Chile und Deutschland: Zwischen Solidarität und Abhängigkeit

Max Roder­mund

11. Septem­ber 2023

14. März 1973: Eine DDR-Dele­ga­tion bei Präsi­dent Salva­dor Allende (v. r. n. l. Botschaf­ter Harry Spind­ler, Dolmet­scher Dr. Apel, Vize-Finanz­mi­nis­ter Ernst Höfner, Präsi­dent Salva­dor Allende, Prof. Gerhard Scholl, Plan­kom­mis­sion, Dr. Emil Jarosch, Wirt­schafts­rat Erfurt, und Jürgen Macht, Dolmetscher)

Einführung

50 Jahre ist der Putsch in Chile her und offen­bar doch tages­ak­tu­ell. Ende August dieses Jahres erst wurden sieben Mili­tärs wegen der Folte­rung und Ermor­dung Víctor Jaras verur­teilt. Der aktu­elle Präsi­dent Chiles und der Justiz­mi­nis­ter haben vor kurzem einen „Natio­na­len Plan für die Suche nach der Wahr­heit und Gerech­tig­keit“ ange­kün­digt, der dem bis heute unauf­ge­klär­ten Verbleib von zehn­tau­sen­den Verschwun­de­nen während des Putsches nach­ge­hen soll. Rechte Parteien und Kräfte in Chile halten ihre unver­blümte Unter­stüt­zung des Putsches bis heute offen­siv aufrecht. Veran­stal­tun­gen und Demons­tra­tio­nen zur Erin­ne­rung an den Staats­streich in Chile werden auch unter dem Präsi­den­ten Borić mit Repres­sio­nen belegt.

Auch in der deut­schen poli­ti­schen Öffent­lich­keit wurde viel­fach an den Putsch vor 50 Jahren erin­nert. Heute ist man sich größ­ten­teils einig in der Ableh­nung des Umstur­zes durch Augusto Pino­chet. Das war nicht immer so – in der Bundes­re­pu­blik. Im Unter­schied zur BRD leis­tete die DDR damals einen außer­ge­wöhn­li­chen Beitrag staat­li­cher Soli­da­ri­tät, der von ihrer Bevöl­ke­rung massiv getra­gen und unter­stützt wurde. Auch in west­deut­schen linken Bewe­gun­gen war der Wahl­sieg der Unidad Popu­lar begeis­tert aufge­nom­men worden, ihre brutale Nieder­schla­gung löste hier eben­falls eine Soli­da­ri­täts­welle aus, die auch brei­tere Kreise der Bevöl­ke­rung einschloss. Insbe­son­dere Poli­ti­ker der CDU/CSU und Wirt­schafts­ver­tre­ter hinge­gen mach­ten damals keinen Hehl aus ihrer Unter­stüt­zung der gewalt­tä­ti­gen Macht­über­nahme des Mili­tärs, Folter und Mord einge­schlos­sen. Bis heute ist die Rolle des Auslands­ge­heim­diens­tes der BRD, des Bundes­nach­rich­ten­diens­tes nicht völlig aufge­klärt, Hinweise zur viel­fäl­ti­gen Unter­stüt­zung der Mili­tär­junta bei der gewalt­sa­men Unter­drü­ckung der chile­ni­schen Bevöl­ke­rung verdich­ten sich.1

Deutsch­land hat eine inten­sive Geschichte neoko­lo­nia­ler Einfluss­nahme in den Ländern Südame­ri­kas, insbe­son­dere in Chile. Hinter der domi­nan­ten Rolle der USA gerät sie tenden­zi­ell aus dem Blick­feld. Im Folgen­den sollen Aspekte der histo­risch gewach­se­nen Wirt­schafts­be­zie­hung Deutsch­lands zu Chile versam­melt werden, um den Blick auf das Verhält­nis der Bundes­re­pu­blik und jenes der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik zu Chile in der Zeit von 1970 bis 1973 zu rich­ten. Im direk­ten Kontrast zur DDR tritt die impe­ria­lis­ti­sche Poli­tik West­deutsch­lands in Chile, die bis heute anhält, umso deut­li­cher zu Tage.

Aktu­ell sind die Ereig­nisse in Chile vor 50 Jahren aber vor allem auch deshalb, weil das Programm der Unidad Popu­lar gegen den impe­ria­lis­ti­schen Einfluss und die Ausplün­de­rung durch führende kapi­ta­lis­ti­sche Konzerne und ihr Eintre­ten für eine souve­räne Entwick­lung der Völker Latein­ame­ri­kas und darüber hinaus hoch­ak­tu­ell blei­ben. In einer Hoch­phase des inter­na­tio­na­len Klas­sen­kamp­fes hatte die Regie­rung der Volks­ein­heit in Chile die Eigen­tums­frage in der Wirt­schaft und des Bodens radi­kal und offen­siv gestellt und damit die fort­schritt­li­chen und anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Kräfte welt­weit und beson­ders in Latein­ame­rika beflü­gelt. Das Ziel die neoko­lo­niale Beherr­schung zu brechen, und auch das bleibt aktu­ell, beant­wor­te­ten die impe­ria­lis­ti­schen Kräfte unmiss­ver­ständ­lich und mit äußers­ter Gewalt.

Die Erfah­run­gen der Volks­front­re­gie­rung, der Putsch vor 50 Jahren und auch die Rolle der Bundes­re­pu­blik und der DDR haben einen direk­ten poli­ti­schen Bezug zu gegen­wär­ti­gen Kämp­fen gegen den Impe­ria­lis­mus. Der folgende Text soll ein Beitrag dazu leis­ten, diese Zusam­men­hänge besser zu verste­hen und aktu­elle Ausein­an­der­set­zun­gen in diesem Sinne berei­chern. Dabei wurde viel­fach auf wissen­schaft­li­che Arbei­ten der DDR zurück­ge­grif­fen, wobei beson­ders das Grund­la­gen­werk „Grund­fra­gen des anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Kamp­fes der Völker Asiens, Afri­kas und Latein­ame­ri­kas in der Gegen­wart“ von 1974 hervor­ge­ho­ben werden soll, das der Genese des Kapi­ta­lis­mus und den Kräf­te­ver­hält­nisse in Latein­ame­rika umfas­send nachgeht.

Deutsches Kapital verankert sich in Lateinamerika

Zwischen 1846 und 1914 wander­ten 11.000 Deut­sche nach Chile aus.2 Keine unge­heure Anzahl und dennoch bauten die deut­schen Migran­ten durch Vereine und deut­sche Schu­len ein bis heute wirkungs­vol­les Netz­werk auf, das zur Grund­lage für eine inten­sive deut­sche Wirt­schafts­ak­ti­vi­tät in Chile werden sollte.3

„Bis 1890 beuten sechs deut­sche Unter­neh­men den chile­ni­schen Salpe­ter aus und kontrol­lie­ren etwa 18 % der Gesamt­pro­duk­tion. Ande­rer­seits stieg die Ausfuhr von Fertig­wa­ren aus Deutsch­land, die zumeist mit der Salpe­ter­in­dus­trie verbun­den waren, bis vor dem Ersten Welt­krieg explo­si­ons­ar­tig an.“4

Deutsch­land entwi­ckelte sich bis 1900 zum Haupt­ab­neh­mer für chile­ni­sches Salpe­ter, der bis zur Durch­set­zung eines synthe­ti­schen Ersatz­ver­fah­rens im Ersten Welt­krieg vor allem zur Produk­tion von Dünger und Spreng­stoff gebraucht wurde. Mit der Präsenz der Indus­trie kamen ebenso deut­sche Banken nach Chile, um das Geschäft mit dem Salpe­ter abzu­wi­ckeln. Bis 1914 stieg das Deut­sche Reich zudem zum größ­ten Liefe­ran­ten für Indus­trie­gü­ter nach Chile an, die unter ande­rem zur Ausbeu­tung des Rohstof­fes nötig waren.

Arbei­ter in der Oficina „Chile“, die den ausge­laug­ten Cali­che aus einem Kessel räumen, Foto: Curt Fran­cke, 1925.

