt des Kamp­fes um die Durch­set­zung anti­im­pe­ria­lis­ti­scher und allge­mein­de­mo­kra­ti­scher Umge­stal­tun­gen steht die Frage der poli­ti­schen Macht. Die Spezi­fik dieser Frage kommt unter den Bedin­gun­gen einer sozia­lis­tisch orien­tier­ten Entwick­lung darin zum Ausdruck, dass sich die Bour­geoi­sie als unfä­hig erweist, den natio­na­len Befrei­ungs­kampf in dieser Etappe zu führen, und die Arbei­ter­klasse zunächst noch nicht in der Lage ist, die führende Rolle zu über­neh­men. Hege­mon der anti­im­pe­ria­lis­ti­schen und anti­ka­pi­ta­lis­ti­schen Umge­stal­tun­gen sind zumeist revo­lu­tio­när-demo­kra­ti­sche Kräfte aus den Reihen der Mittel­schich­ten (patrio­ti­sche Intel­li­genz). Die histo­ri­sche Möglich­keit der Hege­mo­nie nicht­pro­le­ta­ri­scher Klas­sen­kräfte resul­tiert aus der Tatsa­che, dass sich inner­halb der natio­na­len Befrei­ungs­be­we­gung die Gesetz­mä­ßig­kei­ten unse­rer Epoche durch­set­zen und die Arbei­ter­klasse in diesen Ländern anfangs noch nicht fähig ist, als Klasse ihre poli­ti­schen Inter­es­sen im Kampf zu verfech­ten. Im histo­ri­schen Maßstab handelt es sich bei der Hege­mo­nie klein­bür­ger­li­che Klas­sen­kräfte um eine Über­gangs­form. Die konse­quente Verwirk­li­chung der NKEW, hängt davon ab, inwie­weit es der Arbei­ter­klasse gelingt, die Hege­mo­nie zu über­neh­men.“

E. Dummer und E. Langer in Inter­na­tio­nale Arbei­ter­be­we­gung und revo­lu­tio­nä­rer Kampf (1973):

1973 haben die DDR-Wissen­schaft­ler E. Dummer und E. Langer die Grund­vor­aus­set­zung für den NKEW benannt: “Ein entschei­den­des Krite­rium für diese Länder, in denen die Macht­ver­hält­nisse klas­sen­mä­ßig noch nicht klar zu bestim­men sind, in denen nicht nur gesell­schaft­li­che, sondern auch poli­ti­sche Über­gangs­ver­hält­nisse bestehen, ist jedoch, dass die einhei­mi­sche Bour­geoi­sie das Mono­pol der poli­ti­schen Macht verlo­ren hat.”

Nichtproletarische (und nationale) Sozialismusauffassungen

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Gesamt­heit der Vorstel­lun­gen über die sozia­lis­ti­sche Gesell­schaft, die von der Bour­geoi­sie und nicht­pro­le­ta­ri­schen Schich­ten hervor­ge­bracht werden. Sie entste­hen gegen­wär­tig in großer Viel­falt als Reak­tion auf den wach­sen­den Einfluss des Marxis­mus-Leni­nis­mus und des realen Sozia­lis­mus, auf die Vertie­fung der allge­mei­nen Krise des Kapi­ta­lis­mus, auf die Suche der Volks­mas­sen nach alter­na­ti­ven Gesell­schafts­vor­stel­lun­gen zum Kapi­ta­lis­mus. […] Wesent­li­che Ursa­chen für das nicht­mar­xis­ti­scher Sozia­lis­mus­kon­zep­tio­nen in unse­rer Zeit, auch in der nicht­so­zia­lis­ti­schen Welt, sind die Einbe­zie­hung neuer poli­ti­scher und sozia­ler Kräfte in den anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Kampf, die Wirkung der Ungleich­mä­ßig­keit und Wider­sprüch­lich­keit kapi­ta­lis­ti­scher Entwick­lung und Verän­de­run­gen in der Stra­te­gie und Taktik der Monopolbourgeoisie.

Ein Grund­zug der nicht­pro­le­ta­ri­schen Sozia­lis­mus­auf­fas­sun­gen ist ihre Hete­ro­ge­ni­tät. Diffe­ren­zen und Unter­schiede, in sich gegen­sätz­li­che Tenden­zen und Strö­mun­gen der n. S. erge­ben sich aus ihren unter­schied­li­chen Quel­len, sozia­len Trägern und poli­ti­schen Reprä­sen­tan­ten. Grund­sätz­lich ist zu unter­schei­den, ob es sich bei den Vertre­tern derar­ti­ger Konzep­tio­nen um poten­zi­elle Bünd­nis­part­ner der Arbei­ter­klasse oder um Feinde des Sozia­lis­mus und der inter­na­tio­na­len Arbei­ter­be­we­gung handelt. Für die Analyse der n. S. ist entschei­dend, welche Ursa­chen, Quel­len und soziale Funk­tio­nen ihnen wesens­ei­gen sind. Bedeu­tende n. S. sind: »demo­kra­ti­scher Sozia­lis­mus«, Trotz­kis­mus, reli­giö­ser Sozia­lis­mus, klein­bür­ger­li­cher Sozialismus.

Sozia­lis­mus­auf­fas­sun­gen inner­halb natio­na­ler Befrei­ungs­be­we­gun­gen Asiens, Afri­kas und Latein­ame­ri­kas nehmen einen beson­de­ren Platz ein. Diese Gesell­schafts­kon­zep­tio­nen können dort, wo die Arbei­ter­klasse noch unent­wi­ckelt ist, zur Formie­rung der Befrei­ungs­be­we­gun­gen, zur Orien­tie­rung auf das Bünd­nis mit den Ländern der sozia­lis­ti­schen Staa­ten­ge­mein­schaft und zur Pola­ri­sie­rung der Klas­sen­kräfte beitra­gen. Zeit­wei­lig kommt ihnen eine progres­sive Rolle zu. Soziale Träger dieser Theo­rien sind zumeist bäuer­li­che Schich­ten, Hand­wer­ker, kleine Waren­pro­du­zen­ten und Teile der Intel­li­genz. Die kommu­nis­ti­schen und Arbei­ter­par­teien entwi­ckeln ein konstruk­ti­ves Verhält­nis zu den n. S. und ihren Vertre­tern. Sie verbin­den die offen­sive Verbrei­tung des wissen­schaft­li­chen Sozia­lis­mus, die Unter­stüt­zung und Nutzung progres­si­ver Ansätze in n. S. für den Zusam­men­schluss aller anti­im­pe­ria­lis­tisch-demo­kra­ti­schen Kräfte mit dem konse­quen­ten Kampf gegen alle proim­pe­ria­lis­ti­schen, anti­kom­mu­nis­ti­schen »Sozia­lis­mus­auf­fas­sun­gen« und zur prin­zi­pi­el­len Ausein­an­der­set­zung mit unwis­sen­schaft­li­chen Gesellschaftskonzeptionen.“

S.I. Tjul­panow, Poli­ti­sche Ökono­mie und ihre Anwen­dung in den Entwick­lungs­län­dern (1969):

