IFDDR Newsletter: Februar 2025

80 Jahre nach dem Sieg über den deut­schen Faschis­mus in Europa stehen welt­weit alle Zeichen auf einen erneu­ten großen Krieg. Es scheint, als beweg­ten sich erstar­kende faschis­ti­sche Akteure einer­seits und eine sich vertie­fende poli­tisch-wirt­schaft­li­che Krise ande­rer­seits zuse­hends aufein­an­der zu. Faschis­mus liegt in der Luft.

Aus gege­be­nem Anlass veran­stal­tet das Zetkin Forum, das auch die Forschungs­stelle beher­bergt, eine inter­na­tio­nale marxis­ti­sche Konfe­renz. Denn bereits vor über 100 Jahren begann eine umfas­sende Debatte unter Marxis­ten, um das Phäno­men des Faschis­mus zu verste­hen. Unsere wissen­schaft­lich-poli­ti­sche Konfe­renz will an diese Debat­ten anknüp­fen, Kontro­ver­sen, wie die Bezie­hung zwischen Libe­ra­lis­mus und Faschis­mus bis in die heutige Zeit verfol­gen und mit Histo­ri­kern und Anti­fa­schis­ten aus Europa die Tendenz zum Faschis­mus diskutieren.

Ab jetzt könnt ihr Euch zur Konfe­renz „Faschis­mus zurück in Europa?“ online anmel­den (20. – 22. Juni in Berlin). Euch erwar­tet ein inten­si­ves und fokus­sier­tes Programm aus Vorträ­gen und Podien mit Wissen­schaft­le­rin­nen und Wissen­schaft­lern, vornehm­lich aus Ost- und West­eu­ropa, um der Frage der konkre­ten Gefahr des Faschis­mus auf den Grund zu gehen.

Alle stets aktua­li­sier­ten Infos zum Programm sowie den Link zur Anmel­dung findet ihr hier:
https://zetkin.forum/faschismus/

Neuer Artikel erschienen: „Die Mongolische Volksrepublik: Ein Vorreiter des nichtkapitalistischen Entwicklungswegs“

Im vergan­ge­nen Jahr hatten wir die Gele­gen­heit, viel über die jüngere Geschichte der Mongo­lei zu lernen. Im Sommer trafen wir uns mit dem ehema­li­gen Vize-Premier­mi­nis­ter der Mongo­lei, Dendev Terbish­dagva, der als junger Student in der DDR lebte. Er erzählte uns von den Errun­gen­schaf­ten und Schwie­rig­kei­ten der sozia­lis­ti­schen Peri­ode in der Mongo­lei und von den vielen Proble­men, die die Priva­ti­sie­rung nach 1990 mit sich brachte. Im vergan­ge­nen Herbst orga­ni­sier­ten wir eine Diskus­si­ons­ver­an­stal­tung, um in die Geschichte der Mongo­lei einzu­tau­chen und um über Lehren aus deren Erfah­run­gen zu sprechen.

 Auf der Grund­lage der Forschungs­ar­beit im letz­ten Jahr haben wir nun einen ausführ­li­che­ren Arti­kel veröffentlicht:

Die 1924 gegrün­dete Mongo­li­sche Volks­re­pu­blik war nach der Sowjet­union der zweite Staat, in dem die werk­tä­ti­gen Massen ihren ehema­li­gen Ausbeu­tern die Macht entris­sen und sich an den Aufbau einer sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft mach­ten. Dennoch war die Mongo­lei in prak­tisch jeder Hinsicht noch unter­ent­wi­ckel­ter als ihr sowje­ti­scher Nach­bar im Norden. Das arbei­tende Volk war mit der bruta­len Feudal­herr­schaft sowohl des mongo­li­schen Adels als auch der chine­si­schen Besat­zer konfron­tiert. Nach der Revo­lu­tion von 1921 führte die Mongo­li­sche Revo­lu­tio­näre Volks­par­tei (MRVP) das Land von einer rück­stän­di­gen feudal-theo­kra­ti­schen Gesell­schaft durch eine Phase der demo­kra­ti­schen Trans­for­ma­tion hin zu einer agrar­in­dus­tri­el­len sozia­lis­ti­schen Wirt­schaft. Bildungs- und Gesund­heits­in­di­ka­to­ren bestä­tig­ten die massi­ven sozia­len Verbes­se­run­gen der Bevöl­ke­rung: Die Mongo­lei war das erste Land in Asien, das erfolg­reich eine umfas­sende Alpha­be­ti­sie­rung durch­führte und die Lebens­er­war­tung war durch­weg höher als in ähnli­chen Ländern wie etwa Indien und Nepal.