Sicht­bar wird die charak­te­ris­ti­sche Rollen­ver­tei­lung zwischen entwi­ckel­ten kapi­ta­lis­ti­schen Ländern und (ehema­li­gen) Kolo­nien bzw. „Entwick­lungs­län­dern“, die wir bis heute kennen: eine auf den Rohstoff­ex­port ausge­rich­tete Wirt­schaft und die Abhän­gig­keit vom Indus­trie­gü­ter­im­port. Typisch für die Entwick­lung in den Ländern Latein­ame­ri­kas war die Verbin­dung einer Grund­be­sit­zer­o­lig­ar­chie mit auslän­di­schem Kapi­tal, die zu einer spezi­fi­schen Entwick­lung des Kapi­ta­lis­mus führte, in der sich vorka­pi­ta­lis­ti­sche, feudale Besitz­ver­hält­nisse mit einer kapi­ta­lis­ti­schen Produk­tion misch­ten, die vorran­gig auf wenige Produkte land­wirt­schaft­li­cher und mine­ra­li­scher Rohstoffe fokus­siert blieb.

Während im 19. Jahr­hun­dert in erster Linie das engli­sche Kapi­tal Nutz­nie­ßer dieses Handels­un­gleich­ge­wichts war, setzte sich Zug um Zug der US-Impe­ria­lis­mus an die Spitze des Einflus­ses in Latein­ame­rika. Mit der bereits 1889 auf der ersten Paname­ri­ka­ni­schen Konfe­renz gegrün­dete Paname­ri­ka­ni­schen Union wurde ein zuneh­mend komple­xes System der Beherr­schung der Länder Latein­ame­ri­kas entwi­ckelt. Wobei der Mili­tär­pakt von Rio de Janeiro (1947) und die Grün­dung der Orga­ni­sa­tion ameri­ka­ni­scher Staa­ten (1948) diese Entwick­lung nach dem Zwei­ten Welt­krieg in umfas­sen­der Weise fortführten.

„Mit der Entwick­lung des einhei­mi­schen Kapi­ta­lis­mus erfolgte seit dem Ende des Zwei­ten Welt­krie­ges eine Diffe­ren­zie­rung der einhei­mi­schen Bour­geoi­sie; ein Teil von ihr entwi­ckelte sich zur indus­tri­el­len Groß­bour­geoi­sie. […] Die einhei­mi­sche Bour­geoi­sie geriet immer tiefer in das Dilemma, „entwe­der den Weg einer radi­ka­len Lösung der Probleme des Landes, der zum revo­lu­tio­nä­ren Weg werden kann, zu beschrei­ten oder vor dem Impe­ria­lis­mus und seinen einhei­mi­schen Verbün­de­ten zu kapi­tu­lie­ren.“ […] Sie verband sich daher trotz des Bestehens ökono­mi­scher und poli­ti­scher Wider­sprü­che tenden­zi­ell stär­ker mit dem USA-Impe­ria­lis­mus, der proim­pe­ria­lis­ti­schen Groß­bour­geoi­sie und den Groß­grund­be­sit­zern und ging mehr und mehr zur Unter­drü­ckung der Massen­be­we­gung über, auf die sie sich vorher gestützt hatte.“5

Neben dem Wider­spruch zwischen der Entwick­lung der Produk­tiv­kräfte und den Elemen­ten vorka­pi­ta­lis­ti­scher Produk­ti­ons­ver­hält­nisse und dem Wider­spruch zwischen den Völkern Latein­ame­ri­kas und dem sie ausbeu­ten­dem Impe­ria­lis­mus trat in zuneh­men­dem Maße auch der inner­halb der Länder verlau­fende Wider­spruch zwischen Bour­geoi­sie und Proletariat.

1929 fand in Buenos Aires die erste regio­nale Bera­tung von 15 kommu­nis­ti­schen Parteien der Länder Latein­ame­ri­kas statt. Die auf die Tages­ord­nung der Geschichte gerückte Revo­lu­tion in Latein­ame­rika wurde als bürger­lich-demo­kra­ti­sche, agra­ri­sche, anti­im­pe­ria­lis­ti­sche Revo­lu­tion charak­te­ri­siert. Der Kampf um die Befrei­ung von den impe­ria­lis­ti­schen Fesseln verband sich mit einer anti­ka­pi­ta­lis­ti­schen Tendenz. 1934 fand in Monte­vi­deo erneut eine regio­nale Bera­tung statt, auf der sich die kommu­nis­ti­schen Parteien die Aufgabe stell­ten, breite anti­im­pe­ria­lis­ti­sche Volks­fron­ten zu schaf­fen, wobei die Volks­front­re­gie­rung der Frente Popu­lar 1938 in Chile einen Höhe­punkt dieser Orien­tie­rung darstellte.6

Der Sieg der kuba­ni­schen Revo­lu­tion 1959, die bis heute auf die Völker Latein­ame­ri­kas und auch inter­na­tio­nal ausstrahlt, war ein schwe­rer Rück­schlag für den Impe­ria­lis­mus in der Region. Die US-Regie­rung unter Kennedy reagierte 1961 mit der „Alli­anz für den Fort­schritt“, einem Entwick­lungs­pro­gramm, dass sowohl den Druck fort­schritt­li­cher Bewe­gun­gen in, für den Impe­ria­lis­mus, unge­fähr­li­che Bahnen kana­li­sie­ren als auch die Unter­ord­nung unter die Domi­nanz des US-ameri­ka­ni­schen Finanz­ka­pi­tals vertie­fen sollte. Der US-ameri­ka­ni­sche Präsi­dent Lyndon B. John­son verkün­dete 1965 unmissverständlich:

„Die ameri­ka­ni­schen Länder können und dürfen nicht zulas­sen, daß in der west­li­chen Hemi­sphäre noch eine kommu­nis­ti­sche Regie­rung konsti­tu­iert wird.“7

Im Verlauf der 60er Jahre und als Teil dieser inte­grie­ren­den Taktik entwi­ckel­ten sich gewisse Verän­de­run­gen in der inter­na­tio­na­len Arbeits­tei­lung. Arbeits­in­ten­sive Zweige der verar­bei­ten­den Indus­trie, vor allem im Bereich der Nahrungs­mit­tel­pro­duk­tion und die Waren­pro­duk­tion für einfa­che Gegen­stände des tägli­chen Bedarfs wurden zuneh­mend auch in die Länder Latein­ame­ri­kas verlagert.

1969 führte dazu ein Minis­ter der Bundes­re­pu­blik Deutsch­land (BRD) aus, „[…] daß auch im eige­nen Wirt­schafts­be­reich lang­fris­tig struk­tu­relle Verän­de­run­gen vorge­nom­men werden müssen. Im eige­nen und im Inter­esse der Entwick­lungs­län­der müssen die Indus­trie­na­tio­nen Teil ihrer weni­ger kompli­zier­ten indus­tri­el­len Ferti­gun­gen in die Entwick­lungs­län­der verla­gern und verstärkt in Entwick­lungs­län­der inves­tie­ren. Das bedeu­tet gleich­zei­tig den Abbau bestimm­ter Indus­trien, die für den tech­no­lo­gi­schen Stand der Indus­trie­län­der weni­ger renta­bel sind.“8

Bereits seit Mitte der 50er Jahre ging die BRD zum verstärk­ten Kapi­tal­ex­port nach Latein­ame­rika über, mit beson­de­rem Fokus auf Brasi­lien, Argen­ti­nien, Mexiko und Chile. Der deut­sche Impe­ria­lis­mus nahm in Hinblick auf wirt­schaft­li­che Akti­vi­tä­ten, im Verlauf der 60er Jahre hinter den USA einen vorran­gi­gen Platz in Latein­ame­rika ein. 1961 entstand das Bundes­mi­nis­te­rium für wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit (BMZ), dessen erster Minis­ter, Walter Scheel (FDP), 1963 zum Anlass der Grün­dung des Deut­sche Entwick­lungs­diens­tes (DED) sagte:

“Es müssen die Bezie­hun­gen neu geord­net werden zwischen den reichen Indus­trie­staa­ten und den Entwick­lungs­län­dern, von denen viele vor Kurzem noch Kolo­nien waren“9