„Diese Theo­rien (des ‚natio­na­len Sozia­lis­mus‘) wider­spie­geln nicht die ideo­lo­gi­sche Posi­tion des Prole­ta­ri­ats der Entwick­lungs­län­der. Aber sie brin­gen die Anschau­un­gen und ökono­mi­schen Konzep­tio­nen der Klas­sen oder sozia­len Grup­pen zum Ausdruck, die sich an der Macht befin­den (klein­bür­ger­li­che revo­lu­tio­näre Intel­li­genz, revo­lu­tio­näre Demo­kra­tie, fort­schritt­li­che Schich­ten der jungen Natio­nal­bour­geoi­sie usw.). Diese Schich­ten sind bestrebt und in der Lage, unter Ausnut­zung ihrer poli­ti­schen und in gewis­sem Maße auch wirt­schaft­li­chen Macht den Verlauf der gesell­schaft­li­chen Repro­duk­tion und die Rich­tung der wirt­schaft­li­chen und sozia­len Entwick­lung zu beein­flus­sen. Viele dieser Konzep­tio­nen sind stark anti­im­pe­ria­lis­tisch ausge­rich­tet, haben einen natio­nal­pa­trio­ti­schen Inhalt und tragen deut­li­che Züge des ‚Natio­na­lis­mus unter­drück­ter Nationen‘.

Hinsicht­lich der Bedin­gun­gen für das Entste­hen der neuen Produk­ti­ons­weise ist die ableh­nende Haltung gegen­über dem Impe­ria­lis­mus, gegen­über dem west­eu­ro­päi­schen und ameri­ka­ni­schen Entwick­lungs­weg des Kapi­ta­lis­mus die Haupt­sa­che an diesen Konzep­tio­nen. Das Suchen nach einem beson­de­ren Weg in Ideo­lo­gie und Theo­rie ist ledig­lich die Wider­spie­ge­lung der gesell­schaft­li­chen Wider­sprü­che, in denen sich die Entwick­lungs­län­der befin­den, der Weg auf denen die Klein­bour­geoi­sie der Entwick­lungs­län­der objek­tiv zum Sozia­lis­mus schrei­tet, obwohl sie seine wissen­schaft­li­che marxis­ti­sche Ausle­gung ablehnt.

Natür­lich ist dieser Weg durch­aus nicht konse­quent, sondern mit Schwan­kun­gen und Wider­sprü­chen behaf­tet. Aber es wäre utopisch und falsch, von diesen Völkern sofort einen „prole­ta­ri­schen Weg“ zu erwar­ten, dazu fehlen die gesell­schaft­li­chen Voraus­set­zun­gen. Folg­lich ist es notwen­dig, das Posi­tive dieser Theo­rien, das sich entwi­ckeln wird, heraus­zu­ar­bei­ten und diese Theo­rien und die auf ihnen beru­hende Praxis keines­wegs in Bausch und Bogen zu verur­tei­len. Es ist notwen­dig zu lernen, eine ruhige und über­zeu­gende Ausein­an­der­set­zung zu führen, bei der die Schwä­che, die wissen­schaft­li­che und klas­sen­mä­ßige Beschränkt­heit dieser Theo­rien bloß­ge­legt wird.“

Neokolonialismus

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Inter­na­tio­na­les impe­ria­lis­ti­sches System der kolo­nia­len Ausbeu­tung und poli­ti­schen Bevor­mun­dung der Entwick­lungs­län­der Asiens, Afri­kas und Latein­ame­ri­kas. Hervor­ge­gan­gen aus dem Kolo­nia­lis­mus des mono­po­lis­ti­schen Stadi­ums des Kapi­ta­lis­mus, ist der Neoko­lo­nia­lis­mus histo­risch an die zweite und dritte Etappe der allge­mei­nen Krise des Kapi­ta­lis­mus, in der er sich voll ausprägte, gebun­den. Er setzt den Kolo­nia­lis­mus mit verän­der­ten ökono­mi­schen, poli­ti­schen, ideo­lo­gi­schen und mili­tä­ri­schen Metho­den und Formen unter den Bedin­gun­gen des verän­der­ten inter­na­tio­na­len Kräf­te­ver­hält­nis­ses zuguns­ten des Sozia­lis­mus fort. Er ist Ausdruck impe­ria­lis­ti­schen Stre­bens, sich diesen neuen Klas­sen­kampf­be­din­gun­gen (Vormarsch des Sozia­lis­mus; Zerfall des impe­ria­lis­ti­schen Kolo­ni­al­sys­tems und Aufschwung der natio­na­len Befrei­ungs­be­we­gung, Einengung des Spiel­raums impe­ria­lis­ti­scher Poli­tik im Weit­maß­stab) anzupassen.

Das stra­te­gi­sche Haupt­ziel neoko­lo­nia­lis­ti­scher Poli­tik besteht darin, die verlo­ren­ge­gan­ge­nen Einfluss­sphä­ren zurück­zu­er­obern, den Einfluss des Sozia­lis­mus, der inner­halb der sozia­lis­ti­schen Orien­tie­rung am deut­lichs­ten hervor­tritt, zurück­zu­drän­gen und den Verbleib der jungen Natio­nal­staa­ten im kapi­ta­lis­ti­schen Welt­wirt­schafts­sys­tem zu sichern, um die Vertie­fung des revo­lu­tio­nä­ren Welt­pro­zes­ses aufzu­hal­ten. Der Impe­ria­lis­mus versucht, die jungen, um Festi­gung, der staat­li­chen Souve­rä­ni­tät und ökono­mi­sche Befrei­ung ringen­den Natio­nal­staa­ten an einem sozia­lis­tisch orien­tier­ten Entwick­lungs­weg zu hindern und vom kapi­ta­lis­ti­schen Welt­wirt­schafts­sys­tem abhän­gige kapi­ta­lis­ti­sche Verhält­nisse zu entwickeln.

Der Neoko­lo­nia­lis­mus ist Bestand­teil der impe­ria­lis­ti­schen Global­stra­te­gie, ist aber auch beein­flusst von den Wider­sprü­chen der impe­ria­lis­ti­schen Mächte unter­ein­an­der (Konkur­renz, Hege­mo­nie­stre­ben). Er bildet eine stän­dige Gefah­ren­quelle sowohl für die Souve­rä­ni­tät und den gesell­schaft­li­chen Fort­schritt in den jungen Natio­nal­staa­ten als auch für die Erhal­tung des Weltfriedens.

