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KEYWORDS

DDR
Geschichte
Wirtschaft
Ökonomie
Gesellschaft
Aufbau
Sozialismus
Sowjetische Besatzungszone SBZ
Ostdeutschland
Einführung

AUFERSTANDEN AUS RUINEN

Vom Wachsen und Werden der sozialistischen Gesellschaft und Wirtschaft in der DDR

ABSTRACT

In der ersten Ausgabe der „Studies on the DDR“ wird die Entste­hung der DDR nach dem Zwei­ten Welt­krieg nach­ge­zeich­net und ihr Werden vom anti­fa­schis­tisch-demo­kra­ti­schen Staat hin zum sozia­lis­ti­schen verfolgt. Zentral ist hier­bei die wirt­schaft­li­che Ausgangs­lage, welche nach dem Krieg und aufgrund der Repa­ra­ti­ons­leis­tun­gen eine beson­ders schwie­rige war und das wirt­schaft­li­che Leben bestimmte.

 

Der Text befasst sich schwer­punkt­mä­ßig mit der Wirt­schaft­lich­keit der DDR, ihren Leis­tun­gen wie ihren Wider­sprü­chen. Darüber hinaus infor­miert er über zentrale Charak­te­ris­tika der sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft und Arbeit: Inter­na­tio­nale Soli­da­ri­tät, kollek­tive Orga­ni­sie­rung in volks­ei­ge­nen Betrie­ben, Plan­wirt­schaft. In den folgen­den Ausga­ben werden sich die „Studies“ diesen und weite­ren Themen vertieft widmen.

INHALTSVERZEICHNIS

Im April 1945 haben die Trup­pen der Anti-Hitler-Koali­tion die von der faschis­ti­schen Wehr­macht besetz­ten Gebiete Euro­pas weit­ge­hend befreit. Die Rote Armee eröff­net ihre Offen­sive auf die Haupt­stadt des Deut­schen Reiches und führt in den erbit­ter­ten Kämp­fen der „Schlacht um Berlin“ die voll­stän­dige mili­tä­ri­sche Nieder­lage Nazi-Deutsch­lands herbei. Das Foto zeigt zwei Rotar­mis­ten in der Reichs­kanz­lei, der letz­ten Komman­do­zen­trale Hitlers, zu ihren Füßen das Symbol der faschis­ti­schen Macht, der Adler mit dem Hakenkreuz.
Nach der bedin­gungs­lo­sen Kapi­tu­la­tion der deut­schen Wehr­macht am 8. Mai 1945 über­neh­men die Sieger­mächte der Anti-Hitler-Koali­tion die Hoheits­ge­walt über das Deut­sche Reich. Wie auf der Krim­kon­fe­renz der alli­ier­ten Staats­chefs (Stalin, Chur­chill, Roose­velt) im Februar 1945 verein­bart und im Pots­da­mer Abkom­men im August fest­ge­legt, wird Deutsch­land in vier Besat­zungs­zo­nen aufge­teilt. Die östli­chen Gebiete des Deut­schen Reiches werden der polni­schen Verwal­tung unterstellt.
Entna­zi­fi­zie­rung, die Wurzeln des Faschis­mus ausrot­ten, „Nie wieder Krieg!“ soll­ten die Lehren aus dem Zwei­ten Welt­kriegs und der Terror­herr­schaft des Drit­ten Reiches sein. In der jungen Bundes­re­pu­blik greift man bald auf die „alten Eliten“ zurück. Funk­ti­ons­trä­ger des Hitler-Regimes nehmen wieder einfluss­rei­che Posi­tio­nen ein — in der Justiz, an den Univer­si­tä­ten, in der Armee, in den Konzer­nen. 1962 veröf­fent­licht der Demo­cra­tic German Report, ein englisch­spra­chi­ges Nach­rich­ten­blatt aus der DDR, eine Karte, die verzeich­net, in welchen Ländern eins­tige Mitglie­der der Nazi-Partei als Botschaf­ter der Bundes­re­pu­blik Deutsch­land tätig sind.
Berlin wird nach Kriegs­ende in vier Sekto­ren einge­teilt und den briti­schen, ameri­ka­ni­schen, fran­zö­si­schen und sowje­ti­schen Besat­zungs­mäch­ten unter­stellt. Die Frei­zü­gig­keit des Perso­nen­ver­kehrs inner­halb der Stadt bleibt auch nach der Teilung Berlins in einen West- und Ostteil erhal­ten und endet erst mit dem Bau der Mauer im August 1961 und damit die Abwan­de­rung in den Westen.

Aus dem „Aufbau­lied“ (1948):

 

Jeder sitzt mal gerne unterm Dache,

drum ist Aufbaun gar kein schlech­ter Rat,

aber es muß sein in eigner Sache,

und so baun wir erst ’nen neuen Staat.

Fort mit den Trüm­mern und was Neues hingebaut!

Um uns selber müssen wir uns selber kümmern,

und heraus gegen uns, wer sich traut.

 

Bertolt Brecht, Schrift­stel­ler (1898 – 1956)

In der Sowje­ti­schen Besat­zungs­zone erlas­sen die Provinz- und Landes­ver­wal­tun­gen entspre­chend den Beschlüs­sen der Pots­da­mer Konfe­renz Verord­nun­gen zur Entmach­tung und Enteig­nung der Groß­kon­zerne und der Groß­grund­be­sit­zer. Das Plakat vom Juni 1946 ruft zur Betei­li­gung am Volks­ent­scheid über das „Gesetz über die Über­gabe von Betrie­ben von Kriegs- und Nazi­ver­bre­chern in das Eigen­tum des Volkes“ auf.

Der Deut­sche Volks­rat war ein poli­ti­sches Gremium, das 1947 in der Sowje­ti­schen Besat­zungs­zone aus Vertre­tern der Parteien und Massen­or­ga­ni­sa­tio­nen auf Initia­tive der SED gebil­det wurde. Seine Orga­ni­sa­tion war an die eines Parla­ments ange­lehnt. Im Volks­rat erar­bei­tete ein Ausschuss den Entwurf einer Verfas­sung. Auf dem Volks­kon­gress am 7. Okto­ber 1949 trat der Volks­rat zusam­men und konsti­tu­ierte sich selbst als provi­so­ri­sche “Volks­kam­mer der DDR”. Im Okto­ber 1950 fand die erste Wahl statt. Die Volks­kam­mer war bis 1990 das Parla­ment der DDR und höchs­tes Verfas­sungs­or­gan des Landes.

Doppelte Staats­grün­dung unter Besatzer­recht: Im Mai 1949 wird auf dem Gebiet der drei west­li­chen Besat­zungs­zo­nen die Bundes­re­pu­blik Deutsch­land gegrün­det. Ein halbes Jahr später konsti­tu­iert sich in der Sowje­ti­schen Besat­zungs­zone die Deut­sche Demo­kra­ti­sche Repu­blik. Die DDR bricht mit der impe­ria­lis­ti­schen Vergan­gen­heit Deutsch­lands, defi­niert sich als Arbei­ter-und-Bauern-Staat, baut den Sozia­lis­mus auf und ist wirt­schaft­lich und mili­tä­risch in die Bünd­nisse des Ostblocks inte­griert. Anläss­lich der Grün­dung findet eine Massen­kund­ge­bung statt an der auch die Freie Deut­sche Jugend teilnimmt.
Mit dem Rat für gegen­sei­tige Wirt­schafts­hilfe grün­den die sozia­lis­ti­schen Staa­ten 1949 eine Orga­ni­sa­tion zur wirt­schaft­li­chen Zusam­men­ar­beit und Stär­kung der Wirt­schafts­kraft des Ostblocks. Ziel ist eine effek­tive Spezia­li­sie­rung und Arbeits­tei­lung sowie eine allmäh­li­che Anglei­chung der sehr unter­schied­li­chen wirt­schaft­li­chen Bedin­gun­gen der Mitglieds­staa­ten. Grün­dungs­mit­glie­der waren die Sowjet­union, Polen, Rumä­nien, Bulga­rien, die Tsche­cho­slo­wa­kei und Ungarn. Die DDR trat 1950 bei. Die Jubi­lä­ums­brief­marke zum 25-jähri­gen Bestehen des RGW bildet die Flag­gen der Mitglieds­län­der ab, darun­ter die Mongo­li­sche Volks­re­pu­blik (seit 1962) und Kuba (seit 1972).
Berlin in Trüm­mern, Berlin im Aufbau — Berlin, Haupt­stadt der DDR und „Stadt des Frie­dens“ — diese Ehren­be­zeich­nung verleiht ihr 1979 der Vorsit­zende des Welt­frie­dens­ra­tes, der Inder Romeh Chandra. In das noch von Kriegs­zer­stö­run­gen gezeich­nete Berlin kommt 1951 die nach Frie­den stre­bende Jugend der Welt zu den III. Welt­fest­spie­len der Jugend und Studenten.
In den 1960er Jahren stel­len sich mit dem epocha­len Wandel der tech­no­lo­gi­schen Basis neue Heraus­for­de­run­gen an die Wirt­schaft. Staats­chef Walter Ulbricht prokla­miert folge­rich­tig die Meis­te­rung der wissen­schaft­lich-tech­ni­schen Revo­lu­tion als grund­le­gende Aufgabe. Sechs RGW-Länder arbei­ten in Forschung und Produk­tion gemein­sam an leis­tungs­fä­hi­gen Rechen­an­la­gen im Rahmen des Einheit­li­chen Systems der elek­tro­ni­schen Rechen­tech­nik (ESER) der sozia­lis­ti­schen Länder. Die Schaf­fung einer eige­nen mikro­elek­tro­ni­schen Basis ist ange­sichts der west­li­chen Embargo-Poli­tik unum­gäng­lich, erfor­dert aber einen Milli­ar­den­auf­wand. Im VEB Kombi­nat Robo­tron, Dres­den (Abbil­dung) werden ESER-Compu­ter entwi­ckelt und hergestellt.
Die Demo­kra­ti­sche Boden­re­form in der Sowje­ti­schen Besat­zungs­zone 1945/46 verfolgte soziale und poli­ti­sche Ziele. Sie sicherte in der drama­ti­schen Nach­kriegs­zeit die Lebens­mit­tel­ver­sor­gung und änderte grund­le­gend die Eigen­tums­ver­hält­nisse auf dem Land. Die rund 560 000 land­wirt­schaft­li­chen Klein­be­triebe, die aus der Vertei­lung des Boden­re­form­lan­des entstan­den, waren oft nur mangelnd mate­ri­ell-tech­nisch ausge­stat­tet, weshalb zur Unter­stüt­zung durch städ­ti­sche Indus­trie- und Hand­werks­be­triebe aufge­ru­fen wurde. Diese halfen auch in den entste­hen­den land­wirt­schaft­li­chen Produk­ti­ons­ge­nos­sen­schaf­ten bei der Ernte. Auf dem Bild ist die Ankunft von Arbei­te­rin­nen und Arbei­tern aus der Stadt zu sehen.
Briefe in alle Welt – und manche werden nicht beför­dert! Häufig sind auf DDR-Brief­mar­ken Motive abge­bil­det, die sich revo­lu­tio­nä­ren Ereig­nis­sen, dem Anti­fa­schis­mus, dem Inter­na­tio­na­lis­mus und der Soli­da­ri­tät der Völker widmen. So retour­nierte die bundes­deut­sche Post etwa Briefe, die mit Marken aus der Serie ”Unbe­sieg­ba­res Viet­nam“ fran­kiert waren. Umge­kehrt beför­derte die Post der DDR und auch die ande­rer sozia­lis­ti­scher Staa­ten keine Sendun­gen aus der Bundes­re­pu­blik, wenn die Brief­mar­ken revan­chis­ti­sches Gedan­ken­gut, beispiels­weise zum Thema der „Heimat­ver­trie­be­nen“, ausdrück­ten. Hier abge­bil­det ist eine DDR-Brief­marke im Zeichen der Soli­da­ri­tät mit den anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Befrei­ungs­be­we­gun­gen aus dem Jahr 1981.
Gegen den verbre­che­ri­schen Krieg der USA – »Soli­da­ri­tät hilft siegen« ist das Motto, unter dem die DDR-Bürger dem viet­na­me­si­schen Volk ihre Soli­da­ri­tät bekun­den. Die Spen­den­be­reit­schaft ist groß, bis 1975 kommen 442 Millio­nen Mark zusam­men. Der Sieg der nord­viet­na­me­si­schen Trup­pen am 1. Mai 1975 wird auch in Berlin gefei­ert, ein Lied erklingt: »Alle auf die Straße, rot ist der Mai, alle auf die Straße, Saigon ist frei …« Das Bild aus dem Jahr 1972 zeigt Genos­sen­schafts­bau­ern, die dem Botschaf­ter der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Viet­nam eine „Fahne der Soli­da­ri­tät“ übergeben.
Die Freie Deut­sche Jugend, Mitglied im Welt­bund der Demo­kra­ti­schen Jugend (WBDJ), ist 1973 Gast­ge­ber der X. Welt­fest­spiele der Jugend und Studen­ten in Berlin. Acht Millio­nen junge DDR-Bürger tref­fen mit 25 600 Gästen aus 140 Staa­ten zusam­men, feiern, disku­tie­ren, erhe­ben ihre Stimme für Frie­den und inter­na­tio­nale Verstän­di­gung. Unter den Gästen ist die Black-Power-Akti­vis­tin Angela Davis (hier auf der Ehren­tri­büne neben der Volks­bil­dungs­mi­nis­te­rin Margot Honecker und der sowje­ti­schen Kosmo­nau­tin Valen­tina Teresch­kowa), deren Verhaf­tung und Anklage in den USA eine welt­weite Welle des Protes­tes ausge­löst hatte.
Ein Denk­mal und eine Straße für Patrice Lumumba. Als der Frei­heits­kämp­fer und erste Premier­mi­nis­ter des unab­hän­gi­gen Kongo 1961 ermor­det wird, initi­iert die FDJ-Bezirks­lei­tung Leip­zig die Errich­tung eines Denk­mals. Noch im selben Jahr wird es vor dem Eingang des Herder-Insti­tuts, wo auslän­di­sche Studen­ten auf ihr Studium vorbe­rei­tet werden, enthüllt und die Straße — in Anwe­sen­heit kongo­le­si­scher Studen­ten – in Lumum­ba­straße umbenannt.
1963 erlangte das briti­sche Protek­to­rat Sansi­bar seine Unab­hän­gig­keit. Im Jahr darauf war die Verei­nigte Repu­blik von Tangan­jika und Sansi­bar der erste Staat außer­halb des Ostblocks, der die DDR offi­zi­ell als Staat aner­kannte. Die DDR schickt darauf­hin Bauin­ge­nieure und Bauma­te­rial nach Stone­town, einem Vier­tel in der Haupt­stadt Sansi­bar, die zwei große Wohn­blocks errich­ten. Mitt­ler­weile in die Jahre gekom­men, sind sie noch immer begehr­ter Wohn­raum. „Berlin“ nennen die Einwoh­ner sie und erzäh­len: „Jeder hier kennt die Bauten … Die Häuser gibt es schon lange. Unsere Eltern sagen, dass sie unter dem ersten Präsi­den­ten Karume gebaut wurden. Eine Menge Leute wohnen darin.“
  1. Die Boden­schätze, die Berg­werke, Kraft­werke, Talsper­ren und großen Gewäs­ser, die Natur­reich­tü­mer des Fest­land­so­ckels, größere Indus­trie­be­triebe, Banken und Versi­che­rungs­ein­rich­tun­gen, die volks­ei­ge­nen Güter, die Verkehrs­wege, die Trans­port­mit­tel der Eisen­bahn, der Seeschiff­fahrt sowie der Luft­fahrt, die Post- und Fern­mel­de­an­la­gen sind Volks­ei­gen­tum. Privat­ei­gen­tum daran ist unzulässig.
  2. Der sozia­lis­ti­sche Staat gewähr­leis­tet die Nutzung des Volks­ei­gen­tums mit dem Ziel des höchs­ten Ergeb­nis­ses für die Gesell­schaft. Dem dienen die sozia­lis­ti­sche Plan­wirt­schaft und das sozia­lis­ti­sche Wirt­schafts­recht. Die Nutzung und Bewirt­schaf­tung des Volks­ei­gen­tums erfolgt grund­sätz­lich durch die volks­ei­ge­nen Betriebe und staat­li­chen Einrich­tun­gen. Seine Nutzung und Bewirt­schaf­tung kann der Staat durch Verträge genos­sen­schaft­li­chen oder gesell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen und Verei­ni­gun­gen über­tra­gen. Eine solche Über­tra­gung hat den Inter­es­sen der Allge­mein­heit und der Mehrung des gesell­schaft­li­chen Reich­tums zu dienen.

 

Arti­kel 12 der Verfas­sung der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik von 1968

Ab Ende der 1960er Jahre wurden schritt­weise einzelne volks­ei­gene Betriebe der Indus­trie und des Bau- und Trans­port­we­sen zu größe­ren Wirt­schafts­ein­hei­ten, den Kombi­na­ten, zusam­men­ge­schlos­sen. 1989 waren rund 80 Prozent aller Beschäf­tig­ten in Kombi­na­ten tätig. In den Kombi­na­ten, gewis­ser­ma­ßen „sozia­lis­ti­sche Konzerne“, wurden Produk­tion, Absatz und Vertrieb einer Bran­che oder auch sich ergän­zen­der Produk­ti­ons­zweige zusam­men­ge­führt. Die Kombi­nate verfüg­ten über Insti­tute und Kapa­zi­tä­ten zur Forschung und Entwick­lung und koope­rier­ten mit Akada­mien und Univer­si­tä­ten. Ziel der Kombi­nats­bil­dung war die Herstel­lung güns­ti­ge­rer Produk­ti­ons­struk­tu­ren, die effek­tive Einfüh­rung neuar­ti­ger tech­no­lo­gi­scher Lösun­gen sowie eine verbes­serte, zentra­li­sierte Steue­rung. Die zu einem Kombi­nat gehö­ren­den Betriebe erhiel­ten ebenso wie das Kombi­nat als Ganzes ihre Plan­auf­ga­ben durch die Staat­li­che Plankommission.

„Mein Arbeits­platz — ein Kampf­platz für den Frie­den“ heißt es in den Betrie­ben der DDR. Dass die Arbeit nicht nur dem indi­vi­du­el­len Brot­er­werb, sondern dem Wohl aller dient und die Exis­tenz des Arbei­ter-und Bauern-Staa­tes sichert, gehört ebenso zur sozia­lis­ti­schen Arbeits- und Lebens­weise wie die Auffas­sung, dass der Einzelne erst in der Gemein­schaft mit ande­ren zur vollen Entfal­tung kommt und die Arbeit maßgeb­li­cher Ort für die Ausbil­dung der Persön­lich­keit ist. So gehö­ren etwa gemein­same kultu­relle Akti­vi­tä­ten der Arbeits­kol­lek­tive zum Alltag, ebenso wie die Diskus­sio­nen über poli­ti­sche Ereig­nisse. Das Bild zeigt, wie die Mitglie­der einer Arbeits­bri­gade des VEB Mikro­mat Dres­den eine Protest­re­so­lu­tion verfas­sen, die den neona­zis­ti­schen Anschlag auf einen Sowjet-Solda­ten am West­ber­li­ner Ehren­mal der Roten Armee im Novem­ber 1970 verurteilt.
Bessere Wohn­ver­hält­nisse für alle. Das Recht auf eine Wohnung ist in der Verfas­sung veran­kert. Kern­stück einer Reihe sozi­al­po­li­ti­scher Maßnah­men ist 1973 ein umfas­sen­des Wohnungs­bau­pro­gramm. Fast in jeder Stadt entste­hen Neubau­sied­lun­gen als „komple­xer Wohnungs­bau“, der auch die soziale Infra­struk­tur mit Schu­len, Kinder­gär­ten, Sport­stät­ten, Poli­kli­ni­ken, Läden, Gast­stät­ten, Kinos umfasst. Wohnen ist bezahl­bar, die Mieten sind einge­fro­ren auf dem Stand von 1936. Circa 5 Prozent seines Einkom­mens gibt ein DDR-Haus­halt für das Wohnen aus. Die Abbil­dung zeigt eine Innen­stadt­be­bau­ung aus den 1960er Jahren im Zentrum von Berlin.
Im Zentrum der Wirt­schafts­pla­nung steht in den 1950er Jahren die Ener­gie­wirt­schaft. Mit dem »Gaskom­bi­nat Schwarze Pumpe« wird das welt­größte Braun­koh­le­ver­ed­lungs­werk errich­tet (Abbil­dung aus dem Jahr 1974). Für die 16 000 Beschäf­tig­ten des Kombi­nats wird mit Hoyers­werda eine neue Stadt erbaut. Braun­kohle ist der einzig nennens­werte heimi­sche Rohstoff, ihre Nutzung machte unab­hän­gig von Rohstoff­im­por­ten aus dem Westen. Braun­kohle bleibt bis 1990 die wich­tigste Ener­gie­quelle der DDR.