Die „Entwick­lungs­po­li­tik“ der Bundes­re­pu­blik bildete ein entschei­den­des Instru­ment, um den Einfluss der deut­schen Wirt­schaft welt­weit, und eben auch in Latein­ame­rika zu vertie­fen. 1963 stellte der dama­lige Staats­se­kre­tär der Bundes­re­gie­rung, Fried­rich Karl Vialon, fest, dass „die Entwick­lungs­hilfe ein zwei­ter Bereich unse­rer Vertei­di­gung“10 sei. Soziale Bewe­gun­gen und das geis­tig-kultu­relle Leben soll­ten poli­tisch im Sinne einer stabi­li­sie­ren­den System­er­hal­tung effek­tiv beein­flusst werden. „Entwick­lungs­hilfe“ und Kapi­tal­ex­port soll­ten die wirt­schaft­li­chen Prozesse der Ziel­län­der enger und fester an die Inter­es­sen der eige­nen Mono­pole binden. Zudem wurde die den Ländern Latein­ame­ri­kas gewährte „Wirt­schafts­hilfe“ lange Zeit mit einer „Wohl­ver­hal­tens­klau­sel“ in den entspre­chen­den Regie­rungs­ab­kom­men verbun­den, die die Länder Latein­ame­ri­kas daran hindern sollte, ihre Bezie­hun­gen zur DDR zu norma­li­sie­ren.11

Vor allem die aggres­sivs­ten deut­schen Mono­pole, die bereits an der Vorbe­rei­tung des Zwei­ten Welt­krie­ges betei­ligt waren (z.B. IG Farben, Krupp, Deut­sche Bank), bauten ihre Stel­lun­gen in Latein­ame­rika aus.12 Zur Mili­tär­dik­ta­tur in Brasi­lien äußerte sich der dama­lige Chef von VW do Brasil, Werner Paul Schmidt im Februar 1972:

„Sicher foltern Mili­tär und Poli­zei Gefan­gene, um wich­tige Infor­ma­tio­nen zu erlan­gen; sicher wird beim Poli­tisch-Subver­si­ven oft gar kein Gerichts­ver­fah­ren gemacht, sondern gleich geschos­sen. Aber eine objek­tive Bericht­erstat­tung müsste jedes­mal hinzu­fü­gen, dass es ohne Härte eben nicht vorwärts­ginge. Und es geht vorwärts.“13

Luis Corvalán, zum Zeit­punkt der Volks­front­re­gie­rung Vorsit­zen­der der Kommu­nis­ti­schen Partei Chiles, ordnete die Ausrich­tung der Unidad Popu­lar in diesen Hinter­grund des inter­na­tio­na­len Klas­sen­kamp­fes ein. Die stra­te­gi­sche Orien­tie­rung, wie sie im ersten Drit­tel des 20. Jahr­hun­derts von den Kommu­nis­ten Latein­ame­ri­kas entwor­fen wurde, hatte weiter Bestand:

„Die Ereig­nisse in Chile sind ein Teil des revo­lu­tio­nä­ren Welt­pro­zes­ses. Bestim­mend für ihren Inhalt und ihren Charak­ter sind die drin­gende Notwen­dig­keit der Befrei­ung des Landes von der impe­ria­lis­ti­schen Herr­schaft, die im Schoße unse­rer Gesell­schaft heran­ge­reif­ten Grund­wi­der­sprü­che sowie die Stärke, der erreichte Grad der Einheit und der poli­ti­schen Reife des Prole­ta­ri­ats und des ganzen Volkes. Die gegen­wär­tige Etappe des revo­lu­tio­nä­ren Prozes­ses in Chile wird durch ihren anti­im­pe­ria­lis­ti­schen, anti­la­ti­fun­dis­ti­schen und anti­mo­no­po­lis­ti­schen Inhalt charak­te­ri­siert.“14

DDR, BRD und die Regierung der Unidad Popular

Für die fort­schritt­li­chen Kräfte welt­weit bedeu­tete der Sieg der Volks­front­re­gie­rung am 4. Septem­ber 1970 einen entschei­den­den Durch­bruch, der die Isola­tion des sozia­lis­ti­schen Kubas in Latein­ame­rika been­dete. Henry Kissin­ger sah das ganz genauso und stellte bereits am 15. Septem­ber fest:

“Die Wahl Allen­des ist ernst, ernst für die ameri­ka­ni­schen Inter­es­sen in Chile.“15

Der US-ameri­ka­ni­sche Präsi­dent Richard Nixon sprach 1971 sogleich eine massive Drohung aus, die, wie wir wissen, keine leere blieb:

„Wenn diese Regie­rung etwas in Chile oder außer­halb Chiles – in ihrer Außen­po­li­tik – unter­nimmt, was uns scha­det, dann wird das schon unsere Ange­le­gen­heit sein, und wir werden auch entspre­chend handeln.“16

Die Beur­tei­lung des vom Partei­en­bünd­nis der Unidad Popu­lar17 1969 verab­schie­de­ten Regie­rungs­pro­gramms konnte auch zwischen der Bundes­re­pu­blik Deutsch­land und der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik unter­schied­li­cher wohl kaum ausfal­len. Ließ es doch keinen Zwei­fel an seinem radi­ka­len Charakter:

„Als erste Maßnahme werden die Boden­schätze verstaat­licht, wie die großen Kupfer­berg­werke, der Erz- und Nitrat­ab­bau sowie andere, die sich in der Hand des auslän­di­schen Kapi­tals und der inlän­di­schen Mono­pole befin­den.“18

Día de la Digni­dad Nacio­nal: Am 16. Juli 1971 wurden die chile­ni­schen Kupfer­werke verstaatlicht.

Die Verstaat­li­chung der Kupfer­berg­werke gefähr­dete die Kapi­tal­in­ter­es­sen der auslän­di­schen Mono­pole in höchs­tem Maße. Mit einer jähr­li­chen Produk­tion von 685.000 Tonnen Kupfer war Chile 1970 der zweit­größte Kupfer­ex­por­teur. Kupfer machte 68% der chile­ni­schen Exporte aus und brachte 80% seiner Devi­sen ein. 20% der welt­weit bekann­ten Kupfer­vor­kom­men lagen in Chile. Nach einer im Neuen Deutsch­land veröf­fent­lich­ten Berech­nung raub­ten US-Konzerne Chile in den 50 Jahren bis 1970 vier Milli­ar­den Dollar. Durch die Verstaat­li­chung stie­gen die jähr­li­chen Devi­sen­ein­künfte um mindes­tens 125 Millio­nen Dollar.19 Unter staat­li­che Kontrolle gebracht werden soll­ten ebenso der Banken und Finanz­sek­tor des Landes, der Außen­han­del, Unter­neh­men der zentra­len Infra­struk­tur, der Ener­gie, der Kommu­ni­ka­tion, der Textil­in­dus­trie und weitere mehr. Die Agrar­re­form, die bereits unter der Vorgän­ger­re­gie­rung unter Eduardo Frei begon­nen wurde, sollte fort­ge­führt und vertieft werden. Alle Groß­grund­be­sit­zun­gen über 80 Hektar soll­ten enteig­net werden. Umfas­sende sozi­al­po­li­ti­sche Maßnah­men waren Teil des Programms, wie Mindest­löhne und Infla­ti­ons­aus­gleich, kosten­lose Gesund­heits­ver­sor­gung, ein staat­li­ches Wohnungs­bau­pro­gramm, umfas­sende Förde­rung der Bildung und vieles weitere Mehr. Die außen­po­li­ti­sche Ausrich­tung der Regie­rung war eine scharfe Kampf­an­sage an den US-Imperialismus:

„Die Haltung der akti­ven Vertei­di­gung der Unab­hän­gig­keit Chiles beinhal­tet die Verur­tei­lung der bestehen­den „Orga­ni­sa­tion der Ameri­ka­ni­schen Staa­ten“ (OAS) als eines Instru­ments und einer Agen­tur des nord­ame­ri­ka­ni­schen Impe­ria­lis­mus und den Kampf gegen jede Form von Paname­ri­ka­nis­mus, wie er von dieser Orga­ni­sa­tion verstan­den wird. Die Volks­re­gie­rung ist bestrebt, zur Schaf­fung eines Organs beizu­tra­gen, das die Länder Latein­ame­ri­kas wirk­lich vertritt.“20

Jede Form von Kolo­nia­lis­mus und Neoko­lo­nia­lis­mus wurde vom Partei­en­bünd­nis verur­teilt. Zugleich erklärte die UP sich soli­da­risch mit den Kämp­fen um Befrei­ung und für die Errich­tung des Sozia­lis­mus, insbe­son­dere mit der kuba­ni­schen Revolution.