Die mongo­li­sche Erfah­rung war inso­fern einzig­ar­tig, als das Land die kapi­ta­lis­ti­sche Entwick­lungs­phase voll­stän­dig umging. Die Volks­re­pu­bli­ken in Osteu­ropa hatten vor ihrer sozia­lis­ti­schen Peri­ode alle eine kapi­ta­lis­ti­sche Entwick­lungs­phase durch­lau­fen. Auch Sowjet­russ­land hatte dies bis zu einem gewis­sen Grad getan. Doch in der Mongo­lei und den zentral­asia­ti­schen Sowjet­re­pu­bli­ken wurde ein völlig neuer Weg der so genann­ten „nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lung“ einge­schla­gen. In den 1960er und 1970er Jahren began­nen marxis­tisch-leni­nis­ti­sche Theo­re­ti­ker, sich mit den Erfah­run­gen der Mongo­lei zu befas­sen, in der Über­zeu­gung, dass sich aus dieser Geschichte Entwick­lungs­stra­te­gien für die ehema­li­gen Kolo­nien in Afrika und Asien ablei­ten ließen. Die Wirt­schaft und die sozia­len Struk­tu­ren dieser neuen unab­hän­gi­gen Staa­ten waren durch kolo­niale Herr­schaft und Ausbeu­tung erheb­lich defor­miert worden. Könn­ten auch sie den Kapi­ta­lis­mus umge­hen und einen Weg zum Sozia­lis­mus einschla­gen, wie es die Mongo­lei getan hatte?

 Der Arti­kel gibt einen Über­blick über die revo­lu­tio­näre Peri­ode der Mongo­lei und zeich­net die Entwick­lungs­stra­te­gien der mongo­li­schen Marxis­ten nach 1921 nach. Der Schwer­punkt liegt vor allem auf der frühen „allge­mein-demo­kra­ti­schen Phase“ (1921 – 1940), in der die Haupt­auf­gabe darin bestand, die Macht der einhei­mi­schen Feudal­klas­sen zurück­zu­drän­gen und sich der impe­ria­lis­ti­schen Aggres­sion von außen entgegenzusetzen.

Die ersten Führer der Mongo­li­schen Volks­par­tei mit Boris Schum­jat­ski, dem Grün­der des Fern­öst­li­chen Sekre­ta­ri­ats der Komin­tern (1921).

Zur Zeit der Revo­lu­tion mach­ten die noma­di­schen Hirten über 90 Prozent der Bevöl­ke­rung aus, doch der Vieh­be­stand des Landes war in den Händen einer aris­to­kra­ti­schen Minder­heit konzen­triert. Nach Bera­tung mit den Bolsche­wiki verkün­dete die MRVP, dass eine revo­lu­tio­när-demo­kra­ti­sche Dikta­tur der werk­tä­ti­gen Hirten unter dem Namen Mongo­li­sche Volks­re­pu­blik (MVR) errich­tet werden sollte. Der wissen­schaft­li­che Sozia­lis­mus wurde als Leit­ideo­lo­gie der Partei fest­ge­legt, und die armen und mitt­le­ren Hirten wurden als die soziale Kraft bezeich­net, die den Prozess der nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Entwick­lung voran­trei­ben würde.

