Die Mongolische Volksrepublik: Ein Pionier der nichtkapitalistischen Entwicklung

Matthew Read

28. Februar 2025

Einführung

Die 1924 gegrün­dete Mongo­li­sche Volks­re­pu­blik war nach der Sowjet­union der zweite Staat, in dem die arbei­ten­den Massen ihren ehema­li­gen Ausbeu­tern die Macht entris­sen und sich an den Aufbau einer sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft mach­ten. Dennoch war die Mongo­lei in prak­tisch jeder Hinsicht noch unter­ent­wi­ckel­ter als ihr sowje­ti­scher Nach­bar im Norden. Das arbei­tende Volk war mit der bruta­len Feudal­herr­schaft sowohl des mongo­li­schen Adels als auch der chine­si­schen Besat­zer konfron­tiert. Nach der Revo­lu­tion von 1921 führte die Mongo­li­sche Revo­lu­tio­näre Volks­par­tei das Land von einer rück­stän­di­gen feudal-theo­kra­ti­schen Gesell­schaft durch eine Phase der demo­kra­ti­schen Trans­for­ma­tion hin zu einer agrar­in­dus­tri­el­len sozia­lis­ti­schen Wirt­schaft. Nach und nach und trotz vieler Rück­schläge und Heraus­for­de­run­gen wurden die ehema­li­gen Leib­ei­ge­nen aus dem Elend befreit und konn­ten ihren Lebens­stan­dard massiv verbes­sern. Bildungs- und Gesund­heits­in­di­ka­to­ren bestä­tig­ten dies: Die Mongo­lei war das erste Land in Asien, das die allge­meine Lese- und Schreib­fä­hig­keit errang und die Lebens­er­war­tung war durch­weg höher als in ähnli­chen Ländern wie etwa Indien und Nepal.

Die mongo­li­sche Erfah­rung war inso­fern einzig­ar­tig, als das Land die kapi­ta­lis­ti­sche Entwick­lungs­phase voll­stän­dig umging. Die Volks­re­pu­bli­ken in Osteu­ropa hatten vor ihrer sozia­lis­ti­schen Peri­ode alle eine kapi­ta­lis­ti­sche Entwick­lungs­phase durch­lau­fen. Auch Sowjet­russ­land hatte dies bis zu einem gewis­sen Grad getan. Doch in der Mongo­lei und den zentral­asia­ti­schen Sowjet­re­pu­bli­ken wurde ein völlig neuer Weg der so genann­ten »nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lung« einge­schla­gen. In den 1960er und 1970er Jahren began­nen marxis­tisch-leni­nis­ti­sche Theo­re­ti­ker, sich mit den Erfah­run­gen der Mongo­lei zu befas­sen, in der Über­zeu­gung, dass sich aus dieser Geschichte Entwick­lungs­stra­te­gien für die ehema­li­gen Kolo­nien in Afrika und Asien ablei­ten ließen. Die Wirt­schaft und die sozia­len Struk­tu­ren dieser neuen unab­hän­gi­gen Staa­ten waren durch kolo­niale Herr­schaft und Ausbeu­tung erheb­lich defor­miert worden. Könn­ten auch sie den Kapi­ta­lis­mus über­win­den und den Weg zum Sozia­lis­mus einschla­gen, wie es die Mongo­lei getan hatte?

Dieser Arti­kel gibt einen groben Über­blick über die revo­lu­tio­näre Peri­ode der Mongo­lei und zeich­net die Entwick­lungs­stra­te­gien der mongo­li­schen Marxis­ten nach 1921 nach. Der Schwer­punkt liegt vor allem auf der frühen »allge­mei­nen demo­kra­ti­schen Phase« (1921 – 1940), in der die Haupt­auf­gabe darin bestand, die Macht der einhei­mi­schen Feudal­klas­sen zurück­zu­drän­gen und der impe­ria­lis­ti­schen Aggres­sion von außen zu wider­ste­hen. Diese ersten Jahr­zehnte stell­ten die kompli­zier­teste und entschei­dendste Peri­ode der mongo­li­schen Revo­lu­tion dar. Der Arti­kel unter­sucht dann, wie die Mongo­lei ein einheit­li­ches sozia­lis­ti­sches Planungs­sys­tem aufbaute und sich in die sozia­lis­ti­sche Welt­wirt­schaft inte­grierte. In der Schluss­fol­ge­rung wird die Rolle der Mongo­lei in der sozia­lis­ti­schen Forschung zur »nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lung« kritisch beleuchtet.

Unsere Recher­che stützt sich auf die Arbei­ten mongo­li­scher und osteu­ro­päi­scher Wissen­schaft­ler sowie auf Statis­ti­ken west­li­cher Histo­ri­ker. Beson­ders hilf­reich waren die Diskus­sio­nen auf einer inter­na­tio­na­len wissen­schaft­li­chen Konfe­renz, die 1975 in Berlin statt­fand und an der Wissen­schaft­ler aus sieben sozia­lis­ti­schen Staa­ten teil­nah­men. Wir haben auch den ehema­li­gen stell­ver­tre­ten­den Premier­mi­nis­ter der Mongo­lei (2012 – 2014), Dendev Terbish­dagva, inter­viewt, der als einer von Hunder­ten junger Mongo­len in der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik (DDR) studierte. Seine Ansich­ten über die Entwick­lung und die Heraus­for­de­run­gen der Mongo­lei halfen uns, das Erbe der sozia­lis­ti­schen Zeit zu bewerten.

Der Ausgangspunkt der Volksrepublik (1580 – 1921)

Um die Bedeu­tung der sozia­lis­ti­schen Peri­ode zu verste­hen, ist es notwen­dig, die Situa­tion in der Mongo­lei vor der Revo­lu­tion zu kennen. Zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts wurde die mongo­li­sche Gesell­schaft von einer welt­li­chen und reli­giö­sen Aris­to­kra­tie beherrscht, die ihren Reich­tum durch die Ausbeu­tung der »Araten«, der mongo­li­schen Hirten­no­ma­den, anhäufte. Die Araten mach­ten über 90 Prozent der Bevöl­ke­rung aus, besa­ßen jedoch nur die Hälfte des Vieh­be­stands des Landes. Der Rest befand sich in den Händen des Adels, der vor der Revo­lu­tion von 1921 nur 7,8 Prozent der Bevöl­ke­rung ausmachte. Die Araten waren von den Feudal­her­ren abhän­gig und ihnen unter­wor­fen; sie muss­ten Tribut in Form von Natu­ral­steu­ern, Zwangs­ar­beit oder Leib­ei­gen­schaft zahlen.

Mongo­li­scher Adel um 1900 (Foto: Henning Haslund-Chris­ten­sen, Jabo­nah, Leip­zig 1939; Quelle: »Mongo­lei«, 1967).

Während die Feudal­her­ren aus der Ära Dschin­gis Khans (1162 – 1227) stamm­ten, war die mongo­li­sche Aris­to­kra­tie schon lange keine mäch­tige Kraft mehr in Asien. Ende des 14. Jahr­hun­derts hatte die Ming-Dynas­tie die Versu­che der Mongo­len, China wieder zu unter­wer­fen, endgül­tig zurück­ge­schla­gen, und die Mongo­lei erlebte eine lange Zeit des Zerfalls, in der die Adli­gen unter­ein­an­der um die Kontrolle kämpf­ten. In diesem Kontext der feuda­len Zersplit­te­rung und des Chaos musste die mongo­li­sche Aris­to­kra­tie einen ideo­lo­gi­schen Rahmen finden, der ihre Ausbeu­tung der Araten verstär­ken konnte. Sie fanden eine Lösung im tibe­ti­schen Lamaismus:

»Es waren […] in erster Linie die herr­schen­den Schich­ten, die die Einfüh­rung des Lamais­mus betrie­ben. Die gesamte gesell­schaft­li­che und poli­ti­sche Situa­tion in der Mongo­lei des 16. Jh. ließ den Boden für die neue Reli­gion frucht­bar erschei­nen. Das Land war durch die langen Kriege und poli­ti­schen Wirren in eine große Zahl von Fürs­ten­tü­mer aufge­split­tert, es bestand keine wirt­schaft­li­che und poli­ti­sche Einheit, Land und Leute waren völlig verarmt. Die herr­schen­den Schich­ten versuch­ten Einfluß und Macht über das Volk zu verstär­ken, und dafür bildete die Reli­gion gerade in der im feuda­len Tibet entwi­ckel­ten und erprob­ten Form des Lamais­mus das geeig­nete Mittel, um über die Ideo­lo­gie auf das Volk einzu­wir­ken. Der ursprüng­li­che Scha­ma­nis­mus, der in der Vorklas­sen­ge­sell­schaft wurzelte, konnte nicht zu einem wirk­sa­men ideo­lo­gi­schen Macht­fak­tor in der feuda­len Mongo­lei werden und mußte deshalb durch eine den sozi­al­öko­no­mi­schen Verhält­nis­sen ange­passte Reli­gi­ons­form ersetzt werden.«1

Da der Scha­ma­nis­mus in einer kommu­na­len Gesell­schaft entstand, in der die sozia­len Struk­tu­ren rela­tiv egali­tär waren und auf verwandt­schaft­li­chen Bindun­gen beruh­ten, war er eine dezen­trale und rela­tiv unor­ga­ni­sierte Form der Reli­gion. Der Lamais­mus, der sich in Tibet entwi­ckelt hatte, förderte dage­gen hier­ar­chi­sche klös­ter­li­che Insti­tu­tio­nen und die Idee einer gött­lich verord­ne­ten sozia­len Hier­ar­chie. Er war daher besser geeig­net, die Herr­schaft des Adels über die Araten zu legitimieren.

Die mongo­li­sche Aris­to­kra­tie begann, den tibe­ti­schen Lamais­mus zu impor­tie­ren und an die mongo­li­schen Tradi­tio­nen anzu­pas­sen. Die ersten Klös­ter wurden in den 1580er Jahren errich­tet und von den welt­li­chen Adli­gen groß­zü­gig subven­tio­niert. Die Klös­ter erhiel­ten Land und Vieh und wurden mit »Shabi­nar« (Dien­er­fa­mi­lien) beschenkt. Um die Araten zu ermu­ti­gen, die neue Reli­gion anzu­neh­men, gewähr­ten die Adli­gen denje­ni­gen, die die Klos­ter­schu­len besuch­ten, Privi­le­gien: Lamas wurden vom Mili­tär­dienst und von Steu­ern befreit und erhiel­ten manch­mal sogar Vieh als Beloh­nung. Der Lamais­mus trug dazu bei, die fort­ge­setzte Herr­schaft der Feudal­her­ren zu legi­ti­mie­ren, besei­tigte aber nicht die inter­nen Kämpfe inner­halb der herr­schen­den Klasse. Die anhal­tende Zersplit­te­rung des Landes ermög­lichte es schließ­lich der Qing-Dynas­tie der Mandschu, die in China die Herr­schaft über­nom­men hatte (1644 – 1911), den größ­ten Teil der Mongo­lei zu Beginn des 17. Jahr­hun­derts zu unterwerfen.

Mit der erfolg­rei­chen Veran­ke­rung des Lamais­mus und der Einfüh­rung des mandschu­ri­schen Feudal­rechts in der Mongo­lei waren die Araten nun einer doppel­ten Ausbeu­tung ausge­setzt: durch die auslän­di­schen Qing-Herr­scher und durch die welt­li­chen und reli­giö­sen mongo­li­schen Fürs­ten. So gerie­ten die Araten in zwei Jahr­hun­derte der Entbeh­rung und Fremd­herr­schaft, die Bevöl­ke­rungs­zahl sank im Laufe der Zeit immer weiter. Diese Situa­tion führte zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts zu großen Unru­hen. Inspi­riert von der chine­si­schen Revo­lu­tion von 1911 entwi­ckel­ten sich diese Aufstände zu einer brei­ten natio­na­len Befrei­ungs­be­we­gung. Ein gewis­ses Maß an natio­na­ler Auto­no­mie wurde 1915 wieder­erlangt, nach­dem ein Abkom­men zwischen Russ­land, der neuen Repu­blik China und dem Ober­haupt der lamais­ti­schen Kirche in der Mongo­lei, Bogd Khan, geschlos­sen worden war. Dieses neue Bogd-Khanat blieb unter star­kem chine­si­schem Einfluss und wurde schließ­lich 1919 gestürzt, als China erneut in das Land einmarschierte.