Zur Verwirk­li­chung seiner Ziele bedient sich der Impe­ria­lis­mus unter dem Deck­man­tel der »Entwick­lungs­hilfe« viel­fäl­ti­ger, mitein­an­der verfloch­te­ner Metho­den und Formen. Auf ökono­mi­schem Gebiet nutzt er die Vormacht­stel­lung der impe­ria­lis­ti­schen Mono­pole auf dem Welt­markt, verschie­dene Formen des Kapi­tal­ex­ports, Tech­no­lo­gie-Trans­fer, neoko­lo­nia­lis­ti­sche Indus­trie­ent­wick­lung, Infla­tion. Auf poli­ti­schem Gebiet beein­flusst er die inne­ren Wand­lungs­pro­zesse vermit­tels der Reform­stra­te­gie, allsei­ti­ger Unter­stüt­zung proim­pe­ria­lis­ti­scher Herr­schafts­re­gimes, durch Zusam­men­ar­beit mit reak­tio­nä­ren Kräf­ten in den Entwick­lungs­län­dern, Verschwö­run­gen und offene mili­tä­ri­sche Aggres­sio­nen und Inter­ven­tio­nen, Unter­stüt­zung sepa­ra­tis­ti­scher Bewe­gun­gen und Spal­tung der anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Kräfte mit Hilfe des Anti­kom­mu­nis­mus und reak­tio­näre Natio­na­lis­mus, Nutzung impe­ria­lis­ti­scher Mili­tär­pakt­sys­teme und ‑stütz­punkte. Auf ideo­lo­gi­schem Gebiet wirkt er vermit­tels des Anti­kom­mu­nis­mus ein, er benutzt den Maois­mus, Links­ra­di­ka­lis­mus, refor­mis­ti­sche und revi­sio­nis­ti­sche Theo­rien, schürt den reak­tio­nä­ren Natio­na­lis­mus wie auch ethni­sche und reli­giöse Konflikte, infil­triert die impe­ria­lis­ti­sche Ideo­lo­gie z.B. über „Bildungs­hilfe“. […]“

Pionierrolle der KPdSU und des Sowjetstaates

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Prak­ti­sches und theo­re­ti­sches Wirken der Kommu­nis­ti­schen Partei der Sowjet­union und des Sowjet­staa­tes als Vorhut im revo­lu­tio­nä­ren Welt­pro­zess, als fort­ge­schrit­tenste sozia­lis­ti­sche Staats­macht und Wegbe­rei­ter des gesell­schaft­li­chen Fort­schritts. Die Pionier­rolle umfasst einen Komplex objek­ti­ver poli­ti­scher, ökono­mi­scher, wissen­schaft­lich-tech­ni­scher, ideo­lo­gi­scher, geis­tig-kultu­rel­ler und mili­tä­ri­scher Fakto­ren, die sich aus dem Entwick­lungs­stand der Sowjet­ge­sell­schaft, in der die histo­ri­sche Mission der Arbei­ter­klasse am weites­ten fort­ge­schrit­ten ist, und aus den histo­ri­schen Erfah­run­gen erge­ben. In Verwirk­li­chung der all-gemein­gül­ti­gen Gesetz­mä­ßig­kei­ten der sozia­lis­ti­schen Revo­lu­tion und des sozia­lis­ti­schen Aufbaus schuf die sowje­ti­sche Arbei­ter­klasse im Bünd­nis mit allen ande­ren Werk­tä­ti­gen, geführt von der Kommu­nis­ti­schen Partei der Sowjet­union, die Grund­la­gen des Sozia­lis­mus, errich­tete als erste die entwi­ckelte sozia­lis­ti­sche Gesell­schaft und arbei­tet damit an der Schaf­fung der Grund­la­gen des Kommu­nis­mus. Es entstand eine histo­risch neue Gemein­schaft von Menschen, das Sowjetvolk. […]

Folgende Merk­male kenn­zeich­nen die Pionier­rolle: 1. vermit­telt die von der KPdSU geführte Sowjet­union allen sozia­lis­ti­schen Ländern reiche, allge­mein­gül­tige Erfah­run­gen beim Aufbau des Sozia­lis­mus und Kommu­nis­mus; 2. hat die KPdSU als führende Partei beim sozia­lis­ti­schen und kommu­nis­ti­schen Aufbau sowie als Avant­garde der inter­na­tio­na­len kommu­nis­ti­schen Bewe­gung einen großen, schöp­fe­ri­schen Beitrag zur Anwen­dung, Berei­che­rung und Vertei­di­gung des Marxis­mus-Leni­nis­mus geleis­tet und so Lösun­gen für wich­tige theo­re­ti­sche Grund­pro­bleme des Kamp­fes der inter­na­tio­na­len revo­lu­tio­nä­ren Arbei­ter­be­we­gung ausge­ar­bei­tet; 3. leis­tet die Sowjet­union auf der Grund­lage der inter­na­tio­na­lis­ti­schen Poli­tik der KPdSU den entschei­dens­ten Beitrag für die Stär­kung des sozia­lis­ti­schen Welt­sys­tems, für den Schutz der Errun­gen­schaf­ten der Völker der sozia­lis­ti­schen Gemein­schaft und für die Siche­rung des Frie­dens in der ganzen Welt; 4. unter­stützt die Sowjet­union im Geiste des prole­ta­ri­schen Inter­na­tio­na­lis­mus die ande­ren sozia­lis­ti­schen Länder auf allen Gebie­ten der gesell­schaft­li­chen Entwick­lung und leis­tet zugleich den anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Kräf­ten in der Welt umfas­sende poli­ti­sche, wirt­schaft­li­che und erfor­der­li­chen­falls auch mili­tä­ri­sche Hilfe gegen den Impe­ria­lis­mus; 5. verfügt die Sowjet­union über die größ­ten poli­ti­schen, ökono­mi­schen, ‑wissen­schaft­lich-tech­ni­schen und mili­tä­ri­schen Poten­zen sowohl für die Entwick­lung des sozia­lis­ti­schen Welt­sys­tems als auch für die inter­na­tio­nale Klas­sen­aus­ein­an­der­set­zung mit dem Impe­ria­lis­mus. Der Zusam­men­schluss der sozia­lis­ti­schen Staa­ten um die Sowjet­union ist ein objek­ti­ves Erfor­der­nis und Ausdruck des Inter­na­tio­na­lis­mus der herr­schen­den Arbei­ter­klasse bei der Verwirk­li­chung ihrer histo­ri­schen Mission. Die brüder­li­che Verbun­den­heit mit der Sowjet-union ist das Unter­pfand für die Entwick­lung des Sozia­lis­mus in jedem Land sowie für weitere Siege in der inter­na­tio­na­len Klas­sen­aus­ein­an­der­set­zung zwischen Sozia­lis­mus und Imperialismus. […]

Der Impe­ria­lis­mus reagiert auf die objek­tive Rolle der UdSSR im revo­lu­tio­nä­ren Welt­pro­zess, indem er gegen sie den Haupt­stoß seiner aggres­si­ven Poli­tik rich­tet. Die geschicht­li­chen Erfah­run­gen bewei­sen, dass alle Versu­che, das Bünd­nis mit der UdSSR zu lockern, die sozia­lis­ti­schen Errun­gen­schaf­ten des betref­fen­den Landes gefähr­den und zugleich die inter­na­tio­na­len Posi­tio­nen des sozia­lis­ti­schen Welt­sys­tems beein­träch­ti­gen können. In der welt­wei­ten Klas­sen­aus­ein­an­der­set­zung ist die Aner­ken­nung der P. das wich­tigste Krite­rium für die poli­tisch-ideo­lo­gi­sche Reife einer marxis­tisch-leni­nis­ti­schen Partei bzw. einer revo­lu­tio­nä­ren Bewe­gung und Ausdruck des prole­ta­ri­schen Inter­na­tio­na­lis­mus.“