Eine große Heraus­for­de­rung für die MRVP war die Frage des Lamais­mus. Diese Reli­gion war im 17. Jahr­hun­dert von der mongo­li­schen Aris­to­kra­tie aus Tibet impor­tiert worden, um ihre Herr­schaft über die Hirten zu legi­ti­mie­ren und zu festi­gen. Bis zum 20. Jahr­hun­dert hatte sich der Lamais­mus sowohl kultu­rell als auch wirt­schaft­lich tief in der mongo­li­schen Gesell­schaft veran­kert. Vor der Revo­lu­tion im Jahr 1921 hatten die Klös­ter ein Mono­pol auf das Bildungs- und Gesund­heits­we­sen. Der fast abso­lute Analpha­be­tis­mus der Hirten bedeu­tete, dass die Kleri­ker großen Einfluss auf die Massen ausüben konn­ten. Nur 0,5 % der Gesamt­be­völ­ke­rung konnte lesen und schrei­ben. Die Lehren des Klerus waren ideo­lo­gisch reak­tio­när, und darüber hinaus behin­der­ten irra­tio­nale buddhis­ti­sche Prin­zi­pien objek­tiv die wirt­schaft­li­che Entwicklung.

Die Klös­ter spiel­ten nicht nur kultu­rell eine wich­tige Rolle, sie waren auch ein bedeu­ten­der Wirt­schafts­fak­tor im Lande. Im Jahr 1918 machte der Besitz des Klerus mehr als 20 Prozent des mongo­li­schen Reich­tums aus (der welt­li­che Adel besaß weitere 25 Prozent). Die Klös­ter hatten einen großen Teil des Vieh­be­stands des Landes ange­häuft und betrie­ben umfang­rei­che Handels- und Finanz­ge­schäfte, die ärmere und mitt­lere Hirten ausbeu­te­ten. Die Gewinne des Klerus wurden nicht produk­tiv in den Produk­ti­ons­pro­zess reinves­tiert, sondern sammel­ten sich einfach in den Klös­tern an.

All dies führte dazu, dass die Klös­ter zu Kris­tal­li­sa­ti­ons­punk­ten für die Konter­re­vo­lu­tion wurden. Dieje­ni­gen, die ihre Privi­le­gien in der Gesell­schaft bewah­ren oder die Mongo­lei von innen heraus desta­bi­li­sie­ren woll­ten, fanden in den über 700 Klös­tern im ganzen Land Mitver­schwö­rer. Die 1930er Jahre waren daher von einem erbit­ter­ten Kampf zwischen den Revo­lu­tio­nä­ren und der welt­li­chen und geist­li­chen Aris­to­kra­tie geprägt. Die drohende direkte Inter­ven­tion des impe­ria­lis­ti­schen Japans verschärfte diesen Kampf erheb­lich, da die konter­re­vo­lu­tio­nä­ren Klas­sen in der Mongo­lei versuch­ten, mit den Japa­nern zu kolla­bo­rie­ren, genau wie sie es im benach­bar­ten China taten. Im Arti­kel wird unter­sucht, wie die MRVP mit Hilfe der Komin­tern durch diese beson­ders turbu­lente „allge­mein-demo­kra­ti­sche Phase“ navigierte.

Die Elek­tri­fi­zie­rung der Mongo­lei wurde durch wirt­schaft­li­che und tech­no­lo­gi­sche Koope­ra­ti­ons­ab­kom­men mit ande­ren sozia­lis­ti­schen Staa­ten vorangetrieben.