Die 1990 gegrün­dete Treu­hand­an­stalt sollte die Volks­ei­ge­nen Betriebe der DDR nach den Grund­sät­zen der Markt­wirt­schaft priva­ti­sie­ren und die „nicht wett­be­werbs­fä­hi­gen“ Betriebe liqui­die­ren. Sie über­nahm 8.500 Betriebe mit 45.000 Betriebs­stät­ten, in denen etwa 4 Millio­nen Menschen arbei­te­ten. 6.500 Unter­neh­men wurden priva­ti­siert und weit unter Wert verkauft – oft zum Preis von einer einzi­gen symbo­li­schen D‑Mark – rund 80 Prozent davon an west­deut­sche, 15 Prozent an auslän­di­sche Inves­to­ren und 5 Prozent an Ostdeut­sche. Zwei Drit­tel der Arbeits­plätze gingen verlo­ren. Die west­deut­schen Käufer wurden vom Staat subven­tio­niert, Verstöße gegen Aufla­gen zur Abwick­lung wie Arbeits­platz­erhal­tung nicht geahn­det, viele der von den bundes­deut­schen Gewerk­schaf­ten erkämpf­ten Arbeits­rechte abge­baut. Ein Vorge­hen, dass den Osten Deutsch­lands noch heute wirt­schaft­lich schwä­cher als den Westen daste­hen lässt und für anhal­tende soziale Ungleich­heit sorgt. So gibt es heute nur noch 850.000 Indus­trie­ar­beits­plätze in Ostdeutsch­land, vier bis fünf Mal weni­ger als in der DDR. Im Agrar­be­reich wurden die von der Treu­hand über­nom­me­nen Flächen zum inter­na­tio­na­len Speku­la­ti­ons­ob­jekt, die stei­gen­den Boden­preise konn­ten von den einhei­mi­schen Bauern nicht aufge­bracht werden. Agrar­kon­zerne aus West­deutsch­land und ande­ren EU-Staa­ten sind heute die Eigentümer.

INHALTSVERZEICHNIS

Aufer­stan­den aus Ruinen

 

Mit der Nieder­lage des deut­schen Faschis­mus am 8. Mai 1945 durch den Sieg der Anti-Hitler-Koali­tion entstand ein neues inter­na­tio­na­les Kräf­te­ver­hält­nis. Die zu den vier Sieger­mäch­ten gehö­rende Sowjet­union, in der seit der Okto­ber­re­vo­lu­tion 1917 eine sozia­lis­ti­sche Gesell­schaft aufge­baut wurde, setzte in ihrer Besat­zungs­zone konse­quent die gemein­sa­men Beschlüsse der Alli­ier­ten zur Schaf­fung eines demo­kra­ti­schen Deutsch­lands um. In der Folge des Zerbre­chens der Anti-Hitler-Koali­tion und des begin­nen­den Kalten Krie­ges zwischen dem Ost- und dem West­block entstan­den zwei deut­sche Staa­ten. 1949 wurde die Bundes­re­pu­blik Deutsch­land gegrün­det, eine bürger­lich-parla­men­ta­ri­sche Demo­kra­tie, in deren Staats­ap­pa­rat und Wirt­schaft auch Täter der Nazi-Dikta­tur einfluss­rei­che Posi­tio­nen über­nah­men. Im selben Jahr läutete die Grün­dung der DDR als anti­fa­schis­tisch-demo­kra­ti­scher Staat den komplet­ten Bruch mit der impe­ria­lis­ti­schen Vergan­gen­heit im Osten Deutsch­lands ein. Das alter­na­tive Konzept der Gesell­schafts­ord­nung kam aus der Sowjet­union, Aufbau und Gestal­tung des neuen Staa­tes lagen bei deut­schen Kommu­nis­ten, die die Lehren aus zwei Welt­krie­gen gezo­gen hatten.

Der deutsche Imperialismus im 20. Jahrhundert

Das hoch indus­tria­li­sierte und wirt­schaft­lich prospe­rie­rende Deut­sche Reich war bereits im Ersten Welt­krieg ange­tre­ten, die Welt neu aufzu­tei­len und sich Märkte und Rohstoffe zu sichern. Schon zuvor reihte es sich in die Prak­ti­ken ande­rer euro­päi­scher Kolo­ni­al­mächte ein: auf dem afri­ka­ni­schen Konti­nent sowie in Asien und Ozea­nien die dorti­gen Menschen auszu­beu­ten und zu unter­drü­cken, sie zu bekämp­fen und sogar zu vernich­ten, wie etwa die Herero und Nama im heuti­gen Nami­bia. 1918 endete der Erste Welt­krieg mit der Novem­ber­re­vo­lu­tion der Arbei­ter und Solda­ten, die die Monar­chie in Deutsch­land hinweg­fegte, zur Grün­dung einer parla­men­ta­ri­schen Repu­blik führte und auch das Ende Deutsch­lands als Kolo­ni­al­macht bedeu­tete. Jedoch: Der Kaiser ging, die Gene­räle blie­ben. Die reak­tio­nä­ren Eliten der poli­tisch und wirt­schaft­lich insta­bi­len Repu­blik sahen ihre Stunde gekom­men, als sich mit der Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Deut­schen Arbei­ter­par­tei (NSDAP) jene Partei bildete, deren Ziele den expan­so­ri­schen Inter­es­sen des deut­schen Mono­pol­ka­pi­tals, der Groß­grund­be­sit­zer und der Mili­tärs voll­stän­dig entsprachen.

 

1933 über­nahm die natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Partei mit Adolf Hitler an der Spitze die Regie­rungs­ge­walt. Inner­halb weni­ger Monate errich­te­ten die Faschis­ten eine Dikta­tur, die innen­po­li­ti­sche Gegner vernich­tete, indem sie poli­ti­sche Parteien und Gewerk­schaf­ten verbo­ten und Kommu­nis­ten und Gewerk­schaf­ter inhaf­tier­ten. Sie nahmen der jüdi­schen Bevöl­ke­rung, Sinti und Roma, Homo­se­xu­el­len, Zeugen Jeho­vas und Menschen mit Behin­de­run­gen ihre Rechte und began­nen, sie syste­ma­tisch zu ermor­den. Mit einem gigan­ti­schen Aufrüs­tungs­pro­gramm leitete Hitler die Vorbe­rei­tun­gen für einen Krieg ein, der dem deut­schen Impe­ria­lis­mus die Welt­herr­schaft erobern, den „deut­schen Volks­ge­nos­sen“ neuen Lebens­raum im Osten verschaf­fen und den „bolsche­wis­ti­schen Unter­men­schen“ vernich­ten sollte. Mit dem Über­fall der deut­schen Wehr­macht auf das Nach­bar­land Polen begann am 1. Septem­ber 1939 der Zweite Welt­krieg in Europa, den das Deut­sche Reich und seine Achsen­mächte Italien und Japan zu verant­wor­ten haben. Dieser Krieg wurde mit Hilfe syste­ma­ti­scher Zerstö­run­gen und Liqui­die­run­gen der Zivil­be­völ­ke­rung in brutals­ter Weise geführt und forderte welt­weit über 70 Millio­nen Tote, darun­ter 20 Millio­nen Chine­sen und 6 Millio­nen Juden. Zu den Kriegs­op­fern können auch eine Viel­zahl an Kolo­ni­al­sol­da­ten gezählt werden, die insbe­son­dere Groß­bri­tan­nien aus seinen Kolo­nien bezog und deren Mitwir­kung am Kampf gegen den Faschis­mus im Geden­ken an den Krieg bis heute kaum eine Rolle spielt.

 

Zwei Jahre nach Kriegs­be­ginn formierte sich die Anti-Hitler-Koali­tion mit den Haupt­kräf­ten Sowjet­union, Groß­bri­tan­nien und den USA und kämpfte als Bünd­nis gegen die faschis­ti­sche Aggres­sion. Die Haupt­last trug jedoch die Sowjet­union: Zwei Drit­tel der faschis­ti­schen Divi­sio­nen waren an der sowje­tisch-deut­schen Front konzen­triert. Hier fanden die kriegs­ent­schei­den­den Schlach­ten statt. Der Befehl, die erober­ten Gebiete zu zerstö­ren, wurde von Wehr­macht und SS in ganz Osteu­ropa erbar­mungs­los umge­setzt. Diese Taktik der „verbrann­ten Erde“ hinter­ließ Zerstö­run­gen in unvor­stell­ba­rem Ausmaß: Allein in der UdSSR wurden über 70.000 Dörfer und Klein­städte und 32.000 Indus­trie­an­la­gen dem Erdbo­den gleich­ge­macht. Mehr als 26 Millio­nen Sowjet­bür­ger wurden Opfer dieses Vernichtungsfeldzuges.

 

Nach­dem die Trup­pen der Roten Armee die letzte „Schlacht um Berlin“ ausge­foch­ten hatten, war mit der bedin­gungs­lo­sen Kapi­tu­la­tion der Wehr­macht am 8. Mai 1945 das faschis­ti­sche Deutsch­land besiegt und der Zweite Welt­krieg in Europa been­det. Dies bedeu­tete jedoch nicht sein Ende in ande­ren Regio­nen: Während der Zweite Welt­krieg in Afrika bereits 1935 mit dem Einmarsch des faschis­ti­schen Itali­ens in Äthio­pien und 1937 mit dem Krieg gegen China in der von Japan besetz­ten Mandschu­rei begann, endete er auch im asia­ti­schen Raum nicht etwa mit dem Atom­bom­ben­ab­wurf auf Hiro­shima und Naga­saki und der Kapi­tu­la­tion des japa­ni­schen Kaiser­reichs. Groß­bri­tan­nien, Frank­reich und ande­ren Kolo­ni­al­mäch­ten erlaubte das Kriegs­ende in Europa umso massi­ver, gegen erstar­kende Unab­hän­gig­keits­be­we­gun­gen in den Kolo­nien vorzu­ge­hen wie dies z.B. Frank­reich mit bluti­gen Massa­kern in Alge­rien oder mit dem Krieg gegen das von Ho Chi Minh nach der Kapi­tu­la­tion der japa­ni­schen Besat­zungs­macht ausge­ru­fene, unab­hän­gige Viet­nam tat. Die USA setz­ten diesen Krieg nicht nur fort, sondern waren auch erneut Gegner der auf den Phil­ip­pi­nen kämp­fen­den Parti­sa­nen, die nach dem Abzug der US-ameri­ka­ni­schen Streit­kräfte 1942 drei Jahre lang alleine den japa­ni­schen Besat­zern Wider­stand geleis­tet hatten und nun ihren alten Kolo­ni­al­her­ren erneut gegen­über­stan­den. Wo sich hinge­gen Kolo­ni­al­mächte geschwächt zurück­zo­gen, boten sich neue Möglich­kei­ten. So erkämpfte sich z.B. Indien die Unab­hän­gig­keit und Mao Tse-tungs revo­lu­tio­näre Volks­ar­mee been­dete 1949 den Krieg in China mit ihrem Sieg über Chiang Kai-shek.

Im April 1945 haben die Trup­pen der Anti-Hitler-Koali­tion die von der faschis­ti­schen Wehr­macht besetz­ten Gebiete Euro­pas weit­ge­hend befreit. Die Rote Armee eröff­net ihre Offen­sive auf die Haupt­stadt des Deut­schen Reiches und führt in den erbit­ter­ten Kämp­fen der „Schlacht um Berlin“ die voll­stän­dige mili­tä­ri­sche Nieder­lage Nazi-Deutsch­lands herbei. Das Foto zeigt zwei Rotar­mis­ten in der Reichs­kanz­lei, der letz­ten Komman­do­zen­trale Hitlers, zu ihren Füßen das Symbol der faschis­ti­schen Macht, der Adler mit dem Hakenkreuz.

In Deutsch­land bilde­ten nach Kriegs­ende die alli­ier­ten Haupt­mächte Groß­bri­tan­nien, die Sowjet­union, die USA und Frank­reich gemäß den Verein­ba­run­gen der Anti-Hitler-Koali­tion vier Besat­zungs­zo­nen. Diese Zonen teil­ten Deutsch­land sowie die Haupt­stadt Berlin, die in der Sowje­ti­schen Besat­zungs­zone lag, in den jewei­li­gen Sieger­mäch­ten unter­ste­hende Gebiete ein. Um gemein­sam zu bera­ten wie mit dem besieg­ten Deutsch­land verfah­ren werden sollte, trafen sich im Juli 1945 in Pots­dam die Regie­rungs­chefs der Sieger­mächte UdSSR, USA und Groß­bri­tan­nien und verhan­del­ten über die Zukunft des Landes. Ihre Beschlüsse, denen sich Frank­reich anschloss, waren darauf gerich­tet, den deut­schen Faschis­mus mit seinen wirt­schaft­li­chen und geis­ti­gen Wurzeln auszu­rot­ten, Deutsch­land als einheit­li­ches Ganzes zu erhal­ten und als neutrale Zone aufzu­bauen. Die poli­ti­schen Grund­prin­zi­pien, von denen sich die Alli­ier­ten leiten ließen, gingen als die „4 Ds“ des „Pots­da­mer Abkom­mens“ in die Geschichte ein: Durch Maßnah­men zur Denazi­fi­zie­rung soll­ten alle Nazis aus rele­van­ten Posi­tio­nen entfernt und die Kriegs­ver­bre­cher bestraft werden. Die Demili­ta­ri­sie­rung verfolgte die voll­stän­dige Abrüs­tung und Zerschla­gung der deut­schen Rüstungs­in­dus­trie. Durch Dezen­tra­li­sie­rung sollte die Konzen­tra­tion der wirt­schaft­li­chen Macht bei den mono­po­lis­ti­schen Unter­neh­men zerschla­gen, durch Demokra­ti­sie­rung das öffent­li­che Leben neu struk­tu­riert werden.

 

Die Sowjet­union musste sicher­stel­len, dass von deut­schem Boden nie wieder ein Krieg gegen ihr Land ausge­hen würde. Eine erneute deut­sche Aggres­sion zu verhin­dern, lag eben­falls im Inter­esse der west­li­chen Alli­ier­ten. In realis­ti­scher Einschät­zung ihrer Koali­ti­ons­part­ner strebte die Sowjet­union zu dieser Zeit noch keinen sozia­lis­ti­schen Aufbau in ihrer Besat­zungs­zone an. Ziel war es, eine entmi­li­ta­ri­sierte, bürger­lich-demo­kra­ti­sche Repu­blik zu schaf­fen, die in fried­li­cher Nach­bar­schaft exis­tierte und in kein Bünd­nis einge­bun­den wäre. Damit sollte ein block­freier, neutra­ler Staat als Puffer­zone zu West­eu­ropa geschaf­fen werden.

Nach der bedin­gungs­lo­sen Kapi­tu­la­tion der deut­schen Wehr­macht am 8. Mai 1945 über­neh­men die Sieger­mächte der Anti-Hitler-Koali­tion die Hoheits­ge­walt über das Deut­sche Reich. Wie auf der Krim­kon­fe­renz der alli­ier­ten Staats­chefs (Stalin, Chur­chill, Roose­velt) im Februar 1945 verein­bart und im Pots­da­mer Abkom­men im August fest­ge­legt, wird Deutsch­land in vier Besat­zungs­zo­nen aufge­teilt. Die östli­chen Gebiete des Deut­schen Reiches werden der polni­schen Verwal­tung unterstellt.

Während in der sowje­ti­schen Besat­zungs­zone mit der Umset­zung der 4Ds begon­nen wurde, hiel­ten sich die west­li­chen Zonen nur zum Teil an die Verein­ba­rung. Die frühe­ren gemein­sa­men Entschei­dun­gen wurden zu einem Ärger­nis, allen voran die Antas­tung des privat­ka­pi­ta­lis­ti­schen Eigen­tums. So wurde das Fest­hal­ten am Pots­da­mer Abkom­men zur roten Linie zwischen den Zonen: Im Osten wurden Groß­un­ter­neh­men in öffent­li­ches Eigen­tum über­führt, natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Kriegs­ver­bre­cher enteig­net, verur­teilt und aus allen Insti­tu­tio­nen entfernt und davon ausge­schlos­sen, wich­tige Posi­tio­nen in der Gesell­schaft zu bekom­men. Der Westen hinge­gen verließ sich auf die Nazis als alte “Exper­ten”, was sich wirt­schaft­lich auszahlte, sie erhiel­ten rele­vante Posi­tio­nen. Groß­un­ter­neh­men, die zuvor dem Faschis­mus zur Macht verhol­fen hatten, blie­ben unbe­hel­ligt bestehen. Die west­li­chen Alli­ier­ten unter­sag­ten Initia­ti­ven zur Enteig­nung und ließen die ökono­mi­schen Macht­po­si­tio­nen der deut­schen Mono­pole unangetastet.

 

Die Forde­rung nach Entmach­tung der Mono­pole und Groß­kon­zerne war auf der Pots­da­mer Konfe­renz von allen Besat­zungs­mäch­ten erho­ben worden, doch nur in der Sowje­ti­schen Besat­zungs­zone wurde ihr entspro­chen: Rund 10.000 Unter­neh­men wurden entschä­di­gungs­los enteig­net. Die Betriebe gingen in Volks­ei­gen­tum über und bilde­ten einen volks­ei­ge­nen Sektor der Produk­tion neben weiter­hin bestehen­den privat­ka­pi­ta­lis­ti­schen Betrie­ben, die etwa ein Vier­tel der indus­tri­el­len Brut­to­pro­duk­tion lieferten.

 

Neben die Wahrung der Inter­es­sen des Groß­ka­pi­tals in den drei west­li­chen Besat­zungs­zo­nen trat als poli­tisch-mili­tä­ri­sche Prämisse die globale Macht­si­che­rung der USA auf dem euro­päi­schen Konti­nent. US-Mili­tärs malten das Schre­ckens­bild einer kommu­nis­ti­schen Welt­herr­schaft an die Wand, ein Krieg mit der Sowjet­union sei so gut wie sicher, eine Macht­probe nahe. Bereits im März 1946 steckte der briti­sche Poli­ti­ker Wins­ton Chur­chill die Inter­es­sensphä­ren ab und sprach vom „Eiser­nen Vorhang, der sich über den euro­päi­schen Konti­nent gesenkt“ habe entlang einer Linie „von Stet­tin in der Ostsee bis Triest im Mittel­meer“. Der Kalte Krieg zwischen den West­mäch­ten und dem Ostblock begann. Der US-ameri­ka­ni­sche Präsi­dent Truman kündigte ein Jahr später die Kriegs­ko­ali­tion mit der Sowjet­union auf. Diese system­be­ding­ten poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Konflikte führ­ten zum Ausein­an­der­bre­chen der Anti-Hitler-Koali­tion und in der Folge zur Grün­dung zweier deut­scher Staa­ten, einem kapi­ta­lis­ti­schen, und einem, der durch die Enteig­nung des Privat­ka­pi­tals dem Sozia­lis­mus den Boden berei­tete. 1948 hatten die west­eu­ro­päi­schen Staa­ten Frank­reich, Groß­bri­tan­nien, Belgien, Nieder­lande und Luxem­burg den noch als Beistands­pakt gegen eine erneute deut­sche Aggres­sion ausge­ge­be­nen „Brüs­se­ler Pakt“ gegrün­det. Mit dessen „Bitte“ um mili­tä­ri­schen Beistand an die USA entstand 1949 der Nord­at­lan­tik­pakt, die NATO, mit der sich die USA ihre Hand­lungs­fä­hig­keit in Europa und gegen die angeb­li­che mili­tä­ri­sche Bedro­hung durch die Sowjet­union sicherten.

Entna­zi­fi­zie­rung, die Wurzeln des Faschis­mus ausrot­ten, „Nie wieder Krieg!“ soll­ten die Lehren aus dem Zwei­ten Welt­kriegs und der Terror­herr­schaft des Drit­ten Reiches sein. In der jungen Bundes­re­pu­blik greift man bald auf die „alten Eliten“ zurück. Funk­ti­ons­trä­ger des Hitler-Regimes nehmen wieder einfluss­rei­che Posi­tio­nen ein — in der Justiz, an den Univer­si­tä­ten, in der Armee, in den Konzer­nen. 1962 veröf­fent­licht der Demo­cra­tic German Report, ein englisch­spra­chi­ges Nach­rich­ten­blatt aus der DDR, eine Karte, die verzeich­net, in welchen Ländern eins­tige Mitglie­der der Nazi-Partei als Botschaf­ter der Bundes­re­pu­blik Deutsch­land tätig sind.

Im Westen Deutsch­lands dräng­ten die konser­va­ti­ven bürger­li­chen Parteien im Inter­esse der Privat­wirt­schaft und der Konzerne auf Grün­dung eines selbst­stän­di­gen Staa­tes, und das konnte nur ein kapi­ta­lis­ti­scher sein. 1948 bilde­ten die west­li­chen Alli­ier­ten aus ihren Besat­zungs­zo­nen eine »Trizone« und voll­zo­gen mit einer Währungs­re­form die Spal­tung Deutsch­lands. Mit der Einfüh­rung der am Dollar orien­tier­ten D‑Mark etablier­ten die Alli­ier­ten einen Wirt­schafts­raum auf kapi­ta­lis­ti­schen Prin­zi­pien, aus welchem die SBZ ausge­grenzt wurde. Aus der Trizone wurde im Mai 1949 mit der Grün­dung der Bundes­re­pu­blik Deutsch­land ein west­deut­scher Separatstaat.