Proletarischer Internationalismus

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Grund­prin­zip der Ideo­lo­gie und Poli­tik der Arbei­ter­klasse und ihrer marxis­tisch-leni­nis­ti­schen Partei, das alle Seiten des Kamp­fes der Arbei­ter­klasse um die Verwirk­li­chung ihrer histo­ri­schen Mission, die ihrem Wesen nach inter­na­tio­nal ist, durch­dringt. Ausdruck des p. I. ist die aktive Soli­da­ri­tät jeder natio­na­len Abtei­lung der Arbei­ter­klasse im Kampf gegen den Impe­ria­lis­mus und bei der Errich­tung der sozia­lis­ti­schen und kommu­nis­ti­schen Gesellschaft. […]

Die Losung »Prole­ta­rier aller Länder, verei­nigt euch!« kenn­zeich­net das Wesen des p. I. Auf der objek­ti­ven Grund­lage der durch den Kapi­ta­lis­mus geschaf­fe­nen einheit­li­chen Repro­duk­ti­ons- und Kampf­be­din­gun­gen des Prole­ta­ri­ats und der Inter­na­tio­na­li­sie­rung des Wirt­schafts­le­bens erwuchs der p.I. aus der prin­zi­pi­el­len Über­ein­stim­mung der sozia­len Inter­es­sen und poli­ti­sche Ziele der Arbei­ter­klasse im Kampf gegen den genlein­sa­men Feind, das inter­na­tio­nale Kapital. […]

Die Rolle des p. I. erhöht sich durch die Entfal­tung des revo­lu­tio­nä­ren Welt­pro­zes­ses und die Breite der an ihm im Kampf für Frie­den, Demo­kra­tie, sozia­len Fort­schritt und Sozia­lis­mus betei­lig­ten Kräfte weiter. Mit dem Sieg der Großen Sozia­lis­ti­schen Okto­ber­re­vo­lu­tion begann eine quali­ta­tiv neue Etappe des p.I. Er wurde ein Grund­prin­zip der Poli­tik des ersten sozia­lis­ti­schen Staa­tes. Seit diesem Zeit­punkt spielt der reale Sozia­lis­mus eine wesent­li­che Rolle bei der Unter­stüt­zung des Kamp­fes der natio­na­len Abtei­lun­gen der Arbei­ter­klasse und der fort­schritt­li­chen Kräfte in der natio­na­len Befrei­ungs­be­we­gung. Eine weitere Entwick­lungs­etappe des p. I. begann mit der Heraus­bil­dung des sozia­lis­ti­schen Welt­sys­tems als entschei­dende anti­im­pe­ria­lis­ti­sche Kraft und der Entfal­tung des Bünd­nis­ses der drei revo­lu­tio­nä­ren Haupt­ströme in der Epoche des Über­gangs vom Kapi­ta­lis­mus zum Sozia­lis­mus. Damit erwei­terte sich die soziale Basis, die Einfluss­sphäre und der Klas­sen­in­halt des p. I.

Mit der Entwick­lung des sozia­lis­ti­schen Welt­sys­tems erhielt der p. I. neue Züge als Prin­zip der zwischen­staat­li­chen Bezie­hun­gen sozia­lis­ti­scher Länder, wo er als sozia­lis­ti­scher Inter­na­tio­na­lis­mus wirkt und Ausdruck der verein­ten Anstren­gun­gen für die Stär­kung der sozia­lis­ti­schen Gemein­schaft ist. Den p. I. eignen sich zuneh­mend nicht nur die Arbei­ter­klasse, sondern auch nicht­pro­le­ta­ri­sche Kräfte in den kapi­ta­lis­ti­schen Ländern und in der natio­na­len Befrei­ungs­be­we­gung an. Dieser Prozess findet seinen Ausdruck in der Losung »Völker der sozia­lis­ti­schen Länder, Prole­ta­rier, demo­kra­ti­sche Kräfte in den Ländern des Kapi­tals, befreite wie unter­drückte Völker — verei­nigt euch im gemein­sa­men Kampf gegen den Impe­ria­lis­mus, für Frie­den, natio­nale Unab­hän­gig­keit, sozia­len Fort­schritt, Demo­kra­tie und Sozia­lis­mus!« (Moskauer Bera­tung 1969) […]

Klas­sen­pflicht jeder kommu­nis­ti­schen und Arbei­ter­par­tei sind die Erobe­rung der poli­ti­schen Macht und der Aufbau des Sozia­lis­mus und Kommu­nis­mus im eige­nen Land sowie die Vertei­di­gung der Errun­gen­schaf­ten des Welt­so­zia­lis­mus. Der X. Partei­tag der SED hat er-neut hervor­ge­ho­ben: »Obers­tes Gesetz unse­res Handelns ist und bleibt der prole­ta­ri­sche Inter­na­tio­na­lis­mus, die inter­na­tio­nale Soli­da­ri­tät mit allen um ihre Frei­heit kämp­fen­den Völkern. Alle Völker, die für natio­nale und soziale Befrei­ung, für Unab­hän­gig­keit, Demo­kra­tie und Fort­schritt kämp­fen, können auch in Zukunft stets mit der Soli­da­ri­tät der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik rechnen.«

Der p. I. steht dem Natio­na­lis­mus unver­söhn­lich gegen­über. Die Kommu­nis­ten bekämp­fen alle Versu­che, den p. I. seines revo­lu­tio­nä­ren Klas­sen­we­sens zu berau­ben und ihn in eine abstrakt-huma­nis­ti­sche Phrase von »univer­sel­ler Soli­da­ri­tät« zu verwan­deln, die Gesamt­in­ter­es­sen der inter­na­tio­na­len kommu­nis­ti­schen und Arbei­ter­be­we­gung zu leug­nen und ihn als Verrat an den natio­na­len Inter­es­sen hinzu­stel­len.“ [siehe sozia­lis­ti­scher Patrio­tis­mus und Vater­land]

Revolutionärer Weltprozess (und seine drei Hauptströme)

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Gesamt­heit der revo­lu­tio­nä­ren Bewe­gun­gen in der Epoche des Über­gangs vom Kapi­ta­lis­mus zum Sozia­lis­mus, die durch die sozia­lis­ti­sche Okto­ber­re­vo­lu­tion einge­lei­tet worden ist und von den drei revo­lu­tio­nä­ren Haupt­strö­men voran­ge­führt wird. Die drei Haupt­strö­men sind das sozia­lis­ti­sche Welt­sys­tem, die Arbei­ter­klasse der kapi­ta­lis­ti­schen Länder und die natio­nale Befrei­ungs­be­we­gung (die Besei­ti­gung der natio­na­len und kolo­nia­len Unter­drü­ckung und Ausbeu­tung). Der r. W. setzt sich aus verschie­den­ar­ti­gen Revo­lu­tio­nen und Bewe­gun­gen (natio­nale; natio­nal-demo­kra­ti­sche; anti­ko­lo­niale; anti­feu­dale; anti­fa­schis­ti­sche Revo­lu­tio­nen; anti­mo­no­po­lis­ti­sche Verän­de­run­gen) zusam­men, von denen die sozia­lis­ti­sche Revo­lu­tion die konse­quen­teste und tief­grei­fendste gesell­schaft­li­che Umwäl­zung ist. Sie führt zur Heraus­bil­dung sozia­lis­ti­scher Länder und zum wach­sen­den Einfluss des Sozialismus.