Die mongo­li­sche Natio­nal­be­we­gung sammelte ihre Kräfte neu und grün­dete – dies­mal inspi­riert durch den Erfolg der Bolsche­wiki während der Okto­ber­re­vo­lu­tion 1917 – im Juni 1920 die Mongo­li­sche Volks­par­tei (MVP). Die neue Partei war nach demo­kra­tisch-zentra­lis­ti­schen Prin­zi­pien orga­ni­siert und forderte in ihrem ersten Programm ein Ende der Fremd­herr­schaft und der Ausbeu­tung der Araten. Zu diesem Zeit­punkt war die MVP eine plura­lis­ti­sche Partei, die durch den Kampf für die natio­nale Befrei­ung zusam­men­ge­hal­ten wurde; zu ihren Mitglie­dern gehör­ten Araten, Lamas und sogar Adlige.2 Die natio­nale Frage hatte zu dieser Zeit Vorrang vor der sozia­len Frage. Die MVP schickte Vertre­ter ins revo­lu­tio­näre Russ­land, um Kontakte zu den Bolsche­wiki zu knüp­fen, denn die sowje­ti­schen Führer waren die einzi­gen Befür­wor­ter der mongo­li­schen Unab­hän­gig­keit gewesen.

Die ersten Führer der Mongo­li­schen Volks­par­tei mit Boris Schum­jat­ski, dem Grün­der des Fern­öst­li­chen Sekre­ta­ri­ats der Komin­tern, 1921 (Quelle: Wiki­me­dia Commons).

Unter dem Kommando der MVP begann die neu gegrün­dete Mongo­li­sche Revo­lu­tio­näre Volks­ar­mee (MRVA), die chine­si­schen Trup­pen aus der Mongo­lei zurück­zu­drän­gen. Die Situa­tion wurde noch kompli­zier­ter, als der zaris­ti­sche Baron Roman von Ungern-Stern­berg im August 1920 in die Mongo­lei einmar­schierte. Ungern gelang es, die Chine­sen im Februar 1921 aus der Haupt­stadt zu vertrei­ben und Bogd Khan als Monarch wieder einzu­set­zen. Darauf­hin star­tete die MRVA eine Offen­sive gegen die Weiß­rus­sen. Gemein­sam mit der Roten Armee der Sowjet­union gelang es der MRVA im Juli 1921, die Haupt­stadt zu befreien, was den Sieg der mongo­li­schen Volks­re­vo­lu­tion bedeu­tete. Eine neue Regie­rung wurde prokla­miert auf Grund­lage einer konsti­tu­tio­nel­len Monar­chie. Die Befug­nisse von Bogd Khan wurden auf rein symbo­li­sche Akte beschränkt, während die feuda­len Steu­ern und die Gesetze über Leib­ei­gen­schaft und Knecht­schaft abge­schafft wurden.

Die gerade unab­hän­gig gewor­dene Mongo­lei hatte nur 550.000 Einwoh­ner, war aber so groß wie Frank­reich, Groß­bri­tan­nien, Spanien und Portu­gal zusam­men. Die große Mehr­heit der Bevöl­ke­rung lebte als noma­di­sche Hirten in den halb­tro­cke­nen Ebenen des Landes.

Der Beginn der »allgemeinen demokratischen Phase« (1921 – 1928)

Vor dem Hinter­grund des russi­schen Bürger­kriegs und der anti­bol­sche­wis­ti­schen Inva­sion der West­mächte und Japans entbrannte inner­halb der Mongo­li­schen Volks­par­tei ein massi­ver und oft gewalt­sa­mer Kampf um die Zukunft der Mongo­lei. Es kam zu einer Spal­tung zwischen den eher konser­va­ti­ven Natio­na­lis­ten und den Marxis­ten. Letz­tere waren im Novem­ber 1921 nach Moskau gereist, um ein Abkom­men zwischen der neuen mongo­li­schen Regie­rung und der Sowjet­union auszu­han­deln. Während ihres Besuchs traf die MVP-Dele­ga­tion mit Lenin zusam­men und bat ihn um Rat, wie die mongo­li­sche Revo­lu­tion voran­zu­trei­ben sei. Lenins Antwort an die Dele­ga­tion trug zur stra­te­gi­schen Ausrich­tung der mongo­li­schen Marxis­ten in den kommen­den Jahr­zehn­ten bei:

»Gen. Lenin legte unse­rer Dele­ga­tion ausführ­lich die Idee der Möglich­keit und der Notwen­dig­keit einer nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lung der Mongo­lei dar; als wich­tigste Voraus­set­zung für den Über­gang zur nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lung bezeich­nete er die Inten­si­vie­rung der Arbeit der revo­lu­tio­nä­ren Volks­par­tei und der Regie­rung, damit im Ergeb­nis dieser Arbeit und des verstärk­ten Einflus­ses von Partei und Staats­macht Genos­sen­schaf­ten heran­wach­sen und neue Formen der Wirt­schafts­füh­rung und der natio­na­len Kultur Eingang finden, damit sich die Araten zur wirt­schaft­li­chen und kultu­rel­len Entwick­lung des Landes um Partei und Regie­rung zusam­men­schlie­ßen. Erst aus den Inseln der unter dem Einfluss von Partei und Regie­rung geschaf­fe­nen neuen Wirt­schafts­form wird sich das neue, nicht­ka­pi­ta­lis­ti­sche Wirt­schafts­sys­tem der Araten-Mongo­lei entwickeln.«

Lenin ermu­tigte die Mongo­len auch, vorsich­tig vorzu­ge­hen und eine gewisse revo­lu­tio­näre Geduld zu bewah­ren. Auf die Frage, ob er der Meinung sei, dass die MVP sich in eine kommu­nis­ti­sche Partei umwan­deln sollte, antwor­tete Lenin:

»›Ich würde das nicht empfeh­len, weil eine Partei sich nicht in eine andere »verwan­deln« kann.‹ Nach­dem Gen. Lenin das Wesen der kommu­nis­ti­schen Partei als einer Partei des Prole­ta­ri­ats darge­legt hatte, sagte er: ›Die Revo­lu­tio­näre werden nicht sehr viel an ihrem staat­li­chen, wirt­schaft­li­chen und kultu­rel­len Aufbau arbei­ten müssen, bis aus den Hirten eine prole­ta­ri­sche Masse entsteht, die später zur »Verwand­lung« der revo­lu­tio­nä­ren Volks­par­tei in eine kommu­nis­ti­sche Partei beitra­gen wird. Ein einfa­cher Wech­sel des Aushän­ge­schilds ist schäd­lich und gefähr­lich.‹«3

1924, nach dem Tod von Bogd Khan, nutz­ten die Marxis­ten in der MVP die Gunst der Stunde, um die Ober­hand zu gewin­nen. Die Regie­rung erließ ein Dekret, das die Suche nach einer »neuen Inkar­na­tion« des Khans verbot. Auf ihrem 3. Partei­tag verkün­dete die MVP, dass eine revo­lu­tio­när-demo­kra­ti­sche Dikta­tur der werk­tä­ti­gen Araten unter dem Namen Mongo­li­sche Volks­re­pu­blik (MVR) errich­tet werden sollte. Die Partei erklärte, dass das Land einen Weg der »nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lung« hin zum Sozia­lis­mus einschla­gen würde. Die MVP wurde in Mongo­li­sche Revo­lu­tio­näre Volks­par­tei (MRVP) umbe­nannt und trat der Kommu­nis­ti­schen Inter­na­tio­nale bei. Ein Jahr später, auf dem 4. Partei­tag, legte die MRVP den wissen­schaft­li­chen Sozia­lis­mus als ihre Leit­ideo­lo­gie fest und verab­schie­dete ein neues Programm, das eine umfas­sende Stra­te­gie vorsah, die demo­kra­ti­sche Revo­lu­tion auf nicht­ka­pi­ta­lis­ti­scher Grund­lage voran­zu­trei­ben, bevor sie zu einem späte­ren Zeit­punkt mit dem Aufbau des Sozia­lis­mus begann.4 Die Partei iden­ti­fi­zierte die armen und mitt­le­ren Araten als die soziale Kraft, die diesen Prozess voran­treibt: Die Poli­tik der Regie­rung musste diese Klasse stär­ken und ihr Bewusst­sein fördern.5

Die MRVP-Regie­rung rich­tete ein Netz von tier­ärzt­li­chen Außen­stel­len ein, um die Araten bei der Behand­lung ihrer Tiere mit moder­nen medi­zi­ni­schen Verfah­ren zu unter­stüt­zen (Foto: MONZAME; Quelle: »Mongo­lei«, 1967).

Die zentra­len Aufga­ben in dieser Phase waren demo­kra­ti­scher und anti­feu­da­ler Natur. Die MRVP ging zunächst lang­sam vor, um die ehemals herr­schen­den Klas­sen nicht zu verär­gern, bevor die Macht der Araten ausrei­chend gefes­tigt war. In den ersten vier Jahren wurde eine grund­le­gende wirt­schaft­li­che Infra­struk­tur aufge­baut, wie eine Natio­nal­bank (ein Joint Venture mit der UdSSR), eine neue Währung, ein Post­sys­tem und eine staat­li­che Handels­ge­sell­schaft.6 Kleine Hand­werks­be­triebe wurden geför­dert, ebenso wie die einfa­che Waren­pro­duk­tion der Araten. Der Handel und der Binnen­han­del wurden vom priva­ten Sektor domi­niert, wobei viele Handels­un­ter­neh­men im Besitz von chine­si­schen und anglo­ame­ri­ka­ni­schen Geschäfts­leu­ten waren. Um die Araten zu unter­stüt­zen, initi­ierte die MRVP Pläne zum Bau von Vieh­schutz­zäu­nen und Heusta­tio­nen zur Fütte­rung des Viehs. Die ersten Fabri­ken wurden mit sowje­ti­scher Hilfe in der Haupt­stadt errich­tet. Bis 1928 war der Außen­han­del mit der UdSSR auf 15 Prozent der Einfuh­ren und 20 Prozent der Ausfuh­ren ange­stie­gen.7 Um die Araten in die Verwal­tung der Gesell­schaft einzu­be­zie­hen, wurden in der neuen Verfas­sung »Churals« (Volks­ver­samm­lun­gen) als Organe der Volks­macht eingerichtet.

Der Kampf gegen den Lamaismus und den japanischen Imperialismus (1928 – 1940)

Eine ernste Heraus­for­de­rung für die Mongo­li­sche Revo­lu­tio­näre Volks­par­tei war die Rolle des Lamais­mus, der Umgang damit gehört zu den umstrit­tens­ten Aspek­ten der mongo­li­schen Revo­lu­ti­ons­zeit. Um die Haltung der MRVP zum Lamais­mus während der allge­mei­nen demo­kra­ti­schen Phase zu verste­hen, muss man sich sowohl die histo­ri­sche Rolle des Klerus in der mongo­li­schen Gesell­schaft als auch den inter­na­tio­na­len Kontext der 1920er und 1930er Jahre vor Augen führen. Dies war eine Zeit des akuten inter­na­tio­na­len Klas­sen­kamp­fes, in der anti­kom­mu­nis­ti­sche Kräfte versuch­ten, die Sowjet­union und die kommu­nis­ti­sche Welt­be­we­gung insge­samt zu vernich­ten. Bis 1926/27 kris­tal­li­sier­ten sich zwei direkte Bedro­hun­gen für die mongo­li­sche Souve­rä­ni­tät heraus: der japa­ni­sche Impe­ria­lis­mus und die Kuom­in­tang unter Chiang Kai-shek. Diese Entwick­lun­gen zwan­gen die MRVP und die Komin­tern zu dem Schluss, dass ein Krieg unmit­tel­bar bevor­stand, und zu dras­ti­schen Vorbe­rei­tungs­maß­nah­men. Die Zeit von 1928 bis 1945 war somit eine beson­ders turbu­lente Phase der Revo­lu­tion, in der die MRVP und die Komin­tern darum kämpf­ten, das zu über­win­den, was sie selbst­kri­tisch als ihre eige­nen Rechts- und Links­ab­wei­chun­gen in diesem Kampf bezeichneten.