 

Durch die massive Kapi­tal­zu­fuhr im Rahmen des US-ameri­ka­ni­schen Marshall-Plans, einem Inves­ti­ti­ons­pro­gramm für den Wieder­auf­bau Euro­pas, erholte sich die dortige Wirt­schaft schnell von den Folgen des Krie­ges. Es dauerte nur wenige Jahre, bis die Bundes­re­pu­blik zur stärks­ten Wirt­schafts­macht des Konti­nents heran­ge­wach­sen war. Mit der Wieder­be­waff­nung und dem Aufbau einer Armee unter der Führung Hunder­ter ehema­li­ger Ange­hö­ri­ger des natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Mili­tärs sowie dem Beitritt zum NATO-Mili­tär­bünd­nis 1955 wurde die Bundes­re­pu­blik zum Vorpos­ten und Garan­ten der Hege­mo­ni­al­macht USA in Europa. Sie war vom ersten Tag ihrer Exis­tenz an eines der wich­tigs­ten Akti­ons­zen­tren im Kalten Krieg gegen die sozia­lis­ti­schen Staaten.

Berlin wird nach Kriegs­ende in vier Sekto­ren einge­teilt und den briti­schen, ameri­ka­ni­schen, fran­zö­si­schen und sowje­ti­schen Besat­zungs­mäch­ten unter­stellt. Die Frei­zü­gig­keit des Perso­nen­ver­kehrs inner­halb der Stadt bleibt auch nach der Teilung Berlins in einen West- und Ostteil erhal­ten und endet erst mit dem Bau der Mauer im August 1961 und damit die Abwan­de­rung in den Westen.

Antifaschistisch-demokratischer Neubeginn in der Sowjetischen Besatzungszone

Aus dem „Aufbau­lied“ (1948):

 

Jeder sitzt mal gerne unterm Dache,

drum ist Aufbaun gar kein schlech­ter Rat,

aber es muß sein in eigner Sache,

und so baun wir erst ’nen neuen Staat.

Fort mit den Trüm­mern und was Neues hingebaut!

Um uns selber müssen wir uns selber kümmern,

und heraus gegen uns, wer sich traut.

 

Bertolt Brecht, Schrift­stel­ler (1898 – 1956)

Nach Kriegs­ende über­nahm ein Alli­ier­ter Kontroll­rat, bestehend aus den Ober­be­fehls­ha­bern der Streit­kräfte der vier Sieger­mächte, die Regie­rungs­ge­walt in Deutsch­land. Die Ausfüh­rung der Befehle und Direk­ti­ven lag im Ermes­sen der jewei­li­gen Ober­be­fehls­ha­ber der Besat­zungs­zo­nen. Ein Veto­recht erlaubte es jeder Besat­zungs­macht, in ihrer Zone eigene Wege einzuschlagen.

 

Mit der Befrei­ung Deutsch­lands vom Faschis­mus und dem Bruch mit seinen impe­ria­lis­ti­schen Grund­la­gen expor­tierte die Sowjet­union nicht etwa das Sowjet­sys­tem in ihre Besat­zungs­zone, sondern legte den Aufbau eines anti­fa­schis­tisch-demo­kra­ti­schen Staa­tes in die Hände deut­scher Kommu­nis­ten. Bereits im Juni 1945 konn­ten mit Geneh­mi­gung der Sowje­ti­schen Mili­tär­ad­mi­nis­tra­tion in Deutsch­land (SMAD) neuge­grün­dete anti­fa­schis­tisch-demo­kra­ti­sche Parteien, Gewerk­schaf­ten und Massen­or­ga­ni­sa­tio­nen ihre Tätig­keit aufneh­men. Eine Reihe deut­scher Kommu­nis­ten im sowje­ti­schen Exil hatte 1943 mit deut­schen Kriegs­ge­fan­ge­nen das anti­fa­schis­ti­sche Natio­nal­ko­mi­tee Freies Deutsch­land gegrün­det. Mit dem Ende des Zwei­ten Welt­kriegs reis­ten drei Initia­tiv­grup­pen aus Funk­tio­nä­ren der Exil-KPD und anti­fa­schis­ti­schen Kriegs­ge­fan­ge­nen nach Deutsch­land, um bei der Neuor­ga­ni­sa­tion des öffent­li­chen Lebens, dem Aufbau deut­scher Verwal­tungs­or­gane und der Grün­dung von Parteien und Gewerk­schaf­ten entspre­chend den Beschlüs­sen der SMAD mitzuwirken.

In der Sowje­ti­schen Besat­zungs­zone erlas­sen die Provinz- und Landes­ver­wal­tun­gen entspre­chend den Beschlüs­sen der Pots­da­mer Konfe­renz Verord­nun­gen zur Entmach­tung und Enteig­nung der Groß­kon­zerne und der Groß­grund­be­sit­zer. Das Plakat vom Juni 1946 ruft zur Betei­li­gung am Volks­ent­scheid über das „Gesetz über die Über­gabe von Betrie­ben von Kriegs- und Nazi­ver­bre­chern in das Eigen­tum des Volkes“ auf.

In ihrem Aufruf zum Aufbau eines anti­fa­schis­tisch-demo­kra­ti­schen Deutsch­lands vom 11. Juni 1945 appel­lierte die Kommu­nis­ti­sche Partei Deutsch­lands (KPD) an das deut­sche Volk, den „Kampf gegen Hunger, Arbeits­lo­sig­keit und Obdach­lo­sig­keit“ zu führen und zum „Schutz der Werk­tä­ti­gen gegen Unter­neh­mer­will­kür und unbot­mä­ßige Ausbeu­tung“ die bishe­ri­gen Eigen­tums­ver­hält­nisse und ökono­mi­schen Struk­tu­ren zu ändern. Im Zusam­men­schluss aller demo­kra­ti­schen Kräfte bilde­ten die KPD und die weite­ren neuge­grün­de­ten Parteien einen anti­fa­schis­tisch-demo­kra­ti­schen Block. 1946 verei­nig­ten sich die beiden Arbei­ter­par­teien KPD und SPD zur Sozia­lis­ti­schen Einheits­par­tei Deutsch­lands (SED), der führen­den poli­ti­schen Partei in der SBZ und dann auch der DDR. Damit war die jahr­zehn­te­lange Spal­tung der Arbei­ter­klasse über­wun­den, die die Schlag­kraft ihres Kamp­fes gegen die bestehende Herr­schafts­ord­nung abge­schwächt hatte.

Mit einer bereits 1945 einge­lei­te­ten Boden­re­form wurden die feudal-junker­li­chen Groß­grund­be­sit­zer, die eine wesent­li­che Kraft des preu­ßisch-deut­schen Mili­ta­ris­mus bilde­ten, entschä­di­gungs­los enteig­net. Besitz über 100 Hektar sowie der Grund­be­sitz aller Nazi- und Kriegs­ver­bre­cher ging in einen staat­li­chen Boden­fonds über, aus dem mehr als eine halbe Million Land­ar­bei­ter, Umsied­ler und land­arme Bauern eige­nen Besitz erhielten.

Im Sommer 1945 wurde auf Befehl der SMAD die Deut­sche Zentral­ver­wal­tung für Volks­bil­dung gebil­det. Ihre Aufgabe war der Aufbau eines anti­fa­schis­ti­schen, welt­li­chen und sozia­lis­ti­schen Schul- und Bildungs­we­sens. Es wurde eine einheit­li­che staat­li­che Schule geschaf­fen, die erst­mals allen Kindern das glei­che Recht auf Bildung gewährte. NS-belas­tete Lehr­kräfte wurden aus dem Lehr­dienst entlas­sen und in kürzes­ter Zeit rund 40.000 junge, in das faschis­ti­sche System nicht verstrickte Menschen zu Neuleh­rern ausgebildet.

Die Gründung der DDR

Die neuge­grün­dete Bundes­re­pu­blik erklärte sich zum allei­ni­gen Nach­fol­ger des Deut­schen Reiches und Vertre­ter aller Deut­schen. Das schloss den Anspruch auf die Gebiete östlich der Flüsse Oder und Neiße ein, dem heuti­gen Polen, die zum Deut­schen Reich gehört hatten. Nach Kriegs­ende waren diese Gebiete unter polni­sche Verwal­tung gestellt und die neue Grenze dann im Pots­da­mer Abkom­men beschlos­sen worden. Diese erkannte die BRD jedoch nicht an und hielt damit ihre natio­na­lis­ti­schen Ansprü­che aufrecht.

Doppelte Staats­grün­dung unter Besatzer­recht: Im Mai 1949 wird auf dem Gebiet der drei west­li­chen Besat­zungs­zo­nen die Bundes­re­pu­blik Deutsch­land gegrün­det. Ein halbes Jahr später konsti­tu­iert sich in der Sowje­ti­schen Besat­zungs­zone die Deut­sche Demo­kra­ti­sche Repu­blik. Die DDR bricht mit der impe­ria­lis­ti­schen Vergan­gen­heit Deutsch­lands, defi­niert sich als Arbei­ter-und-Bauern-Staat, baut den Sozia­lis­mus auf und ist wirt­schaft­lich und mili­tä­risch in die Bünd­nisse des Ostblocks inte­griert. Anläss­lich der Grün­dung findet eine Massen­kund­ge­bung statt an der auch die Freie Deut­sche Jugend teilnimmt.

In der Sowje­ti­schen Besat­zungs­zone trat als Reak­tion auf die west­li­che Staats­grün­dung der Deut­sche Volks­rat zusam­men und beschloss die Grün­dung der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik am 7. Okto­ber 1949. Die bisher von den sowje­ti­schen Mili­tär­be­hör­den ausge­üb­ten Verwal­tungs­funk­tio­nen wurden der neuen Regie­rung über­tra­gen, die sich in ihrer ersten Erklä­rung zum Frie­den, zum gesell­schaft­li­chen Fort­schritt, zur Freund­schaft mit der Sowjet­union und allen fried­lie­ben­den Staa­ten und Bewe­gun­gen bekannte.

Der Deut­sche Volks­rat war ein poli­ti­sches Gremium, das 1947 in der Sowje­ti­schen Besat­zungs­zone aus Vertre­tern der Parteien und Massen­or­ga­ni­sa­tio­nen auf Initia­tive der SED gebil­det wurde. Seine Orga­ni­sa­tion war an die eines Parla­ments ange­lehnt. Im Volks­rat erar­bei­tete ein Ausschuss den Entwurf einer Verfas­sung. Auf dem Volks­kon­gress am 7. Okto­ber 1949 trat der Volks­rat zusam­men und konsti­tu­ierte sich selbst als provi­so­ri­sche “Volks­kam­mer der DDR”. Im Okto­ber 1950 fand die erste Wahl statt. Die Volks­kam­mer war bis 1990 das Parla­ment der DDR und höchs­tes Verfas­sungs­or­gan des Landes.

Der neue Staat defi­nierte sich als Arbei­ter-und-Bauern­staat, die poli­ti­sche Macht lag bei der Arbei­ter­klasse und ihrer führen­den Partei, der SED. Die Bildung der „Natio­na­len Front“, ein Zusam­men­schluss der Parteien und Massen­or­ga­ni­sa­tio­nen, sicherte allen gesell­schaft­li­chen Grup­pen Einfluss auf und Teil­nahme an den poli­ti­schen Prozes­sen. Die erste Verfas­sung der DDR veran­kerte die Errun­gen­schaf­ten der anti­fa­schis­tisch-demo­kra­ti­schen Umwäl­zun­gen. Sie erklärte die Ausübung der Staats­ge­walt durch die Arbei­ter­klasse und ihre Verbün­de­ten, die Besei­ti­gung der Mono­pole und des Groß­grund­be­sit­zes, die Schaf­fung einer volks­ei­ge­nen Wirt­schaft, das Recht aller Bürger auf Arbeit und Bildung, die Gleich­be­rech­ti­gung der Frau. Das Eintre­ten für Frie­den und Völker­freund­schaft wurde zum obers­ten Grund­satz der Staats­po­li­tik. In der Natio­nal­hymne des neuen Staa­tes hieß es: „Aufer­stan­den aus Ruinen / und der Zukunft zuge­wandt / … alle Welt sehnt sich nach Frie­den, / reicht den Völkern eure Hand.“

 

Exis­ten­zi­elle Heraus­for­de­rung des neuen Staa­tes war der Aufbau einer leis­tungs­star­ken Wirt­schaft. Ein erster Fünf­jahr­plan sah vor, die Arbeits­pro­duk­ti­vi­tät in den volks­ei­ge­nen Betrie­ben zu erhö­hen, die Indus­trie­pro­duk­tion zu verdop­peln und den Anteil des Volks­ei­gen­tums zu stei­gern. Die nach wie vor bestehen­den ca. 17.500 privat­ka­pi­ta­lis­ti­schen Betriebe wurden mittels Wirtschafts‑, Finanz- und Steu­er­po­li­tik in die plan­mä­ßige Entwick­lung der Wirt­schaft einbe­zo­gen. Mit diesem ersten Fünf­jahr­plan ging die DDR zur lang­fris­ti­gen sozia­lis­ti­schen Wirt­schafts­pla­nung über und schuf die Grund­la­gen für den Aufbau des Sozia­lis­mus, den sie 1952 beschloss.

Mit dem Rat für gegen­sei­tige Wirt­schafts­hilfe grün­den die sozia­lis­ti­schen Staa­ten 1949 eine Orga­ni­sa­tion zur wirt­schaft­li­chen Zusam­men­ar­beit und Stär­kung der Wirt­schafts­kraft des Ostblocks. Ziel ist eine effek­tive Spezia­li­sie­rung und Arbeits­tei­lung sowie eine allmäh­li­che Anglei­chung der sehr unter­schied­li­chen wirt­schaft­li­chen Bedin­gun­gen der Mitglieds­staa­ten. Grün­dungs­mit­glie­der waren die Sowjet­union, Polen, Rumä­nien, Bulga­rien, die Tsche­cho­slo­wa­kei und Ungarn. Die DDR trat 1950 bei. Die Jubi­lä­ums­brief­marke zum 25-jähri­gen Bestehen des RGW bildet die Flag­gen der Mitglieds­län­der ab, darun­ter die Mongo­li­sche Volks­re­pu­blik (seit 1962) und Kuba (seit 1972).

1950, ein Jahr nach seiner Grün­dung in Moskau, trat die DDR dem Rat für gegen­sei­tige Wirt­schafts­hilfe (RGW/COMECON) bei, dem Bünd­nis für die wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit der Sowjet­union und der neuen volks­de­mo­kra­ti­schen Staa­ten Polen, Ungarn, Bulga­rien, Rumä­nien und Tsche­cho­slo­wa­kei, dem sich später weitere Staa­ten, darun­ter Kuba und Viet­nam, anschlos­sen. Nicht kapi­ta­lis­ti­sche Konkur­renz, sondern sozia­lis­ti­sche Koope­ra­tion bestimm­ten die wirt­schaft­li­chen Bezie­hun­gen. Ziel des RGW war die Schaf­fung eines gemein­sa­men Wirt­schafts­raums der sozia­lis­ti­schen Volks­wirt­schaf­ten und die Koor­di­nie­rung ihrer staat­li­chen Wirt­schafts­pläne. Die wirt­schaft­li­che, wissen­schaft­lich-tech­ni­sche und kultu­relle Zusam­men­ar­beit wurde mit zahl­rei­chen bila­te­ra­len Abkom­men verein­bart. Im selben Jahr erkannte die DDR die im Pots­da­mer Abkom­men fest­ge­legte Grenze zwischen Deutsch­land und Polen entlang von Oder und Neiße als dauer­haft gültige „Frie­dens­grenze“ an. Damit ging sie einen wich­ti­gen Schritt zur Aussöh­nung mit den ehema­li­gen Kriegs­geg­nern und gab, anders als die Bundes­re­pu­blik, alle Ansprü­che auf die ehema­li­gen Ostge­biete des Deut­schen Reiches auf.

 

Beide deut­sche Staa­ten waren ab Mitte der fünf­zi­ger Jahre wirt­schaft­lich, poli­tisch und mili­tä­risch fest in die Bünd­nis­sys­teme des Ost- und West­blocks einge­bun­den. Die DDR wurde 1955 Mitglied im Mili­tär­bünd­nis der Ostblock­staa­ten, dem Warschauer Vertrag, eines Beistands­pak­tes der sozia­lis­ti­schen Staa­ten, der ausschließ­lich Vertei­di­gungs­cha­rak­ter trug und als obers­tes Ziel hatte, den Frie­den in Europa zu erhal­ten. In dieser Zeit des vom Westen erzwun­ge­nen Wett­rüs­tens war die DDR als Grenz­land zu West­eu­ropa das hoch­sen­si­ble Gebiet einer poten­zi­el­len Kriegs­ge­fahr und stand in vorders­ter Linie der System­kon­fron­ta­tion von Kommu­nis­mus und Kapitalismus.

„Der DDR-Bürger lebte in einem Land, das Frie­den hielt und dessen Poli­tik Frie­dens­po­li­tik war. Inzwi­schen ist er Bürger eines deut­schen Staa­tes, der Kriege führt. … Der Fall der Berli­ner Mauer markierte das Ende der längs­ten Frie­dens­phase, die Europa in seiner Geschichte erlebt hatte. Wenige Monate danach ist der Krieg auf einen Konti­nent zurück­ge­kehrt, den er seit 1945 nicht mehr heim­su­chen konnte. Die Grenze zwischen den beiden deut­schen Staa­ten war zwar gefal­len, aber … dieser Sieges­zug der bürger­li­chen Demo­kra­tie hat in erster Linie neue Gren­zen geschaf­fen, Gren­zen, die zuvor nicht bestan­den. Zwischen den Tsche­chen und Slowa­ken, zwischen den Völkern des frühe­ren Jugo­sla­wi­ens – ganz zu schwei­gen von den Gren­zen, die heute das Gebiet der eins­ti­gen Sowjet­union durch­zie­hen. Jede Menge krie­ge­ri­sche Konflikte, Zehn­tau­sende Tote waren die Folge dieser neuen Grenz­zie­hun­gen. 1990 endete für den Ostdeut­schen die Nach­kriegs­zeit. Es begann die neue Vorkriegszeit.”

Gut wirt­schaf­ten – wer für wen?

 

Wirt­schaft­li­cher Erfolg wird in der Regel an Umsatz und Gewinn gemes­sen. Obwohl diese Mess­grö­ßen auch für die DDR wich­tig waren, bilde­ten sie nicht den Kern der Wirt­schafts­po­li­tik. Das Ziel der Produk­tion war die stetige Verbes­se­rung der Lebens- und Arbeits­be­din­gun­gen der Menschen und nicht der Profit, der den Reichen und Privat­be­sit­zern zufällt. Dass DDR-Unter­neh­men sich um soziale Belange wie Wohnen, Urlaub, Kinder- und Gesund­heits­für­sorge kümmer­ten und dafür Milli­ar­den ausga­ben, ist in der heuti­gen neoli­be­ra­len, profit­ori­en­tier­ten Ortho­do­xie nicht nach­voll­zieh­bar. Die Wirt­schafts­ge­schichte der DDR zeigt, wie es aussieht, wenn die Bedürf­nisse der Menschen die Prio­ri­tät bei den Ausga­ben bestimmen.

Ausgangsbedingungen der ostdeutschen Wirtschaft nach 1945

In den ostdeut­schen Städ­ten waren bei Kriegs­ende mehr als ein Vier­tel der Wohnun­gen durch alli­ierte Luft­an­griffe zerstört oder unbe­wohn­bar. Die Nutzung der Infra­struk­tur und damit der Rohstoff- und Lebens­mit­tel­ver­sor­gung war durch die Zerstö­rung von Stra­ßen, Glei­sen und Brücken drama­tisch einge­schränkt. Hinzu kam, dass riesige Vermö­gens­werte nach West­deutsch­land gebracht wurden, da Firmen­be­sit­zer und leitende Ange­stellte des faschis­ti­schen Staa­tes in die West­zo­nen flohen, um Bestra­fung oder Enteig­nung zu entgehen.