Der r. W. tritt in viel­fäl­ti­gen Formen des inter­na­tio­na­len Klas­sen­kamp­fes in Erschei­nung: als Kampf zur Über­win­dung der impe­ria­lis­ti­schen Unter­drü­ckung und Ausplün­de­rung ökono­misch schwä­che­rer Völker und für die Durch­set­zung demo­kra­ti­scher Bezie­hun­gen der gleich­be­rech­tig­ten Zusam­men­ar­beit der Völker; als Kampf gegen die vom Impe­ria­lis­mus ausge­hende Tendenz des kalten Krie­ges und für die Durch­set­zung der Poli­tik der fried­li­chen Koexis­tenz zwischen Staa­ten unter­schied­li­cher Gesell­schafts­ord­nung; als Kampf gegen die vom Impe­ria­lis­mus ausge­hende Tendenz zu Aggres­sio­nen und für die Durch­set­zung der vom Sozia­lis­mus ausge­hen­den Tendenz zur Siche­rung des Frie­dens, die den Inter­es­sen der Mehr­heit aller Menschen entspricht.

Die Fort­schritte im r. W. haben weit­rei­chende Auswir­kun­gen auf das inter­na­tio­nale Kraft­ver­hält­nisse und die sich daraus ablei­ten­den neuen Möglich­kei­ten für die Poli­ti­sche Stra­te­gie und Taktik im Kampf der Arbei­ter­klasse. Der Ausgangs­punkt dafür, dass sich der Über­gang der Mensch­heit vom Kapi­ta­lis­mus zum Sozia­lis­mus in einem so viel­ge­stal­ti­gen und eine ganze Epoche umfas­sen­den Klas­sen­kampf muss, ist 1. in der ungleich­mä­ßi­gen ökono­mi­schen und poli­ti­schen Entwick­lung des Kapi­ta­lis­mus gege­ben, die sich mit dem Über­gang zum Impe­ria­lis­mus sprung­haft vertieft hat (das sog. Gesetz der ungleich­mä­ßi­gen ökono­mi­schen und poli­ti­schen Entwick­lung des Kapi­ta­lis­mus), und 2. in der damit verbun­de­nen ungleich­mä­ßi­gen Ausbil­dung der ökono­mi­schen und poli­ti­schen Bedin­gun­gen für anti­im­pe­ria­lis­ti­sche Verän­de­run­gen und den Über­gang der einzel­nen Länder zum Sozialismus.

Unge­ach­tet der Ungleich­mä­ßig­keit der Entwick­lung des Kapi­ta­lis­mus und der Ungleich­mä­ßig­keit, mit der die objek­ti­ven und subjek­ti­ven Bedin­gun­gen der sozia­lis­ti­schen Revo­lu­tion in den einzel­nen Ländern heran­rei­fen, ist das kapi­ta­lis­ti­sche Welt­sys­tem im ganzen reif für seine Ablö­sung durch den Sozia­lis­mus. Alle Aktio­nen, mit denen verschie­denste Kreise der Bevöl­ke­rung für die Vertei­di­gung ihrer Inter­es­sen in anti­im­pe­ria­lis­ti­scher Rich­tung auftre­ten, brin­gen objek­tiv, unab­hän­gig davon, ob sich die Teil­neh­mer solcher Aktio­nen dieses Sach­ver­hal­tes bewusst sind, die Mensch­heit dem Sieg der sozia­lis­ti­schen Form des gesell­schaft­li­chen Lebens näher.

Die Entfal­tung solcher Aktio­nen zum Kampf für anti­im­pe­ria­lis­ti­sche Macht­ver­än­de­run­gen verleiht ihnen schließ­lich den revo­lu­tio­nä­ren Charak­ter, mit dem sie Bestand­teil des r. W. werden. Die Viel­falt der Inter-essen, die in anti­im­pe­ria­lis­ti­scher Rich­tung, wirken, ihre Hete­ro­ge­ni­tät, erhö­hen die Bedeu­tung der Akti­ons­ein­heit der anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Bewe­gun­gen, des prole­ta­ri­schen Inter­na­tio­na­lis­mus und der anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Soli­da­ri­tät im Kampf für Frie­den, Demo­kra­tie und Sozialismus.“

Sozialistische Nation

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Von antago­nis­ti­schen Wider­sprü­chen freie, stabile Gemein­schaft freund­schaft­lich verbun­de­ner Klas­sen und Schich­ten, die von der Arbei­ter­klasse und ihrer marxis­tisch-leni­nis­ti­schen Partei geführt wird. Ihre poli­ti­sche Grund­lage ist der sozia­lis­ti­sche Staat, der Marxis­mus-Leni­nis­mus ist die herr­schende Ideo­lo­gie. Die ökono­mi­sche Basis bilden die sozia­lis­ti­schen Produk­ti­ons­ver­hält­nisse, beson­ders das gesell­schaft­li­che Eigen­tum an den Produk­ti­ons­mit­teln. Die sich mit der sozia­lis­ti­schen Revo­lu­tion voll­zie­hende, alle Gebiete des gesell­schaft­li­chen Lebens umfas­sende Umwäl­zung und Erneue­rung der mensch­li­chen Exis­tenz- und Lebens­be­din­gun­gen erfasst mit Notwen­dig­keit auch die Nation als eine gesetz­mä­ßige Struk­tur- und Entwick­lungs­form der Gesellschaft.

Die sozia­lis­ti­sche Nation geht im allge­mei­nen aus der kapi­ta­lis­ti­schen Nation hervor, sie kann sich aber auch in Ländern entwi­ckeln, die noch nicht dieses Stadium erreicht haben (nicht­ka­pi­ta­lis­ti­scher Entwick­lungs­weg). Bei der revo­lu­tio­nä­ren Umge­stal­tung der kapi­ta­lis­ti­schen Nation bleibt die Natio­na­li­tät als rela­tiv bestän­di­ger Gesamt­kom­plex ethni­scher Fakto­ren erhal­ten, während sich das soziale Wesen grund­le­gend verän­dert und damit die Nation einen quali­ta­tiv neuen Inhalt erhält. Die s. N. bildet sich heraus, es entste­hen neue Bezie­hun­gen der Natio­nen und Völker­schaf­ten zuein­an­der. »In dem Maße, wie die Explo­ita­tion des einen Indi­vi­du­ums durch das andere aufge­ho­ben wird, wird die Explo­ita­tion einer Nation durch die andere aufge­ho­ben. Mit dem Gegen­satz im Innern der Nation fällt die feind­li­che Stel­lung der Natio­nen gegen­ein­an­der.« (MEW, Band 4, S. 479)

Auf der Grund­lage der zuneh­men­den Verge­sell­schaf­tung der Arbeit und der Produk­tion und der weite­ren Inter­na­tio­na­li­sie­rung der Produk­tiv­kräfte leiten die marxis­tisch-leni­nis­ti­sche Partei und der sozia­lis­ti­sche Staat bewusst und plan­mä­ßig den objek­ti­ven Prozess des Aufblü­hens und der Annä­he­rung der Natio­nen im Sozialismus. […]”

Sozialistische ökonomische Integration

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus (1982):

„Von marxis­tisch-leni­nis­ti­schen Parteien und Regie­run­gen der Mitglieds­län­der des Rates für Gegen­sei­tige Wirt­schafts­hilfe (RGW) bewusst und plan­mä­ßig gestal­te­ter Prozess der inter­na­tio­na­len sozia­lis­ti­schen Arbeits­tei­lung und Koope­ra­tion, der Annä­he­rung der Volks­wirt­schaf­ten bei Heraus­bil­dung moder­ner, effek­ti­ver Wirt­schafts­struk­tu­ren, der Entwick­lung und Festi­gung des inter­na­tio­na­len Mark­tes dieser Länder sowie die Vervoll­komm­nung der Ware-Geld-Bezie­hun­gen, der schritt­wei­sen Anglei­chung des ökono­mi­schen Entwick­lungs­ni­veaus sowie der Heraus­bil­dung stabi­ler Verbin­dun­gen in den Haupt­zwei­gen der Wirt­schaft, Wissen­schaft und Tech­nik (Komplex­pro­gramm des RGW).