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg begann die Mongo­lei mit dem Aufbau des Sozia­lis­mus. Paral­lel zur Elek­tri­fi­zie­rung des Landes wurde nach und nach eine indus­tri­elle Basis geschaf­fen. Die Indus­tria­li­sie­rung verän­derte die mongo­li­sche Gesell­schaft dras­tisch, da die Arbei­ter­klasse und die städ­ti­sche Bevöl­ke­rung rasch wuch­sen. Die Umstruk­tu­rie­rung der Land­wirt­schaft in Genos­sen­schaf­ten ermög­lichte die Einfüh­rung moder­ner Tech­no­lo­gien und Metho­den auf dem Lande. Außer­dem sicherte sie den Hirten stabile Einkom­men, Urlaubs­tage und Renten. In den 1960er Jahren war der Analpha­be­tis­mus prak­tisch besei­tigt. Die Kinder erhiel­ten eine Grund­schul­aus­bil­dung, und Tausende junger Mongo­len ließen sich zu Inge­nieu­ren, Ärzten, Tier­ärz­ten, Wirt­schafts­wis­sen­schaft­lern usw. ausbil­den. Umfas­sende Initia­ti­ven im Gesund­heits­we­sen trugen dazu bei, die Hygie­ne­stan­dards zu verbes­sern und die Menschen gegen vermeid­bare Krank­hei­ten zu impfen. Im Vergleich zu den ande­ren sozia­lis­ti­schen Staa­ten war die Indus­trie in der Mongo­lei noch rudi­men­tär, aber dieser Moder­ni­sie­rungs­schub war für den Lebens- und Bildungs­stan­dard des Landes von großer Bedeutung.

Ein wich­ti­ger Faktor für die ausge­prägte wirt­schaft­li­che Entwick­lung der Mongo­lei nach dem Zwei­ten Welt­krieg waren die Bezie­hun­gen zu den ande­ren sozia­lis­ti­schen Staa­ten. Der Volks­re­pu­blik war es gelun­gen, sich von der kapi­ta­lis­ti­schen Welt­wirt­schaft abzu­kop­peln und die Abhän­gig­keit von auslän­di­schem Kapi­tal zu über­win­den. Die Finanz­mit­tel für die Entwick­lung kamen aus dem sozia­lis­ti­schen Block zu sehr güns­ti­gen Konditionen.

Die sozia­lis­ti­schen Handels­be­zie­hun­gen nahmen nach 1962 einen quali­ta­tiv neuen Charak­ter an, als die Mongo­lei als erster nicht­eu­ro­päi­scher Staat dem Rat für gegen­sei­tige Wirt­schafts­hilfe (RGW) beitrat. Der Über­gang von bila­te­ra­len zu multi­la­te­ra­len Handels­be­zie­hun­gen ermög­lichte die schritt­weise Inte­gra­tion der mongo­li­schen Wirt­schaft in die sozia­lis­ti­sche inter­na­tio­nale Arbeits­tei­lung. Der darauf­fol­gende plan­mä­ßige Wissens- und Tech­no­lo­gie­trans­fer trug dazu bei, die mate­ri­elle und tech­ni­sche Basis der mongo­li­schen Wirt­schaft voran­zu­trei­ben. Mit Hilfe der ande­ren sozia­lis­ti­schen Staa­ten wurden land­wirt­schaft­li­che Komplexe, geolo­gi­sche Labo­ra­to­rien und Berg­bau­be­triebe aufge­baut. Allmäh­lich wandelte sich die Mongo­lei von einem Agrar­land zu einem Industriestaat:

Bis 1973 hatten rund 17.000 Mongo­len eine Ausbil­dung in der UdSSR absol­viert, Tausende weitere studier­ten in ande­ren sozia­lis­ti­schen Staa­ten. Während der RGW in den 1980er Jahren noch eine einfa­che Form der inter­na­tio­na­len Arbeits­tei­lung darstellte, spielte er eine Schlüs­sel­rolle bei der Förde­rung der Entwick­lung der Mongo­lei. Das Land verzeich­nete in dieser Zeit ein bemer­kens­wer­tes Indus­tria­li­sie­rungs­tempo, wobei sich die indus­tri­elle Brut­to­pro­duk­tion zwischen 1960 und 1980 fast versechsfachte.