 

Als im Verstoß gegen die Beschlüsse der Pots­da­mer Konfe­renz die west­li­chen Besat­zungs­zo­nen die Repa­ra­ti­ons­zah­lun­gen an die Sowjet­union einstell­ten, musste die Besat­zungs­macht als das am stärks­ten kriegs­ge­schä­digte Land diese Ressour­cen aus der eige­nen Besat­zungs­zone abzie­hen. 2.400 Unter­neh­men wurden in Ostdeutsch­land demon­tiert, darun­ter fast die gesamte Kraft­fahr­zeug­in­dus­trie und mehr als die Hälfte der Elek­tro­in­dus­trie, der Eisen­pro­duk­tion und des Schwer­ma­schi­nen­baus, und in die UdSSR verlegt. Um die Bevöl­ke­rung im eige­nen Land zu versor­gen, entnahm die Sowjet­union auch Güter aus der laufen­den Produk­tion in der SBZ. Insge­samt stan­den im Vergleich zur Vorkriegs­zeit 70 Prozent der indus­tri­el­len Kapa­zi­tät nicht mehr zur Verfü­gung, was zur Folge hatte, dass der Lebens­stan­dard und die Produk­ti­vi­tät im Osten nur annä­hernd halb so hoch waren wie im Westen.

 

In den ersten acht Jahren nach dem Krieg konnte fast ein Drit­tel der Gesamt­pro­duk­tion in Ostdeutsch­land nicht für den Wieder­auf­bau der eige­nen Wirt­schaft genutzt werden. Die aus der Vergan­gen­heit bestehen­den Dispro­por­tio­nen in der Indus­trie waren durch die Spal­tung Deutsch­lands größer gewor­den. Die Produk­tion von Maschi­nen für den Berg­bau sowie die Metall­ur­gie in Gieße­reien und Walz­wer­ken war in West­deutsch­land ange­sie­delt. Hier befand sich auch die gesamte Grund­stoff­in­dus­trie wie die deut­sche Montan­in­dus­trie. Dadurch war die SBZ/DDR von all diesen Ressour­cen abge­schnit­ten. Diese Situa­tion versetzte die Planer der ostdeut­schen Wirt­schaft in einen Nach­teil, den sie durch verstärkte Produk­ti­vi­täts­stei­ge­run­gen auszu­glei­chen suchte. Unun­ter­bro­chen waren große Kraft­an­stren­gun­gen und viele Entbeh­run­gen der Bevöl­ke­rung vonnö­ten, um die Wirt­schaft aufzu­bauen. Prak­tisch von Grund auf rich­tete die DDR ihre eigene Schwer­indus­trie in Rekord­zeit wieder auf. Die Produk­tion von Gütern des tägli­chen Bedarfs wie Klei­dung und Lebens­mit­teln trat zunächst in den Hinter­grund. Erst 1958 konnte die Lebens­mit­tel­ra­tio­nie­rung abge­schafft werden.

 

Nach und nach schnitt die Bundes­re­pu­blik zusätz­lich erschwe­rend den für die DDR so wich­ti­gen inner­deut­schen Handel ab. Wenn einzelne west­li­che Unter­neh­men noch mit der DDR Handel trie­ben, unter­war­fen die staat­li­chen Behör­den der BRD diese einer Viel­zahl von Sank­tio­nen: Kredite wurden zurück­ge­zo­gen oder steu­er­li­che Sonder­maß­nah­men verhängt. Der Schwer­punkt der Stör­maß­nah­men lag jedoch auf der Sabo­tage vertrag­lich verein­bar­ter Liefer­quo­ten und der Unter­bre­chung von Liefe­run­gen. Diese Maßnah­men waren Sand im Getriebe des deut­schen Binnen­han­dels, der für die DDR zunächst die einzige Möglich­keit darstellte, an Rohstoffe und Ausrüs­tungs­gü­ter zu gelan­gen, die ihre Part­ner im Osten aufgrund ihrer wirt­schaft­li­chen Situa­tion nicht herstel­len konn­ten. West­deut­sche Unter­neh­men stell­ten tradi­tio­nell auf die Bedürf­nisse Ostdeutsch­lands zuge­schnit­tene Produkte her. Nur diese Unter­neh­men produ­zier­ten nach dem glei­chen Stan­dard­sys­tem und konn­ten auf kürzes­tem Wege zoll­frei liefern. Zoll­frei­heit, weil die BRD die DDR nicht als Staat aner­kannte und sie deshalb nicht als frem­des Land betrach­tete. So wirkte die ausschließ­li­che Mandats­po­li­tik der BRD wie ein Hebel wirt­schaft­li­cher Erpressung.

Berlin in Trüm­mern, Berlin im Aufbau — Berlin, Haupt­stadt der DDR und „Stadt des Frie­dens“ — diese Ehren­be­zeich­nung verleiht ihr 1979 der Vorsit­zende des Welt­frie­dens­ra­tes, der Inder Romeh Chandra. In das noch von Kriegs­zer­stö­run­gen gezeich­nete Berlin kommt 1951 die nach Frie­den stre­bende Jugend der Welt zu den III. Welt­fest­spie­len der Jugend und Studenten.

Mit 17 Millio­nen Einwoh­nern war die DDR ein klei­nes Land, das nur durch inter­na­tio­nale Arbeits­tei­lung in Wissen­schaft und Tech­nik Schritt halten konnte. Kalter Krieg und Embar­go­po­li­tik verhin­der­ten ihre gleich­be­rech­tigte Teil­nahme an der welt­wei­ten inter­na­tio­na­len Spezia­li­sie­rung und Koope­ra­tion. So blockierte der von den USA seit 1949 geführte Koor­di­nie­rungs­aus­schuss für multi­la­te­rale Export­kon­trol­len, kurz CoCom, den Export west­li­cher Tech­no­lo­gie in den Ostblock und hinderte den Osten daran, an den tech­no­lo­gi­schen Fort­schrit­ten teil­zu­ha­ben oder von der inter­na­tio­na­len Arbeits­tei­lung in den Berei­chen Arbeit, Wissen­schaft, Forschung und Entwick­lung zu profi­tie­ren. Es bedurfte immenser Ressour­cen und wissen­schaft­li­cher wie tech­ni­scher Entwick­lungs­ar­beit in der DDR, um die Lücken auszu­glei­chen, die diese Embar­go­maß­nah­men in das Wirt­schafts­ge­füge rissen.

 

Mit der soge­nann­ten „Hall­stein-Doktrin“ entwi­ckelte die Bundes­re­pu­blik Mitte der 1950er Jahre ein Regel­werk, das die DDR wirt­schaft­lich isolie­ren und weiter schwä­chen sollte. Jede Aner­ken­nung und Aufnahme diplo­ma­ti­scher Bezie­hun­gen mit der DDR sei als “unfreund­li­cher Akt” zu verste­hen. Die BRD drohte allen Staa­ten, die ihr ausschließ­li­ches Recht auf die souve­räne Vertre­tung Deutsch­lands in Frage stell­ten, mit einer Viel­zahl von wirt­schafts­po­li­ti­schen Sank­tio­nen und dem Abbruch des diplo­ma­ti­schen Kontak­tes. Die “Hall­stein-Doktrin” wurde zu einer massi­ven Behin­de­rung des Handels: DDR-Pässe wurden nicht aner­kannt, diplo­ma­ti­sche Bezie­hun­gen und Botschaf­ten, Handels- und Zahlungs­ab­kom­men verbo­ten sowie eine restrik­tive Lizenz­po­li­tik auferlegt.

 

Durch den struk­tu­rel­len Vorteil entschei­den­der Indus­trie­stand­orte, wesent­lich gerin­gere Repa­ra­ti­ons­leis­tun­gen sowie den unge­hin­der­ten Zugang zu Rohstof­fen hatte West­deutsch­land eine grund­le­gend andere wirt­schaft­li­che Ausgangs­lage. Zudem expor­tier­ten die USA Kapi­tal in die Bundes­re­pu­blik. All dies sorgte für eine rasche Wieder­be­le­bung der Wirt­schaft und bessere Bedin­gun­gen für die Bevöl­ke­rung. Dieses Ungleich­ge­wicht führte auch dazu, dass viele Menschen aus dem Osten in den Westen abwan­der­ten. 50 Prozent der Abgän­ger waren jung und hoch quali­fi­ziert. Allein in den 1950er Jahren verließ ein Drit­tel aller Akade­mi­ker die DDR. Das war ein großer Verlust, denn ihre Ausbil­dung wurde vom Staat, den sie verlie­ßen, finan­ziert, und sie wurden hier drin­gend für den Wieder­auf­bau benö­tigt. Mit dem Bau der „Mauer“ 1961 riegelte die DDR-Führung den Weg über West­ber­lin in die Bundes­re­pu­blik ab und stoppte weitere Abwanderungen.

In den 1960er Jahren stel­len sich mit dem epocha­len Wandel der tech­no­lo­gi­schen Basis neue Heraus­for­de­run­gen an die Wirt­schaft. Staats­chef Walter Ulbricht prokla­miert folge­rich­tig die Meis­te­rung der wissen­schaft­lich-tech­ni­schen Revo­lu­tion als grund­le­gende Aufgabe. Sechs RGW-Länder arbei­ten in Forschung und Produk­tion gemein­sam an leis­tungs­fä­hi­gen Rechen­an­la­gen im Rahmen des Einheit­li­chen Systems der elek­tro­ni­schen Rechen­tech­nik (ESER) der sozia­lis­ti­schen Länder. Die Schaf­fung einer eige­nen mikro­elek­tro­ni­schen Basis ist ange­sichts der west­li­chen Embargo-Poli­tik unum­gäng­lich, erfor­dert aber einen Milli­ar­den­auf­wand. Im VEB Kombi­nat Robo­tron, Dres­den (Abbil­dung) werden ESER-Compu­ter entwi­ckelt und hergestellt.

Die wirtschaftlichen Leistungen der DDR

In den 1950er Jahren muss­ten die großen Lücken in der Produk­ti­ons­kette, die durch Krieg und Repa­ra­ti­ons­leis­tun­gen entstan­den waren, über­wun­den werden. Die wirt­schaft­li­che Isola­tion der DDR führte zu prag­ma­ti­schen Entschei­dun­gen: Wenn kein Eisen aus dem Westen kam, musste es vor Ort abge­baut werden, egal wie minder­wer­tig oder teuer seine Produk­tion war. Konnte man keine Stein­kohle oder Öl bekom­men, nahm man, was man vor fand: Braun­kohle. Braun­kohle war im Osten der einzige in nennens­wer­ten Mengen verfüg­bare Primär­ener­gie­trä­ger. Ihre Nutzung war ökolo­gisch proble­ma­tisch, aber aufgrund der äuße­ren Bedin­gun­gen gab es keine Alter­na­tive. Die Schaf­fung einer eige­nen Maschinen‑, Eisen- und Stahl­in­dus­trie als Grund­lage der indus­tri­el­len Entwick­lung bildete in den Anfangs­jah­ren den Schwer­punkt des Aufbaus. Der erste Fünf­jahr­plan sah die Verdopp­lung der Indus­trie­pro­duk­tion in den Jahren 1951 bis 1955 vor.

 

Die riesi­gen Fabri­ken, die im Zuge dessen über­all in der Repu­blik gebaut wurden, zogen junge Menschen in ehemals dünn besie­delte Regio­nen, neue Dörfer und Städte entstan­den und wurden zur Heimat für Tausende. In vier­zig Jahren verän­derte die DDR das Gesicht der ehemals rück­stän­di­gen land­wirt­schaft­li­chen Gebiete Ostdeutsch­lands grund­le­gend. Mit der steti­gen Stabi­li­sie­rung der ostdeut­schen Wirt­schaft und dem Wachs­tum der Produk­ti­ons­leis­tung konnte das Land auf ein immer größe­res Inves­ti­ti­ons­vo­lu­men zugrei­fen. Allein zwischen 1950 und 1960 hatte sich dieses Volu­men mehr als verdreifacht.

 

Ein weite­res ehrgei­zi­ges Ziel bestand darin, die wirt­schaft­li­chen und sozia­len Unter­schiede zwischen den nörd­li­chen und südli­chen Bezir­ken zu über­win­den und die Wider­sprü­che zwischen städ­ti­scher und länd­li­cher Indus­tria­li­sie­rung zu besei­ti­gen. Der Indus­tria­li­sie­rungs­grad des Südens war im Vergleich zum Norden deut­lich höher. Die Aufhe­bung des Unter­schieds zwischen städ­ti­schen und länd­li­chen Gebie­ten ist vor allem eine Geschichte der Entwick­lung einer neuen Art von Land­wirt­schaft in der DDR, die durch eine Boden­re­form und die Kollek­ti­vie­rung der land­wirt­schaft­li­chen Produk­ti­ons­mit­tel forciert wurde. In den tradi­tio­nell land­wirt­schaft­lich gepräg­ten Gebie­ten begann der Aufbau und vor allem die Erwei­te­rung der ener­gie­pro­du­zie­ren­den Bezirke der Repu­blik. Neben neuen Kraft­wer­ken wurde 1955 auch die größte Braun­koh­le­ver­ede­lungs­an­lage Euro­pas gebaut. Andere gewal­tige Indus­trie­an­la­gen, die zu jener Zeit zu den moderns­ten Euro­pas gehör­ten, wurden in unbe­bau­ten Gebie­ten errichtet.

 

Moderne Produk­ti­ons­stät­ten verän­der­ten zuneh­mend das Bild von Regio­nen, die zuvor durch die tradi­tio­nelle Wirt­schaft ihre verarmte Bevöl­ke­rung kaum ernäh­ren konn­ten. So wurde etwa an der Ostsee­küste nun die Entwick­lung der See- und Hafen­in­dus­trie beschleu­nigt. Indus­tri­elle Fische­rei und eine Schiff­bau­in­dus­trie wurden dabei zur trei­ben­den Kraft in der Region. Große Fisch­ver­ar­bei­tungs­an­la­gen und Zulie­fe­rer für Schiff­bau und ‑wartung wurden gegrün­det. Hinzu kam die indus­tri­elle Verar­bei­tung von Import­gü­tern, und die Hafen­an­la­gen wuch­sen stetig. Diese Fort­schritte wiederum kurbel­ten den Handel in der Region weiter an, so dass die nörd­li­chen Gebiete zum Rest des Landes aufschlossen.

 

Trotz ungüns­ti­ger Ausgangs­be­din­gun­gen und vieler struk­tu­rel­ler Nach­teile erreichte die DDR in den vier­zig Jahren ihres Bestehens ein durch­schnitt­li­ches Wirt­schafts­wachs­tum von 4,5 Prozent, blieb jedoch im Wesent­li­chen hinter der BRD zurück. Damals wie heute wird das Schei­tern der Plan­wirt­schaft als Grund für diesen Rück­stand ange­führt. Damit wird der Mythos, dass es “keine Alter­na­tive zur Markt­wirt­schaft” gebe, perp­etu­iert. Die Zahlen veran­las­sen jedoch zu diffe­ren­zier­te­ren Schluss­fol­ge­run­gen, die zwin­gen dieses Narra­tiv zu hinter­fra­gen. Zu keinem Zeit­punkt in den vier­zig Jahren der DDR-Wirt­schaft kam es trotz unglei­cher Start­be­din­gun­gen zu einer Stagna­tion oder einem Rück­gang des Wirtschaftswachstums.

 

Es gab auch beträcht­li­che Kapa­zi­tä­ten für Forschung und Entwick­lung. Auf 1000 Indus­trie­ar­bei­ter kamen 23 Beschäf­tigte in diesen Berei­chen, damit lag die DDR auf dem Niveau der west­li­chen Indus­trie­län­der. Obwohl im Westen mehr Mittel für die Forschung zur Verfü­gung stan­den, meldete die DDR-Forschung 1988 immer noch 12.000 Patente an – das war welt­weit der siebt­größte Anteil. Auf dieser Basis konnte die DDR ihre Indus­trie­pro­duk­tion bis 1989 um den Faktor 12,3 stei­gern und ihr Brut­to­in­lands­pro­dukt auf 207,9 Milli­ar­den Euro verfünf­fa­chen und gehörte zu den fünf­zehn führen­den Indus­trie­län­dern der Welt.

 

Die Hälfte des Volks­ein­kom­mens der DDR wurde durch den Außen­han­del erwirt­schaf­tet. Im Jahr 1988 expor­tierte und impor­tierte die DDR zwei Drit­tel ihrer Waren in den und aus dem sozia­lis­ti­schen Wirt­schafts­raum und insge­samt in über sieb­zig Staa­ten. Der größte west­li­che Handels­part­ner war die Bundes­re­pu­blik. Dieses Export­vo­lu­men signa­li­sierte eine erheb­li­che Inte­gra­tion in den inter­na­tio­na­len Wirt­schafts­ver­kehr, die DDR belegte welt­weit Platz 16 und in Europa Platz 10. Durch ziel­stre­bige Wirt­schafts­pla­nung gelang es, Im- und Exporte während ihres gesam­ten Bestehens im Gleich­ge­wicht zu halten.

 

Die Mark der DDR war eine Binnen­wäh­rung und im Außen­han­del und inter­na­tio­na­len Reise­ver­kehr nicht konver­tier­bar. Um an frei­kon­ver­tier­bare Währung zu kommen, die das Land für den Einkauf auf den Welt­märk­ten drin­gend benö­tigte, verkaufte die DDR ihre Waren oft zu einem zu gerin­gen Preis und unter Wert. Die BRD lieferte in großem Umfang chemi­sche und andere Rohstoffe (Kohle, Koks, Rohöl) an die DDR und kaufte dann die veredel­ten Produkte (Moto­ren­ben­zin, Heizöl, Kunst­stoffe). Die Umwelt­aus­wir­kun­gen dieser Raffi­na­ti­ons­pro­zesse wurden von der DDR getra­gen. Zur Verbes­se­rung der Devi­sen­si­tua­tion wurden ab den 1970er Jahren zahl­rei­che volks­ei­gene Unter­neh­men beauf­tragt, im Rahmen der „Gestat­tungs­pro­duk­tion” Produkte für west­li­che Firmen herzu­stel­len, teil­weise unter Verwen­dung von Rohstof­fen, die vom Westen gelie­fert wurden. Die west­li­chen Unter­neh­men profi­tier­ten von dem nied­ri­gen Lohn­ni­veau in der DDR, wobei ein Vergleich der Lohn­kos­ten in Ost und West nichts über die tatsäch­li­che Einkom­mens­si­tua­tion in der DDR aussagt, weil subven­tio­nierte Preise bei Mieten und Grund­nah­rungs­mit­teln und kosten­lose soziale Leis­tun­gen allen zugutekamen.

 

Mit Export­pro­duk­ten bezahlte die DDR nicht nur den unum­gäng­li­chen Import von Rohstof­fen, sondern auch moderne Anla­gen, die sie zur Ausrüs­tung ihrer Wirt­schaft brauchte und bei kapi­ta­lis­ti­schen Handels­part­nern bezog. Die auslän­di­schen Part­ner erhiel­ten keinen finan­zi­el­len Anteil am errich­te­ten Betrieb, wie es übli­che Praxis beim Kapi­tal­ex­port ist. Dadurch wurde verhin­dert, dass Auslands­ka­pi­tal in der DDR Fuß fasste.

Die Demo­kra­ti­sche Boden­re­form in der Sowje­ti­schen Besat­zungs­zone 1945/46 verfolgte soziale und poli­ti­sche Ziele. Sie sicherte in der drama­ti­schen Nach­kriegs­zeit die Lebens­mit­tel­ver­sor­gung und änderte grund­le­gend die Eigen­tums­ver­hält­nisse auf dem Land. Die rund 560 000 land­wirt­schaft­li­chen Klein­be­triebe, die aus der Vertei­lung des Boden­re­form­lan­des entstan­den, waren oft nur mangelnd mate­ri­ell-tech­nisch ausge­stat­tet, weshalb zur Unter­stüt­zung durch städ­ti­sche Indus­trie- und Hand­werks­be­triebe aufge­ru­fen wurde. Diese halfen auch in den entste­hen­den land­wirt­schaft­li­chen Produk­ti­ons­ge­nos­sen­schaf­ten bei der Ernte. Auf dem Bild ist die Ankunft von Arbei­te­rin­nen und Arbei­tern aus der Stadt zu sehen.

Die DDR international

Während das Anse­hen der DDR als verläss­li­cher und fairer Wirt­schafts­part­ner welt­weit wuchs, blieb ihr außer­halb der Länder des sozia­lis­ti­schen Blocks lange Zeit die inter­na­tio­nale völker­recht­li­che Aner­ken­nung verwehrt. Die Unter­stüt­zung der DDR für die Befrei­ungs­be­we­gun­gen gegen die Kolo­ni­al­mächte, für die natio­na­len Bewe­gun­gen in den ehema­li­gen Kolo­nien gegen die post­ko­lo­niale Abhän­gig­keit und impe­ria­lis­ti­schen Inter­ven­tio­nen sorgte für eine zuneh­mende Sympa­thie in den Entwick­lungs­län­dern, wo sich die DDR als Vorkämp­fe­rin gegen Neoko­lo­nia­lis­mus und Impe­ria­lis­mus profi­lierte. Die Außen­po­li­tik des Westens war im Vergleich dazu ein Anachro­nis­mus: Ob das lange Fest­hal­ten an den Kolo­nien, Apart­heid­re­gi­men oder selbst den faschis­ti­schen Über­bleib­seln von Sala­zar-Portu­gal und Franco-Spanien bis in die 1970er, ob die stän­di­gen Versu­che, in den Ex-Kolo­nien und den abhän­gi­gen Gebie­ten Dikta­tu­ren und Mario­net­ten­re­gimes einzu­set­zen, ob das massen­mör­de­ri­sche Fest­hal­ten an Konstruk­ten wie „Süd-Viet­nam“ – die west­li­chen Staa­ten erkauf­ten sich ihre tempo­rä­ren Siege auf blutigste Art und Weise, die selbst nach ihren Stan­dards nur wenig mit Demo­kra­tie, Frei­heit und Menschen­rech­ten zu tun hatten.