Nach seiner Verei­di­gung begann Salva­dor Allende mit der raschen Umset­zung des Programms. Chile wurde unter ande­rem als Teil der Bewe­gung Block­freier Staa­ten eine wich­tige Trieb­kraft für die Demo­kra­ti­sie­rung der herr­schen­den Wirt­schafts- und Finanz­ord­nung.21

Die DDR-Regie­rung hatte bereits die Boden­re­form unter der Vorgän­ger­re­gie­rung poli­tisch unter­stützt und begrüßte die Maßnah­men der UP voll­um­fäng­lich. Unter­neh­men und Eigen­tü­mer aus der Bundes­re­pu­blik hinge­gen wurden durch die wirt­schafts- und sozi­al­po­li­ti­schen Maßnah­men der UP, hinter US-ameri­ka­ni­schen am stärks­ten in Mitlei­den­schaft gezo­gen. Chile bildete mit 35% den wich­tigs­ten Liefe­ran­ten für Kupfer in die Bundes­re­pu­blik. 20% des in Chile enteig­ne­ten Landes wurde den Händen deut­scher Staats­an­ge­hö­ri­ger entris­sen. Etwa 360 „deut­sche“ Land­gü­ter wurden enteig­net.22 Neben der deut­schen Farben­fa­brik Cere­sita (einer Toch­ter der Preus­sag) und den Roden­stock Werken wurden 16 weitere mit deut­schem Kapi­tal ausge­stat­tete Betriebe besetzt oder enteig­net, teil­weise auf spon­tane Initia­tive von chile­ni­schen Arbei­tern. So lehnte die Geschäfts­lei­tung der Hoechst Toch­ter Fibro-Química Chilena Ltda. die Forde­rung der Beschäf­tig­ten nach einer 800-prozen­ti­gen Lohn­er­hö­hung ab, die darauf­hin die Fabrik besetz­ten.23

Darüber hinaus ärgerte man sich in den Chef­eta­gen der deut­schen Wirt­schaft über profit­schmä­lernde Sozi­al­maß­nah­men zur Lohn­stei­ge­rung und Verbes­se­rung der Arbeits­be­din­gun­gen. Um der Verstaat­li­chung entge­gen­zu­wir­ken, empfahl die Deutsch-Chile­ni­sche Handels­kam­mer (CAMCHAL) Notmaß­nah­men, wie etwa die Infla­ti­ons­an­pas­sung der Löhne und die Bildung eige­ner Gewerk­schaf­ten.24

Die wirt­schaft­li­che und poli­ti­sche Zusam­men­ar­beit zwischen der DDR und Chile erlebte hinge­gen einen massi­ven Aufschwung. Bereits 1966 hatte Salva­dor Allende die DDR besucht, zudem unter­hielt er engen Kontakt zur Handels­ver­tre­tung der DDR in Sant­iago.25 Zwischen der Kommu­nis­ti­schen Partei Chiles, die Teil der Volks­front­re­gie­rung war, und der SED bestan­den ohne­hin enge Bezie­hun­gen. Mit dem Wahl­sieg der UP lag nun die diplo­ma­ti­sche Aner­ken­nung der DDR auf dem Tisch. Seit der Grün­dung beider deut­scher Staa­ten 1949 bestrafte die Bundes­re­pu­blik all jene Länder mit einem umfas­sen­den Sank­ti­ons­re­gime, die offi­zi­elle Bezie­hun­gen zur DDR unter­hiel­ten. Das schränkte die wirt­schaft­li­chen und poli­ti­schen Möglich­kei­ten des sozia­lis­ti­schen Deutsch­lands massiv ein. Zwar nahm die Bundes­re­gie­rung unter Brandt und Scheel (ab 1969) allmäh­lich Abstand von der Hall­stein-Doktrin, der Allein­ver­tre­tungs­an­spruch blieb aller­dings zunächst noch bestehen. Auch gegen­über der Allende-Regie­rung übte die Bundes­re­pu­blik Druck aus, die DDR nicht anzu­er­ken­nen. Tatsäch­lich verzö­gerte sich die offi­zi­elle Herstel­lung diplo­ma­ti­scher Bezie­hun­gen dadurch noch bis zum Früh­jahr 1971. Im gemein­sa­men Kommu­ni­qué zwischen Chile und der DDR über die Aufnahme diplo­ma­ti­scher Bezie­hun­gen vom 6. April 1971 wurden die Prin­zi­pien und Ziele der souve­rä­nen Gleich­heit der Staa­ten, ihre gegen­sei­tige Achtung und Nicht­ein­mi­schung in die inne­ren oder äuße­ren Ange­le­gen­hei­ten, betont – ein star­ker Kontrast zu der oben zitier­ten Drohung des dama­li­gen US-Präsi­dent Nixon.

Auf dieser Grund­lage wurden im Juli 1971 Handels­ab­kom­men und Verträge über wissen­schaft­lich-tech­ni­sche Zusam­men­ar­beit abge­schlos­sen und der poli­ti­sche Austausch vertieft.

Für die DDR war von beson­de­rer Wich­tig­keit, dass sich die chile­ni­sche Regie­rung inter­na­tio­nal gegen die Isola­tion der DDR einsetzte und beispiels­weise für ihre Mitglied­schaft in der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion der Verein­ten Natio­nen eintrat. Für Chile lag ein zentra­les Ziel darin, seine Handels­be­zie­hun­gen über­haupt zu diver­si­fi­zie­ren. Die DDR sollte ihre Importe aus Chile, einschließ­lich Kupfer sowie Halb- und Fertig­wa­ren aus Kupfer erwei­tern. Die Handels­ver­träge sahen zudem Liefe­run­gen von Anla­gen und Ausrüs­tun­gen für die Entwick­lung der chile­ni­schen Wirt­schaft aus der DDR vor. Teil der Verein­ba­rung war die Vermitt­lung wissen­schaft­li­cher und tech­ni­scher Erfah­run­gen und Koope­ra­tion in Hinblick auf Produk­ti­ons­ver­fah­ren.26 In diesem Zusam­men­hang stand die Entsen­dung von DDR-Exper­ten für den Kupfer­berg­bau und die Land- und Ernäh­rungs­wirt­schaft und die Ausbil­dung chile­ni­scher Fach­kräfte in der DDR.27 Ein Ende 1971 gegrün­de­ter gemein­sa­mer Ausschuss für wirt­schaft­li­che, tech­ni­sche und wissen­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit sollte die Zusam­men­ar­beit zwischen DDR und Chile zum gegen­sei­ti­gen Nutzen umfas­send koor­di­nie­ren.28 Eine Gruppe sozia­lis­ti­scher Länder hatte zudem mit Chile verein­bart über 20 Fabri­ken und Indus­trie­an­la­gen zu errich­ten.29 Die viel­fäl­ti­gen und lang­fris­tig ange­leg­ten Verein­ba­run­gen wurden durch die zuneh­men­den Sabo­ta­ge­akte und Stör­ak­tio­nen der chile­ni­schen Wirt­schaft, ange­sto­ßen von der inne­ren und äuße­ren Reak­tion, unterlaufen.