Die Ankün­di­gung der mongo­li­schen Regie­rung im Jahr 1960, dass das Land den nicht-kapi­ta­lis­ti­schen Entwick­lungs­weg abge­schlos­sen habe, fiel mit dem „Jahr Afri­kas“ zusam­men, in dem 17 afri­ka­ni­sche Staa­ten ihre poli­ti­sche Unab­hän­gig­keit erlang­ten. Auf der Suche nach Auswe­gen aus der durch den Kolo­nia­lis­mus verur­sach­ten Unter­ent­wick­lung waren viele dieser jungen Regie­run­gen daran inter­es­siert, von den Indus­tria­li­sie­rungs­stra­te­gien der Sowjet­union und ande­rer sozia­lis­ti­scher Staa­ten zu lernen. Hier spielte die Mongo­lei als eine ehema­lige Kolo­nie und feudal­ge­präg­tes Land eine beson­dere Rolle.

Die Heraus­for­de­run­gen für die afri­ka­ni­schen Staa­ten waren in der Tat kompli­zier­ter als in der Mongo­lei. Keiner der Staa­ten, die den nicht­ka­pi­ta­lis­ti­schen Weg der Entwick­lung einge­schla­gen haben, hat sein Ziel erreicht, bevor das sozia­lis­ti­sche Lager 1990 zerfiel. Die Stagna­tion des inter­na­tio­na­len Inte­gra­ti­ons­pro­zes­ses im RGW und die Unfä­hig­keit (oder der Unwille), die afri­ka­ni­schen Staa­ten in den RGW aufzu­neh­men, spiel­ten dabei eine entschei­dende Rolle, argu­men­tie­ren wir.

Die mongo­li­sche Erfah­rung bietet eine Fülle von Erkennt­nis­sen, aus denen wir heute lernen können. Gerade im Globa­len Süden wird derzeit darüber debat­tiert, wie die über­mä­ßig ausge­beu­te­ten ehema­li­gen Kolo­nien dem Neoko­lo­nia­lis­mus entkom­men können. Dies ist eine beson­ders drin­gende Frage für die Staa­ten in West­afrika, die momen­tan versu­chen, den Einfluss des fran­zö­si­schen Impe­ria­lis­mus zurück­zu­drän­gen. Die Erfolge und Gren­zen des RGW geben außer­dem Denk­an­stöße für die aktu­elle Diskus­sion über Wirt­schafts­bünd­nisse jenseits des west­lich domi­nier­ten IWF und der Welt­bank. Wie sieht eine eigen­stän­dige Entwick­lung aus und wie lässt sie sich mit Spezia­li­sie­rung und inter­na­tio­na­ler Arbeits­tei­lung verbinden?

Artikel: „Unverzichtbarer Widerstand“

Vor 140 Jahren wurde in Berlin die soge­nannte Kongo-Konfe­renz abge­schlos­sen. Otto von Bismarck hatte die euro­päi­schen Kolo­ni­al­mächte zusam­men­ge­ru­fen, um den afri­ka­ni­schen Konti­nent in Einfluss­sphä­ren für die Ausplün­de­rung aufzu­tei­len. Anläss­lich dieses Jahres­ta­ges veröf­fent­lichte die Tages­zei­tung junge Welt eine Beilage unter dem Titel „(Post-)Kolonialismus“, die sich mit dem aktu­el­len Kolo­nia­lis­mus-Diskurs in Deutsch­land beschäf­tigt. Wir haben einen Arti­kel beigesteu­ert, in dem die mili­tä­ri­sche Unter­stüt­zung der BRD und der DDR in Afrika gegen­über­ge­stellt wird. Während Bonn seinem NATO-Verbün­de­ten Portu­gal Waffen für dessen Kolo­ni­al­kriege in Angola, Mosam­bik und Guinea-Bissau lieferte, bewaff­nete und trai­nierte die DDR die Befrei­ungs­be­we­gun­gen in den Kolo­nien. Wir unter­su­chen, wie die SED-Führung allmäh­lich zu der Entschei­dung gelangte, dass ostdeut­sche Waffen geschickt werden soll­ten, um die afri­ka­ni­schen Befrei­ungs­be­we­gun­gen zu stärken.