 

Zu den Orga­ni­sa­tio­nen, die die DDR im Befrei­ungs­kampf unter­stützte, gehör­ten z.B. während des Viet­nam­krie­ges die Viet­na­me­si­sche Volks­ar­mee, in Latein­ame­rika die Sandi­nis­ti­sche Natio­nale Befrei­ungs­front (FSLN) in Nica­ra­gua sowie in Afrika etwa die Mosam­bi­ka­ni­sche Befrei­ungs­front (FRELIMO), die Zimbabwe Afri­can People‘s Union, die Afri­ka­ni­sche Unab­hän­gig­keits­par­tei von Guinea und Kap Verde (PAIGC), und die Volks­be­we­gung zur Befrei­ung Ango­las (MPLA). Während der Westen Nelson Mandela und den Afri­can Natio­nal Congress (ANC) als Terro­ris­ten und „Rassis­ten“ verleum­dete und mit dem Apart­heid­re­gime Geschäfte machte, auch über Waffen­lie­fe­run­gen, unter­stützte die DDR den ANC, bildete seine Kämp­fen­den selbst bei sich mili­tä­risch aus, druckte seine Publi­ka­tio­nen und versorgte seine Kran­ken. Nach­dem am 16. Juni 1976 schwarze Schü­le­rin­nen und Schü­ler im Town­ship Soweto einen Aufstand gegen das Apart­heid­re­gime star­te­ten, stand der „Sowe­to­tag“ auch in der DDR im Zeichen der Soli­da­ri­tät mit dem Kampf des Volkes von Südafrika. Auch in der ehema­li­gen deut­schen Kolo­nie Nami­bia war es die DDR, welche den Unab­hän­gig­keits­kampf unter­stützte und selbst mehrere hundert Kinder aufnahm, damit sie in Sicher­heit aufwach­sen und eine Ausbil­dung bekom­men konn­ten. Mit dem Ende der DDR und der Unab­hän­gig­keit Nami­bias wurden die mitt­ler­weile Jugend­li­chen aus dem verein­ten Deutsch­land abge­scho­ben und sich selbst überlassen.

 

Die inter­na­tio­nale Veror­tung und Soli­da­ri­tät war in der DDR nicht einfach nur eine Ange­le­gen­heit von Beam­ten in der Außen­po­li­tik oder ein Hobby bürger­li­cher Grup­pen, sondern ein Massen­phä­no­men der gesam­ten Bevöl­ke­rung. Anders als der übli­che Aktio­nis­mus libe­ra­ler und grüner Entwick­lungs­hel­fer war er tief in der Alltags­welt einge­bet­tet. Völker­freund­schaft prangte einem von riesi­gen kunst­voll gestal­te­ten Häuser­wän­den genauso wie von versen­de­ten Brie­fen oder Post­kar­ten entge­gen. Beim Soli­da­ri­täts­ko­mi­tee der DDR wurden Spen­den der DDR-Bevöl­ke­rung zentral gesam­melt. Insge­samt gingen dort zwischen 1961 und 1989 3,7 Milli­ar­den Mark der DDR ein. Spen­den­samm­lun­gen wurden maßgeb­lich über die Massen­or­ga­ni­sa­tio­nen orga­ni­siert wie z.B. dem Freien Deut­schen Gewerk­schafts­bund der DDR, in dem sich Arbei­ter durch viel­fäl­tige Soli­da­ri­täts­ak­tio­nen wie etwa der Verpflich­tung, über Soll zu arbei­ten oder den Erwerb von Soli­da­ri­täts­mar­ken einbrach­ten. Die Helden der Unab­hän­gig­keits­be­we­gun­gen im Globa­len Süden waren den DDR-Bürge­rin­nen und ‑Bürgern schon bekannt und promi­nent, als der Westen sie noch als Krimi­nelle darstellte und die rest­li­che Bevöl­ke­rung nur als unge­bil­dete Bedürf­tige, die ohne Hilfe und Führung des Westens keine Zukunft hätten. Namen und Schick­sale wie die von Patrice Lumumba, Kwame Nkru­mah, Ahmed Sékou Touré, Julius Nyerere, Agost­inho Neto, Samora Machel und Nelson Mandela waren in der DDR bekannt und gefei­ert. Die Soli­da­ri­tät erstreckte sich auch mitten ins Herz der impe­ria­lis­ti­schen Groß­mächte: Als Angela Davis in den USA der Prozess als Terro­ris­tin gemacht wurde, über­reichte ein DDR-Korre­spon­dent ihr nicht nur Blumen zum Frau­en­tag, sondern es trafen auch LKW-weise Karten mit selbst­ge­mal­ten Rosen bei ihr im Gefäng­nis ein. Schü­ler in der DDR waren der Kampa­gne “1 Million Rosen für Angela Davis” gefolgt und hatten die Karten gezeich­net und geschickt. Der Rich­ter war beein­druckt, und in der DDR kannte jedes Kind Angela Davis.

 

Weni­ger berühmt, aber umso größer war die Zahl an DDR-Bürgern, Jugend­li­chen, Studen­ten, Wissen­schaft­lern und Arbei­tern, die auf der ganzen Welt an soli­da­ri­schen Projek­ten mitar­bei­te­ten. Zwischen 1964 und 1988 waren z.B. sech­zig Freund­schafts­bri­ga­den der Freien Deut­schen Jugend, der Massen­or­ga­ni­sa­tion der Jugend in der DDR, in 27 Ländern einge­setzt, um dort ihr Wissen zu teilen, beim Aufbau zu helfen, Ausbil­dungs­mög­lich­kei­ten und Bedin­gun­gen ökono­mi­scher Selbst­stän­dig­keit zu schaf­fen. Manche dieser Projekte exis­tie­ren, teils unter verän­der­ten Namen, noch heute wie z.B. das Hospi­tal Carlos Marx in Nica­ra­guas Haupt­stadt Mana­gua, das Kran­ken­haus der Deutsch-Viet­na­me­si­schen Freund­schaft in Hanoi, Viet­nam oder die Karl-Marx-Zement­fa­brik in Cien­fue­gos auf Kuba, um nur einige zu nennen.

 

Zugleich kamen viele junge Menschen aus aller Welt in die DDR, um zu studie­ren. Die ersten Auslands­stu­den­ten waren elf junge Nige­ria­ner, die 1951 die Welt­fest­spiele der Jugend und Studen­ten in Ost-Berlin besucht hatten. Als die briti­sche Kolo­ni­al­re­gie­rung ihnen die Wieder­ein­reise in ihr Heimat­land verwei­gerte, beka­men sie Studi­en­plätze an der Univer­si­tät Leip­zig. Aus der Vorbe­rei­tungs­klasse, in der ihnen die deut­sche Spra­che vermit­telt wurde, entwi­ckelte sich das „Insti­tut für Auslän­der­stu­dium“, das Herder-Insti­tut, an dem auslän­di­sche Studie­rende in einem einjäh­ri­gen Sprach­kurs auf ihr Studium vorbe­rei­tet wurden. Etwa 22.000 Studen­ten aus 134 Ländern absol­vier­ten das Insti­tut, das auch Dozen­ten an auslän­di­sche Hoch­schu­len entsandte. An den Univer­si­tä­ten und Hoch­schu­len der DDR schlos­sen mehr als 50.000 auslän­di­sche Studie­rende ihre Ausbil­dung erfolg­reich ab. Das Studium wurde aus dem Staats­haus­halt der DDR finan­ziert. In der Regel fielen keine Studi­en­ge­büh­ren an, ein Groß­teil der Auslands­stu­den­ten erhielt ein Stipen­dium, Wohn­raum wurde ihnen in Studen­ten­wohn­hei­men zur Verfü­gung gestellt. Die beson­dere Aufmerk­sam­keit für afri­ka­ni­sche Staa­ten und anti­ko­lo­niale Bewe­gun­gen schlug sich in der stei­gen­den Anzahl der Studie­ren­den nieder. Zudem fanden Kinder in der DDR Zuflucht, wie etwa jene aus Nami­bia, die aus den Gefah­ren des Unab­hän­gig­keits­krie­ges in Schutz gebracht wurden. 1982 eröff­nete außer­dem die “Schule der Freund­schaft”, die 899 Kindern und Jugend­li­chen aus Mosam­bik in der DDR eine Schul- und Berufs­aus­bil­dung ermöglichte.

 

Zusätz­lich zu den Schüler*innen, Studie­ren­den und Auszu­bil­den­den aus aller Welt kamen viele Vertrags­ar­bei­tende aus befreun­de­ten Staa­ten in die DDR, um dort eine Ausbil­dung zu erhal­ten und in der Produk­tion tätig zu werden. In “Abkom­men zur Ausbil­dung und Beschäf­ti­gung auslän­di­scher Arbeits­kräfte” wurde diese Koope­ra­tion zwischen den Ländern verein­bart. Sie kamen insbe­son­dere aus Mosam­bik, Viet­nam und Angola, aber auch aus Polen und Ungarn. Nach dem Ende der DDR wurden die Verträge gekün­digt, was für die meis­ten der Vertrags­ar­bei­ten­den mit dem Verlust eines Aufent­halts­ti­tels verbun­den war. Ausste­hende Löhne oder Kompen­sa­tio­nen wurden ihnen nicht gezahlt. Während in West­eu­ropa bereits Ende der 1980er “Das Boot ist voll” auf Titel­bil­dern von Maga­zi­nen zu lesen war, rechte Parteien Erfolge feier­ten und in der Bundes­re­pu­blik die Abschaf­fung des Asyl­rechts mit dem Ende der DDR vorbe­rei­tet wurde, war in der DDR das Gegen­teil der Fall. Sie wurde bis zum Schluss immer inter­na­tio­na­ler: Die Zahl der Vertrags­ar­bei­ter stieg von 24.000 im Jahr 1981 auf 94.000 im Jahre 1989. Im selben Jahr signa­li­sierte China, die Anzahl seiner Vertrags­ar­bei­ter in der Zukunft massiv erhö­hen zu wollen. Dies wäre der DDR, wo anders als im Westen Arbeits­kräf­te­man­gel herrschte, sehr gele­gen gewe­sen und China betonte umge­kehrt, dass es selbst und die ande­ren sozia­lis­ti­schen Staa­ten von einer wach­sen­den DDR-Wirt­schaft nur profi­tie­ren könne. 1989 war außer­dem das Jahr, in dem sämt­li­che Auslän­der in der DDR das volle kommu­nale Wahl­recht beka­men und bereits Kandi­da­ten stell­ten. Diese Form der Teil­habe wird bis heute im Westen blockiert.

 

Ein anschau­li­ches Beispiel für die inter­na­tio­nale Zusam­men­ar­beit zwischen sozia­lis­ti­schen Staa­ten war die Koope­ra­tion der DDR mit Viet­nam. Um die Versor­gung mit Kaffee zu gewähr­leis­ten, dessen gestie­gene Welt­markt­preise die knap­pen Devi­sen­kas­sen der DDR belas­te­ten, und um gleich­zei­tig Viet­nam die Möglich­keit zu geben, auf Augen­höhe Handel zu betrei­ben, inves­tierte die DDR massiv in den dorti­gen Kaffee­an­bau u.a. durch die Liefe­rung von Mate­rial, den Austausch mit Exper­ten sowie dem Aufbau tech­ni­scher und sozia­ler Struk­tu­ren, welche teils noch heute exis­tie­ren. Dies bildete die Grund­lage dafür, dass Viet­nam heute der zweit­größte Kaffee­pro­du­zent der Welt ist. Anders jedoch als bei heuti­gen Handels­be­zie­hun­gen zwischen kapi­ta­lis­ti­schen Staa­ten kaufte die DDR sich nicht einfach in ein Land ein, sondern koope­rierte mit ihren Handels­part­nern. Dabei galt die Maxime, dass die DDR keine pauscha­len Vorga­ben machte, sondern gemein­sam mit den Part­ner­län­dern entspre­chend der jewei­li­gen ökono­mi­schen Bedürf­nisse über Art und Weise der Zusam­men­ar­beit entschied. Dies war ein inter­na­tio­na­les Wirt­schaf­ten, das auf Koope­ra­tion und der Förde­rung von Souve­rä­ni­tät abzielte, statt auf Konkur­renz und Abhän­gig­keit. Die Soli­da­ri­täts­ar­beit unter­schied sich außer­dem von der Entwick­lungs­hilfe des Westens darin, dass andere Staa­ten nicht „durch­ge­füt­tert“ und damit der Absatz der eige­nen Indus­trie zu Lasten des Aufbaus der ande­ren durch­ge­setzt wurden. Dadurch sollte jene Nach­hal­tig­keit gewähr­leis­tet werden, die die kapi­ta­lis­ti­schen Entwick­lungs­hel­fer immer verspre­chen, aber nie errei­chen, da ihre vermeint­lich selbst­lo­sen Akte eben keine sind. Jener Altru­is­mus des Westens kommt dabei in der Regel impe­ria­lis­tisch daher, indem Bedin­gun­gen unter kapi­ta­lis­ti­sche Vorzei­chen gestellt werden, weil Unter­neh­men hinter den Inter­es­sen der Entwick­lungs­ar­beit stehen. Die DDR, gemein­sam mit ihren sozia­lis­ti­schen Bruder­staa­ten, handelte eben­bür­tig und nach Bedarf. In den Ländern in denen sie Hilfe leis­tete, verhalf sie zur Selb­stän­dig­keit, indem sie Indus­trien und Infra­struk­tur vor Ort entspre­chend der Bedürf­nisse des jewei­li­gen Landes mit aufbaute und Menschen ausbildete.

 

Diesem Verhal­ten folgte bald die poli­ti­sche Aner­ken­nung: Das erste Land außer­halb des Ostblocks, das die DDR diplo­ma­tisch aner­kannte, war im Jahr 1964 die Verei­nigte Repu­blik von Tangan­jika und Sansi­bar (später Tansa­nia). Die DDR-Regie­rung schickte darauf­hin Schiffe mit Baustof­fen sowie Inge­nieure und Bauar­bei­ter, die auf dem Sansi­bar-Archi­pel mitten im Indi­schen Ozean zwei große Plat­ten­bau­vier­tel errich­te­ten, die bis heute begehr­ter Wohn­raum für rund 20.000 Menschen sind. Der Durch­bruch zur inter­na­tio­na­len Aner­ken­nung erfolgte in den Ländern des Globa­len Südens: 1969 nahmen der Sudan, der Irak und Ägyp­ten diplo­ma­ti­sche Bezie­hun­gen zur DDR auf, 1970 die Zentral­afri­ka­ni­sche Repu­blik, Soma­lia, Alge­rien, Ceylon und Guinea. Unter dem Druck dieser Aner­ken­nungs­welle gab die neue sozi­al­li­be­rale Koali­ti­ons­re­gie­rung der Bundes­re­pu­blik 1969 die Hall­stein-Doktrin auf und tole­rierte die völker­recht­li­che Aner­ken­nung der DDR, hielt selbst aber bis zum Ende daran fest, dass jeder DDR-Bürger gleich­zei­tig auch Bürger ihres Staa­tes war. Als zwischen 1972 und 1974 auch die Staa­ten des Westens diplo­ma­ti­sche Bezie­hun­gen zum „zwei­ten deut­schen Staat“ aufnah­men, hatte die DDR erreicht, worum sie zwan­zig Jahre kämp­fen musste: die inter­na­tio­nale Anerkennung.

 

Sie wurde darauf­hin zeit­gleich mit der BRD im Juni 1973 in die Verein­ten Natio­nen aufge­nom­men, wo sie sich mit einer Viel­zahl an Reso­lu­tio­nen konse­quent gegen Kern­waf­fen und Aufrüs­tung, für Sicher­heit und Abrüs­tung enga­gierte und unter ande­rem maßgeb­lich an der Konven­tion zur Besei­ti­gung jeder Form von Diskri­mi­nie­rung der Frau betei­ligt war.

Während das Anse­hen der DDR als verläss­li­cher und fairer Wirt­schafts­part­ner welt­weit wuchs, blieb ihr außer­halb der Länder des sozia­lis­ti­schen Blocks lange Zeit die inter­na­tio­nale völker­recht­li­che Aner­ken­nung verwehrt. Die Unter­stüt­zung der DDR für die Befrei­ungs­be­we­gun­gen gegen die Kolo­ni­al­mächte, für die natio­na­len Bewe­gun­gen in den ehema­li­gen Kolo­nien gegen die post­ko­lo­niale Abhän­gig­keit und impe­ria­lis­ti­schen Inter­ven­tio­nen sorgte für eine zuneh­mende Sympa­thie in den Entwick­lungs­län­dern, wo sich die DDR als Vorkämp­fe­rin gegen Neoko­lo­nia­lis­mus und Impe­ria­lis­mus profi­lierte. Die Außen­po­li­tik des Westens war im Vergleich dazu ein Anachro­nis­mus: Ob das lange Fest­hal­ten an den Kolo­nien, Apart­heid­re­gi­men oder selbst den faschis­ti­schen Über­bleib­seln von Sala­zar-Portu­gal und Franco-Spanien bis in die 1970er, ob die stän­di­gen Versu­che, in den Ex-Kolo­nien und den abhän­gi­gen Gebie­ten Dikta­tu­ren und Mario­net­ten­re­gimes einzu­set­zen, ob das massen­mör­de­ri­sche Fest­hal­ten an Konstruk­ten wie „Süd-Viet­nam“ – die west­li­chen Staa­ten erkauf­ten sich ihre tempo­rä­ren Siege auf blutigste Art und Weise, die selbst nach ihren Stan­dards nur wenig mit Demo­kra­tie, Frei­heit und Menschen­rech­ten zu tun hatten.

Briefe in alle Welt – und manche werden nicht beför­dert! Häufig sind auf DDR-Brief­mar­ken Motive abge­bil­det, die sich revo­lu­tio­nä­ren Ereig­nis­sen, dem Anti­fa­schis­mus, dem Inter­na­tio­na­lis­mus und der Soli­da­ri­tät der Völker widmen. So retour­nierte die bundes­deut­sche Post etwa Briefe, die mit Marken aus der Serie ”Unbe­sieg­ba­res Viet­nam“ fran­kiert waren. Umge­kehrt beför­derte die Post der DDR und auch die ande­rer sozia­lis­ti­scher Staa­ten keine Sendun­gen aus der Bundes­re­pu­blik, wenn die Brief­mar­ken revan­chis­ti­sches Gedan­ken­gut, beispiels­weise zum Thema der „Heimat­ver­trie­be­nen“, ausdrück­ten. Hier abge­bil­det ist eine DDR-Brief­marke im Zeichen der Soli­da­ri­tät mit den anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Befrei­ungs­be­we­gun­gen aus dem Jahr 1981.

Zu den Orga­ni­sa­tio­nen, die die DDR im Befrei­ungs­kampf unter­stützte, gehör­ten z.B. während des Viet­nam­krie­ges die Viet­na­me­si­sche Volks­ar­mee, in Latein­ame­rika die Sandi­nis­ti­sche Natio­nale Befrei­ungs­front (FSLN) in Nica­ra­gua sowie in Afrika etwa die Mosam­bi­ka­ni­sche Befrei­ungs­front (FRELIMO), die Zimbabwe Afri­can People‘s Union, die Afri­ka­ni­sche Unab­hän­gig­keits­par­tei von Guinea und Kap Verde (PAIGC), und die Volks­be­we­gung zur Befrei­ung Ango­las (MPLA). Während der Westen Nelson Mandela und den Afri­can Natio­nal Congress (ANC) als Terro­ris­ten und „Rassis­ten“ verleum­dete und mit dem Apart­heid­re­gime Geschäfte machte, auch über Waffen­lie­fe­run­gen, unter­stützte die DDR den ANC, bildete seine Kämp­fen­den selbst bei sich mili­tä­risch aus, druckte seine Publi­ka­tio­nen und versorgte seine Kran­ken. Nach­dem am 16. Juni 1976 schwarze Schü­le­rin­nen und Schü­ler im Town­ship Soweto einen Aufstand gegen das Apart­heid­re­gime star­te­ten, stand der „Sowe­to­tag“ auch in der DDR im Zeichen der Soli­da­ri­tät mit dem Kampf des Volkes von Südafrika. Auch in der ehema­li­gen deut­schen Kolo­nie Nami­bia war es die DDR, welche den Unab­hän­gig­keits­kampf unter­stützte und selbst mehrere hundert Kinder aufnahm, damit sie in Sicher­heit aufwach­sen und eine Ausbil­dung bekom­men konn­ten. Mit dem Ende der DDR und der Unab­hän­gig­keit Nami­bias wurden die mitt­ler­weile Jugend­li­chen aus dem verein­ten Deutsch­land abge­scho­ben und sich selbst überlassen.