Mit dem Errei­chen eines bestimm­ten, Reife­gra­des der sozia­lis­ti­schen Produk­ti­ons­weise und der poli­ti­schen ökono­mi­schen und wissen­schaft­lich-tech­ni­schen Zusam­men­ar­beit der sozia­lis­ti­schen Länder wird die s. ö. I. zu einer Gesetz­mä­ßig­keit der Entwick­lung des Sozia­lis­mus. Sie schafft die mate­ri­elle Grund­lage für die stän­dige Vervoll­komm­nung der Zusam­men­ar­beit der sozia­lis­ti­schen Staa­ten. Die Vertie­fung der s. ö. I. erfolgt auf der Grund­lage des sozia­lis­ti­schen Inter­na­tio­na­lis­mus, der die Achtung der staat­li­chen Souve­rä­ni­tät und der natio­na­len Inter­es­sen einschließt und die völlige Gleich­be­rech­ti­gung, den gegen­sei­ti­gen Vorteil und die kame­rad­schaft­li­che Hilfe gewährleistet.

Die s. ö. I. ergibt sich aus den objek­ti­ven Bedin­gun­gen der Verge­sell­schaf­tung der Arbeit und der Produk­tion, die sich gegen­wär­tig vor allem in der zuneh­men­den Inter­na­tio­na­li­sie­rung der Produk­tiv­kraft­ent­wick­lung zeigt. Grund­la­gen sind die glei­chen sozia­lis­ti­schen Produk­ti­ons- und Macht­ver­hält­nisse und die einheit­li­che marxis­tisch-leni­nis­ti­sche Ideo­lo­gie sowie die Über­ein­stim­mung der grund­le­gen­den Inter­es­sen bei der Meis­te­rung der Aufgabe, die Vorzüge der sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft mit den Errun­gen­schaf­ten der wissen­schaft­lich-tech­ni­schen Revo­lu­tion zu verei­ni­gen. Diese Aufgabe schließt in sich ein, zuneh­mend die der inter­na­tio­na­len Entwick­lung der Produk­tiv­kräfte entspre­chende Inte­gra­tion der Volks­wirt­schaf­ten zu realisieren.

Die stän­dige Klas­sen­aus­ein­an­der­set­zung mit dem Impe­ria­lis­mus und die Unter­stüt­zung der natio­na­len Befrei­ungs­be­we­gung sind weitere wesent­li­che Fakto­ren, die die s. ö. I. erfor­dern. Sie ist Bestand­teil des Reifens der entwi­ckel­ten sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft und entspricht dem inter­na­tio­na­lis­ti­schen Wesen der kommu­nis­ti­schen Gesell­schafts­for­ma­tion. Lenin betonte: »… das gesamte wirt­schaft­li­che, poli­ti­sche und geis­tige Leben der Mensch­heit wird schon im Kapi­ta­lis­mus immer mehr inter­na­tio­na­li­siert. Der Sozia­lis­mus inter­na­tio­na­li­siert es voll­ends.« (Lenin, Band 19, S. 237)

Der RGW stellt gegen­über kapi­ta­lis­ti­schen Inte­gra­ti­ons­be­stre­bun­gen eine histo­risch neue Quali­tät ökono­mi­scher Zusam­men­ar­beit dar. Die s. ö. I. ist ein lang­fris­tige, mehrere Etap­pen durch­lau­fen­der Prozess, der zur Heraus­bil­dung eines einheit­li­chen, vom Prole­ta­riat aller Länder zu regeln­den Wirt­schafts­or­ga­nis­mus als Ganzem beiträgt und die Vorzüge des Sozia­lis­mus für die Hebung des mate­ri­el­len und geis­tig-kultu­rel­len Lebens­ni­veaus der Werk­tä­ti­gen immer besser zur Geltung bringt. Die im wesent­li­chen glei­chen ökono­mi­schen, wissen­schaft­lich-tech­ni­schen und sozi­al­po­li­ti­schen Aufga­ben bei der Gestal­tung bzw. Vervoll­komm­nung der entwi­ckel­ten sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft können mit höchs­ter Effek­ti­vi­tät letzt­lich nur durch die s. ö. I. gelöst werden. Sie bildet eine entschei­dende Bedin­gung für die Erfül­lung der Haupt­auf­gabe. Entspre­chend dem Charak­ter als plan­mä­ßig gelei­te­ter Prozess ist die Zusam­men­ar­beit der RGW-Länder auf dem Gebiet der Planung, beson­ders die Koor­di­nie­rung der Fünf­jahr­pläne, die Haupt­me­thode zur weite­ren Entwick­lung und Vertie­fung der inter­na­tio­na­len sozia­lis­ti­schen Arbeitsteilung.“

Sozialistischer Patriotismus

Klei­nes poli­ti­sches Wörter­buch (1988):

„Liebe zur Heimat, Liebe zum Vater­land; gesell­schaft­lich-histo­ri­sche Erschei­nung, die sich in Abhän­gig­keit von der Entwick­lung des Vater­lan­des als dem jeweils gege­be­nen poli­ti­schen, kultu­rel­len und sozia­len Milieu des Lebens und des Kamp­fes eines Volkes heraus­bil­det. »Der Patrio­tis­mus ist eins der tiefs­ten Gefühle, das durch die Jahr­hun­derte- und jahr­tau­sen­de­lange getrennte Exis­tenz verschie­de­nen Vater­län­der einge­wur­zelt ist.« (Lenin, Band 28, 182.)

Träger des Patrio­tis­mus sind in allen Epochen die Volks­mas­sen. Sie sind am meis­ten am Schick­sal des Vater­lan­des inter­es­siert. In ihrer revo­lu­tio­nä­ren Peri­ode ist auch die Bour­geoi­sie patrio­tisch. Sobald sie jedoch das Vater­land ihren Profit­in­ter­es­sen unter­wor­fen hat, enthüllt sie ihre natio­na­lis­ti­sche Einstel­lung. Die Arbei­ter­klasse ist als einzige konse­quent revo­lu­tio­näre Klasse auch die am meis­ten patrio­ti­sche Klasse der Gesell­schaft. Ihre Stel­lung zum Vater­land wird von den grund­le­gen­den Inter­es­sen ihres Befrei­ungs­kamp­fes um die Besei­ti­gung jegli­cher Ausbeu­tung bestimmt. Der Patrio­tis­mus der Arbei­ter­klasse bildet mit dem prole­ta­ri­schen Inter­na­tio­na­lis­mus eine untrenn­bare Einheit; dadurch wird sein Abglei­ten in Natio­na­lis­mus verhindert.