Der Lamais­mus war sowohl kultu­rell als auch wirt­schaft­lich tief in der mongo­li­schen Gesell­schaft veran­kert. Vor der Revo­lu­tion von 1921 hatten die Klös­ter ein Mono­pol auf das Bildungs- und Gesund­heits­we­sen. In der vorre­vo­lu­tio­nä­ren Mongo­lei gab es nur eine einzige öffent­li­che Schule mit nur zwei Lehrern und etwa 100 Schü­lern. Alle ande­ren Schu­len wurden vom Klerus kontrol­liert. Der fast abso­lute Analpha­be­tis­mus der Araten bedeu­tete, dass die Kleri­ker großen Einfluss auf die Massen ausüben konn­ten. Nur 0,5 Prozent der Gesamt­be­völ­ke­rung konn­ten in der Mongo­lei lesen und schrei­ben. Die Lehren des Klerus waren ideo­lo­gisch reak­tio­när, und darüber hinaus behin­derte die lamais­ti­sche Doktrin objek­tiv die wirt­schaft­li­che Entwick­lung. Irra­tio­nale buddhis­ti­sche Prin­zi­pien rieten von grund­le­gen­den land­wirt­schaft­li­chen Prak­ti­ken wie dem Anbau von Feld­früch­ten zur Fütte­rung von Vieh ab, da das Töten von Lebe­we­sen (auch von Pflan­zen) angeb­lich eine Sünde war.

Vor der Revo­lu­tion (um 1900) waren feudale Formen der Bestra­fung der Araten in der Mongo­lei weit verbrei­tet. (Foto: Stéphane Passet.)

Nichts­des­to­trotz waren die Klös­ter ein bedeu­ten­der Wirt­schafts­fak­tor im Lande. 1918 machte der Besitz des Klerus mehr als 20 Prozent des mongo­li­schen Reich­tums aus (der welt­li­che Adel besaß weitere 25 Prozent). Die Klös­ter hatten einen großen Teil des Vieh­be­stands des Landes ange­häuft und betrie­ben umfang­rei­che Handels- und Finanz­ge­schäfte, die ärmere und mitt­lere Araten ausbeu­te­ten. Die Gewinne des Klerus wurden nicht produk­tiv in den Produk­ti­ons­pro­zess reinves­tiert, sondern sammel­ten sich einfach in den Klös­tern an.

All dies führte dazu, dass die Klös­ter zu Sammel­stel­len für die Konter­re­vo­lu­tion wurden. Dieje­ni­gen, die ihre Privi­le­gien in der Gesell­schaft aufrecht­erhal­ten oder die Mongo­lei von innen heraus desta­bi­li­sie­ren woll­ten, fanden in den 700 Klös­tern im ganzen Land Mitver­schwö­rer. In den ersten Jahren hatte die MRVP noch zurück­hal­tend Maßnah­men gegen­über den Klös­tern ergrif­fen und gegen­über den Zehn­tau­sen­den von Lamas eine flexi­ble Haltung einge­nom­men. Die extre­men lamais­ti­schen Prak­ti­ken (z. B. die Leib­ei­gen­schaft) wurden sofort verbo­ten, die Klös­ter aber nicht enteig­net oder stark besteu­ert. Die Zahl der Lamas stieg sogar von 87.300 im Jahr 1925 auf fast 95.000 im Jahr 1928.8 Zu dieser Zeit konzen­trierte sich die MRVP auf die Schaf­fung einer Infra­struk­tur in öffent­li­chem Besitz, um das Mono­pol der Klös­ter im sozia­len Sektor zu brechen. Es wurden Massen­al­pha­be­ti­sie­rungs­kam­pa­gnen gestar­tet und bis 1930 im ganzen Land über 120 Schu­len gebaut.9 Die offi­zi­elle Tren­nung von Kirche und Staat wurde 1926 erklärt.

Das erste öffent­li­che Kran­ken­haus der Mongo­lei wurde 1925 in der Haupt­stadt Ulaan­baa­tar eröff­net (Foto: MONZAME; Quelle: »Mongo­lei«, 1967).

Am Ende des Jahr­zehnts hatte sich die inter­na­tio­nale Lage erheb­lich zuge­spitzt. Chiang Kai-shek begann seinen Angriff auf die chine­si­schen Kommu­nis­ten 1926 mit dem so genann­ten Kanton-Putsch. Die Kuom­in­tang-Regie­rung, die ihre Herr­schaft über China bis 1928 festigte, weigerte sich, die Mongo­lei als unab­hän­gi­gen Staat anzu­er­ken­nen. 1927 waren auch japa­ni­sche Kriegs­pläne (das so genannte »Tanaka-Memo­rial«) an die inter­na­tio­na­len Medien durch­ge­si­ckert, aus denen hervor­ging, dass Tokio die Mongo­lei und die Mandschu­rei als Einfalls­tor für die Über­nahme Chinas erobern wollte.

Vor diesem Hinter­grund gab es inner­halb der MRVP eine kontro­verse Debatte darüber, wie mit der Revo­lu­tion verfah­ren werden sollte. Die Partei­füh­rung verfolgte zu dieser Zeit eine gemä­ßigte Innen­po­li­tik gegen­über dem Adel und strebte eine Annä­he­rung sowohl gegen­über Japan als auch gegen­über dem anti­kom­mu­nis­ti­schen China an.10 Die Posi­tion der rech­ten Führung gegen­über dem Adel brachte der Vorsit­zende der MRVP, Tseren-Ochiryn Damba­dorj, auf dem 5. Partei­tag 1926 zum Ausdruck:

»[D]ie ehema­li­gen Feudal­her­ren [sind] als poli­ti­sche Kraft inner­halb des Landes eine tote Last, unfä­hig zum Kampf um die poli­ti­sche Macht. Von ihrer Seite braucht man keine Aktio­nen gegen die revo­lu­tio­näre Ordnung zu erwar­ten. Sie sind poli­tisch tot.«11

Linke Elemente inner­halb der MRVP wehr­ten sich gegen diese Linie. Bestimmte Partei­zel­len, vor allem außer­halb der Städte, forder­ten rigo­ro­sere Initia­ti­ven zur Stär­kung der Araten und zum Wider­stand gegen die über­hand­neh­mende Macht des Adels. Diese Tendenz wurde Mitte der 1920er Jahre als »Chödöö-Oppo­si­tion« (Oppo­si­tion der länd­li­chen Gebiete) bekannt.12 Auf dem nächs­ten Partei­tag 1927 kam es zu einer offe­nen Konfron­ta­tion, als die Führung wegen »proka­pi­ta­lis­ti­scher Tenden­zen« kriti­siert wurde. Dennoch gelang es der Führung, ihre Posi­tion zu vertei­di­gen. Die linke Oppo­si­tion gab nicht auf und errang auf dem natio­na­len Gewerk­schafts­kon­gress im Septem­ber 1928 einen ersten Sieg, als sie erfolg­reich eine neue Führung wählte. Dem linken Flügel der Massen­ju­gend­or­ga­ni­sa­tion gelang dies einige Wochen später eben­falls. Die Oppo­si­tion schloss sich dann hinter der so genann­ten »Platt­form der Mitglie­der des linken Flügels« zusam­men, mit der sie vor das Zentral­ko­mi­tee der MRVP traten.13

Ange­sichts des partei­in­ter­nen Konflikts und der sich verschlech­tern­den inter­na­tio­na­len Lage begann das Fern­ost­büro der Komin­tern 1927, Briefe an die Führung der MRVP zu schi­cken, in denen sie auf ein ande­res Vorge­hen dräng­ten. Pavel Mif, der Rektor der Sun-Yat-sen-Univer­si­tät der Komin­tern in Moskau, schrieb, die mongo­li­schen Revo­lu­tio­näre hätten »die feudale poli­ti­sche Ordnung besei­tigt, aber nicht die wirt­schaft­li­che Macht der Feudal­her­ren und Kleri­ker gebro­chen«.14 Die Führung der MRVP wies diese Analyse zurück und brach die Bezie­hun­gen zur Komin­tern ab. Das Fern­ost­büro entsandte darauf­hin Bohumír Šmeral, einen Mitbe­grün­der der Kommu­nis­ti­schen Partei der Tsche­cho­slo­wa­kei, als Leiter einer Komin­tern-Dele­ga­tion zum 7. Partei­tag der MRVP. Šmeral unter­stützte ener­gisch das Programm des linken Flügels und versuchte gleich­zei­tig, deren Anschul­di­gun­gen gegen die »rech­ten Verrä­ter« zu entschär­fen.15 Auf dem Kongress präsen­tierte er die Analyse der Komin­tern, die besagte, dass das poli­ti­sche Bünd­nis mit den feuda­len Klas­sen bis 1924 notwen­dig gewe­sen sei, nun aber als über­holt ange­se­hen werde. Der Adel habe seine wirt­schaft­li­che Macht bewah­ren können und nutze sie nun, um die poli­ti­sche Vorherr­schaft zurück­zu­ge­win­nen. Die Mongo­lei war an einem Schei­de­weg ange­langt: entwe­der die anti­feu­dale Revo­lu­tion zu voll­enden oder den Feudal­her­ren zu erlau­ben, die Macht zu behal­ten und weiter­hin mit den Japa­nern und Chine­sen zu konspirieren.

Der Konflikt zwischen den beiden Frak­tio­nen führte dazu, dass sich der 7. Partei­tag über andert­halb Monate hinzog. Bei den abschlie­ßen­den Wahlen gewann der linke Flügel die Mehr­heit der Sitze im Zentral­ko­mi­tee und leitete einen Kurs­wech­sel in der Partei ein. Den Empfeh­lun­gen der Komin­tern folgend, wollte die MRVP nun die ärme­ren und mitt­le­ren Araten stär­ken und gleich­zei­tig die Macht der Wohl­ha­ben­den beschnei­den. Das Ziel war ein zwei­fa­ches: die wirt­schaft­li­che Macht der Feudal­her­ren und Kleri­ker zu brechen und die Indus­tria­li­sie­rung durch die Über­win­dung unpro­duk­ti­ver feuda­lis­ti­scher Prak­ti­ken in der Land­wirt­schaft rasch zu beschleu­ni­gen. Zu diesem Zweck wurden über 700 Güter des welt­li­chen Adels beschlag­nahmt und unter den Araten verteilt. Feudale Besitz­tü­mer wurden aufge­löst und das Land verstaat­licht, so dass alle Araten freien Zugang zu Weide­land erhiel­ten. Das Trans­port­we­sen und der Einzel­han­del wurden verstaat­licht, und der Staat verhängte ein Außen­han­dels­mo­no­pol, um auslän­di­sches Kapi­tal zu vertrei­ben.16

Die Steu­er­ge­setze wurden voll­stän­dig umge­schrie­ben, um die ärme­ren und mitt­le­ren Araten zu entlas­ten und gleich­zei­tig die Steu­ern für die Feudal­her­ren, den Klerus und die reiche­ren Araten zu erhö­hen. Mit diesem neuen Steu­er­sys­tem sollte auch dem Lamais­mus ein Riegel vorge­scho­ben werden: Durch die Abschaf­fung der Steu­er­pri­vi­le­gien für Lamas wurden junge Mongo­len davon abge­hal­ten, sich den Klös­tern anzu­schlie­ßen. Die in den Klös­tern konzen­trier­ten riesi­gen Rinder­her­den (1926 mach­ten sie 24,5 Prozent des gesam­ten Vieh­be­stands aus) wurden an die ärme­ren Araten umver­teilt, die nun auf vertrag­li­cher Basis mit dem Staat die Aufsicht über das Vieh über­neh­men konn­ten.17 Die Klös­ter selbst durf­ten jedoch weiter­hin als reli­giöse Einrich­tun­gen fungie­ren.18 Die Grün­dung von land­wirt­schaft­li­chen Genos­sen­schaf­ten wurde stark beschleu­nigt. Anstatt die bestehen­den genos­sen­schaft­li­chen Struk­tu­ren, die auf der direk­ten gegen­sei­ti­gen Hilfe unter den Araten basier­ten (z. B. die Auftei­lung der Lasten bei der Heuernte), weiter auszu­bauen, versuch­ten die Behör­den nun, große Gemein­den zu schaf­fen, die den Vieh­be­sitz und den Acker­bau umfas­send kollek­ti­vie­ren soll­ten. Gleich­zei­tig öffnete die MRVP ihre Reihen für eine Viel­zahl von Bewerbern.