Die Regie­rung unter Allende beharrte auf ihren Maßnah­men zuun­guns­ten auslän­di­scher Mono­pole. In einem Inter­view im US-Fern­se­hen sagte Allende: Wer in Chile inves­tie­ren wolle, müsse sich mit der Tatsa­che abfin­den, dass die Boden­schätze und die ande­ren Reich­tü­mer des Landes dem Volk gehö­ren. Schließ­lich würden es sich die Nord­ame­ri­ka­ner auch nicht gefal­len lassen, wenn Auslän­der Eigen­tü­mer beispiels­weise des Öles in Texas werden. Chile habe schlechte Erfah­run­gen mit USA-Privat­in­ves­ti­tio­nen gemacht: „In den letz­ten zwölf Jahren wurden über 250 Millio­nen Dollar in Chile inves­tiert und dafür Werte von über 1,05 Milli­ar­den Dollar aus Chile hinaus­ge­schafft.“30

Mit allen Mitteln versuch­ten sich die ehema­li­gen Privat­un­ter­neh­men des Kupfer­berg­baus in Chile der Enteig­nung entge­gen­zu­stel­len. Der US-Kupfer­kon­zern Kenne­cott Copper Corpo­ra­tion drohte welt­wei­ten Abneh­mern des chile­ni­schen Kupfers:

„Soll­ten sie die Absicht haben Kupfer zu kaufen, das aus der chile­ni­schen Mine El Teni­ente stammt, so werden wir gezwun­gen sein, mit allen uns zur Verfü­gung stehen­den Mitteln gegen sie vorzu­ge­hen.“31

Sie mach­ten ihre Drohung wahr, unter­sag­ten beispiels­weise die Weiter­ver­ar­bei­tung der Nord­deut­schen Affi­ne­rie in Hamburg per einst­wei­li­ger Verfü­gung und beschlag­nahm­ten die 3000 Tonnen Kupfer im Wert von elf Millio­nen D‑Mark.

Neben der inten­si­ven wirt­schaft­li­chen Zusam­men­ar­beit gingen von der DDR-Bevöl­ke­rung breit getra­gene Soli­da­ri­täts­sen­dun­gen nach Chile, insbe­son­dere nach­dem sich die Versor­gungs­lage, in Folge der von der Reak­tion ins Werk gesetz­ten sensi­blen Störung der Wirt­schaft, erschwerte. Im Lauf des Jahres 1973 fuhren vier Frach­ter von der DDR nach Chile. Ausrüs­tung für eine komplette Poli­kli­nik, Medi­ka­mente, Impf­stoffe, Schul­ma­te­rial und Tech­nik zur Brand- und Hoch­was­ser­be­kämp­fung wurden verschickt. Außer­dem befan­den sich Last­kraft­wa­gen und Klein­kraft­rä­der in den Soli­da­ri­täts­sen­dun­gen. Insge­samt lieferte die DDR Spen­den in Höhe von 42 Millio­nen DM (Valu­ta­mark).32 Die letz­ten drei Frach­ter kamen Ende August in chile­ni­schen Häfen an. Die an Bord befind­li­chen Medi­ka­mente, 8.000 Tonnen Mehl, Konser­ven und Indus­trie­wa­ren erreich­ten die chile­ni­sche Bevöl­ke­rung nicht mehr. Der faschis­ti­sche Staats­streich unter Führung von Augusto Pino­chet verhin­derte ihre Vertei­lung.33

Der Putsch, die BRD und die DDR

Dem Aufruf Fidel Castros während eines drei­wö­chi­gen Besuchs in Chile im Novem­ber 1971, die Bewaff­nung der Arbei­ter zu orga­ni­sie­ren, folg­ten keine Taten der UP-Regie­rung.34 Die Wühl­tä­tig­keit des US-Geheim­diens­tes in gemein­sa­mer Arbeit mit der inne­ren Reak­tion in Chile hinge­gen war bereits im vollen Gange.

Während die US-Regie­rung nach dem Wahl­sieg der UP Chile alle übri­gen Kredite verwei­gerte, verdop­pelte sie ihre Kredite an das chile­ni­sche Mili­tär im Jahre 1972 auf 10 Milli­ar­den Dollar. Chile­ni­sche Streit­kräfte bezo­gen somit weiter­hin mili­tä­ri­sche Ausrüs­tung aus den USA, chile­ni­sche Kriegs­schiffe nahmen weiter­hin (zusam­men mit US-Einhei­ten) an den alljähr­li­chen „Unitas“-Seemanövern teil, und chile­ni­sche Offi­ziere besuch­ten nach wie vor mili­tä­ri­sche Weiter­bil­dungs­ver­an­stal­tun­gen in der Pana­ma­ka­nal­zone sowie in den USA.35

„Der CIA forcierte im Zusam­men­spiel mit der brasi­lia­ni­schen Mili­tär­dik­ta­tur die Akti­vi­tä­ten der reak­tio­nä­ren, z.T. profa­schis­ti­schen Kräfte, um anti-impe­ria­lis­tisch orien­tierte Regie­run­gen zu stür­zen und den wach­sen­den Einfluß der Arbei­ter­be­we­gung auf die poli­ti­sche Entwick­lung der Länder Latein­ame­ri­kas zu unter­bin­den. Dieser massive konter­re­vo­lu­tio­näre Gegen­stoß führte zum Sturz der fort­schritt­li­chen Mili­tär­re­gie­rung in Boli­vien 1971, zum reak­tio­nä­ren Staats­streich 1973 in Uruguay sowie zum Sturz der Regie­rung der Volks­ein­heit unter Präsi­dent Allende und zur Errich­tung einer faschis­ti­schen Mili­tär­dik­ta­tur in Chile 1973.“35

Von einem Tag auf den ande­ren, war das Leben von Kommu­nis­ten, Sozia­lis­ten und Demo­kra­ten in Chile bedroht. Das faschis­ti­sche Mili­tär verfolgte, folterte und tötete Ange­hö­rige und Unter­stüt­zer der Volks­front­re­gie­rung. Einige von ihnen versuch­ten das Land zu verlas­sen, wobei das Pino­chet-Regime die Ausreise auch über Botschaf­ten zu unter­bin­den suchte. Zehn Tage nach dem Putsch, am 21. Septem­ber 1973 brach die DDR die diplo­ma­ti­schen Bezie­hun­gen mit Chile ab. Die Botschaft der Bundes­re­pu­blik reagiert anfäng­lich sehr zöger­lich. In den ersten Tagen nach dem Putsch erba­ten fast 100 Menschen in der west­deut­schen Botschaft Asyl, wurden aller­dings zu latein­ame­ri­ka­ni­schen Landes­ver­tre­tun­gen verwie­sen. Im weite­ren Verlauf wurde die Ausreise auch über die Botschaft der Bundes­re­pu­blik ermög­licht, wobei aller­dings, im Sinne eines Entge­gen­kom­mens zur Putsch­re­gie­rung, die Aufnahme ledig­lich auf huma­ni­tä­rer Grund­lage erfolgte und poli­tisch Verfolgte ausschloss.

„Einmal in die Botschaft gelangt, wurden die Asyl­su­chen­den durch Beamte des Bundes­ver­fas­sungs­schut­zes befragt: Die mögli­che Einreise von Links­extre­mis­ten war ein Thema der bundes­deut­schen Debatte. Am 8. Dezem­ber 1973 traf die erste Gruppe von Emigran­ten in Frank­furt ein.“37

Vertre­ter der Poli­tik und Wirt­schaft in der Bundes­re­pu­blik reagier­ten posi­tiv auf den faschis­ti­schen Putsch:

„Die Frank­fur­ter Allge­meine Zeitung forderte am Frei­tag, dem 21. Septem­ber 1973: »In Chile jetzt inves­tie­ren!« Die Neue West­fä­li­sche Zeitung befand: »Putsch in Chile ist für Banken posi­tiv. In Südame­rika kann wieder inves­tiert werden.« Die Farb­werke Hoechst waren »der Ansicht, dass das Vorge­hen der Mili­tärs und der Poli­zei nicht intel­li­gen­ter hätte geplant und koor­di­niert werden können«. Es habe sich um eine Aktion gehan­delt, die bis ins letzte Detail vorbe­rei­tet war und glän­zend ausge­führt wurde. »Die Regie­rung Allende hat das Ende gefun­den, das sie verdiente […]. Chile wird in Zukunft ein für Hoechs­ter Produkte zuneh­mend inter­es­san­ter Markt sein.« Der Spie­gel urteilte am 8. Okto­ber 1973 zutref­fend: »Auf Hilfe aus Bonn müssen die chile­ni­schen Gene­rale […] nicht verzich­ten.«“38

CDU-Abge­ord­ne­ter Hein­rich Gewandt (links) wurde offi­zi­ell von Pino­chets Regie­rung kurz nach dem Putsch einge­la­den. Dort traf er Pino­chet und dessen Wirt­schafts­mi­nis­ter und Finanz­mi­nis­ter. Nach seiner Rück­kehr in die Bundes­re­pu­blik sagte Gewandt in Bonn, “Chile sei auf dem Wege, kredit­wür­dig zu werden”. (Bild: Opera­ción Silen­cio, Hrsg. Heynow­ski & Scheu­mann, Verlag der Nation)