Unter den Bedin­gun­gen der sozia­lis­ti­schen Nation ist der Patrio­tis­mus eine Ausdrucks­form des sozia­lis­ti­schen Natio­nal­be­wusst­seins. Für die Arbei­ter­klasse und ihre revo­lu­tio­näre Partei ist das jewei­lige Vater­land der Kampf­bo­den für die Erfül­lung ihrer histo­ri­schen Mission. Mit ihrem Kampf um die Siche­rung des Frie­dens, die Besei­ti­gung der Herr­schaft des Impe­ria­lis­mus und die Errich­tung der sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft erweist sie sich zugleich als die beste Verfech­te­rin der wahren Inter­es­sen der Nation.

Der sozia­lis­ti­sche Patrio­tis­mus ist die höchste Form des Patrio­tis­mus. Er entspringt ebenso wie der prole­ta­ri­sche Inter­na­tio­na­lis­mus stets den Gesamt­in­ter­es­sen der Arbei­ter­klasse und ist der Verwirk­li­chung der histo­ri­schen Mission der Arbei­ter­klasse unter­ge­ord­net. Der sozia­lis­ti­sche Patrio­tis­mus erfasst das gesamte Volk des sozia­lis­ti­schen Vater­lan­des, bewahrt die revo­lu­tio­nä­ren patrio­ti­schen Tradi­tio­nen der Vergan­gen­heit des Landes in sich auf und hebt sie auf eine höhere Stufe. Er ist bewuss­ter Patrio­tis­mus, weil in ihm das patrio­ti­sche Gefühl des Volkes, die Treue zum Vater­land mit den wissen­schaft­li­chen Ideen des Marxis­mus-Leni­nis­mus verbun­den sind. Er ist täti­ger Patrio­tis­mus, der sich in der schöp­fe­ri­schen Akti­vi­tät der Werk­tä­ti­gen, im ziel­be­wuss­ten Kampf für den Frie­den und den Sieg des Sozia­lis­mus äußert. Er ist orga­nisch mit der unver­brüch­li­chen Freund­schaft und der inter­na­tio­na­len Soli­da­ri­tät mit den Werk­tä­ti­gen aller Länder im Kampf für Frie­den, Demo­kra­tie und sozia­len Fort­schritt, insbe­son­dere mit der gegen­sei­ti­gen brüder­li­chen Hilfe der marxis­tisch-leni­nis­ti­schen Parteien und der Völker in den sozia­lis­ti­schen Ländern, verbun­den. In der DDR »wächst ein sozia­lis­ti­sches Natio­nal­be­wusst­sein, in dem sich sozia­lis­ti­scher Patrio­tis­mus und prole­ta­ri­scher Inter­na­tio­na­lis­mus orga­nisch verbin­den« (Programm der SED).“

Grund­la­gen des Marxis­mus-Leni­nis­mus (1963):

„Der Patrio­tis­mus der Arbei­ter­klasse äußert sich darin, dass sie die Frei­heit der Natio­nen, ihre Unab­hän­gig­keit und die natio­nale Selb­stän­dig­keit vertei­digt. Er ist der chau­vi­nis­ti­schen wie der kosmo­po­li­ti­schen Ideo­lo­gie Bour­geoi­sie diame­tral entge­gen­ge­setzt. Der Patrio­tis­mus der Arbei­ter­klasse entspringt vor allem aus dem Gefühl des Stol­zes auf jenen Beitrag, den eigene Volk, die eigene Nation im Kampf der unter­drück­ten und ausge­beu­te­ten Massen für ihre Befrei­ung von Ausbeu­tung und Unter­drü­ckung geleis­tet hat. Der Patrio­tis­mus der Arbei­ter­klasse ist daher zutiefst progres­siv und revolutionär.

Den Arbei­tern ist das Schick­sal des Vater­lan­des nicht gleichgültig.

Die bürger­li­che Propa­ganda sucht die Kapi­ta­lis­ten­klasse als Träger patrio­ti­scher Gefühle hinzu­stel­len. Sie möchte die Wahr­heit vertu­schen, dass der Patrio­tis­mus der Bour­geoi­sie immer deren eigen­nüt­zi­gen, engen Klas­sen­in­ter­es­sen unter­ge­ord­net ist, und will damit den Patrio­tis­mus der Arbei­ter­klasse und der Kommu­nis­ten herab­set­zen. Die bürger­li­chen Propa­gan­dis­ten beru­fen sich dabei zuwei­len auf die Stelle im “Mani­fest der Kommu­nis­ti­schen Partei”, an der gesagt wird: „Die Arbei­ter haben kein Vater­land”. Aber es liegt klar auf der Hand, dass hier nicht das Vater­land geleug­net wird; die Rede ist ledig­lich davon, dass in einer Gesell­schaft, in der die Kapi­ta­lis­ten die Macht ausüben, das Vater­land faktisch von den Ausbeu­tern usur­piert ist und für die Arbei­ter keinen guten Vater, sondern einen bösen Stief­va­ter darstellt. Mit dem Sturz der herr­schen­den Ausbeu­ter­klas­sen schafft die Arbei­ter­klasse die notwen­di­gen Voraus­set­zun­gen, dass sich der Patrio­tis­mus entfal­ten kann. In unse­rer Zeit ist die Arbei­ter­klasse der wirk­li­che Träger des Patriotismus.

Wir wissen, dass Marx und Engels den Kampf der Arbei­ter zur Vertei­di­gung der Unab­hän­gig­keit ihres Landes, ihren Kampf gegen fremd­län­di­sche Unter­drü­ckung stets unter­stützt haben. Sie haben niemals behaup­tet, dass in der kapi­ta­lis­ti­schen Ordnung der Arbei­ter­klasse das Schick­sal ihres Vater­lan­des gleich­gül­tig sein könnte.

Lenin hat diese marxis­ti­sche Auffas­sung vom Vater­land weiter­ent­wi­ckelt, er schrieb im Jahre 1908: „Das Vater­land, d. h. das gege­bene poli­ti­sche, kultu­relle und soziale Milieu, ist der stärkste Faktor im Klas­sen­kampf des Prole­ta­ri­ats … Dem Prole­ta­riat können die poli­ti­schen, sozia­len und kultu­rel­len Bedin­gun­gen seines Kamp­fes nicht gleich­gül­tig sein, folg­lich können ihm auch die Geschi­cke seines Landes nicht gleich­gül­tig sein.” Auf das Verhält­nis der Arbei­ter­klasse zum Vater­land bezieht sich auch Lenins bekannte Bemer­kung gegen die dogma­ti­sche Einstel­lung zum Marxis­mus: ‚Der ganze Geist des Marxis­mus, sein ganzes System verlangt”, schrieb er, „daß jede These nur a) histo­risch; b) nur in Verbin­dung mit ande­ren; c) nur in Verbin­dung mit den konkre­ten Erfah­run­gen der Geschichte betrach­tet wird.” Im Hinblick auf den Patrio­tis­mus bedeu­tet das, dass sich das Prole­ta­riat nicht mit einer abstrak­ten Stel­lung der Frage nach der Vertei­di­gung des Vater­lan­des zufrie­den­gibt. Ihm geht es vor allem darum, in welcher histo­ri­schen Situa­tion, von welcher Klasse und mit welchen Zielen die Losung der Vater­lands­ver­tei­di­gung verkün­det wird. […]