Diese Poli­tik war eine klare Kampf­an­sage gegen die Ausbeu­ter­klas­sen in der Mongo­lei. Obwohl die Neuori­en­tie­rung als Antwort auf die konter­re­vo­lu­tio­nä­ren und impe­ria­lis­ti­schen Bedro­hun­gen formu­liert wurde, erwie­sen sich das Ausmaß und die Geschwin­dig­keit der neuen Poli­tik als zu heftig. Die neuen staat­li­chen Dienste in den Berei­chen Verkehr und Einzel­han­del waren in aller Eile zusam­men­ge­wür­felt worden und hatten Mühe, ihre Aufga­ben zu bewäl­ti­gen. Das neue Steu­er­sys­tem ging nach hinten los, da die reiche­ren Araten lieber ihr Vieh schlach­te­ten, als die höhe­ren Steu­ern zu zahlen. Viele ärmere Lamas und Arbei­ter stan­den ohne Einkom­men da, nach­dem die wirt­schaft­li­chen Akti­vi­tä­ten der Klös­ter beschnit­ten worden waren. Der private Hand­werks­sek­tor wurde in seiner Exis­tenz erstickt, obwohl es keine genos­sen­schaft­li­chen oder staat­li­chen Struk­tu­ren gab, die ihn hätten erset­zen können. Schließ­lich war auch die Kollek­ti­vie­rung der Land­wirt­schaft ein Fehl­schlag. Die Initia­tive war durch die »Großen Wende« in der UdSSR inspi­riert worden, doch die natio­na­len Bedin­gun­gen in der noma­di­schen Land­wirt­schaft der Mongo­lei unter­schie­den sich stark von denen in Sowjet­russ­land. Bis 1930 waren aus den Hundert­tau­sen­den von privat geführ­ten Arat-Betrie­ben über 600 Genos­sen­schaf­ten und Kommu­nen entstan­den.19 Zeit­weise hatten die Behör­den mitt­lere und reichere Araten mit dem Feudal­adel gleich­ge­setzt und den Eintritt in die Kommu­nen mit admi­nis­tra­ti­ven Maßnah­men erzwungen.

Vor diesem Hinter­grund brei­tete sich Unzu­frie­den­heit auf dem Lande aus und konter­re­vo­lu­tio­näre Kräfte wurden mobi­li­sier­ten, um die Situa­tion auszu­nut­zen. Die Unru­hen erreich­ten 1932 ihren Höhe­punkt, als wohl­ha­bende Lamas eine Reihe von bewaff­ne­ten Aufstän­den gegen die Regie­rung anführ­ten. Viele der Aufstän­di­schen warben um Anhän­ger und berie­fen sich auf die Unter­stüt­zung von tibe­ti­schen Lamas und den Japa­nern. Sie grif­fen staat­li­che und genos­sen­schaft­li­che Einrich­tun­gen an und mach­ten einen Groß­teil der seit 1924 erziel­ten Fort­schritte zunichte. Der Mongo­li­schen Revo­lu­tio­nä­ren Volks­ar­mee gelang es, die Aufstän­di­schen inner­halb weni­ger Monate zurück­zu­drän­gen, doch der wirt­schaft­li­che Scha­den war groß.

In selbst­kri­ti­scher Refle­xion der Situa­tion zog die MRVP viele ihrer Maßnah­men von 1928 zurück und machte sie rück­gän­gig. 1932 wurde eine Poli­tik der »Neuen Wende« ange­kün­digt, um die »Links­ab­wei­chun­gen« zu korri­gie­ren und zur »allge­mei­nen Linie« zurück­zu­keh­ren, die die MRVP auf ihrem 3. Partei­tag im Jahre 1924 beschloss. Auf einer außer­or­dent­li­chen Plenar­ta­gung 1932 kam die Partei zu dem Schluss, dass zu viele Kader eine Linie verfolgt hatten, die davon ausging, in der Mongo­lei sei ein »sofor­ti­ger Über­gang zum Sozia­lis­mus« möglich; sie hätten »mecha­nisch die Metho­den des sozia­lis­ti­schen Aufbaus kopiert, die in der UdSSR ange­wandt worden waren«.20 Die Partei habe sich ausschließ­lich an den ärms­ten Araten orien­tiert und sich von den mitt­le­ren und wohl­ha­ben­de­ren Araten isoliert. Um diese Fehler zu korri­gie­ren, ordnete die »Neue Wende« an, die Agrar­kom­mu­nen aufzu­lö­sen und die Privat­in­itia­tive der Araten wieder zu fördern. Einige der gegen die Klös­ter verhäng­ten Beschrän­kun­gen wurden aufge­ho­ben. Gleich­zei­tig wurden die Mitglie­der­zah­len der MRVP, die sich zwischen 1930 und 1932 vervier­facht hatten, stark redu­ziert, um die »ultra­linke« Öffnung der Partei rück­gän­gig zu machen.21

Diese Maßnah­men trugen zwar zur Stabi­li­sie­rung der Wirt­schaft und der sozia­len Lage bei, lösten aber nicht den grund­le­gen­den Wider­spruch zwischen dem Lamais­mus und der natio­nal­de­mo­kra­ti­schen Revo­lu­tion. 1934 – zehn Jahre nach der Grün­dung der Volks­re­pu­blik – waren immer noch rund 80.000 Lamas in Hunder­ten von Klös­tern in der ganzen Mongo­lei tätig.22 Die MRVP musste eine Lösung für dieses Dilemma finden, denn der orga­ni­sierte Lamais­mus stellte immer noch eine wirt­schaft­li­che und poli­ti­sche Kraft dar, die dem Weg der nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lung entgegenstand.

Das „Hokus­hin-ron“: Japans Pläne, nach Norden zu expan­die­ren, indem es zunächst in die Mandschu­rei, dann in die Mongo­lei und schließ­lich in die UdSSR eindringt. Der befehls­ha­bende japa­ni­sche Gene­ral Kenki­chi Ueda behaup­tete, der Kommu­nis­mus sei Japans Haupt­feind. Der Sieg der Mongo­li­schen Volks­ar­mee und der Roten Armee der Sowjet­union in den Schlach­ten von Chalk­hin Gol (1939) sorgte dafür, dass der japa­ni­sche Impe­ria­lis­mus nicht über die erste Phase hinauskam.

Mitte der 1930er Jahre verschärf­ten sich die Konflikte auf der Welt­bühne weiter. Japan marschierte 1931 in die Mandschu­rei ein und errich­tete einen Mario­net­ten­staat, der bald darauf zu Grenz­kon­flik­ten mit der Mongo­lei führte. Zwei Jahre später erklär­ten die Faschis­ten in Deutsch­land nach ihrer Macht­über­nahme ihre Absicht, die Sowjet­union zu vernich­ten. Vor diesem Hinter­grund beschloss die MRVP, dass das Land keine Zeit mehr verlie­ren durfte: Die »allge­meine demo­kra­ti­sche Peri­ode« – die eine inhä­rent unbe­stän­dige und daher anfäl­lige Über­gangs­phase der Revo­lu­tion darstellte – musste been­det werden. Die Regie­rung leitete eine massive staat­lich gelenkte Indus­tria­li­sie­rungs­in­itia­tive ein, die zwischen 1933 und 1940 zu einer 22-fachen Stei­ge­rung der Indus­trie­pro­duk­tion führte.23 Teil eines umfas­sen­den Vorge­hens gegen den Lamais­mus war die erneute Erhe­bung massi­ver Steu­ern für die Klös­ter. Nach dem Einmarsch Japans in China 1937 und den Angrif­fen auf die Sowjet­union 1938 kam es zu scho­nungs­lo­sen Säube­run­gen in der MRVP und im Staats­ap­pa­rat, um angeb­li­che Kolla­bo­ra­teure Japans ins Visier zu nehmen. Ein gewalt­sa­mes Vorge­hen gegen den Klerus versetzte dem Lamais­mus einen endgül­ti­gen Schlag. Nur wenige Wochen nach der Einstel­lung dieser Säube­run­gen began­nen japa­ni­sche Trup­pen mit Angrif­fen auf die Mongo­lei. In der Schlacht von Chalk­hin Gol gelang es den mongo­li­schen und sowje­ti­schen Streit­kräf­ten schließ­lich, die japa­ni­schen Inva­so­ren zu besie­gen und aus dem Land zu vertreiben.

Trup­pen der Mongo­li­schen Revo­lu­tio­nä­ren Volks­ar­mee während der Schlacht von Chalk­hin Gol, 1939 (Quelle: Wiki­me­dia Commons).

Ende der 1930er Jahre war die wirt­schaft­li­che und soziale Macht der feuda­len Klas­sen voll­stän­dig gebro­chen. Die Klös­ter waren nun voll­stän­dig enteig­net, und der gesamte Vieh­be­stand befand sich in den Händen der arbei­ten­den Araten. Die MRVP hatte jedoch aus den Fehlern der späten 1920er Jahre die Schluss­fol­ge­rung gezo­gen, dass die Land­wirt­schaft für genos­sen­schaft­li­che Struk­tu­ren unter­ent­wi­ckelt war, so dass das Vieh im Privat­be­sitz der Hirten blieb. Auslän­di­sches Kapi­tal war erfolg­reich aus der Wirt­schaft verdrängt worden: Während 1926 noch über 60 Prozent der gesam­ten Exporte der Mongo­lei von auslän­di­schen Firmen kontrol­liert wurden, war dieser Anteil bis 1929 auf 14,5 Prozent gesun­ken. Ende der 1930er Jahre war das auslän­di­sche Eigen­tum prak­tisch besei­tigt.24

Auf ihrem 10. Partei­tag 1940, im Schat­ten des Zwei­ten Welt­kriegs, erklärte die MRVP, dass die im zwei­ten Partei­pro­gramm von 1925 fest­ge­leg­ten Aufga­ben erfüllt seien: Die allge­meine demo­kra­ti­sche Phase sei abge­schlos­sen und der Weg der nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lung sei nicht mehr umkehr­bar.25 Es sei eine solide indus­tri­elle Basis geschaf­fen worden und der Anteil der Indus­trie an der Gesamt­pro­duk­tion des Landes liege inzwi­schen bei über 20 Prozent.26 Für ein Land, in dem es vor der Revo­lu­tion prak­tisch keine Indus­trie gab, war dies eine bemer­kens­werte Leis­tung der Moder­ni­sie­rung in nur 16 Jahren. Der 10. Partei­tag verab­schie­dete daher ein drit­tes poli­ti­sches Programm, in dem die Aufga­ben für die kommende Phase des sozia­lis­ti­schen Aufbaus darge­legt wurden. Außer­dem wurde der kollek­tive Charak­ter der Partei­füh­rung nach der Peri­ode inten­si­ver inter­ner Säube­run­gen (1937 – 1939) wieder­her­ge­stellt. Auf dem 8. Großen Chural (Natio­nal­par­la­ment) 1940 wurde eine neue Verfas­sung verab­schie­det, die die neue Etappe der Revo­lu­tion und die Verän­de­rung der Klas­sen­struk­tur der Mongo­lei widerspiegelte:

»Die Mongo­li­scher Volks­re­pu­blik ist ein unab­hän­gi­ger Staat der Werk­tä­ti­gen (der Araten-Vieh­züch­ter, der Arbei­ter und der Intel­li­genz), die die impe­ria­lis­ti­sche und feudale Unter­drü­ckung besei­tigt und den nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lungs­weg des Landes für den Über­gang zum weite­ren Sozia­lis­mus gewähr­leis­tet haben.«27

Die allge­meine demo­kra­ti­sche Phase stellte die turbu­len­teste Peri­ode der mongo­li­schen Revo­lu­tion dar, und die 1930er Jahre waren zwei­fel­los der Höhe­punkt dieses Prozes­ses, als der Kampf zwischen den Revo­lu­tio­nä­ren und der Aris­to­kra­tie zu einem regel­rech­ten Klas­sen­kampf eska­lierte. In der heute vorherr­schen­den Geschichts­schrei­bung wird die Poli­tik der MRVP häufig entkon­tex­tua­li­siert, um das Bild einer uner­klär­lich tyran­ni­schen Regie­rungs­par­tei zu zeich­nen. Dieser ahis­to­ri­sche Ansatz verharm­lost nicht nur die brutale Reali­tät der Feudal­herr­schaft in der vorre­vo­lu­tio­nä­ren Mongo­lei, sondern igno­riert auch die Rolle, die die säku­lare und reli­giöse Aris­to­kra­tie bei der akti­ven Bekämp­fung des sozia­len Fort­schritts für die werk­tä­ti­gen Araten nach 1921 spielte. Darüber hinaus muss man nur einen Blick nach China werfen – wo der japa­ni­sche Impe­ria­lis­mus im Schul­ter­schluss mit den kolla­bo­rie­ren­den Kräf­ten der Kuom­in­tang Millio­nen von Zivi­lis­ten ausplün­derte und abschlach­tete –, um zu erken­nen, dass die Mongo­lei in den 1930er Jahren einer sehr realen Bedro­hung ausge­setzt war.