Für den Vorsit­zen­den der Bundes­tags­frak­tion der CDU/CSU, Karl Cars­tens war der Tod Allen­des ein „tragi­sches Symbol“ der Unver­ein­bar­keit von Sozia­lis­mus und Demo­kra­tie. Der Leiter der Konrad-Adenauer-Stif­tung39 und CDU-Gene­ral­se­kre­tär, Bruno Heck, drückte im Okto­ber 1973 seine Hoff­nung darüber aus, dass nach dem wirt­schaft­li­chen Chaos unter Allende, das zum Putsch geführt habe, nun Besse­rung zu erwar­ten sei.40 Bekannt sind zudem die Ausfüh­run­gen von Franz Josef Strauß, dem dama­li­gen Vorsit­zen­den der CSU:

„Ange­sichts des Chaos, das in Chile geherrscht hat, erhält das Wort Ordnung für die Chile­nen plötz­lich wieder einen süßen Klang.“41

Als Bera­ter der Mili­tär­junta und maßgeb­lich an der Ausar­bei­tung der Verfas­sung des Pino­chet-Regimes betei­ligt war Prof. Dieter Blumen­witz, Völker- und Staats­recht­ler sowie führen­der Vertre­ter der Ostfor­schung, Mitglied des Kura­to­ri­ums ‘Unteil­ba­res Deutsch­land’.42 Die deut­sche Betei­li­gung an Folter und Ermor­dung der Dikta­tur reicht aller­dings noch viel tiefer. Nach 1945 kamen wohl etwa 1.000 Offi­ziere der SS, SA und Gestapo nach Chile.43 Einige von ihnen beka­men neue Arbeit im 1973 einge­rich­te­ten chile­ni­schen Geheim­dienst, der „Dirección de Inte­li­gen­cia Nacio­nal“, kurz DINA, wo sie als ‘unsere deut­sche Truppe’ bekannt waren. Die Haupt­auf­gabe der DINA bestand in der Vernich­tung des „inne­ren Fein­des“ und im Rahmen der Opera­tion Condor den Kommu­nis­mus in ganz Latein­ame­rika auszu­rot­ten. In führen­der Funk­tion betei­ligt war auch Walt­her Rauff, im deut­schen Faschis­mus u.a. Chef eines Einsatz­kom­man­dos im Nord­afri­ka­feld­zug, soll er unter Pino­chet expli­zit dabei gehol­fen haben die DINA nach dem Vorbild der Gestapo aufzu­bauen. Eine lesens­werte Veröf­fent­li­chung von Wilfried Huis­mann kommt zu dem Schluss:

„Was bei den Recher­chen immer klarer gewor­den ist: Walt­her Rauff, der Entwick­ler des Gaswa­gens zur Ermor­dung von Juden, war gemein­sam mit Chris­toph Willeke und DINA-Chef Manuel Contre­ras auch in Chile der Archi­tekt der indus­tri­el­len Vernich­tung von Regime­geg­nern.“44

Dabei folg­ten die Recher­chen auch Spuren zum Auslands­ge­heim­dienst der Bundes­re­pu­blik, dem Bundes­nach­rich­ten­dienst (BND), der Rauff mindes­tens bis 1963 als einen seiner Mitar­bei­ter zählte.

„Rauffs Part­ner in der DINA-Führung, Briga­de­ge­ne­ral Chris­toph Willeke, war unter ande­rem für die Bezie­hun­gen zum BND zustän­dig und reiste mehr­mals zu seinen Kolle­gen nach Pullach. Er erhielt dort Infor­ma­tio­nen über chile­ni­sche “Extre­mis­ten”, die in Deutsch­land im Exil lebten. Auf dem Rück­weg brachte er nach Verga­ras Erin­ne­rung auch persön­lich Labor­aus­rüs­tun­gen und Zuta­ten des Gift­ga­ses Sarin mit nach Chile.“45

Die Liste hoch­ran­gi­ger Unter­stüt­zung aus West­deutsch­land und Exil­deut­scher für die chile­ni­schen Putschis­ten ließe sich verlän­gern, beispiels­weise mit der berüch­tig­ten Colo­nia Digni­dad, die unter ande­rem als Folter­an­lage und Zentrale der DINA diente.46 Die auch in der west­deut­schen Bevöl­ke­rung stark verbrei­tete Soli­da­ri­tät für die Volks­front­re­gie­rung der UP übte Druck auf die Poli­tik und die öffent­li­che Debatte aus. Zumin­dest einige Poli­ti­ker der SPD gingen öffent­lich auf größere Distanz zu Putsch.

In der DDR löste der Putsch eine breite Wellte der Soli­da­ri­tät aus. Massen­kund­ge­bun­gen wurden in Berlin und weite­ren großen Städ­ten orga­ni­siert. In den folgen­den 15 Jahren, nach dem 11. Septem­ber 1973 fanden ca. 5.000 Chile­nen Exil in der DDR. Die Führung der Kommu­nis­ti­schen Partei Chiles kam in der Sowjet­union unter, ansons­ten wurde die DDR das Haupt­auf­nah­me­land für chile­ni­sche Exilan­ten in Osteu­ropa, die auf zum Teil aben­teu­er­li­che Weise ihren Weg aus Chile in die DDR finden muss­ten. Mit der Ausschleu­sung des Gene­ral­se­kre­tärs der Sozia­lis­ti­schen Partei, Carlos Alta­mi­rano im Koffer­raum eines Autos eines Geheim­dienst­mit­ar­bei­ters der DDR über Argen­ti­nien, gelang der DDR ein wirkungs­vol­ler Erfolg.

Mitar­bei­ter des Minis­te­ri­ums für Staats­si­cher­heit Rudolf Herz mit dem Auto, das er benutzte, um Carlos Alta­mi­rano aus Chile herauszuschleusen.

Nach ihrer Ankunft in der DDR wurden die Chile­nen zunächst in Heimen unter­ge­bracht, wo sie Deutsch lern­ten, dann folgte ihre Ansied­lung in 12 größe­ren Städ­ten der DDR, wo sie Neubau­woh­nun­gen erhiel­ten und zudem mit einem zins­lo­sen Kredit ausge­stat­tet wurden. Die meis­ten nahmen im weite­ren Verlauf eine Arbeit auf, um ihren Unter­halt selbst zu verdie­nen, andere began­nen mit einer Berufs­aus­bil­dung oder nahmen ein Studium auf. Chile­ni­sche Kinder besuch­ten DDR-Schu­len, wobei die Fächer Spanisch, chile­ni­sche und latein­ame­ri­ka­ni­sche Geschichte und Geogra­phie von chile­ni­schen Pädago­gen erar­bei­tet wurden. Der Aufent­halt der Kinder und Jugend­li­chen wurde vom Soli­da­ri­täts­ko­mi­tee der DDR finan­ziert. In Berlin grün­de­ten poli­ti­sche chile­ni­sche Exilan­ten das Büro „Chile Anti­fa­scista“, ein Knoten­punkt für die Inte­gra­tion der Chile­nen und der andau­ern­den Soli­da­ri­täts­ar­beit für Chile, zusätz­lich bestan­den in der DDR die Auslands­bü­ros der Unidad Popu­lar und der Sozia­lis­ti­schen Partei Chiles.47

Die freund­schaft­li­che Bezie­hung zwischen der DDR und dem chile­ni­schen Volk fand zudem einen viel­fäl­ti­gen kultu­rel­len Ausdruck. Romane, Filme und Musik von Chile­nen, über die Entwick­lung ihres Landes, aber auch ihr Leben im Exil sind in der DDR erschie­nen. Zum Anlass des 50. Jahres­ta­ges des faschis­ti­schen Putsches sind die zwei Doku­men­tar­filme „Der Krieg der Mumien“ (1974) und „El Golpe Blanco. Der weiße Putsch“ (1975) beson­ders hervor­zu­he­ben. Beide Filme von Heynow­ski & Scheu­mann48  sind auf Grund­lage von Aufnah­men, die vor, während und nach dem Putsch in Chile gemacht wurden, entstanden.