Gegen den verbre­che­ri­schen Krieg der USA – »Soli­da­ri­tät hilft siegen« ist das Motto, unter dem die DDR-Bürger dem viet­na­me­si­schen Volk ihre Soli­da­ri­tät bekun­den. Die Spen­den­be­reit­schaft ist groß, bis 1975 kommen 442 Millio­nen Mark zusam­men. Der Sieg der nord­viet­na­me­si­schen Trup­pen am 1. Mai 1975 wird auch in Berlin gefei­ert, ein Lied erklingt: »Alle auf die Straße, rot ist der Mai, alle auf die Straße, Saigon ist frei …« Das Bild aus dem Jahr 1972 zeigt Genos­sen­schafts­bau­ern, die dem Botschaf­ter der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Viet­nam eine „Fahne der Soli­da­ri­tät“ übergeben.

Die inter­na­tio­nale Veror­tung und Soli­da­ri­tät war in der DDR nicht einfach nur eine Ange­le­gen­heit von Beam­ten in der Außen­po­li­tik oder ein Hobby bürger­li­cher Grup­pen, sondern ein Massen­phä­no­men der gesam­ten Bevöl­ke­rung. Anders als der übli­che Aktio­nis­mus libe­ra­ler und grüner Entwick­lungs­hel­fer war er tief in der Alltags­welt einge­bet­tet. Völker­freund­schaft prangte einem von riesi­gen kunst­voll gestal­te­ten Häuser­wän­den genauso wie von versen­de­ten Brie­fen oder Post­kar­ten entge­gen. Beim Soli­da­ri­täts­ko­mi­tee der DDR wurden Spen­den der DDR-Bevöl­ke­rung zentral gesam­melt. Insge­samt gingen dort zwischen 1961 und 1989 3,7 Milli­ar­den Mark der DDR ein. Spen­den­samm­lun­gen wurden maßgeb­lich über die Massen­or­ga­ni­sa­tio­nen orga­ni­siert wie z.B. dem Freien Deut­schen Gewerk­schafts­bund der DDR, in dem sich Arbei­ter durch viel­fäl­tige Soli­da­ri­täts­ak­tio­nen wie etwa der Verpflich­tung, über Soll zu arbei­ten oder den Erwerb von Soli­da­ri­täts­mar­ken einbrach­ten. Die Helden der Unab­hän­gig­keits­be­we­gun­gen im Globa­len Süden waren den DDR-Bürge­rin­nen und ‑Bürgern schon bekannt und promi­nent, als der Westen sie noch als Krimi­nelle darstellte und die rest­li­che Bevöl­ke­rung nur als unge­bil­dete Bedürf­tige, die ohne Hilfe und Führung des Westens keine Zukunft hätten. Namen und Schick­sale wie die von Patrice Lumumba, Kwame Nkru­mah, Ahmed Sékou Touré, Julius Nyerere, Agost­inho Neto, Samora Machel und Nelson Mandela waren in der DDR bekannt und gefei­ert. Die Soli­da­ri­tät erstreckte sich auch mitten ins Herz der impe­ria­lis­ti­schen Groß­mächte: Als Angela Davis in den USA der Prozess als Terro­ris­tin gemacht wurde, über­reichte ein DDR-Korre­spon­dent ihr nicht nur Blumen zum Frau­en­tag, sondern es trafen auch LKW-weise Karten mit selbst­ge­mal­ten Rosen bei ihr im Gefäng­nis ein. Schü­ler in der DDR waren der Kampa­gne “1 Million Rosen für Angela Davis” gefolgt und hatten die Karten gezeich­net und geschickt. Der Rich­ter war beein­druckt, und in der DDR kannte jedes Kind Angela Davis.

Die Freie Deut­sche Jugend, Mitglied im Welt­bund der Demo­kra­ti­schen Jugend (WBDJ), ist 1973 Gast­ge­ber der X. Welt­fest­spiele der Jugend und Studen­ten in Berlin. Acht Millio­nen junge DDR-Bürger tref­fen mit 25 600 Gästen aus 140 Staa­ten zusam­men, feiern, disku­tie­ren, erhe­ben ihre Stimme für Frie­den und inter­na­tio­nale Verstän­di­gung. Unter den Gästen ist die Black-Power-Akti­vis­tin Angela Davis (hier auf der Ehren­tri­büne neben der Volks­bil­dungs­mi­nis­te­rin Margot Honecker und der sowje­ti­schen Kosmo­nau­tin Valen­tina Teresch­kowa), deren Verhaf­tung und Anklage in den USA eine welt­weite Welle des Protes­tes ausge­löst hatte.

Weni­ger berühmt, aber umso größer war die Zahl an DDR-Bürgern, Jugend­li­chen, Studen­ten, Wissen­schaft­lern und Arbei­tern, die auf der ganzen Welt an soli­da­ri­schen Projek­ten mitar­bei­te­ten. Zwischen 1964 und 1988 waren z.B. sech­zig Freund­schafts­bri­ga­den der Freien Deut­schen Jugend, der Massen­or­ga­ni­sa­tion der Jugend in der DDR, in 27 Ländern einge­setzt, um dort ihr Wissen zu teilen, beim Aufbau zu helfen, Ausbil­dungs­mög­lich­kei­ten und Bedin­gun­gen ökono­mi­scher Selbst­stän­dig­keit zu schaf­fen. Manche dieser Projekte exis­tie­ren, teils unter verän­der­ten Namen, noch heute wie z.B. das Hospi­tal Carlos Marx in Nica­ra­guas Haupt­stadt Mana­gua, das Kran­ken­haus der Deutsch-Viet­na­me­si­schen Freund­schaft in Hanoi, Viet­nam oder die Karl-Marx-Zement­fa­brik in Cien­fue­gos auf Kuba, um nur einige zu nennen.

Zugleich kamen viele junge Menschen aus aller Welt in die DDR, um zu studie­ren. Die ersten Auslands­stu­den­ten waren elf junge Nige­ria­ner, die 1951 die Welt­fest­spiele der Jugend und Studen­ten in Ost-Berlin besucht hatten. Als die briti­sche Kolo­ni­al­re­gie­rung ihnen die Wieder­ein­reise in ihr Heimat­land verwei­gerte, beka­men sie Studi­en­plätze an der Univer­si­tät Leip­zig. Aus der Vorbe­rei­tungs­klasse, in der ihnen die deut­sche Spra­che vermit­telt wurde, entwi­ckelte sich das „Insti­tut für Auslän­der­stu­dium“, das Herder-Insti­tut, an dem auslän­di­sche Studie­rende in einem einjäh­ri­gen Sprach­kurs auf ihr Studium vorbe­rei­tet wurden. Etwa 22.000 Studen­ten aus 134 Ländern absol­vier­ten das Insti­tut, das auch Dozen­ten an auslän­di­sche Hoch­schu­len entsandte. An den Univer­si­tä­ten und Hoch­schu­len der DDR schlos­sen mehr als 50.000 auslän­di­sche Studie­rende ihre Ausbil­dung erfolg­reich ab. Das Studium wurde aus dem Staats­haus­halt der DDR finan­ziert. In der Regel fielen keine Studi­en­ge­büh­ren an, ein Groß­teil der Auslands­stu­den­ten erhielt ein Stipen­dium, Wohn­raum wurde ihnen in Studen­ten­wohn­hei­men zur Verfü­gung gestellt. Die beson­dere Aufmerk­sam­keit für afri­ka­ni­sche Staa­ten und anti­ko­lo­niale Bewe­gun­gen schlug sich in der stei­gen­den Anzahl der Studie­ren­den nieder. Zudem fanden Kinder in der DDR Zuflucht, wie etwa jene aus Nami­bia, die aus den Gefah­ren des Unab­hän­gig­keits­krie­ges in Schutz gebracht wurden. 1982 eröff­nete außer­dem die “Schule der Freund­schaft”, die 899 Kindern und Jugend­li­chen aus Mosam­bik in der DDR eine Schul- und Berufs­aus­bil­dung ermöglichte.

Zusätz­lich zu den Schüler*innen, Studie­ren­den und Auszu­bil­den­den aus aller Welt kamen viele Vertrags­ar­bei­tende aus befreun­de­ten Staa­ten in die DDR, um dort eine Ausbil­dung zu erhal­ten und in der Produk­tion tätig zu werden. In “Abkom­men zur Ausbil­dung und Beschäf­ti­gung auslän­di­scher Arbeits­kräfte” wurde diese Koope­ra­tion zwischen den Ländern verein­bart. Sie kamen insbe­son­dere aus Mosam­bik, Viet­nam und Angola, aber auch aus Polen und Ungarn. Nach dem Ende der DDR wurden die Verträge gekün­digt, was für die meis­ten der Vertrags­ar­bei­ten­den mit dem Verlust eines Aufent­halts­ti­tels verbun­den war. Ausste­hende Löhne oder Kompen­sa­tio­nen wurden ihnen nicht gezahlt. Während in West­eu­ropa bereits Ende der 1980er “Das Boot ist voll” auf Titel­bil­dern von Maga­zi­nen zu lesen war, rechte Parteien Erfolge feier­ten und in der Bundes­re­pu­blik die Abschaf­fung des Asyl­rechts mit dem Ende der DDR vorbe­rei­tet wurde, war in der DDR das Gegen­teil der Fall. Sie wurde bis zum Schluss immer inter­na­tio­na­ler: Die Zahl der Vertrags­ar­bei­ter stieg von 24.000 im Jahr 1981 auf 94.000 im Jahre 1989. Im selben Jahr signa­li­sierte China, die Anzahl seiner Vertrags­ar­bei­ter in der Zukunft massiv erhö­hen zu wollen. Dies wäre der DDR, wo anders als im Westen Arbeits­kräf­te­man­gel herrschte, sehr gele­gen gewe­sen und China betonte umge­kehrt, dass es selbst und die ande­ren sozia­lis­ti­schen Staa­ten von einer wach­sen­den DDR-Wirt­schaft nur profi­tie­ren könne. 1989 war außer­dem das Jahr, in dem sämt­li­che Auslän­der in der DDR das volle kommu­nale Wahl­recht beka­men und bereits Kandi­da­ten stell­ten. Diese Form der Teil­habe wird bis heute im Westen blockiert.

Ein Denk­mal und eine Straße für Patrice Lumumba. Als der Frei­heits­kämp­fer und erste Premier­mi­nis­ter des unab­hän­gi­gen Kongo 1961 ermor­det wird, initi­iert die FDJ-Bezirks­lei­tung Leip­zig die Errich­tung eines Denk­mals. Noch im selben Jahr wird es vor dem Eingang des Herder-Insti­tuts, wo auslän­di­sche Studen­ten auf ihr Studium vorbe­rei­tet werden, enthüllt und die Straße — in Anwe­sen­heit kongo­le­si­scher Studen­ten – in Lumum­ba­straße umbenannt.

Ein anschau­li­ches Beispiel für die inter­na­tio­nale Zusam­men­ar­beit zwischen sozia­lis­ti­schen Staa­ten war die Koope­ra­tion der DDR mit Viet­nam. Um die Versor­gung mit Kaffee zu gewähr­leis­ten, dessen gestie­gene Welt­markt­preise die knap­pen Devi­sen­kas­sen der DDR belas­te­ten, und um gleich­zei­tig Viet­nam die Möglich­keit zu geben, auf Augen­höhe Handel zu betrei­ben, inves­tierte die DDR massiv in den dorti­gen Kaffee­an­bau u.a. durch die Liefe­rung von Mate­rial, den Austausch mit Exper­ten sowie dem Aufbau tech­ni­scher und sozia­ler Struk­tu­ren, welche teils noch heute exis­tie­ren. Dies bildete die Grund­lage dafür, dass Viet­nam heute der zweit­größte Kaffee­pro­du­zent der Welt ist. Anders jedoch als bei heuti­gen Handels­be­zie­hun­gen zwischen kapi­ta­lis­ti­schen Staa­ten kaufte die DDR sich nicht einfach in ein Land ein, sondern koope­rierte mit ihren Handels­part­nern. Dabei galt die Maxime, dass die DDR keine pauscha­len Vorga­ben machte, sondern gemein­sam mit den Part­ner­län­dern entspre­chend der jewei­li­gen ökono­mi­schen Bedürf­nisse über Art und Weise der Zusam­men­ar­beit entschied. Dies war ein inter­na­tio­na­les Wirt­schaf­ten, das auf Koope­ra­tion und der Förde­rung von Souve­rä­ni­tät abzielte, statt auf Konkur­renz und Abhän­gig­keit. Die Soli­da­ri­täts­ar­beit unter­schied sich außer­dem von der Entwick­lungs­hilfe des Westens darin, dass andere Staa­ten nicht „durch­ge­füt­tert“ und damit der Absatz der eige­nen Indus­trie zu Lasten des Aufbaus der ande­ren durch­ge­setzt wurden. Dadurch sollte jene Nach­hal­tig­keit gewähr­leis­tet werden, die die kapi­ta­lis­ti­schen Entwick­lungs­hel­fer immer verspre­chen, aber nie errei­chen, da ihre vermeint­lich selbst­lo­sen Akte eben keine sind. Jener Altru­is­mus des Westens kommt dabei in der Regel impe­ria­lis­tisch daher, indem Bedin­gun­gen unter kapi­ta­lis­ti­sche Vorzei­chen gestellt werden, weil Unter­neh­men hinter den Inter­es­sen der Entwick­lungs­ar­beit stehen. Die DDR, gemein­sam mit ihren sozia­lis­ti­schen Bruder­staa­ten, handelte eben­bür­tig und nach Bedarf. In den Ländern in denen sie Hilfe leis­tete, verhalf sie zur Selb­stän­dig­keit, indem sie Indus­trien und Infra­struk­tur vor Ort entspre­chend der Bedürf­nisse des jewei­li­gen Landes mit aufbaute und Menschen ausbildete.

Diesem Verhal­ten folgte bald die poli­ti­sche Aner­ken­nung: Das erste Land außer­halb des Ostblocks, das die DDR diplo­ma­tisch aner­kannte, war im Jahr 1964 die Verei­nigte Repu­blik von Tangan­jika und Sansi­bar (später Tansa­nia). Die DDR-Regie­rung schickte darauf­hin Schiffe mit Baustof­fen sowie Inge­nieure und Bauar­bei­ter, die auf dem Sansi­bar-Archi­pel mitten im Indi­schen Ozean zwei große Plat­ten­bau­vier­tel errich­te­ten, die bis heute begehr­ter Wohn­raum für rund 20.000 Menschen sind. Der Durch­bruch zur inter­na­tio­na­len Aner­ken­nung erfolgte in den Ländern des Globa­len Südens: 1969 nahmen der Sudan, der Irak und Ägyp­ten diplo­ma­ti­sche Bezie­hun­gen zur DDR auf, 1970 die Zentral­afri­ka­ni­sche Repu­blik, Soma­lia, Alge­rien, Ceylon und Guinea. Unter dem Druck dieser Aner­ken­nungs­welle gab die neue sozi­al­li­be­rale Koali­ti­ons­re­gie­rung der Bundes­re­pu­blik 1969 die Hall­stein-Doktrin auf und tole­rierte die völker­recht­li­che Aner­ken­nung der DDR, hielt selbst aber bis zum Ende daran fest, dass jeder DDR-Bürger gleich­zei­tig auch Bürger ihres Staa­tes war. Als zwischen 1972 und 1974 auch die Staa­ten des Westens diplo­ma­ti­sche Bezie­hun­gen zum „zwei­ten deut­schen Staat“ aufnah­men, hatte die DDR erreicht, worum sie zwan­zig Jahre kämp­fen musste: die inter­na­tio­nale Anerkennung.

Sie wurde darauf­hin zeit­gleich mit der BRD im Juni 1973 in die Verein­ten Natio­nen aufge­nom­men, wo sie sich mit einer Viel­zahl an Reso­lu­tio­nen konse­quent gegen Kern­waf­fen und Aufrüs­tung, für Sicher­heit und Abrüs­tung enga­gierte und unter ande­rem maßgeb­lich an der Konven­tion zur Besei­ti­gung jeder Form von Diskri­mi­nie­rung der Frau betei­ligt war.

1963 erlangte das briti­sche Protek­to­rat Sansi­bar seine Unab­hän­gig­keit. Im Jahr darauf war die Verei­nigte Repu­blik von Tangan­jika und Sansi­bar der erste Staat außer­halb des Ostblocks, der die DDR offi­zi­ell als Staat aner­kannte. Die DDR schickt darauf­hin Bauin­ge­nieure und Bauma­te­rial nach Stone­town, einem Vier­tel in der Haupt­stadt Sansi­bar, die zwei große Wohn­blocks errich­ten. Mitt­ler­weile in die Jahre gekom­men, sind sie noch immer begehr­ter Wohn­raum. „Berlin“ nennen die Einwoh­ner sie und erzäh­len: „Jeder hier kennt die Bauten … Die Häuser gibt es schon lange. Unsere Eltern sagen, dass sie unter dem ersten Präsi­den­ten Karume gebaut wurden. Eine Menge Leute wohnen darin.“

„Mehr produzieren, gerechter verteilen, besser leben!“

Dem sozia­lis­ti­schen Weg der DDR lag die marxis­ti­sche Auffas­sung zugrunde, dass eine sozial gerechte Gesell­schaft nur auf der Grund­lage verge­sell­schaf­te­ter Produk­ti­ons­mit­tel gestal­tet werden kann. Das sozia­lis­ti­sche Eigen­tum wurde in drei Formen defi­niert: als gesamt­ge­sell­schaft­li­ches Volks­ei­gen­tum, als genos­sen­schaft­li­ches Gemein­ei­gen­tum werk­tä­ti­ger Kollek­tive und als Eigen­tum gesell­schaft­li­cher Orga­ni­sa­tio­nen. Die Verfas­sung hielt fest, dass der Betrieb priva­ter Wirt­schafts­un­ter­neh­men, die in gerin­ge­rem Umfang weiter­hin bestan­den, „gesell­schaft­li­che Bedürf­nisse befrie­di­gen und der Erhö­hung des Volks­wohl­stan­des“ dienen müsse, „privat­wirt­schaft­li­che Verei­ni­gun­gen zur Begrün­dung wirt­schaft­li­cher Macht“ waren nicht gestat­tet. Diese Verfas­sungs­grund­sätze wurden konse­quent umge­setzt. Der Anteil des Volks­ei­gen­tums in der Indus­trie und im Hand­werk stieg bis 1989 auf 98 Prozent.

  1. Die Boden­schätze, die Berg­werke, Kraft­werke, Talsper­ren und großen Gewäs­ser, die Natur­reich­tü­mer des Fest­land­so­ckels, größere Indus­trie­be­triebe, Banken und Versi­che­rungs­ein­rich­tun­gen, die volks­ei­ge­nen Güter, die Verkehrs­wege, die Trans­port­mit­tel der Eisen­bahn, der Seeschiff­fahrt sowie der Luft­fahrt, die Post- und Fern­mel­de­an­la­gen sind Volks­ei­gen­tum. Privat­ei­gen­tum daran ist unzulässig.
  2. Der sozia­lis­ti­sche Staat gewähr­leis­tet die Nutzung des Volks­ei­gen­tums mit dem Ziel des höchs­ten Ergeb­nis­ses für die Gesell­schaft. Dem dienen die sozia­lis­ti­sche Plan­wirt­schaft und das sozia­lis­ti­sche Wirt­schafts­recht. Die Nutzung und Bewirt­schaf­tung des Volks­ei­gen­tums erfolgt grund­sätz­lich durch die volks­ei­ge­nen Betriebe und staat­li­chen Einrich­tun­gen. Seine Nutzung und Bewirt­schaf­tung kann der Staat durch Verträge genos­sen­schaft­li­chen oder gesell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen und Verei­ni­gun­gen über­tra­gen. Eine solche Über­tra­gung hat den Inter­es­sen der Allge­mein­heit und der Mehrung des gesell­schaft­li­chen Reich­tums zu dienen.

 

Arti­kel 12 der Verfas­sung der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik von 1968

Eng verbun­den mit der Eigen­tums­frage war die Art der Wirt­schafts­füh­rung. In der sozia­lis­ti­schen Plan­wirt­schaft wurden die wirt­schaft­li­chen und sozia­len Prozesse zentral vom Staat und der führen­den Partei gesteu­ert. Die Betriebe erhiel­ten konkrete Plan­auf­ga­ben über Höhe, Struk­tur und Vertei­lung ihrer Produkte, auch die dafür notwen­di­gen Fonds für Inves­ti­tio­nen, Arbeits­kräfte und Mate­rial wurden zuge­teilt. Die volks­wirt­schaft­li­chen Ziele wurden in Perspek­tiv­plä­nen zumeist über einen Zeit­raum von fünf Jahren fest­ge­legt und die notwen­dige Entwick­lung der Wirt­schafts­ka­pa­zi­tä­ten geplant. Nach dem Prin­zip des demo­kra­ti­schen Zentra­lis­mus wurden alle Fakto­ren des Wirt­schafts­le­bens zunächst von den staat­li­chen Planungs­be­hör­den an die Kombi­nate und Betriebe gege­ben und in Rück­kopp­lung dann entschie­den. Die Planungs­be­hör­den bestimm­ten über die Preise aller Waren und Dienst­leis­tun­gen, demzu­folge galten in der DDR einheit­li­che Preise für alle Konsumgüter.