Der Lamais­mus stellte eine beson­ders schwie­rige Heraus­for­de­rung für die Revo­lu­tion dar, weil er tief in der mongo­li­schen Gesell­schaft verwur­zelt war. Es war eine Sache, die wirt­schaft­li­che und poli­ti­sche Macht der reli­giö­sen Aris­to­kra­tie zu brechen, aber es war eine andere, den kultu­rel­len Einfluss des Buddhis­mus zurück­zu­drän­gen. Während die MRVP die öffent­li­che Infra­struk­tur (z. B. Schu­len, medi­zi­ni­sche Einrich­tun­gen usw.) ausbaute, um den Einfluss der Klös­ter zurück­zu­drän­gen, verbot die Regie­rung in ihrem Bestre­ben, den Ratio­na­lis­mus zu kulti­vie­ren, auch kultu­relle Tradi­tio­nen auf den unters­ten Ebenen (z. B. das Verbot von Schrei­nen usw.). Solche Maßnah­men zogen den Wider­stand von Teilen der Bevöl­ke­rung nach sich. Die Mongo­li­sche Volks­re­pu­blik war einer von vielen revo­lu­tio­nä­ren Staa­ten des 20. Jahr­hun­derts, die mit der Frage rangen, wie man die Revo­lu­tion im kultu­rel­len Bereich am besten voran­trei­ben konnte.

Der Aufbau des Sozialismus in der Mongolei (1940 – 1960)

Die Jahre des Zwei­ten Welt­kriegs bedeu­te­ten eine Unter­bre­chung in der Entwick­lung der Mongo­lei, da die Unter­stüt­zung durch die UdSSR versiegte. Die Mongo­lei finan­zierte Mili­tär­ein­hei­ten für die sowje­ti­schen Kriegs­ope­ra­tio­nen und belie­ferte die UdSSR mit Nahrungs­mit­teln, Rohstof­fen, Klei­dung und einer halben Million Mili­tär­pfer­den. Nach der Nieder­lage des deut­schen und japa­ni­schen Impe­ria­lis­mus 1945 nahm die MRVP ihre Pläne zum Aufbau des Sozia­lis­mus wieder auf. Der erste Fünf­jah­res­plan wurde 1947 ausge­ar­bei­tet, wobei der Schwer­punkt auf der Entwick­lung der Vieh­zucht lag. Sie war der bei Weitem größte Wirt­schafts­zweig und gab damit zunächst das Tempo für alle ande­ren Berei­che vor. In diesen Jahren befan­den sich 90 Prozent des mongo­li­schen Vieh­be­stan­des in den Händen einzel­ner Araten. Die Regie­rung förderte die Vermeh­rung des Vieh­be­stands und legte damit gleich­zei­tig den Grund­stein für die spätere Grün­dung großer land­wirt­schaft­li­cher Genos­sen­schaf­ten. Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen und Kredite trugen dazu bei, die priva­ten Betriebe der Araten zu fördern.28 Der Staat star­tete auch Initia­ti­ven, um den Zugang zu moder­ner Tech­nik zu verbes­sern, und schuf neue Vete­ri­när- und Heuern­te­sta­tio­nen.29 Am Ende des ersten Fünf­jah­res­zeit­raums 1952 war der Vieh­be­stand um fast 9 Prozent gestie­gen.30

In dieser Nach­kriegs­zeit machte auch die Indus­trie der Mongo­lei einen bedeu­ten­den Schritt nach vorn: Zwischen 1940 und 1950 stieg die indus­tri­elle Brut­to­pro­duk­tion um 285 Prozent.31 Der Sektor wurde von der Leicht­in­dus­trie für die Verar­bei­tung land­wirt­schaft­li­cher Erzeug­nisse domi­niert. 1947 entfie­len 76 Prozent der Indus­trie­pro­duk­tion auf Konsum­gü­ter. Die Partei machte sich nun daran, die Abtei­lung 1 (die Produk­ti­ons­be­rei­che, die neue Produk­ti­ons­mit­tel hervor­brin­gen) auszu­bauen, um das Wachs­tum der mongo­li­schen Wirt­schaft zu beschleu­ni­gen. Der Anteil der Indus­trie­gü­ter an der Gesamt­pro­duk­tion stieg darauf­hin von 24,3 Prozent (1947) auf 39,9 Prozent (1957) und schließ­lich auf 50,9 Prozent (1960). Paral­lel zur Entwick­lung der Schwer­indus­trie wurde auch die Verkehrs­in­fra­struk­tur stark ausge­baut. Die Trans­mon­go­li­sche Eisen­bahn (1955 fertig­ge­stellt) trug zur Vertie­fung der wirt­schaft­li­chen Verbin­dun­gen mit der UdSSR und ande­ren sozia­lis­ti­schen Staa­ten bei.

Die Elek­tri­fi­zie­rung der Mongo­lei wurde durch wirt­schaft­li­che und tech­no­lo­gi­sche Koope­ra­ti­ons­ab­kom­men mit den ande­ren sozia­lis­ti­schen Staa­ten voran­ge­trie­ben (Quelle: »Die Mongo­li­sche Volks­re­pu­blik«, 1982).

Ein zentra­ler Bestand­teil des sozia­lis­ti­schen Aufbaus in der Mongo­lei war die Umstruk­tu­rie­rung der Land­wirt­schaft in einen genos­sen­schaft­li­chen Sektor. Nach den bitte­ren Lektio­nen der frühen 1930er Jahre hatte die MRVP nur eine einfa­che Zusam­men­ar­beit zwischen den Araten geför­dert, die als indi­vi­du­elle Klein­pro­du­zen­ten arbei­te­ten und ihre Waren auf dem Markt unter­ein­an­der und an den Staat verkauf­ten. Doch die Bedin­gun­gen in der Mongo­lei hatten sich seit­her erheb­lich verän­dert. Die Indus­trie hatte große Fort­schritte gemacht und 1947 war ein System umfas­sen­der Wirt­schafts­pla­nung einge­führt worden. Um den Weg zum Sozia­lis­mus weiter zu beschrei­ten, war es notwen­dig, sowohl die Land­wirt­schaft in das Planungs­sys­tem zu inte­grie­ren als auch eine ratio­nelle Vertei­lung der Arbeits­kräfte einzu­füh­ren, von denen ein großer Teil in der inef­fi­zi­en­ten Praxis der priva­ten Vieh­zucht gebun­den war.

In den frühen 1950er Jahren begann die MRVP, die Grund­la­gen für eine stär­kere Zusam­men­ar­beit in der Land­wirt­schaft zu schaf­fen indem sie Verwal­tungs­schu­lun­gen und buch­hal­te­ri­sche Metho­den einführte und Genos­sen­schaf­ten steu­er­li­che Vergüns­ti­gun­gen gewährte.32 Im Laufe des Jahr­zehnts wurde deut­lich, dass das System der indi­vi­du­el­len Klein­pro­duk­tion von Waren die mongo­li­sche Wirt­schaft bremste. Fast während des gesam­ten Zeit­raums zwischen 1941 und 1959 wurden die Plan­ziele für tieri­sche Erzeug­nisse nicht erreicht.33 Auf dem 12. Partei­tag 1954 führte die MRVP den lang­sa­men Fort­schritt in der Land­wirt­schaft auf die Tatsa­che zurück, dass die Vieh­zucht von Hundert­tau­sen­den verstreu­ten Klein­pro­du­zen­ten betrie­ben wurde. Diese Produk­ti­ons­ver­hält­nisse verhin­der­ten die effek­tive Einfüh­rung moder­ner Tech­no­lo­gien und Metho­den in der Land­wirt­schaft. Diese Situa­tion stellte, wie der mongo­li­sche Histo­ri­ker D. Sodnom­gombo fest­stellte, einen »nicht-antago­nis­ti­schen Wider­spruch zwischen den Wirt­schafts­sek­to­ren« dar.34

So wurde die Genos­sen­schafts­be­we­gung 1956 wieder­be­lebt. Zu diesem Zeit­punkt mach­ten die hand­werk­lich arbei­ten­den Araten 73,9 Prozent der Bevöl­ke­rung aus.35 Da der Grund und Boden bereits 1928 verstaat­licht worden war, war die zentrale Frage, inwie­weit die mongo­li­sche Vieh­zucht und die land­wirt­schaft­li­chen Betriebe kollek­ti­viert werden soll­ten. Bis zum Ende des zwei­ten Fünf­jah­res­plans 1958 waren über 200.000 private Araten-Betriebe in 700 land­wirt­schaft­li­chen Genos­sen­schaf­ten zusam­men­ge­legt worden.36 Etwa 70 Prozent des Vieh­be­stands des Landes befan­den sich im gemein­sa­men Besitz der Genos­sen­schaf­ten und wurden von ihnen betreut, während 24 Prozent weiter­hin im Privat­be­sitz der Genos­sen­schafts­mit­glie­der waren, die sie für den Eigen­be­darf züch­ten konn­ten.37 Als Mitglie­der der Genos­sen­schaf­ten hatten die Araten auch das Recht, ihre eige­nen priva­ten Parzel­len zu bewirtschaften.

Die Auswei­tung der land­wirt­schaft­li­chen Genos­sen­schaf­ten erleich­terte die Einfüh­rung moder­ner Tech­no­lo­gien wie z. B. elek­tri­scher Schaf­schur­an­la­gen (Foto: MONZAME; Quelle: »Mongo­lei«, 1967).

Die Voll­endung der land­wirt­schaft­li­chen Genos­sen­schafts­be­we­gung wurde als ein wich­ti­ger Meilen­stein beim Aufbau des Sozia­lis­mus in der Mongo­lei ange­se­hen. Der 13. Partei­tag von 1958 kam zu dem Schluss, dass sich das Land »von einem reinen Vieh­zucht­land in einen agro-indus­tri­el­len Staat verwan­delt« habe.28 Nach einer landes­wei­ten Debatte wurde 1960 eine neue Verfas­sung verab­schie­det, die die Voll­endung des nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lungs­we­ges wider­spie­gelte. Die Volks­re­pu­blik wurde nun als »sozia­lis­ti­scher Staat der Arbei­ter, der genos­sen­schaft­lich orga­ni­sier­ten Araten und der arbei­ten­den Intel­li­genz« bezeich­net. Entspre­chend der Indus­tria­li­sie­rung des Landes wuchs der Anteil der Arbei­ter­klasse sowohl in der Partei als auch in der Natio­nal­ver­samm­lung im Verhält­nis zum Anteil der Araten in den 1950er Jahren.

Quel­len: Sodnom­gombo (1975), Gavri­lov (1975), Mähr­del (1975), Siebeck (1982).

Indus­tria­li­sie­rung und Kollek­ti­vie­rung hatten erheb­li­che Auswir­kun­gen auf die mongo­li­sche Gesell­schaft. Die Zahl der Arbei­ter wuchs von nur 14.800 (1940) auf 74.200 (1959), während der Anteil der in der Land­wirt­schaft beschäf­tig­ten Arbeits­kräfte von 90 Prozent (1940) auf 60 Prozent (1960) sank.39 Vor der Revo­lu­tion von 1921 lebten nur 2 Prozent der mongo­li­schen Bevöl­ke­rung in städ­ti­schen Gebie­ten, doch stieg diese Zahl bis 1963 auf über 40 Prozent an.40

Im Vergleich zu den ande­ren sozia­lis­ti­schen Staa­ten war die Indus­trie in der Mongo­lei noch rudi­men­tär, aber dieser Moder­ni­sie­rungs­schub war für den Lebens- und Bildungs­stan­dard im Land von großer Bedeu­tung. In den 1960er Jahren war das Analpha­be­ten­tum prak­tisch besei­tigt. Kinder erhiel­ten eine Grund­schul­aus­bil­dung, und Tausende von jungen Mongo­len ließen sich zu Inge­nieu­ren, Ärzten, Tier­ärz­ten, Wirt­schafts­wis­sen­schaft­lern usw. ausbil­den. Umfas­sende Initia­ti­ven im Gesund­heits­we­sen trugen dazu bei, die Hygie­ne­stan­dards zu verbes­sern und die Menschen gegen vermeid­bare Krank­hei­ten zu impfen. Mit der Grün­dung von land­wirt­schaft­li­chen Genos­sen­schaf­ten wurde der Land­be­völ­ke­rung außer­dem ein stabi­les Einkom­men garan­tiert, und die Araten hatten Anspruch auf Urlaub und Renten. Diese neuen sozia­len Rechte wurden vor dem Hinter­grund einer schnell wach­sen­den Gesell­schaft erreicht. Während die Bevöl­ke­rungs­zahl in den Jahr­hun­der­ten vor der Revo­lu­tion im Feuda­lis­mus allmäh­lich zurück­ging, verdop­pelte sich die Bevöl­ke­rung der Mongo­lei zwischen 1918 und 1962 von 542.000 auf über 1 Million. Bis zum Ende der sozia­lis­ti­schen Ära 1990 hatte sie sich vervierfacht.