Die Ideo­lo­gen der Bour­geoi­sie behaup­ten, die Marxis­ten gäben mit ihrem Kampf gegen den Kosmo­po­li­tis­mus den inter­na­tio­na­len Charak­ter ihrer Lehre auf und würden zu Natio­na­lis­ten. Die Urhe­ber solcher Verleum­dun­gen bege­hen jedoch eine doppelte Fälschung: Erstens iden­ti­fi­zie­ren sie den Kosmo­po­li­tis­mus der Bour­geoi­sie mit dem Inter­na­tio­na­lis­mus der Arbei­ter­klasse; zwei­tens schrei­ben die den Marxis­ten natio­na­lis­ti­sche Auffas­sun­gen zu, wie sind in Wirk­lich­keit gerade für die bürger­li­chen Ideo­lo­gen charak­te­ris­tisch sind.“

Vaterland

Klei­nes poli­ti­sches Wörter­buch (1988):

„Das gege­bene poli­ti­sche, kultu­relle und soziale Milieu, die Gesamt­heit der gesell­schaft­li­chen Verhält­nisse und Einrich­tun­gen auf einem bestimm­ten Terri­to­rium, inner­halb dessen ein Volk lebt. Der Begriff Vater­land hat Klassencharakter.

In der antago­nis­ti­schen Klas­sen­ge­sell­schaft unter­schei­det sich die Stel­lung der herr­schen­den Klasse zum Vater­land grund­le­gend von der Stel­lung der ausge­beu­te­ten und unter­drück­ten Klas­sen zum Vater­land. Die herr­schende Klasse iden­ti­fi­ziert mit dem Vater­land ihre bestehende Ausbeu­ter­ord­nung, die die unter­drück­ten Klas­sen von der Nutz­nie­ßung der Reich­tü­mer des Vater­lands und der Gestal­tung der gesell­schaft­li­chen Verhält­nisse auszu­schlie­ßen trach­tet. In diesem Sinne präg­ten K. Marx und F. Engels im »Mani­fest der Kommu­nis­ti­schen Partei« die bekannte These: »Die Arbei­ter haben kein Vater­land. Man kann ihnen nicht nehmen, was sie nicht haben.« (MEW, Band 4, S. 479.) Unter der demago­gi­schen Losung der Vater­lands­ver­tei­di­gung führte die impe­ria­lis­ti­sche Bour­geoi­sie ihre Aggres­si­ons­kriege zur Erwei­te­rung ihres poli­ti­schen und ökono­mi­schen Macht­be­reichs, zur Erobe­rung frem­der Territorien.

Der Arbei­ter­klasse sind die poli­ti­schen, sozia­len und kultu­rel­len Bedin­gun­gen, unter denen sie um die Erfül­lung ihrer histo­ri­schen Mission kämpft, nicht gleich­gül­tig. Sie kämpft gemein­sam mit den ande­ren Werk­tä­ti­gen um demo­kra­ti­sche Rechte und Frei­hei­ten, um solche Bedin­gun­gen, die es ermög­li­chen, das Vater­land der Bour­geoi­sie in ein Vater­land des gesam­ten Volkes umzu­ge­stal­ten. Sie ist natio­nal, aber nicht natio­na­lis­tisch. Ihr Patrio­tis­mus ist dem bürger­li­chen Natio­na­lis­mus entgegengesetzt.

Mit der Besei­ti­gung ihrer eige­nen Ausbeu­tung und Unter­drü­ckung durch die Bour­geoi­sie besei­tigt die Arbei­ter­klasse im Bünd­nis mit der werk­tä­ti­gen Bauern­schaft und den ande­ren werk­tä­ti­gen Schich­ten des Volkes die Ausbeu­tung und Unter­drü­ckung des Menschen durch den Menschen über­haupt. Damit vernich­tet sie die Wurzel impe­ria­lis­ti­scher Kriege im eige­nen Land und kämpft um eine gesi­cherte fried­li­che Zukunft der Nation. Die Erfül­lung dieser Aufgabe bedeu­tet die Umwand­lung des Vater­land der Bour­geoi­sie in das sozia­lis­ti­sche Vater­land des gesam­ten Volkes. Erst jetzt können auch die natio­na­len kultu­rel­len und natür­li­chen Reich­tü­mer, Schön­hei­ten, und Tradi­tio­nen allen Werk­tä­ti­gen voll zugäng­lich werden.

Der Kampf der Arbei­ter­klasse ist aber nicht nur natio­nal, sondern zugleich inter­na­tio­nal; sie führt ihn in soli­da­ri­schem Zusam­men­wir­ken mit der inter­na­tio­na­len Arbei­ter­klasse, mit der sie durch glei­che Inter­es­sen und Ziele untrenn­bar verbun­den ist (prole­ta­ri­scher Inter­na­tio­na­lis­mus). […]“

Bibliographie

Dummer, E. und Lange, E. Inter­na­tio­nale Arbei­ter­be­we­gung und revo­lu­tio­nä­rer Kampf. Berlin: Dietz Verlag, 1973.

 

Grund­la­gen des Marxis­mus-Leni­nis­mus. Lehr­buch. Nach der zwei­ten, über­ar­bei­te­ten und ergänz­ten russi­schen Ausgabe. Berlin: Dietz Verlag, 1963.

 

Klei­nes poli­ti­sches Wörter­buch. Siebte, voll­stän­dig über­ar­bei­tete Auflage. Hrsg.: Böhme, W.; Domi­nik, S.; Fischer, A.; Klotsch, F.; Polit, R.; von Tres­kow, H.; Schacht­schnei­der, K.; Scolz, I.; Schütz, G.; Weigt, M. Berlin: Dietz-Verlag, 1988.

 

Tjul­panow S.I. Poli­ti­sche Ökono­mie und ihre Anwen­dung in den Entwick­lungs­län­dern. Frankfurt/Main: Verlag Marxis­ti­sche Blät­ter, 1972. (Uprsprüng­lich Verlag “Mysl”, Moscow, 1969.)

 

Weide­mann, D. Zur Evolu­tion der Non-alignment-Poli­tik afro-asia­ti­scher Staa­ten mit kapi­ta­lis­ti­scher Entwick­lungs­rich­tun­gen. In: Grund­fra­gen des anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Kamp­fes der Völker Asiens, Afri­kas und Latein­ame­rika in der Gegen­wart. Teil II. Hrsg.: Zentra­len Rat für Asien‑, Afrika- und Latein­ame­ri­ka­wis­sen­schaf­ten in der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik unter Leitung von Rath­mann, L. Berlin: Akade­mie-Verlag, 1974.

 

Wörter­buch des wissen­schaft­li­chen Kommu­nis­mus. Hrsg.: Dau, R.; Gärtig, T.; Großer, G.; Heusch­kel, U.; Hoppe, G.; Klotsch, F.; Reißig, R.; Schö­ne­feld, R. Berlin: Dietz-Verlag, 1982.