Eine zentrale Lehre der des Mili­tär­put­sches in Chile war die Notwen­dig­keit der Gewalt der reak­tio­nä­ren Kräfte begeg­nen zu müssen. Die DDR unter­stützte auch auch dieser Front. In den Folge­jah­ren der Pino­chet-Dikta­tur wurden 21 Mitglie­der der Kommu­nis­ti­schen Partei Chiles in der Natio­na­len Volks­ar­mee der DDR mili­tä­risch ausge­bil­det.49

Schluss

Mit der Mili­tär­dik­ta­tur kamen die soge­nann­ten Chicago Boys, eine Gruppe von Wirt­schafts­wis­sen­schaft­lern, die an der Univer­sity of Chicago die Lehren von Milton Fried­man und Fried­rich August von Hayek studiert hatten nach Chile. Gemein­sam verord­ne­ten sie dem Land ein beispiel­lo­ses Programm wirt­schaft­li­cher Libe­ra­li­sie­rung. Das staat­li­che Renten­ver­si­che­rungs­sys­tem wurde ersetzt durch ein Kapi­tal­de­ckungs­ver­fah­ren, private Renten­fonds wurden gegrün­det. Strom und Wasser­ver­sor­gung wurden ebenso wie das Bildungs­we­sen und das Gesund­heits­sys­tem priva­ti­siert, Arbei­ter­rechte geschlif­fen. Auf Basis dieser Poli­tik, die Chile auch den Titel als „Labor des Neoli­be­ra­lis­mus“ verschaffte, entwi­ckelte sich das Anden­land zum OECD-Staat mit der größ­ten sozia­len Ungleich­heit. Ein Prozent der Bevöl­ke­rung kontrol­liert ein Drit­tel des Reich­tums.50

Mit Blick auf die deutsch-chile­ni­schen Wirt­schafts­be­zie­hun­gen zeigt sich die Konti­nui­tät des über 150 Jahre währen­den Verhält­nis­ses. Das Auswär­tige Amt schreibt:

„Die EU steht nach China und den USA an drit­ter Stelle der Handels­part­ner Chiles. Inner­halb der EU ist Deutsch­land der wich­tigste Handels­part­ner Chiles. Deutsch­land bezieht aus Chile über­wie­gend Rohstoffe (Kupfer) und Nahrungs­mit­tel. Bei den deut­schen Expor­ten nach Chile stehen tradi­tio­nell indus­tri­elle Erzeug­nisse im Vorder­grund.“51

Inner­halb der EU ist Deutsch­land der wich­tigste Handels­part­ner Chiles. Ein Vier­tel der EU-Importe kommt aus Deutsch­land. Auf der Liste der wich­tigs­ten Import­län­der Chiles steht Deutsch­land auf Platz 5 nach China, USA, Brasi­lien und Argen­ti­nien. Im Unter­schied zu den 70er Jahren verur­sacht Lithium längst die größ­ten Begehr­lich­kei­ten inter­na­tio­na­ler Mono­pole. Chile besitzt welt­weit mit die größ­ten Vorkom­men des Rohstoffs, kontrol­liert und abge­baut von den priva­ten Konzer­nen SQM und Alber­marle, die wiederum Verträge etwa mit Tesla, LG Energy oder Merce­des-Benz haben.52

Ein ober­fläch­li­ches Urteil könnte zu dem Schluss kommen, dass sich die wirt­schaft­li­chen Bezie­hun­gen zwischen der DDR bzw. der BRD und Chile doch letzt­lich ziem­lich ähneln. In beiden Fällen wurde Kupfer impor­tiert und werden Indus­trie­gü­ter expor­tiert. Eine solche Schluss­fol­ge­rung sieht vom Wesent­li­chen ab: Wem gehö­ren die Kupfer­berg­werke? Wer eignet sich den erar­bei­te­ten Wert an? Die Reak­tion auf die Poli­tik der Verstaat­li­chung der Unidad Popu­lar fällt von Seiten der Bundes­re­pu­blik und der DDR voll­kom­men unter­schied­lich aus. Davon ausge­hend ergibt sich notwen­dig auch ein völlig ande­res Verhält­nis zur Unab­hän­gig­keit und Entwick­lung des chile­ni­schen Volkes. Erst auf Grund­lage der Kontrolle der wich­tigs­ten Berei­che der Wirt­schaft und der Komman­do­ge­walt über Finan­zen und Inves­ti­tio­nen war eine allmäh­li­che Verschie­bung der histo­risch gewach­se­nen Rollen inner­halb der inter­na­tio­na­len Arbeits­tei­lung möglich gewor­den. Die DDR unter­stützte diesen Pfad, während die Bundes­re­pu­blik – mal verdeckt, mal offen – alles daran setzte, ihn zu beenden.

In einer Zeit, in der Wider­spruch und Aufbe­geh­ren, gegen ein System und eine Poli­tik impe­ria­lis­ti­scher Unter­wer­fung und Ausplün­de­rung stär­ker werden, ist die Volks­front­re­gie­rung Chiles ein heraus­ra­gen­des Beispiel für die Schwie­rig­kei­ten und Wider­sprü­che im Kampf um Souve­rä­ni­tät und für sozia­len Fort­schritt. Der faschis­ti­sche Putsch vor 50 Jahren zerstreut alle Illu­sio­nen in den demo­kra­ti­schen oder fried­fer­ti­gen Charak­ter des Impe­ria­lis­mus und der führen­den Finanz­olig­ar­chie. Wenn es darum geht, ihre Inter­es­sen und ihre wirt­schaft­lich beherr­schende Rolle zu erhal­ten oder auszu­bauen, liegen alle Mittel auf dem Tisch.

Fußnoten

[1] Siehe unter ande­rem: Berg­mann; Fugmann: „Hat der deut­sche Geheim­dienst BND Pino­chets Putsch unter­stützt?“ unter: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/chile-putsch-bnd-colonia-dignidad-waffen-100.html Oder auch: FAKT: „Deut­sche Geheim­dienst­ler und Diplo­ma­ten in Chile“ unter: https://www.ardmediathek.de/video/fakt/deutsche-geheimdienstler-und-diplomaten-in-chile-73/das-erste/Y3JpZDovL21kci5kZS9zZW5kdW5nLzI4MTA2MC8yMDIzMDkwNTIxNDUvZmFrdC1ibmQtZ2VnZW4tc3Rhc2ktMTAy

[2] Vgl. Bernedo, Patri­cio; Bilot, Pauline: „La inmi­gra­ción alemana en Chile en el siglo XIX“. In: Dufner; Ferman­dois; Rinke: „Deutsch­land und Chile, 1850 bis zur Gegen­wart: Ein Hand­buch. Akade­mi­scher Verlag Stutt­gart, 2022, S. 50.

[3] 2015 gibt es in Chile 27 deut­sche Schu­len und damit im Verhält­nis zur Bevöl­ke­rung die höchste Anzahl auslän­di­scher Schulen.

[4] Sanhueza, Carlos: “Chile y Alema­nia 1871–1914: un vínculo que se soli­di­fica”. In: Dufner; Ferman­dois; Rinke (2022), S. 57.

[5] Autoren­kol­lek­tiv unter Leitung von Rath­mann, Lothar: „Grund­fra­gen des anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Kamp­fes der Gegen­wart Teil II“. Akade­mie-Verlag, Berlin, 1974, S. 1184.

[6] Vgl. ebd., S. 1182.

[7] Ebd., S. 1198.

[8] Indus­trie­ku­rier, 11.12.1969. Zitiert nach: Autoren­kol­lek­tiv unter Leitung von Rath­mann, Lothar (1974), S. 1219.

[9] WDR: „24. Juni 1963 – Der Deut­sche Entwick­lungs­dienst (DED) wird gegrün­det“. Unter: https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag7594.html

[10] Zitiert nach: Autoren­kol­lek­tiv unter Leitung von Rath­mann, Lothar (1974), S. 1202.

[11] Vgl. Autoren­kol­lek­tiv unter Leitung von Rath­mann, Lothar (1974), S. 1203.

[12] Vgl. ebd., S. 1204.