Ab Ende der 1960er Jahre wurden schritt­weise einzelne volks­ei­gene Betriebe der Indus­trie und des Bau- und Trans­port­we­sen zu größe­ren Wirt­schafts­ein­hei­ten, den Kombi­na­ten, zusam­men­ge­schlos­sen. 1989 waren rund 80 Prozent aller Beschäf­tig­ten in Kombi­na­ten tätig. In den Kombi­na­ten, gewis­ser­ma­ßen „sozia­lis­ti­sche Konzerne“, wurden Produk­tion, Absatz und Vertrieb einer Bran­che oder auch sich ergän­zen­der Produk­ti­ons­zweige zusam­men­ge­führt. Die Kombi­nate verfüg­ten über Insti­tute und Kapa­zi­tä­ten zur Forschung und Entwick­lung und koope­rier­ten mit Akada­mien und Univer­si­tä­ten. Ziel der Kombi­nats­bil­dung war die Herstel­lung güns­ti­ge­rer Produk­ti­ons­struk­tu­ren, die effek­tive Einfüh­rung neuar­ti­ger tech­no­lo­gi­scher Lösun­gen sowie eine verbes­serte, zentra­li­sierte Steue­rung. Die zu einem Kombi­nat gehö­ren­den Betriebe erhiel­ten ebenso wie das Kombi­nat als Ganzes ihre Plan­auf­ga­ben durch die Staat­li­che Plankommission.

Eben­falls zentral wurde die Ausbil­dung von Fach­ar­bei­tern und Hoch­schul­ka­dern geplant, die entspre­chend den volks­wirt­schaft­li­chen Erfor­der­nis­sen und Einsatz­ge­bie­ten erfolgte. Die DDR ging von dem Grund­satz aus, dass Voll­be­schäf­ti­gung die beste Sozi­al­po­li­tik darstellt und ein Menschen­recht ist. Unab­ding­ba­rer Bestand­teil der sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft in der DDR war daher das Recht auf und die Pflicht zur Arbeit. Das Recht auf einen Arbeits­platz war in der Verfas­sung veran­kert: “Jeder Bürger der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik hat das Recht auf Arbeit. Er hat das Recht auf einen Arbeits­platz und darauf, diesen entspre­chend den Bedürf­nis­sen der Gesell­schaft und seiner persön­li­chen Quali­fi­ka­tion frei zu wählen.“

 

Erklär­tes und in zahl­rei­chen gesetz­li­chen Bestim­mun­gen und wirt­schafts­po­li­ti­schen Konzep­ten fest­ge­schrie­be­nes Ziel war es, die Arbeit so zu orga­ni­sie­ren, dass sich jeder entspre­chend seinen Fähig­kei­ten an der Arbeit betei­ligte und entspre­chend seiner Leis­tung seinen indi­vi­du­el­len Anteil am Sozi­al­pro­dukt erhielt. Dieses “sozia­lis­ti­sche Leis­tungs­prin­zip” stellte sicher, dass die Leis­tung des Einzel­nen für die Gesell­schaft den Grad der gesell­schaft­li­chen Aner­ken­nung seiner Arbeit bestimmte. So verstand sich die DDR als Leis­tungs­ge­sell­schaft, in der das Prin­zip “Jeder nach seinen Fähig­kei­ten, jedem nach seiner Leis­tung” galt. Ein wich­ti­ges Instru­ment der Arbeit war der „Sozia­lis­ti­sche Wett­be­werb“, ein erster wurde unter der Losung „Mehr produ­zie­ren, gerech­ter vertei­len, besser leben!“ bereits 1947 in eini­gen volks­ei­ge­nen Betrie­ben der Sowje­ti­schen Besat­zungs­zone ins Leben geru­fen. In ihm verpflich­te­ten sich Mitglie­der eines Arbeits­kol­lek­tivs zur Produk­ti­vi­täts­stei­ge­rung, um den Plan beson­ders schnell oder über Soll zu erfüllen.

 

Die Rechte und Pflich­ten der Werk­tä­ti­gen wie Mitbe­stim­mung in den Betrie­ben, die Gestal­tung der Arbeits­be­din­gun­gen und die Achtung der Würde des arbei­ten­den Menschen waren in einem wohl welt­weit einzig­ar­ti­gen “Arbeits­ge­setz­buch” fest­ge­schrie­ben. Zwischen den Werks­lei­tun­gen und den Arbeits­kol­lek­ti­ven wurden jähr­lich so genannte “Betriebs­kol­lek­tiv­ver­träge” abge­schlos­sen, die sowohl der Erfül­lung der Plan­vor­ga­ben als auch der Verbes­se­rung der Arbeits- und Lebens­be­din­gun­gen der Beschäf­tig­ten dien­ten. 1987 waren 98 Prozent der Arbei­ter und Ange­stell­ten waren Mitglie­der des Freien Deut­schen Gewerk­schafts­bun­des. Zwischen der betrieb­li­chen Gewerk­schafts­füh­rung und den Betriebs­lei­tern wurden konkrete Rege­lun­gen getrof­fen, unter ande­rem zur Siche­rung der gesund­heit­li­chen und sozia­len Versor­gung der Beschäf­tig­ten, zur Ausge­stal­tung der Arbeits­be­din­gun­gen, zur Entwick­lung des geis­ti­gen, kultu­rel­len und sport­li­chen Lebens, zur Förde­rung der Aus- und Weiter­bil­dung und insbe­son­dere zur Frau­en­för­de­rung. Nach Erör­te­rung der Pläne auf betrieb­li­chen Gewerk­schafts­sit­zun­gen wurde ihre Umset­zung zwei­mal jähr­lich auf Mitglie­der­ver­samm­lun­gen durch die Rechen­schafts­pflicht der Gewerk­schaft und der Unter­neh­mens­lei­tung über­prüft. Die Betriebs­kol­lek­tiv­ver­träge garan­tier­ten die Betei­li­gung der Werk­tä­ti­gen an der Leitung und Planung des Unternehmens.

 

Die Bürger lebten in hoher sozia­ler Sicher­heit. Alle hatten Arbeit und Wohnung. Nied­rige Mieten und stabile Preise für Konsum­gü­ter, Strom, Wasser, Verkehrs­ta­rife sicher­ten den Alltag. Der Staat subven­tio­nierte Mieten und Grund­nah­rungs­mit­tel mit Milli­ar­den. Anfang der 1970er Jahre wurde in einem großen Kraft­akt ein Wohnungs­bau­pro­gramm in Angriff genom­men, um die Wohnungs­pro­ble­ma­tik als sozia­les Problem zu lösen. Hatte bisher gegol­ten: Jedem eine Wohnung, hieß nun das Ziel „Jedem seine Wohnung“. Die Konzen­tra­tion auf den komple­xen Wohnungs­neu­bau inklu­sive der Schaf­fung der sozia­len Infra­struk­tur mit Schu­len, Kinder­gär­ten, Sport­stät­ten, Poli­kli­ni­ken, Läden, Gast­stät­ten und Kinos, mini­mierte aller­dings die Kapa­zi­tä­ten für die notwen­dige Sanie­rung von inner­städ­ti­schen Altbau­quar­tie­ren. Über drei Millio­nen Wohnun­gen wurden gebaut oder umge­baut, davon rund 2 Millio­nen neu errich­tet. In den letz­ten zwan­zig Jahren der DDR bezog jeder zweite DDR-Bürger eine neue Wohnung.

 

Bildung und Gesund­heits­we­sen waren kosten­los, die Bildungs‑, Kultur- und Frei­zeit­an­ge­bote viel­fäl­tig und jedem zugäng­lich. Mit der Zahl der berufs­tä­ti­gen Frauen lag die DDR an der Welt­spitze, 1989 arbei­te­ten 92 Prozent der Frauen, der Anteil der Studen­tin­nen an den Univer­si­tä­ten lag bei fast 50 Prozent. Beruf und Fami­lie zu verein­ba­ren war für berufs­tä­tige Mütter durch spezi­elle sozi­al­po­li­ti­sche Maßnah­men wie Baby­jahr, Haus­halts­tag, Frau­en­son­der­stu­dium, staat­li­che Hilfen bei der Geburt, flächen­de­ckend gesi­cherte Betreu­ung und Erzie­hung der Kinder möglich. Die DDR war ein kinder­freund­li­cher Staat. Kinder­gar­ten, Hort­be­treu­ung, Schul­spei­sung, Feri­en­la­ger, Sport­an­ge­bote waren für alle erschwing­lich oder sogar kostenlos.

Eben­falls zentral wurde die Ausbil­dung von Fach­ar­bei­tern und Hoch­schul­ka­dern geplant, die entspre­chend den volks­wirt­schaft­li­chen Erfor­der­nis­sen und Einsatz­ge­bie­ten erfolgte. Die DDR ging von dem Grund­satz aus, dass Voll­be­schäf­ti­gung die beste Sozi­al­po­li­tik darstellt und ein Menschen­recht ist. Unab­ding­ba­rer Bestand­teil der sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft in der DDR war daher das Recht auf und die Pflicht zur Arbeit. Das Recht auf einen Arbeits­platz war in der Verfas­sung veran­kert: “Jeder Bürger der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik hat das Recht auf Arbeit. Er hat das Recht auf einen Arbeits­platz und darauf, diesen entspre­chend den Bedürf­nis­sen der Gesell­schaft und seiner persön­li­chen Quali­fi­ka­tion frei zu wählen.“

Erklär­tes und in zahl­rei­chen gesetz­li­chen Bestim­mun­gen und wirt­schafts­po­li­ti­schen Konzep­ten fest­ge­schrie­be­nes Ziel war es, die Arbeit so zu orga­ni­sie­ren, dass sich jeder entspre­chend seinen Fähig­kei­ten an der Arbeit betei­ligte und entspre­chend seiner Leis­tung seinen indi­vi­du­el­len Anteil am Sozi­al­pro­dukt erhielt. Dieses “sozia­lis­ti­sche Leis­tungs­prin­zip” stellte sicher, dass die Leis­tung des Einzel­nen für die Gesell­schaft den Grad der gesell­schaft­li­chen Aner­ken­nung seiner Arbeit bestimmte. So verstand sich die DDR als Leis­tungs­ge­sell­schaft, in der das Prin­zip “Jeder nach seinen Fähig­kei­ten, jedem nach seiner Leis­tung” galt. Ein wich­ti­ges Instru­ment der Arbeit war der „Sozia­lis­ti­sche Wett­be­werb“, ein erster wurde unter der Losung „Mehr produ­zie­ren, gerech­ter vertei­len, besser leben!“ bereits 1947 in eini­gen volks­ei­ge­nen Betrie­ben der Sowje­ti­schen Besat­zungs­zone ins Leben geru­fen. In ihm verpflich­te­ten sich Mitglie­der eines Arbeits­kol­lek­tivs zur Produk­ti­vi­täts­stei­ge­rung, um den Plan beson­ders schnell oder über Soll zu erfüllen.

„Mein Arbeits­platz — ein Kampf­platz für den Frie­den“ heißt es in den Betrie­ben der DDR. Dass die Arbeit nicht nur dem indi­vi­du­el­len Brot­er­werb, sondern dem Wohl aller dient und die Exis­tenz des Arbei­ter-und Bauern-Staa­tes sichert, gehört ebenso zur sozia­lis­ti­schen Arbeits- und Lebens­weise wie die Auffas­sung, dass der Einzelne erst in der Gemein­schaft mit ande­ren zur vollen Entfal­tung kommt und die Arbeit maßgeb­li­cher Ort für die Ausbil­dung der Persön­lich­keit ist. So gehö­ren etwa gemein­same kultu­relle Akti­vi­tä­ten der Arbeits­kol­lek­tive zum Alltag, ebenso wie die Diskus­sio­nen über poli­ti­sche Ereig­nisse. Das Bild zeigt, wie die Mitglie­der einer Arbeits­bri­gade des VEB Mikro­mat Dres­den eine Protest­re­so­lu­tion verfas­sen, die den neona­zis­ti­schen Anschlag auf einen Sowjet-Solda­ten am West­ber­li­ner Ehren­mal der Roten Armee im Novem­ber 1970 verurteilt.

Die Rechte und Pflich­ten der Werk­tä­ti­gen wie Mitbe­stim­mung in den Betrie­ben, die Gestal­tung der Arbeits­be­din­gun­gen und die Achtung der Würde des arbei­ten­den Menschen waren in einem wohl welt­weit einzig­ar­ti­gen “Arbeits­ge­setz­buch” fest­ge­schrie­ben. Zwischen den Werks­lei­tun­gen und den Arbeits­kol­lek­ti­ven wurden jähr­lich so genannte “Betriebs­kol­lek­tiv­ver­träge” abge­schlos­sen, die sowohl der Erfül­lung der Plan­vor­ga­ben als auch der Verbes­se­rung der Arbeits- und Lebens­be­din­gun­gen der Beschäf­tig­ten dien­ten. 1987 waren 98 Prozent der Arbei­ter und Ange­stell­ten waren Mitglie­der des Freien Deut­schen Gewerk­schafts­bun­des. Zwischen der betrieb­li­chen Gewerk­schafts­füh­rung und den Betriebs­lei­tern wurden konkrete Rege­lun­gen getrof­fen, unter ande­rem zur Siche­rung der gesund­heit­li­chen und sozia­len Versor­gung der Beschäf­tig­ten, zur Ausge­stal­tung der Arbeits­be­din­gun­gen, zur Entwick­lung des geis­ti­gen, kultu­rel­len und sport­li­chen Lebens, zur Förde­rung der Aus- und Weiter­bil­dung und insbe­son­dere zur Frau­en­för­de­rung. Nach Erör­te­rung der Pläne auf betrieb­li­chen Gewerk­schafts­sit­zun­gen wurde ihre Umset­zung zwei­mal jähr­lich auf Mitglie­der­ver­samm­lun­gen durch die Rechen­schafts­pflicht der Gewerk­schaft und der Unter­neh­mens­lei­tung über­prüft. Die Betriebs­kol­lek­tiv­ver­träge garan­tier­ten die Betei­li­gung der Werk­tä­ti­gen an der Leitung und Planung des Unternehmens.

Die Bürger lebten in hoher sozia­ler Sicher­heit. Alle hatten Arbeit und Wohnung. Nied­rige Mieten und stabile Preise für Konsum­gü­ter, Strom, Wasser, Verkehrs­ta­rife sicher­ten den Alltag. Der Staat subven­tio­nierte Mieten und Grund­nah­rungs­mit­tel mit Milli­ar­den. Anfang der 1970er Jahre wurde in einem großen Kraft­akt ein Wohnungs­bau­pro­gramm in Angriff genom­men, um die Wohnungs­pro­ble­ma­tik als sozia­les Problem zu lösen. Hatte bisher gegol­ten: Jedem eine Wohnung, hieß nun das Ziel „Jedem seine Wohnung“. Die Konzen­tra­tion auf den komple­xen Wohnungs­neu­bau inklu­sive der Schaf­fung der sozia­len Infra­struk­tur mit Schu­len, Kinder­gär­ten, Sport­stät­ten, Poli­kli­ni­ken, Läden, Gast­stät­ten und Kinos, mini­mierte aller­dings die Kapa­zi­tä­ten für die notwen­dige Sanie­rung von inner­städ­ti­schen Altbau­quar­tie­ren. Über drei Millio­nen Wohnun­gen wurden gebaut oder umge­baut, davon rund 2 Millio­nen neu errich­tet. In den letz­ten zwan­zig Jahren der DDR bezog jeder zweite DDR-Bürger eine neue Wohnung.

Bildung und Gesund­heits­we­sen waren kosten­los, die Bildungs‑, Kultur- und Frei­zeit­an­ge­bote viel­fäl­tig und jedem zugäng­lich. Mit der Zahl der berufs­tä­ti­gen Frauen lag die DDR an der Welt­spitze, 1989 arbei­te­ten 92 Prozent der Frauen, der Anteil der Studen­tin­nen an den Univer­si­tä­ten lag bei fast 50 Prozent. Beruf und Fami­lie zu verein­ba­ren war für berufs­tä­tige Mütter durch spezi­elle sozi­al­po­li­ti­sche Maßnah­men wie Baby­jahr, Haus­halts­tag, Frau­en­son­der­stu­dium, staat­li­che Hilfen bei der Geburt, flächen­de­ckend gesi­cherte Betreu­ung und Erzie­hung der Kinder möglich. Die DDR war ein kinder­freund­li­cher Staat. Kinder­gar­ten, Hort­be­treu­ung, Schul­spei­sung, Feri­en­la­ger, Sport­an­ge­bote waren für alle erschwing­lich oder sogar kostenlos.

Bessere Wohn­ver­hält­nisse für alle. Das Recht auf eine Wohnung ist in der Verfas­sung veran­kert. Kern­stück einer Reihe sozi­al­po­li­ti­scher Maßnah­men ist 1973 ein umfas­sen­des Wohnungs­bau­pro­gramm. Fast in jeder Stadt entste­hen Neubau­sied­lun­gen als „komple­xer Wohnungs­bau“, der auch die soziale Infra­struk­tur mit Schu­len, Kinder­gär­ten, Sport­stät­ten, Poli­kli­ni­ken, Läden, Gast­stät­ten, Kinos umfasst. Wohnen ist bezahl­bar, die Mieten sind einge­fro­ren auf dem Stand von 1936. Circa 5 Prozent seines Einkom­mens gibt ein DDR-Haus­halt für das Wohnen aus. Die Abbil­dung zeigt eine Innen­stadt­be­bau­ung aus den 1960er Jahren im Zentrum von Berlin.

All das bean­spruchte einen großen Teil der Wirt­schafts­kraft des Landes, band Arbeits­kräfte und Inves­ti­tio­nen. Aber die Spal­tung der Gesell­schaft nach Besitz war über­wun­den, der Wider­spruch zwischen Arm und Reich gelöst. Die DDR war eine Gesell­schaft der Gleich­heit, ein soli­da­ri­sches Gemein­we­sen, in dem – wie die Schrift­stel­le­rin Daniela Dahn sagte – „Beisam­men­sein mehr zählte als Besitz“. Es gab keine Wohn­vier­tel der Reichen, sondern soziale Durch­mi­schung, es gab keine Elite­schu­len, sondern kosten­lose Bildung für alle und Förde­rung spezi­ell begab­ter Kinder, es gab ein reiches kultu­rel­les Leben, an dem jeder teil­neh­men konnte. Es gab keine soziale Ausgren­zung. Es gab keine Obdach­lo­sen und keine Arbeits­lo­sen. Es sind genau diese Aspekte des Sozia­lis­mus in der DDR, die die Reihe “Studies on the DDR” in ihren folgen­den Ausga­ben ausführ­li­cher unter­su­chen wird.

Sozia­lis­ti­sche Ideale, ernüch­ternde Bedin­gun­gen, offene Fragen

 

Der schlech­teste Sozia­lis­mus ist besser als der beste Kapi­ta­lis­mus“, schrieb der aus der Bundes­re­pu­blik in die DDR über­ge­sie­delte Dich­ter Peter Hacks. „Sozia­lis­mus, jene Gesell­schaft, die zu Fall gebracht werden konnte aufgrund ihrer Tugend (die auf dem Welt­markt ein Fehler ist): dass sie außer der Akku­mu­la­tion von Kapi­tal in ihrer Wirt­schaft auch andere Werte berück­sich­tigt: Recht ihrer Bürger auf Leben, Glück und Gesund­heit; Kunst und Wissen­schaft; Gebrauchs­wert und Vermei­dung von Vergeu­dung.“ Denn wenn es um Sozia­lis­mus geht, ist nicht das Wirt­schafts­wachs­tum, sondern „das Wachs­tum des Menschen der eigent­li­che Zweck der Wirtschaft“.

Widersprüche in der Praxis der Planwirtschaft

In den fünf­zi­ger Jahren hatte die Losung „Über­ho­len ohne einzu­ho­len“ das Wirt­schafts-Postu­lat propa­giert, dass im Sozia­lis­mus neben die Konsum­werte andere, soziale und mensch­heit­li­che Werte treten. Die soziale Sicher­heit und die hohen kultu­rel­len Errun­gen­schaf­ten der DDR-Gesell­schaft wurden für viele zur Selbst­ver­ständ­lich­keit – sie sahen beides als gege­ben an und verlang­ten nach größe­rem indi­vi­du­el­len Wohl­stand. Doch mit dem Konsum-Ange­bot der west­li­chen Gesell­schaf­ten konnte die DDR nicht gleichziehen.