Integration in den RGW (1960 – 1990)

Obwohl die Kollek­ti­vie­rung nicht einfach war, erwies sich die wirt­schaft­li­che Logik der MRVP als gut begrün­det. Die Inte­gra­tion der Land­wirt­schaft in eine einheit­li­che sozia­lis­ti­sche Volks­wirt­schaft schuf die Grund­lage für ein beein­dru­cken­des Wirt­schafts­wachs­tum in den 1960er Jahren. Die Indus­trie­pro­duk­tion pro Kopf stieg im Laufe des 3..und 4..Fünf­jah­res­plans (1962 – 1972) um 240 Prozent. Dies wiederum trug dazu bei, die Mecha­ni­sie­rung der Land­wirt­schaft voran­zu­trei­ben.41 Die aus den arbeits­in­ten­si­ven priva­ten Vieh­zucht­be­trie­ben frei­ge­setz­ten Araten bilde­ten nun die Arbeits­kräfte für die neuen Industrien.

Ein wich­ti­ger Faktor für die Inten­si­vie­rung der wirt­schaft­li­chen Entwick­lung der Mongo­lei nach dem Zwei­ten Welt­krieg waren die Bezie­hun­gen zu den ande­ren sozia­lis­ti­schen Staa­ten. Unter Renta­bi­li­täts­ge­sichts­punk­ten mach­ten die sozia­len und klima­ti­schen Bedin­gun­gen die Mongo­lei für auslän­di­sche Inves­ti­tio­nen unat­trak­tiv. Das Land war zwar reich an Boden­schät­zen wie Kupfer und Kohle, doch die Förde­rung und Verar­bei­tung erfor­derte einen erheb­li­chen Kapi­tal­auf­wand. Der Mangel an einhei­mi­scher Tech­no­lo­gie und Fach­wis­sen machte es unmög­lich, die Rohstoff­in­dus­trie allein aufzu­bauen. Diese Reali­tät plagt die kapi­ta­lis­ti­sche Mongo­lei auch heute noch.

In der sozia­lis­ti­schen Peri­ode war es der Volks­re­pu­blik jedoch gelun­gen, sich von der kapi­ta­lis­ti­schen Welt­wirt­schaft abzu­kop­peln und die Abhän­gig­keit von auslän­di­schem Kapi­tal zu über­win­den. 1960 machte der Handel mit dem sozia­lis­ti­schen Block bereits 94 Prozent der mongo­li­schen Exporte und 76 Prozent der Importe aus.42 Die Finanz­mit­tel für die Entwick­lung kamen aus dem sozia­lis­ti­schen Block zu sehr güns­ti­gen Kondi­tio­nen. Vor allem aber betrie­ben die sozia­lis­ti­schen Part­ner in der Mongo­lei keine Unter­neh­men, um den Reich­tum des Landes abzu­schöp­fen, sondern unter­stütz­ten statt­des­sen Unter­neh­men in öffent­li­chem Besitz oder Joint Ventures. Dies bedeu­tete, dass die Produkt­über­schüsse des Landes plan­mä­ßig akku­mu­liert und in die Wirt­schaft reinves­tiert werden konn­ten und somit die indus­tri­elle Basis erwei­tert und sozia­ler Fort­schritt finan­ziert wurde.

Die sozia­lis­ti­schen Handels­be­zie­hun­gen nahmen nach 1962 einen quali­ta­tiv neuen Charak­ter an, als die Mongo­lei als erster nicht­eu­ro­päi­scher Staat der Wirt­schafts­ge­mein­schaft des sozia­lis­ti­schen Blocks, dem Rat für gegen­sei­tige Wirt­schafts­hilfe (RGW), beitrat. Dieser Über­gang von bila­te­ra­len zu multi­la­te­ra­len Handels­be­zie­hun­gen ermög­lichte die schritt­weise Inte­gra­tion der mongo­li­schen Wirt­schaft in die sozia­lis­ti­sche inter­na­tio­nale Arbeits­tei­lung. Der darauf folgende geplante Wissens- und Tech­no­lo­gie­trans­fer trug dazu bei, die mate­ri­elle und tech­ni­sche Basis der mongo­li­schen Wirt­schaft voran­zu­trei­ben. Mit Hilfe der ande­ren sozia­lis­ti­schen Staa­ten wurden land­wirt­schaft­li­che Komplexe, geolo­gi­sche Labo­ra­to­rien und Berg­bau­be­triebe aufge­baut.43

Erde­net, die heute zweit­größte Stadt der Mongo­lei, entstand im Zusam­men­hang mit dem massi­ven sowje­tisch-mongo­li­schen Kupfer­berg­bau, der Mitte der 1970er Jahre einsetzte (Quelle: »Die Mongo­li­sche Volks­re­pu­blik«, 1982).

Im kapi­ta­lis­ti­schen Welt­han­del ist es typisch, dass eine indus­tria­li­sierte kapi­ta­lis­ti­sche Macht Rohstoffe aus einer ehema­li­gen Kolo­nie impor­tiert und im Gegen­zug Fertig­wa­ren expor­tiert. Dies dient der Vertie­fung von Abhän­gig­keits­ver­hält­nis­sen, da die ehema­lige Kolo­nie nicht nur an der Indus­tria­li­sie­rung gehin­dert wird, sondern im Laufe der Zeit auch eine Verschlech­te­rung der Handels­be­din­gun­gen erlei­det. Die entwi­ckel­te­ren sozia­lis­ti­schen Staa­ten waren sich dieser Reali­tät bewusst und versuch­ten nicht einfach, Rohstoffe zu kaufen und Konsum­gü­ter an weni­ger entwi­ckelte Staa­ten in Asien und Afrika zu liefern. Viel­mehr inves­tier­ten sie in die Infra­struk­tur und die verar­bei­tende Indus­trie vor Ort (in öffent­li­chem Besitz oder in Joint Ventures), um die lang­fris­tige Entwick­lung zu fördern. In der Mongo­lei lässt sich dieses Muster an der Handels­struk­tur der Wirt­schaft able­sen. Der Anteil von Maschi­nen und Ausrüs­tun­gen an den Gesamt­ein­fuh­ren aus der UdSSR stieg von nur 7,9 Prozent im Jahr 1946 auf über 55 Prozent im Jahr 1972.44 Gleich­zei­tig stieg die Menge der in die UdSSR expor­tier­ten verar­bei­te­ten und halb­ver­ar­bei­te­ten Waren dras­tisch an, während der rela­tive Anteil der Rohstoff­ex­porte zurückging.

Das Ziel des RGW war es, den Entwick­lungs­stand aller Mitglieds­staa­ten anzu­he­ben und anzu­glei­chen. Dies bedeu­tete jedoch nicht, dass die Wirt­schafts­struk­tu­ren der stär­ker indus­tria­li­sier­ten Staa­ten in den weni­ger entwi­ckel­ten Staa­ten nach­ge­bil­det werden soll­ten. Viel­mehr soll­ten Struk­tu­ren entwi­ckelt werden, die den natio­na­len Gege­ben­hei­ten des jewei­li­gen Staa­tes entspra­chen. Auf diese Weise sollte die »sozia­lis­ti­sche Wirt­schafts­in­te­gra­tion« die Produk­ti­vi­tät und das Pro-Kopf-Einkom­men in der Breite erhö­hen, wobei sich jedes Mitglied auf einen bestimm­ten Sektor spezia­li­sie­ren sollte. Als »agro-indus­tri­el­ler Staat« sollte die Mongo­lei bei der Elek­tri­fi­zie­rung und der Verar­bei­tung von Nahrungs­mit­teln und tieri­schen Neben­pro­duk­ten (Wolle, Leder, Felle usw.) unter­stützt werden. Lang­fris­tige Kredite und Joint Ventures halfen beim Bau völlig neuer Verar­bei­tungs­fa­bri­ken. Am Ende ihres ersten Jahr­zehnts im RGW deckte die Volks­re­pu­blik bereits 20 Prozent der Fleisch- und 10 Prozent der Woll­im­porte des sozia­lis­ti­schen Blocks ab.45 Die geplante wirt­schaft­li­che Inte­gra­tion in den sozia­lis­ti­schen Block trug dazu bei, den Über­gang der Mongo­lei von einem Agrar­land zu einem Indus­trie­staat voranzutreiben:

Quelle: P. Suka­che­vin et al. (1991)

Der Wissens- und Tech­no­lo­gie­trans­fer stand im Mittel­punkt der Bezie­hun­gen der sozia­lis­ti­schen Staa­ten zur Mongo­lei. Bis 1973 hatten rund 17.000 Mongo­len eine Ausbil­dung in der UdSSR erhal­ten, Tausende weitere studier­ten in ande­ren sozia­lis­ti­schen Staa­ten. Während der RGW in den 1980er Jahren noch eine rudi­men­täre Form der inter­na­tio­na­len Arbeits­tei­lung darstellte, spielte er eine Schlüs­sel­rolle bei der Förde­rung der Entwick­lung der Mongo­lei. Das Land verzeich­nete in dieser Zeit ein bemer­kens­wer­tes Indus­tria­li­sie­rungs­tempo, wobei sich die indus­tri­elle Brut­to­pro­duk­tion zwischen 1960 und 1980 fast versechs­fachte.46 Das Anfang der 1960er Jahre einset­zende chine­sisch-sowje­ti­sche Zerwürf­nis hatte zwei­fel­los eine nach­tei­lige Wirkung auf die Wirt­schaft der Mongo­lei. Die poli­ti­schen Bezie­hun­gen zwischen Ulaan­baa­tar und Peking wurden extrem ange­spannt, die Mongo­lei verlor dadurch einen wich­ti­gen Handels­part­ner direkt an ihrer Grenze. Die Trans­mon­go­li­sche Eisen­bahn hatte Peking mit der UdSSR verbun­den und wesent­lich zum Poten­zial des RGW beigetragen.

Hunderte von neuen Fabri­ken wurden mit Hilfe ande­rer sozia­lis­ti­scher Staa­ten errich­tet. Die Teppich­fa­brik »Wilhelm Pieck« in Ulaan­baa­tar war ein gemein­sa­mes Projekt der Mongo­lei und der DDR (Quelle: »Die Mongo­li­sche Volks­re­pu­blik«, 1982).