[13] Süddeut­sche Zeitung, 16.2.1972, zitiert nach: Lloyd, Jürgen: „Expor­tier­ter Faschis­mus“. Junge­Welt, 20.07.2023.

[14] Zitiert nach Anti­im­pe­ria­lis­ti­sches Infor­ma­ti­ons­bul­le­tin (AIB) Nr. 11/12, 1972, S.38–41. Unter: https://www.mao-projekt.de/INT/LA/S/AIB_1973_Chile_Referat.shtml

[15] Zitiert nach Drechs­ler, Horst: „Die anti­im­pe­ria­lis­ti­sche Außen­po­li­tik der Volks­ein­heits­re­gie­rung in Chile“. Afrika, Asien, Latein­ame­rika 1/1974, S. 25.

[16] Zitiert nach ebd., S. 26.

[17] Teil der Unidad Popu­lar waren die folgen­den sechs Parteien: Sozia­lis­ti­sche Partei Chiles, Kommu­nis­ti­sche Partei Chile, Sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Partei, Bewe­gung der Unitaren Volks­ak­tion (MAPU), Unab­hän­gige Volks­ak­tion und Radi­kale Partei.

[18] Regie­rungs­pro­gramm der Unidad Popu­lar 1969. Zitiert nach: Anti­im­pe­ria­lis­ti­sches Infor­ma­ti­ons­bul­le­tin, Nr.11/12, 1973. Unter: https://www.mao-projekt.de/INT/LA/S/AIB_1973_Chile_Referat.shtml

[19] Vgl. Neues Deutsch­land, 13. Juli 1971, S. 7.

[20] Regie­rungs­pro­gramm der Unidad Popu­lar 1969, zitiert nach: Anti­im­pe­ria­lis­ti­sches Infor­ma­ti­ons­bul­le­tin, Nr.11/12, 1973.

[21] In dem lesens­wer­ten Dossier „The coup against the third world: Chile, 1973” von Tricon­ti­nen­tal: Insti­tute for Social Rese­arch, wird der Rolle der Volks­front­re­gie­rung für die anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Kräfte der Zeit nach­ge­gan­gen. Die Autoren kommen darin zum Schluss: „Der Staats­streich gegen die Regie­rung Allende rich­tete sich nicht nur gegen ihre Poli­tik der Verstaat­li­chung von Kupfer, sondern auch gegen die Tatsa­che, dass Allende ande­ren Entwick­lungs­län­dern, die sich um die Umset­zung der Prin­zi­pien einer Neuen Welt­wirt­schafts­ord­nung bemüh­ten, eine Führungs­rolle ange­bo­ten und ein Beispiel gege­ben hatte.“ Siehe unter: https://thetricontinental.org/dossier-68-the-coup-against-the-third-world-chile-1973/

[22] Vgl. Dufner, Georg: „Chile und die Bundes­re­pu­blik Deutsch­land im Kalten Krieg“. In: Dufner; Ferman­dois; Rinke (2022), S. 198.

[23] Vgl. Ebd., S. 200.

[24] Vgl. Ebd., S. 201.

[25] Vgl. Went­ker, Hermann: „Außen­po­li­tik in engen Gren­zen“. R. Olden­bourg Verlag, München, 2007, S. 355.

[26] Vgl. Neues Deutsch­land, 13. Juni 1971, S. 6.

[27] Vgl. Dufner; Ferman­dois; Rinke (2022), S. 97.

[28] Vgl. Drechs­ler (1974), S. 31.

[29] Vgl. Neues Deutsch­land, 25. Juni 1971, S. 7. Gemeint sind die Sowjet­union, die DDR, die CSSR, Bulga­rien, Polen, Ungarn, Rumä­nien und Jugoslawien.

[30] Neues Deutsch­land, 3. Novem­ber 1971, S. 7.

[31] „Wie eine Zitrone“, Spie­gel 03/1973, 14. Januar 1973. Unter: https://www.spiegel.de/wirtschaft/wie-eine-zitrone-a-9e00bd89-0002–0001-0000–000042713549

[32] Vgl. Dufner; Ferman­dois; Rinke (2022), S. 293.

[33] Vgl. Reichardt, Achim: „Nie verges­sen – Soli­da­ri­tät üben!“. Kai Homi­lius Verlag, Berlin, 2006, S. 85.

[34] Vgl. Dufner; Ferman­dois; Rinke (2022), S. 241.

[35] Vgl. Drechs­ler (1974), S. 27.

[36] Autoren­kol­lek­tiv unter Leitung von Rath­mann, Lothar (1974), S. 1192.

[37] Vgl. Dufner; Ferman­dois; Rinke (2022), S. 189.

[38] Herz, Rudolf: „Ich war OibE ‘Kern’ in Chile“. Verlag am Park, Berlin, 2023. S. 22f.

[39] Die Konrad-Adenauer-Stif­tung unter­hielt in Sant­iago bereits seit länge­rem ein mit fünf haupt­amt­li­chen Mitar­bei­tern gut bestück­tes Büro, dass im Sinne der Inter­es­sen der Bundes­re­pu­blik, poli­ti­sche Kreise in Chile zu beein­fluss­ten suchte. (Vgl. Dufner; Ferman­dois; Rinke (2022), S.190)

[40] Vgl. Dufner; Ferman­dois; Rinke (2022), S. 114.

[41] Zitiert nach: Sont­hei­mer, Michael: „50 Jahre Sturz der Regie­rung Allende in Chile“, taz vom 17.06.2023. Unter: https://taz.de/!5938516/

[42] Grim­mer, Rein­hard; Irmler, Werner; Opitz, Willi; Schwa­nitz, Wolf­gang: „Die Sicher­heit. Zur Abwehr­ar­beit des MfS“. Band 1, Berlin 2002, S. 244.

[43] Wilfried Huis­mann: „Pino­chets deut­scher Pate“. Tages­schau, 03.09.2023. Unter: https://www.tagesschau.de/investigativ/wdr/chile-pinochet-diktatur-nazis-rauff-100.html

[44] Wilfried Huis­mann: „Vor 50 Jahren: Putsch in Chile – Pino­chets deut­sche Paten“, ARD, 2023. Unter: https://www.ardaudiothek.de/episode/dok-5-das-feature/vor-50-jahren-putsch-in-chile-pinochets-deutsche-paten/wdr‑5/94743246/

[45] Wilfried Huis­mann: „Pino­chets deut­scher Pate“. Tages­schau, 03.09.2023. Unter: https://www.tagesschau.de/investigativ/wdr/chile-pinochet-diktatur-nazis-rauff-100.html

[46] Siehe auch: Inter­view mit Jan Stehle von Frede­ric Schnat­te­rer: „Staat im Staate und Schlüs­sel­ak­teur bei der Repres­sion“, junge­Welt-Beilage zum „Putsch in Chile“, 6. Septem­ber 2023.

[47] Vgl. Reichardt, Achim (2006), S. 86.

[48] Mehr Infos zu den Filmen von der DEFA-Stif­tung unter: https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/der-krieg-der-mumien/ und https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/el-golpe-blanco-der-weisse-putsch/

[49] Vgl. Stork­mann, Klaus: „Geheime Soli­da­ri­tät“. Ch. Links Verlag, 2012, S. 367.

[50] Vgl. Bodden­berg, Sophie: „Chile: Aufstand im Labor des Neoli­be­ra­lis­mus“. Dezem­ber 2019. Unter: https://www.blaetter.de/ausgabe/2019/dezember/chile-aufstand-im-labor-des-neoliberalismus

[51] Auswär­ti­ges Amt: „Deutsch­land und Chile: Bila­te­rale Bezie­hun­gen“. 24.02.2023. Unter: https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/laender/chile-node/bilateral/201114

[52] Mana­ger Maga­zin: „Chiles Präsi­dent will Lithium-Abbau unter staat­li­che Kontrolle stel­len“. 21.04.2023. Unter: https://www.manager-magazin.de/unternehmen/energie/chile-praesident-gabriel-boric-will-lithium-abbau-verstaatlichen-a-107982aa-3658–4d6e-9339-d15977e7a2b0#:~:text=Chile%20verfügt%20über%20eine%20der,von%20Batterien%20für%20Elektroautos%20gebraucht.