„Wer ein neues und besse­res Gesell­schafts­sys­tem errich­ten will, sollte immer diese Lehre beach­ten: Es geht nur, wenn die Mehr­heit des Volkes dafür zu gewin­nen ist. Bei uns hat sich gezeigt: Gute Arbeits- und soziale Bedin­gun­gen werden sehr schnell als Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten aufge­fasst. Die Menschen erlie­gen der Verfüh­rung nach Besitz und Konsum, wenn sie meinen, ein ande­res System kann ihnen das besser bieten. … Das Gesell­schafts­sys­tem der DDR hatte zum erklär­ten Ziel, die immer bessere Befrie­di­gung der mate­ri­el­len und kultu­rel­len Bedürf­nisse des Volkes. Die Grund­lage dafür sollte durch die schnelle Stei­ge­rung der Arbeits­pro­duk­ti­vi­tät geschaf­fen werden. Der Sozia­lis­mus habe dann gesiegt, wenn er den Kapi­ta­lis­mus auf diesen Gebie­ten über­bo­ten habe, hieß es. … Dem Volk wurde sugge­riert, diese Aufgabe in den 90er Jahren zu erfül­len. Dieses Ziel war unrea­lis­tisch und falsch. Unrea­lis­tisch deshalb, weil ein führen­des, Mensch und Natur ausbeu­ten­des kapi­ta­lis­ti­sches Land wie die BRD in Produk­ti­vi­tät und Effek­ti­vi­tät nicht über­flü­gelt werden kann. Falsch war es, weil grund­sätz­lich in einer sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft nicht der massen­hafte Konsum den Lebens­in­halt der Menschen darstel­len sollte. Die Führung in den euro­päi­schen sozia­lis­ti­schen Ländern hat diese Erkennt­nis nicht gehabt und konnte sie somit auch nicht ihren Völkern vermit­teln. Das Volk erkannte, dass das Verspre­chen unreal war und nahm die Schön­fär­bung nicht mehr hin. Es wollte ernst genom­men werden und ging unter der Losung „Wir sind das Volk“ auf die Straßen.“

Die unbe­grenzte Waren­welt des Westens und seine Popkul­tur produ­zier­ten beson­ders bei der Jugend der DDR immer neue Bedürf­nisse, die aufgrund ihrer Asso­zia­tion mit dem Kapi­ta­lis­mus als „unso­zia­lis­tisch“ galten. Mit dem Stre­ben vieler Bürger nach west­li­chen Konsum­ni­veau konn­ten die volks­wirt­schaft­li­chen Pläne nicht Schritt halten, was zu Frus­tra­tio­nen führte. Diese verstärk­ten sich noch, als ab 1974 DDR-Bürger, die über Valuta-Mittel verfüg­ten — etwa als Geschenke von Verwand­ten aus der Bundes­re­pu­blik oder auch durch Einnah­men aus eige­ner inter­na­tio­na­ler Tätig­keit – west­li­che Import­wa­ren in spezi­el­len Läden („Inter­shops“) kaufen konn­ten. Auf Seiten der poli­ti­schen Führung wiederum ging die Erwar­tung, dass die sozi­al­po­li­ti­schen Leis­tun­gen des Staa­tes unmit­tel­bar die Leis­tungs­be­reit­schaft der Werk­tä­ti­gen und damit die Arbeits­pro­duk­ti­vi­tät stei­gern würden, nicht ausrei­chend auf. Die Aufwen­dun­gen für die Subven­tio­nen fraßen Wirt­schafts­leis­tun­gen auf, ohne in glei­chem Maß zur Leis­tung zu stimu­lie­ren. Der Wett­be­werb mit dem west­li­chen Nach­barn veran­lasste die DDR wieder­holt zu sozia­len Maßnah­men, für die die mate­ri­el­len Voraus­set­zun­gen nicht ausreichten.

„Die Konkur­renz zwischen den Gesell­schafts­sys­te­men wurde nicht mehr als Konkur­renz um Lebens­ziele, sondern um Konsum­stan­dards geführt. Wenn aber über­haupt der Kampf mit einer Welt über­le­ge­ner Zivi­li­sa­ti­ons­an­ge­bote hätte gewon­nen werden sollen — und man kann fragen, ob das eine echte Chance war — dann jeden­falls nicht auf deren eige­nem Boden der Konsum­gü­ter­pro­duk­tion, sondern auf dem Boden einer alter­na­ti­ven, die Entfal­tung des ganzen Menschen und seiner Kultur akzen­tu­ie­ren­den Wertorientierung.“

Mit dem Ziel, den Zusam­men­hang von indi­vi­du­el­ler Arbeits­leis­tung des Einzel­nen und seiner davon abhän­gi­gen wirt­schaft­li­chen und sozia­len Situa­tion stär­ker in der Lebens­rea­li­tät zu vermit­teln, wurde in den 1960er Jahren begon­nen, die Wirt­schaft zu moder­ni­sie­ren und ein neues ökono­mi­sches System der Leitung und Planung zu gestal­ten, das über Gewinn und Prämie die Betriebe leis­tungs­ori­en­tier­ter und zugleich stär­ker eigen­ver­ant­wort­lich machte. Dieses Konzept fand bei den Bruder­län­dern keinen Wider­hall. Die Koor­di­nie­rung der wissen­schaft­lich-tech­ni­schen Entwick­lung unter den RGW-Staa­ten blieb ungenügend.

 

Der Anfang der 1970er Jahre formu­lierte Grund­satz der „Einheit von Wirt­schafts- und Sozi­al­po­li­tik“ setzte voraus, dass genü­gend und effek­tiv produ­ziert wurde. Doch die sich verschlech­tern­den außen­wirt­schaft­li­chen Rahmen­be­din­gun­gen belas­te­ten die Volks­wirt­schaft, vor allem die stei­gen­den Ener­gie­kos­ten schlu­gen zu Buche. Zwischen 1970 und 1990 stieg der Erdöl­preis auf das 13-fache an und die Kosten für den Abbau der Braun­kohle verdop­pel­ten sich. Die Regie­rung hielt an den zuge­si­cher­ten Sozi­al­leis­tun­gen fest, stellte etwa die außer­or­dent­lich hohen Subven­tio­nen für Preise und Mieten nicht infrage. Die Folge: Drin­gend notwen­dige Moder­ni­sie­run­gen, etwa in der Grund­stoff- und Chemie­in­dus­trie, fanden nicht statt. Eine gesamt­staat­li­che Wirt­schafts- und Sozi­al­po­li­tik zum Wohle der Bevöl­ke­rung kann es nur bei einem hohen Anteil an verge­sell­schaf­te­tem Eigen­tum geben. In der DDR war der Grad extrem hoch, was aber auch Initia­ti­ven in Hand­werk, Klein­ge­werbe und Einzel­han­del behin­derte. Ein Problem der Wirt­schaft war, dass Plan und Bilan­zen immer ange­spannt, oft über­zo­gen waren und dadurch enge Gren­zen für unvor­her­ge­se­hene Entschei­dun­gen bestanden.

Im Zentrum der Wirt­schafts­pla­nung steht in den 1950er Jahren die Ener­gie­wirt­schaft. Mit dem »Gaskom­bi­nat Schwarze Pumpe« wird das welt­größte Braun­koh­le­ver­ed­lungs­werk errich­tet (Abbil­dung aus dem Jahr 1974). Für die 16 000 Beschäf­tig­ten des Kombi­nats wird mit Hoyers­werda eine neue Stadt erbaut. Braun­kohle ist der einzig nennens­werte heimi­sche Rohstoff, ihre Nutzung machte unab­hän­gig von Rohstoff­im­por­ten aus dem Westen. Braun­kohle bleibt bis 1990 die wich­tigste Ener­gie­quelle der DDR.

Die DDR-Bürge­rin­nen und ‑Bürger schau­ten auf den „reichen“ Westen und vergli­chen ihren Lebens­stan­dard. Sie bewer­te­ten die Kauf­kraft ihres Geldes nicht nach den Kosten der für den tägli­chen Bedarf notwen­di­gen Waren. Der Preis von 5000 Mark für einen Farb­fern­se­her sorgte für Unzu­frie­den­heit, aber die Tatsa­che, dass 2 kg Brot eine Mark kostete, wurde als selbst­ver­ständ­lich hinge­nom­men. Grund­nah­rungs­mit­tel und Güter des tägli­chen Bedarfs wurden subven­tio­niert, während die Preise für nicht lebens­not­wen­dige Produkte kosten­de­ckend und auch gewinn­brin­gend sein soll­ten – ein Zusam­men­hang, der für große Teile der DDR-Bevöl­ke­rung nicht offen­sicht­lich wurde. Es gab keinen offi­zi­el­len Wech­sel­kurs zwischen der DDR-Mark und der bundes­deut­schen D‑Mark. Die DDR-Mark war ausschließ­lich eine Inlands­wäh­rung. Ein Vergleich der rela­ti­ven Preise für die glei­chen Güter des tägli­chen Bedarfs kam zu dem Ergeb­nis, dass die Kauf­kraft der Mark in der DDR für das Jahr 1990 um 8 Prozent höher als die Kauf­kraft der DM in der Bundes­re­pu­blik war.

Der wirtschaftliche Wert der DDR

Der erste sozia­lis­ti­sche deut­sche Staat war zeit seiner Exis­tenz und über sein Ende hinaus Vorur­tei­len und Dele­gi­ti­mie­rungs­ver­su­chen ausge­setzt. Die Erin­ne­rungs­po­li­tik in Deutsch­land zeich­net heute ein Bild von „tota­li­tä­rer Dikta­tur“ und „maro­der Wirt­schaft“. Die Wirt­schafts­leis­tung des Landes wird geleug­net, das verbrei­tete Narra­tiv von der Über­nahme eines bank­rot­ten Staa­tes hält sich beharrlich.

 

Die DDR war aller­dings nicht so “baufäl­lig”, wie behaup­tet wird. Es gab alte unpro­duk­tive Fabri­ken, aber auch hoch­pro­duk­tive. Die Hälfte der Ausrüs­tun­gen war jünger als zehn Jahre, mehr als ein Vier­tel sogar jünger als fünf Jahre – ein im inter­na­tio­na­len Vergleich sehr gutes Ergeb­nis. Es gab eine große Zahl hoch­mo­der­ner Betriebe mit einem Maschi­nen­park, der teils aus dem Westen impor­tiert, teils vom DDR-Maschi­nen­bau oder Spezi­al­be­trie­ben der Kombi­nate produ­ziert worden war. Diese Betriebe hätten weiter­hin bestehen können. Doch die Treu­hand­an­stalt hatte den poli­ti­schen Auftrag zur schnel­len Priva­ti­sie­rung und Ausschal­tung der ostdeut­schen Konkurrenten.

Die 1990 gegrün­dete Treu­hand­an­stalt sollte die Volks­ei­ge­nen Betriebe der DDR nach den Grund­sät­zen der Markt­wirt­schaft priva­ti­sie­ren und die „nicht wett­be­werbs­fä­hi­gen“ Betriebe liqui­die­ren. Sie über­nahm 8.500 Betriebe mit 45.000 Betriebs­stät­ten, in denen etwa 4 Millio­nen Menschen arbei­te­ten. 6.500 Unter­neh­men wurden priva­ti­siert und weit unter Wert verkauft – oft zum Preis von einer einzi­gen symbo­li­schen D‑Mark – rund 80 Prozent davon an west­deut­sche, 15 Prozent an auslän­di­sche Inves­to­ren und 5 Prozent an Ostdeut­sche. Zwei Drit­tel der Arbeits­plätze gingen verlo­ren. Die west­deut­schen Käufer wurden vom Staat subven­tio­niert, Verstöße gegen Aufla­gen zur Abwick­lung wie Arbeits­platz­erhal­tung nicht geahn­det, viele der von den bundes­deut­schen Gewerk­schaf­ten erkämpf­ten Arbeits­rechte abge­baut. Ein Vorge­hen, dass den Osten Deutsch­lands noch heute wirt­schaft­lich schwä­cher als den Westen daste­hen lässt und für anhal­tende soziale Ungleich­heit sorgt. So gibt es heute nur noch 850.000 Indus­trie­ar­beits­plätze in Ostdeutsch­land, vier bis fünf Mal weni­ger als in der DDR. Im Agrar­be­reich wurden die von der Treu­hand über­nom­me­nen Flächen zum inter­na­tio­na­len Speku­la­ti­ons­ob­jekt, die stei­gen­den Boden­preise konn­ten von den einhei­mi­schen Bauern nicht aufge­bracht werden. Agrar­kon­zerne aus West­deutsch­land und ande­ren EU-Staa­ten sind heute die Eigentümer.

Gegen den sich hart­nä­ckig halten­den Mythos, die DDR sei bank­rott gewe­sen, lohnt sich ein Blick auf die Verschul­dung in West- und Ostdeutsch­land: Die Schul­den der DDR bei den Nicht-Sozia­lis­ti­schen Staa­ten belie­fen sich 1989 auf rund 20 Milli­ar­den DM. Die soge­nann­ten “Altschul­den“, die sich aus Wohnungs­bau­dar­le­hen und inter­nen Schul­den des Staats­haus­halts zusam­men­setz­ten, wurden nach der deut­schen Verei­ni­gung in die Berech­nun­gen der Inlands­ver­schul­dung der DDR aufge­nom­men, so dass eine Summe von 66 Milli­ar­den zustan­de­kam, was zu einer Gesamt­ver­schul­dung von 86 Milli­ar­den DM führte. In der Plan­wirt­schaft der DDR muss­ten die Unter­neh­men ihre Einnah­men an den Staat abfüh­ren. Von diesen Einnah­men trans­fe­rierte der Staat Inves­ti­ti­ons­mit­tel zurück an die land­wirt­schaft­li­chen und indus­tri­el­len Betriebe. Diese Trans­fers als unab­hän­gige wirt­schaft­li­che Einhei­ten waren interne Buch­hal­tungs­ver­fah­ren, die im Gesamt­sys­tem nicht als „Schul­den“ gebucht wurden, sondern sich ausgli­chen und demzu­folge nicht in eine Schul­den­bi­lanz gehören.

 

Aller­dings schul­de­ten andere sozia­lis­ti­sche Staa­ten der DDR 9 Milli­ar­den DM, so dass die Gesamt­ver­schul­dung auf rund 75 Milli­ar­den DM geschätzt werden kann. Ein Vergleich mit der Bundes­re­pu­blik und ihrer Gesamt­ver­schul­dung von rund 929 Milli­ar­den DM zeigt, dass pro Kopf gerech­net jeder West­deut­sche fast zwei­ein­halb Mal mehr Schul­den in die Wieder­ver­ei­ni­gung schleppte als seine “armen” Brüder und Schwes­tern aus dem Osten. Im Jahr 1989 betrug die Verschul­dung der DDR etwa 19 Prozent ihres BIP, während sie für die BRD 42 Prozent ihres BIP betrug.

 

Ange­sichts dieser Zahlen ist es völlig unbe­grün­det, vom Bank­rott oder der Zahlungs­un­fä­hig­keit der DDR im Jahr 1989 zu spre­chen. Bis zum Ende bezahlte die DDR ihre Schul­den sowohl nach außen (Kredite auslän­di­scher Banken) als auch nach innen (Löhne, Subven­tio­nen, Renten usw.).

Die west­deut­sche Treu­hand schätzte den wirt­schaft­li­chen Wert der DDR 1990 auf rund 600 Milli­ar­den DM. Aber in dieser Berech­nung fehlen öffent­li­ches Eigen­tum wie Wasser- und Kraft­werke, Boden­schätze und Grund und Boden, die ein beträcht­li­ches Anla­ge­ver­mö­gen darstel­len. Von der Treu­hand wurden außer­dem fast 4 Millio­nen Hektar forst- und land­wirt­schaft­li­ches Vermö­gen, das auf 440 Milli­ar­den DM geschätzt wurde, außer­dem umfang­rei­cher Wohnungs­be­sitz, das Vermö­gen der Parteien und Massen­or­ga­ni­sa­tio­nen und weitere Werte über­nom­men. Zum Gesamt­ver­mö­gen der DDR kommen weitere 240 Milli­ar­den DM staat­li­ches Verwal­tungs- und Finanz­ver­mö­gen in Form von Gebäu­den und Grund­stü­cken sowie Auslands­ver­mö­gen, das auf 1 Milli­arde DM geschätzt wird, hinzu.

 

Setzt man all diese Zahlen zusam­men, von denen einige nur Schät­zun­gen sind, ergibt sich, dass der Osten über ein Vermö­gen im mate­ri­el­len Gesamt­wert von etwa 1,4 Billio­nen DM verfügte. Das war der wirt­schaft­li­che Wert der DDR. Mit dem „Ausver­kauf“ der DDR-Wirt­schaft voll­zog sich eine seit dem Zwei­ten Welt­krieg beispiel­lose Vernich­tung von Produk­tiv­kräf­ten, die zu einer sagen­haf­ten Berei­che­rung west­deut­scher Konzerne und ehemals enteig­ne­ter Eigen­tü­mer führte. Arbeits­lo­sig­keit und struk­tu­relle Benach­tei­li­gung ließen fast 4 Millio­nen meist junge Menschen Ostdeutsch­land verlas­sen, die Gebur­ten­rate brach drama­tisch ein, der wirt­schaft­li­che und soziale Abbau über­ließ zuvor prospe­rie­rende Regio­nen dem Verfall: In den Dörfern wurden Schu­len, Ämter, Kultur- und Versor­gungs­ein­rich­tun­gen geschlos­sen, die Infra­struk­tur verküm­merte. Bundes­deut­sche Poli­ti­ker hatten „blühende Land­schaf­ten“ verspro­chen, statt­des­sen entstan­den deindus­tria­li­sierte Gebiete und verarmte Regio­nen. Die Ernüch­te­rung vieler Bürger setzte alsbald ein. Nicht wenige von ihnen waren 1989 für einen „besse­ren Sozia­lis­mus“, mit der Forde­rung nach mehr Demo­kra­tie und der selbst­be­wuss­ten Losung „Wir sind das Volk“ auf die Stra­ßen gegan­gen. Die Vorstel­lung, einige der sozia­len Sicher­hei­ten der sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft in das kapi­ta­lis­ti­sche Deutsch­land hinüber­zu­ret­ten, erwies sich natür­lich als Illu­sion, sie fanden sich wirt­schaft­lich abge­hängt und oftmals in prekä­ren Lebens­ver­hält­nis­sen wieder. Ihre Lebens­leis­tun­gen zähl­ten nicht und wurden ange­zwei­felt. Die wach­sende Unzu­frie­den­heit mach­ten sich rechte Kreise der alten Bundes­re­pu­blik zunutze. Rechte Struk­tu­ren hatten in der Bundes­re­pu­blik, oft nur halb­her­zig bekämpft, immer exis­tiert. Die auf rech­tem Gedan­ken­gut fußende „Vision“ eines wieder­ent­ste­hen­den Groß­deutsch­lands fand nun, im Zuge der deut­schen Verei­ni­gung, ihre Fürspre­cher in sehr viel brei­te­ren Krei­sen der Gesell­schaft, während die Medien und Poli­tik alle Kraft daran setz­ten, linke Ideen nach dem “Schei­tern des sozia­lis­ti­schen Projekts” fort­lau­fend zu diskreditieren.

 

Jene Berei­che­rung am Osten ebnete auch den Weg der BRD zur Hege­mo­ni­al­macht eines Europa, welches heute Arbeits­kräfte aus Osteu­ropa wie Abschaum behan­delt, Afrika wirt­schaft­lich syste­ma­tisch klein hält und an seinen Außen­gren­zen wort­wört­lich Menschen versenkt. Gegen diesen Impe­ria­lis­mus gilt es anzu­kämp­fen, aber auch zu erken­nen, woher er kommt und was seine Alter­na­ti­ven sein können. Die Geschichte der wirt­schaft­li­chen Entwick­lung der DDR etwa zeigt, was im Sozia­lis­mus und selbst trotz widri­ger Voraus­set­zun­gen möglich ist.

 

Das hier über­blicks­haft darge­stellte Wirt­schafts­sys­tem der DDR bei seinen gleich­zei­ti­gen Leis­tun­gen auf dem Gebiet der Sozi­al­po­li­tik wird in den nächs­ten Ausga­ben um die konkrete Ausge­stal­tung der Poli­tik und des Alltags in den einzel­nen Lebens­be­rei­chen ergänzt. Diese histo­ri­schen Errun­gen­schaf­ten können uns bei der erfolg­rei­chen Bewäl­ti­gung der drän­gen­den Heraus­for­de­run­gen der heuti­gen Zeit zu neuen Ideen inspi­rie­ren, wie eine gerechte Welt orga­ni­siert werden kann. Damit werden Erfah­run­gen aus der DDR aus ihrem histo­ri­schen Kontext heraus prak­tisch nutz­bar, den Wider­spruch zwischen menschen­wür­di­ger Exis­tenz und kapi­ta­lis­ti­scher Gesell­schaft zu bekämpfen.

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