„Mit Formu­lie­run­gen wie »Honeckers Afri­ka­korps« versu­chen bürger­li­che Histo­ri­ker, die Unter­stüt­zung der DDR für bewaff­nete Befrei­ungs­be­we­gun­gen zu verdre­hen, um eine Gleich­set­zung mit dem faschis­ti­schen Deutsch­land herzu­stel­len. Abge­se­hen von der Tatsa­che, dass NVA-Einhei­ten niemals zum Kampf im Ausland einge­setzt wurden, stand das sozia­lis­ti­sche Deutsch­land ausdrück­lich auf der ande­ren Seite des Klas­sen­kamp­fes. Nicht unter deut­scher Flagge, sondern unter dem Banner der natio­na­len Befrei­ung kamen DDR-Waffen in Afrika und Asien zum Einsatz.“

Artikel: „Zwischen Kollaboration und Konfrontation“

In der Wochen­zei­tung Unsere Zeit haben wir eben­falls einen Arti­kel über die Arbei­ten sozia­lis­ti­scher Wissen­schaft­ler zur Frage der Anwen­dung der poli­ti­schen Ökono­mie in den ehema­li­gen Kolo­nien veröf­fent­licht. Heute reden viele fort­schritt­li­che Kräfte von einem mögli­chen Aufbruch bisher neoko­lo­nial unter­drück­ter Länder. Können diese Länder – auch wenn sie sich kapi­ta­lis­tisch entwi­ckeln – eine fort­schritt­li­che Rolle auf der Welt­bühne spie­len? Sind Indien und Brasi­lien, die sich beide kürz­lich aus Chinas Belt and Road Initia­tive zurück­ge­zo­gen haben, nicht Para­de­bei­spiele dafür, wie unzu­ver­läs­sig dieses neue Bünd­nis gegen den US-geführ­ten Impe­ria­lis­mus ist? Bei der Erör­te­rung solcher Fragen lohnt es sich, zu den Arbei­ten sowje­ti­scher und DDR-Wissen­schaft­ler zurück­zu­keh­ren. Damals widme­ten sich ganze Fakul­tä­ten dem Studium der Dyna­mi­ken in den soge­nann­ten Entwick­lungs­län­dern. Im Arti­kel fasst Matthew die Analyse des sowje­ti­schen Profes­sors Sergej Tjul­panow und des DDR-Profes­sors Herbert Graf zusammen.

Aufruf: Zeitzeugen gesucht

1986 soll der bekannte ameri­ka­ni­sche Folk-Sänger Pete Seeger beim Festi­val des poli­ti­schen Liedes gemeint haben, „es lohne, bei Springsteen genauer hinzu­hö­ren, da passiere heutige USA-konkrete gute Musik“, so heißt es im Begleit­text zur im selben Jahr bei AMIGA erschie­ne­nen Springsteen-Platte „Born in the USA“. Zwei Jahre später, im Sommer 1988, steht der Rock-Musi­ker mit seiner Band in Berlin, Haupt­stadt der DDR, vor 160.000 Menschen auf der Bühne.

Für einen Doku­men­tar­film über das Groß­ereig­nis ist das Produ­zen­ten­team auf der Suche nach persön­li­chen Aufnah­men und Zeit­zeu­gin­nen, die das Konzert besuch­ten oder in die Orga­ni­sa­tion einge­bun­den waren. Wenn ihr dabei gewe­sen seid und von euren Erleb­nis­sen berich­ten wollt — meldet euch bei Springsteen@passion-pictures.co.uk.