Da die mongo­li­sche Plan­wirt­schaft nicht vom kapi­ta­lis­ti­schen Welt­markt abhän­gig war, litt sie nicht unter Rezes­sio­nen oder Stagna­tion und konnte trotz der Ölkri­sen, von denen ein Groß­teil der übri­gen Welt betrof­fen war, konti­nu­ier­lich wach­sen. Nach der Durch­set­zung des Kapi­ta­lis­mus im Jahr 1990 wurde die Mongo­lei weit­ge­hend deindus­tria­li­siert und wurde immer wieder vom Boom-Bust-Zyklus heim­ge­sucht. Dendev Terbish­dagva, der ehema­lige stell­ver­tre­tende Premier­mi­nis­ter der Mongo­lei (2012–2014), erin­nerte sich daran:

»Wir haben den Kapi­ta­lis­mus [aus dem Westen] einfach kopiert. Wir haben die natio­na­len Bedin­gun­gen in der Mongo­lei nicht berück­sich­tigt: die histo­ri­sche Entwick­lung unse­res Landes, den noma­di­schen Sektor in unse­rer Wirt­schaft, die Anzahl der Einwoh­ner und so weiter. Wir haben einfach [den Westen] kopiert. […] Die Unter­neh­men wurden priva­ti­siert. Das war meiner Meinung nach der erste große Fehler. Viele Mongo­len verlo­ren ihre Arbeit. Hoch­qua­li­fi­zierte und ausge­bil­dete Menschen lande­ten auf der Straße. Die Indus­trien wurden zerstört. Eini­gen gelang es, Unter­neh­men zu kaufen und sie ins Ausland zu brin­gen, wodurch sie sehr reich wurden. Andere verlo­ren alles. In der Mongo­lei herrschte plötz­lich eine große Ungleich­heit. […] Auch die Land­wirt­schaft wurde ruiniert. Vor 1990 haben wir Weizen expor­tiert. Bis 2000 muss­ten wir 85 Prozent unse­res Weizens aus Japan und den USA impor­tie­ren. Inner­halb von 10 Jahren haben wir alles ruiniert. Das ist passiert, nach­dem wir auf die Bera­ter der Welt­bank gehört haben, die in die Mongo­lei kamen. Sie waren noch nie in unse­rem Land gewe­sen. Sie wuss­ten nichts über die Struk­tur der sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft und die noma­di­sche Wirt­schaft. Das war in Afrika und Latein­ame­rika nicht anders. Sie sagten uns, dass alles, was wir aufge­baut hatten, ruiniert werden müsse, und am Ende haben sie es sehr gut ruiniert.«47

Die Mongolei und die Strategie der »nichtkapitalistischen Entwicklung« in Afrika und Asien

Die Erklä­rung der mongo­li­schen Regie­rung aus dem Jahr 1960, dass das Land den nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lungs­weg abge­schlos­sen habe, fiel mit dem »Jahr Afri­kas« zusam­men, in dem 17 afri­ka­ni­sche Staa­ten ihre poli­ti­sche Unab­hän­gig­keit erlang­ten. Auf der Suche nach Auswe­gen aus der durch den Kolo­nia­lis­mus verur­sach­ten Unter­ent­wick­lung waren viele dieser jungen Regie­run­gen daran inter­es­siert, von den Indus­tria­li­sie­rungs­stra­te­gien der Sowjet­union und ande­rer sozia­lis­ti­scher Staa­ten zu lernen. Die Ausgangs­be­din­gun­gen, mit denen die anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Regie­run­gen in Afrika und Asien nun konfron­tiert waren, ähnel­ten denen, mit denen die MRVP 1921 konfron­tiert war: Die auslän­di­sche Besat­zung hatte die Struk­tur der Wirt­schaft stark verzerrt, und (halb-)feudale Kräfte stan­den der Indus­trie und dem sozia­len Fort­schritt im Weg. 1960 erar­bei­tete die kommu­nis­ti­sche Welt­be­we­gung den theo­re­ti­schen Rahmen der nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lung und vertrat die Posi­tion, dass dieser Weg zum Sozia­lis­mus nun auch neuen anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Staa­ten wie Ägyp­ten, Mali, Guinea und Ghana offen stehe.48

Es stellte sich also die Frage, wie die mongo­li­sche Erfah­rung nicht­ka­pi­ta­lis­ti­sche Stra­te­gien in Afrika und Asien beein­flus­sen könnte. In der sozia­lis­ti­schen Wissen­schaft gab es zunächst zwei diver­gie­rende Rich­tun­gen: dieje­ni­gen, die argu­men­tier­ten, dass die Erfah­run­gen der Mongo­lei ein »Grund­mo­dell« darstell­ten, dem alle Staa­ten, die diese Stra­te­gie verfolg­ten, folgen soll­ten, oder dieje­ni­gen, die glaub­ten, dass diese Erfah­run­gen für die neu befrei­ten Staa­ten keine Bedeu­tung hatten.49 Ende der 1960er Jahre hatte man sich auf eine nuan­cierte Analyse geei­nigt, in der betont wurde, dass es zwar allge­meine Merk­male der nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lung gibt, dass aber die spezi­fi­sche Poli­tik und das Tempo dieses Prozes­ses in jedem Staat je nach den natio­na­len Bedin­gun­gen unter­schied­lich sein würden. Ein mecha­ni­sches Kopie­ren des poli­ti­schen Vorge­hens würde zu densel­ben Fehlern führen, die die MRVP Ende der 1920er Jahre gemacht hatte.

Vor diesem Hinter­grund trafen sich 1975 Wissen­schaft­ler und poli­ti­sche Kader aus sieben sozia­lis­ti­schen Staa­ten in Berlin zu einer Konfe­renz mit dem Titel »Der revo­lu­tio­näre Weg der Mongo­li­schen Volks­re­pu­blik zum Sozia­lis­mus: Probleme der Umge­hung des kapi­ta­lis­ti­schen Entwick­lungs­sta­di­ums«. Sie wurde gemein­sam von der Berli­ner Humboldt-Univer­si­tät, der Leip­zi­ger Karl-Marx-Univer­si­tät und dem Zentral­rat für Asien‑, Afrika- und Latein­ame­ri­ka­wis­sen­schaf­ten der DDR ausge­rich­tet. Die Teil­neh­mer kamen aus der Sowjet­union, der Mongo­li­schen VR, der VR Bulga­rien, der DR Viet­nam, der VR Polen und der ČSSR. Ihr Ziel war es, die Lehren aus dieser Geschichte zu ziehen und zu verste­hen, wie die mongo­li­schen Revo­lu­tio­näre die beson­de­ren Heraus­for­de­run­gen, denen sie sich gegen­über­sa­hen, bewältigten.

Die Vorträge der Konfe­renz wurden vom Akade­mie Verlag der DDR veröf­fent­licht. Hier ist die Liste der teil­neh­men­den Wissenschaftler.

Die Teil­neh­mer waren sich einig, dass der allge­meine Charak­ter der mongo­li­schen Revo­lu­tion dem der Revo­lu­tio­nen in vielen afri­ka­ni­schen und asia­ti­schen Staa­ten entspre­che: natio­nal und demo­kra­tisch, anti­im­pe­ria­lis­tisch und anti­feu­dal. Bei der Demo­kra­ti­sie­rung der Gesell­schaft und der Wirt­schaft hätten diese Staa­ten mit dem erbit­ter­ten Wider­stand reak­tio­nä­rer Kräfte (wie dem Lamais­mus in der Mongo­lei) und äuße­ren Bedro­hun­gen zu kämp­fen. Um die kapi­ta­lis­ti­schen Verhält­nisse zu umge­hen oder abzu­bre­chen, müss­ten die revo­lu­tio­nä­ren poli­ti­schen Parteien die Staats­macht sichern und die arbei­ten­den Massen schritt­weise in die Verwal­tung der Gesell­schaft einbe­zie­hen. Für B. Siren­dyb, Profes­sor und Präsi­dent der Akade­mie der Wissen­schaf­ten der Mongo­lei, gab es vier wich­tige Fakto­ren, die zum Erfolg seines Landes beitrugen:

  1. Die poli­ti­sche Unter­stüt­zung der kommu­nis­ti­schen Welt­be­we­gung und die wirt­schaft­li­che und mili­tä­ri­sche Hilfe der sozia­lis­ti­schen Staaten
  2. Die poli­ti­sche Führung der MRVP
  3. Die demo­kra­ti­sche Staats­ge­walt des Volkes
  4. Einbe­zie­hung der Volks­mas­sen in die Lösung der sozia­len und wirt­schaft­li­chen Probleme

Der subjek­tive Faktor war hier der Schlüs­sel. Die nicht­ka­pi­ta­lis­ti­sche Entwick­lung würde sich nicht spon­tan entwi­ckeln, so wie sich die kapi­ta­lis­ti­schen Verhält­nisse aus dem Feuda­lis­mus heraus entwi­ckel­ten. Dieser kompli­zierte Weg zum Sozia­lis­mus erfor­derte die Führung einer Partei mit einem wissen­schaft­lich fundier­ten Programm. Im Kontext der kolo­nia­len Besat­zung und der feuda­len Ausbeu­tung würde diese Partei nicht direkt als Vorhut des Prole­ta­ri­ats entste­hen, wie es die kommu­nis­ti­schen Parteien in Europa getan hatten. Viel­mehr würde sich die Partei im Laufe der Zeit von einer anti­ko­lo­nia­len Massen­par­tei zu einer Avant­garde der Werk­tä­ti­gen entwi­ckeln. Als die Mongo­li­sche Volks­par­tei 1920 gegrün­det wurde, bestand ihre Mitglied­schaft aus Araten, Kleri­kern und Adli­gen. Erst nach einem inten­si­ven Kampf konnte die marxis­tisch-leni­nis­tisch inspi­rierte Arat-Frak­tion den Sieg errin­gen. Im Laufe weite­rer Kämpfe in den folgen­den Jahr­zehn­ten entwi­ckel­ten sich die Partei und die Staats­macht weiter und nahmen allmäh­lich einen prole­ta­ri­schen Charak­ter an. In diesem Sinne bemerkte D. Sodnom­gombo vom Insti­tut für Geschichte der Mongolei:

»In Verbin­dung mit der grund­le­gen­den Ände­rung der Klas­sen­ver­hält­nisse verän­derte sich nicht nur das Wesen, sondern auch die Funk­tion des poli­ti­schen Über­baus. Ein Beweis dafür ist die Tatsa­che, daß die revo­lu­tio­när-demo­kra­ti­sche Dikta­tur der werk­tä­ti­gen Araten in die Dikta­tur der Arbei­ter­klasse über­ging, und die revo­lu­tio­näre, früher ihrem Wesen nach demo­kra­ti­sche Volks­par­tei in eine Partei marxis­tisch-leni­nis­ti­schen Typs umge­wan­delt wurde.«50

Diese Über­le­gun­gen veran­lass­ten den DDR-Wissen­schaft­ler Chris­tian Mähr­del zu der Schluss­fol­ge­rung, dass sich die anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Regie­run­gen Afri­kas in den 1960er Jahren – ganz allge­mein betrach­tet – in einem ähnli­chen Zustand befan­den wie die MRVP in den 1920er und 1930er Jahren.51 Doch die Bedin­gun­gen, mit denen diese Regie­run­gen konfron­tiert waren, waren viel komple­xer als die der MRVP. Die sozia­lis­tisch orien­tier­ten Staa­ten in Afrika und Asien gehör­ten häufig zu denje­ni­gen Staa­ten, die von der UNO als »am wenigs­ten entwi­ckelte Länder« bezeich­net wurden. Sie waren in weit­aus stär­ke­rem Maße in die kapi­ta­lis­ti­sche Welt­wirt­schaft inte­griert als die Mongo­lei in den 1920er Jahren. Ihr Handel und ihre wich­tigs­ten Wirt­schafts­sek­to­ren wurden von euro­päi­schen oder US-ameri­ka­ni­schen Konzer­nen beherrscht. Gleich­zei­tig waren die afri­ka­ni­schen Staa­ten geogra­fisch vom sozia­lis­ti­schen Block isoliert. Der Einfluss der impe­ria­lis­ti­schen Mächte war daher weit­aus größer. Auch wenn die Teil­neh­mer der Konfe­renz diesen Punkt nicht erör­ter­ten, ist es wich­tig, darauf hinzu­wei­sen, dass die Komin­tern – die eine so wich­tige Rolle bei der Führung der MRVP gespielt hatte – nach ihrer Auflö­sung 1943 nie wieder­her­ge­stellt wurde.

Die wirt­schaft­li­che und mili­tä­ri­sche Hilfe der UdSSR für die Mongo­li­sche Volks­re­pu­blik war von entschei­den­der Bedeu­tung. Die trans­mon­go­li­sche Eisen­bahn stellte eine direkte wirt­schaft­li­che Verbin­dung zum sozia­lis­ti­schen Block dar. Die anti­im­pe­ria­lis­ti­schen afri­ka­ni­schen Staa­ten hatten dieses Privi­leg nicht. Sie waren von feind­li­chen Staa­ten umge­ben, die einen ande­ren Entwick­lungs­pfad verfolg­ten. Die Mitglied­schaft im RGW, die die Entwick­lung der Mongo­lei nach 1960 voran­trieb, wurde den sozia­lis­tisch orien­tier­ten Staa­ten in Afrika nie gewährt. Der viel­ver­spre­chendste Kandi­dat war Mosam­bik. Als Maputo 1980 den Beitritt zur Orga­ni­sa­tion bean­tragte, genoss es große Unter­stüt­zung aus Berlin, denn die DDR hatte sich inten­siv um engere Wirt­schafts­be­zie­hun­gen bemüht.52 Da Ende der 1970er Jahre noch 80 Prozent der mosam­bi­ka­ni­schen Exporte für den kapi­ta­lis­ti­schen Welt­markt bestimmt waren, war dies eine hervor­ra­gende Gele­gen­heit, die neoko­lo­niale Abhän­gig­keit des Landes vom Westen zu verrin­gern. Doch die ande­ren osteu­ro­päi­schen Staa­ten im RGW stimm­ten gegen die Aufnahme. Dies lag wahr­schein­lich daran, dass die ande­ren Staa­ten weni­ger entwi­ckelt waren als die DDR und zu dieser Zeit bereits mit ihren eige­nen wirt­schaft­li­chen Schwie­rig­kei­ten zu kämp­fen hatten. Mosam­bik blieb nichts ande­res übrig, als sich dem Westen zuzu­wen­den: 1984 trat es dem Inter­na­tio­na­len Währungs­fonds bei und nahm Bezie­hun­gen zur Bundes­re­pu­blik Deutsch­land auf, was seine Abhän­gig­keit noch weiter vertiefte.

Als die kommu­nis­ti­sche Welt­be­we­gung 1920 zum ersten Mal die Möglich­keit eines nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lungs­we­ges formu­lierte, betonte Lenin, dies würde voraus­set­zen, dass »die Sowjet­re­gie­run­gen [den ehema­li­gen Kolo­nien] ihnen mit allen verfüg­ba­ren Mitteln zu Hilfe kommen«.53 Dies war der Kern der Sache. Der sozia­lis­ti­sche Block war nicht in der Lage – und bis zu einem gewis­sen Grad auch nicht gewillt –, dieser Verpflich­tung nach­zu­kom­men. Viele Wissen­schaft­ler beton­ten auf der Konfe­renz 1975 immer wieder die Rolle der Hilfe der Sowjet­union für die Entwick­lung der Mongo­lei, aber nur wenige waren bereit, die Gren­zen ihres eige­nen Welt­sys­tems einzugestehen:

»Auch wenn in unse­rer Zeit Kraft und Einfluß der sozia­lis­ti­schen Staa­ten­ge­mein­schaft stän­dig zuneh­men, ist die seiner­zeit [in der Mongo­lei] konkret erreich­bare allsei­tige Wirk­sam­keit heute (und noch für einen länge­ren Zeit­raum) gegen­über den sozia­lis­tisch orien­tier­ten Kräf­ten in Afrika und Asien noch nicht erreich­bar, kann das Heraus­lö­sen dieser Länder aus dem System der kapi­ta­lis­ti­schen Welt­wirt­schaft so schnell nicht durch­ge­setzt werden.«54

Anstatt sich diesem Dilemma zu stel­len, gab es eine wach­sende Tendenz inner­halb der kommu­nis­ti­schen Welt­be­we­gung, vor ihm zu kapi­tu­lie­ren und das Enga­ge­ment für den anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Kampf in Afrika und Asien aufzu­ge­ben. Dies zeigte sich auch an der Stagna­tion der Pläne des RGW zur inter­na­tio­na­len wirt­schaft­li­chen Inte­gra­tion. Viele sozia­lis­ti­sche Staa­ten in Osteu­ropa rich­te­ten sich in den späten 1970er und 1980er Jahren zuneh­mend auf die kapi­ta­lis­ti­sche Welt­wirt­schaft aus. Unkor­ri­giert kulmi­nier­ten die poli­ti­schen Folgen dieser Dyna­mik in der so genann­ten Poli­tik des »neuen Denkens« unter Michail Gorbat­schow. Unter dem Deck­man­tel des »Prag­ma­tis­mus« setz­ten sich sowje­ti­sche Wissen­schaft­ler und Diplo­ma­ten wie Karen Brutents und Alex­an­der Jakow­lew dafür ein, die sowje­ti­sche Unter­stüt­zung für sozia­lis­tisch orien­tierte Staa­ten wie Angola, Mosam­bik und Afgha­ni­stan zu reduzieren.

Fußnoten

[1] W. König, »Mongo­lei«, Museum für Völker­kunde zu Leip­zig, Leip­zig, 1967, S. 75.

[2] Von den 225 Mitglie­dern im Dezem­ber 1921 gehör­ten etwa 10 Prozent den feuda­len Klas­sen an. Der Rest waren Araten. Die Probe­zeit für den Adel und die Lamas war doppelt so lang wie die für die Araten. Siehe R. Bormann »Zur Entste­hung und Entwick­lung der MRVP in den Jahren von 1918 bis 1940« in Die Mongo­li­sche Volks­re­pu­blik, Dietz Verlag, Berlin, 1982, S. 46.

[3] W. I. Lenin, »Unter­re­dung mit einer Dele­ga­tion der Mongo­li­schen Volks­re­gie­rung« in Lenin, Werke, Ergän­zungs­band 1917–1923, Dietz Verlag Berlin 1971, S. 372 f.

[4] D. Das, »Die führende Rolle der MRVP während der nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lung der MVR« in Der revo­lu­tio­näre Weg der Mongo­li­schen Volks­re­pu­blik zum Sozia­lis­mus, Akade­mie-Verlag, Berlin, 1978, S. 59.

[5] Siehe R. Bormann, a.a.O., S. 49.

[6] P. Suka­che­vin et al., »The Mongo­lian People’s Repu­blic: Toward a Market Economy«, Inter­na­tio­nal Mone­tary Fund, 1991, S. 4.

[7] Ebd, S. 5.

[8] Siehe J. Sima, »Zur Rolle der Komin­tern bei der Vertei­di­gung der Gene­ral­li­nie der MRVP Ende der zwan­zi­ger und Anfang der drei­ßi­ger Jahre« in Der revo­lu­tio­näre Weg der Mongo­li­schen Volks­re­pu­blik zum Sozia­lis­mus, Akade­mie-Verlag, Berlin, 1978, S. 241.

[9] Siehe U. Schöne, »Die Entwick­lung des Volks­bil­dungs­we­sens in der Mongo­li­schen Volks­re­pu­blik« in Die Mongo­li­sche Volks­re­pu­blik, a.a.O., S. 171.

[10] Siehe J. Sima, a.a.O., S. 243.

[11] Ebd., S. 243.

[12] Ebd., S. 245.

[13] Ebd., S. 248.

[14] Zitiert in H. Piazza, »Die Komin­tern und die MRVP« in Der revo­lu­tio­näre Weg der Mongo­li­schen Volks­re­pu­blik zum Sozia­lis­mus, a.a.O., S. 272.

[15] Siehe J. Sima, a.a.O., S. 248.

[16] Siehe S. Naca­gdorz, »Das inter­na­tio­na­lis­ti­sche Bünd­nis der werk­tä­ti­gen Araten mit der Arbei­ter­klasse des sieg­rei­chen Sozia­lis­mus – ein entschei­den­der Faktor der nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lung der MVR« in Der revo­lu­tio­näre Weg der Mongo­li­schen Volks­re­pu­blik zum Sozia­lis­mus, a.a.O., S. 35.

[17] Siehe J. Sima, a.a.O., S. 241.

[18] Siehe W. König, a.a.O., S. 85.

[19] Siehe J. Sima, a.a.O., S. 257.

[20] Ebd., S. 257.

[21] Ebd., S. 260.

[22] Siehe W. König, a.a.O., S. 81.

[23] Siehe B. Siren­dyb, »Einige Probleme aus der Geschichte der nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lung der MVR zum Sozia­lis­mus« in Der revo­lu­tio­näre Weg der Mongo­li­schen Volks­re­pu­blik zum Sozia­lis­mus, a.a.O., S. 25.

[24] Siehe J. Sima, a.a.O., S. 241.

[25] Siehe R. Bormann, a.a.O., S. 53.

[26] Siehe W. König, a.a.O., S. 86.

[27] D. Sodnom­gombo, »Die grund­le­gen­den Verän­de­run­gen in der Klas­sen­struk­tur der MVR als Ergeb­nis der Über­win­dung der sozia­len Wider­sprü­che in der Über­gangs­pe­ri­ode vom Feuda­lis­mus zum Sozia­lis­mus« in Der revo­lu­tio­näre Weg der Mongo­li­schen Volks­re­pu­blik zum Sozia­lis­mus, a.a.O., S. 101.

[28] Siehe P. Suka­che­vin et al., a.a.O., S. 6.

[29] Ebd., S. 6 und D. Sodnom­gombo, a.a.O., S. 106.

[30] Siehe H. Siebeck »Die MVRP – die führende Kraft der sozia­lis­ti­schen Revo­lu­tion in der MVR (1940 bis zur Gegen­wart)« in Die Mongo­li­sche Volks­re­pu­blik, a.a.O., S. 56.

[31] D. Sodnom­gombo, a.a.O., S. 106.

[32] Siehe P. Suka­che­vin et al., a.a.O., S. 6.

[33] Siehe D. Sodnom­gombo, a.a.O., S. 107.

[34] Ebd., S. 108.

[35] Siehe S. K. Roscin, »Der Lenin­sche Genos­sen­schafts­plan und die Erfah­run­gen der MVR« in Der revo­lu­tio­näre Weg der Mongo­li­schen Volks­re­pu­blik zum Sozia­lis­mus, a.a.O., S. 313.

[36] Siehe S. K. Roscin, »Die sozia­lis­ti­sche Land­wirt­schaft in der MVR« in Die Mongo­li­sche Volks­re­pu­blik, a.a.O., S. 96 und P. Suka­che­vin et al., a.a.O., S. 6.

[37] Das übrige Vieh war im Besitz staat­li­cher Betriebe. »Einzelne [Genossenschafts-]Mitglieder durf­ten Vieh besit­zen. In den Weide­ge­bie­ten der Berg­steppe waren zehn Stück Vieh pro Person, bis zu fünf­zig Stück pro Haus­halt, erlaubt. In den Wüsten­ge­bie­ten waren fünf­zehn Tiere pro Person und bis zu fünf­und­sieb­zig Tiere pro Haus­halt erlaubt. Private Grund­stü­cke waren auch für [Genossenschafts-]Bauern erlaubt. Siehe S. K. Roscin, »Die sozia­lis­ti­sche Land­wirt­schaft in der MVR«, a.a.O., S. 96 und R. Worden und A. M. Savada, »Mongo­lia: A Coun­try Study«, GPO for the Library of Congress, Washing­ton, 1989: https://countrystudies.us/mongolia/53.htm

[38] D. Sodnom­gombo, a.a.O., S. 104.

[39] Siehe D. Sodnom­gombo, a.a.O., S. 104, und R. Worden und A. M. Savada.

[40] W. König, a.a.O., S. 32.

[41] G.S. Matveeva, »Die Schaf­fung der mate­ri­ell-tech­ni­schen Basis in der MVR« in Der revo­lu­tio­näre Weg der Mongo­li­schen Volks­re­pu­blik zum Sozia­lis­mus, a.a.O., S. 71.

[42] Siehe P. Suka­che­vin et al., a.a.O., S. 6.

[43] Ebd., S. 6.

[44] Siehe V. D. Ticho­mi­rov, »Einige Probleme der ökono­mi­schen Zusam­men­ar­beit der MVR mit den sozia­lis­ti­schen Staa­ten« in Der revo­lu­tio­näre Weg der Mongo­li­schen Volks­re­pu­blik zum Sozia­lis­mus, a.a.O., S. 412.

[45] Ebd., S. 413.

[46] Siehe P. Suka­che­vin et al., S. 8.

[47] D. Terbish­dagva, im Gespräch mit der IFDDR. Juli 2024. Ulaanbaatar.

[48] Siehe die »Moskauer Erklä­rung von 1960«, die von 81 kommu­nis­ti­schen und Arbei­ter­par­teien unter­zeich­net wurde: https://www.marxists.org/history/international/comintern/sino-soviet-split/other/1960statement.htm

[49] Siehe C. Mähr­del, »Die Erfah­rung der MRVP im revo­lu­tio­nä­ren Prozess nicht­ka­pi­ta­lis­ti­scher Entwick­lung zum Sozia­lis­mus und revo­lu­tio­när-demo­kra­ti­sche Parteien der heute sozia­lis­tisch orien­tier­ten Länder Afri­kas: Bemer­kun­gen zu einem histo­ri­schen Vergleich« in Der revo­lu­tio­näre Weg der Mongo­li­schen Volks­re­pu­blik zum Sozia­lis­mus, a.a.O., 1978, S. 459.

[50] Siehe D. Sodnom­gombo, a.a.O., S. 101.

[51] Siehe C. Mähr­del, a.a.O., S. 466.

[52] Auf die DDR entfie­len 1980 etwas mehr als 8 Prozent der Exporte und 5,5 Prozent der Importe Mosam­biks. Siehe P. Vanne­mann, »Soviet stra­tegy in Southern Africa: Gorbachev’s prag­ma­tic approach«, Hoover Press, Stan­ford, 1980.

[53] W. I. Lenin, »Zwei­ter Kongress der Kommu­nis­ti­schen Inter­na­tio­nale« in Lenin, Werke, Band 31, Dietz Verlag Berlin, 1966, S. 232.

[54] C. Mähr­del, a.a.O., S. 460.